und damit eine Verlegung des Vertrages bedeuten würden. So liegt das eigentliche Problem. Frankreich   hat durch feine Vertreter in Genf   immer wieder aufs neue bekräftigt, daß es willens sei, die volle Abstimmungsfreiheit am

Militärischer Spaziergang nicht geduldet"

18. Januar zu sichern. Frankreich   hat wiederholt erklärt, Lümmelcien gegen Knox

daß es jeden Entschluß der Saarländer  , wie er auch aus­fallen möge, anerkennen wird."

Am Schlusse seiner Ausführungen erklärt der Temps": Von einer militärischen Intervention Frankreichs  , einen Druck auf die Abstimmung auszuüben, kann keine Rede sein. Wenn aber im Laufe der nächsten Monate im Saargebiet Unruhen entstehen sollten, die zu unterdrücken die Polizei und die einheimischen Landjäger nicht die Macht haben, und wenn die Regierungsfommission von ihrem Recht Gebrauch machen wird, Truppen anzufordern, die außerhalb des Ge­bietes liegen, um Bevölkerung und Eigentum zu schützen, so wird es die Pflicht Frankreichs   sein, diesem Appell Folge zu leisten. Es hängt von den Deutschen   selbst ab, daß eine folche Intervention französischer Truppen mit einer abso= Int klar definierten Mission vermieden wird, und daß die Abstimmung an der Saar   unter Bedingungen stattfindet, die die Ruhe sichert und der Würde entspricht, die einem Boltsaft von dieser Bedeutung zukommt."

Außenpolitische Aktivität

Paris  , 3, November.

( Von unserem Korrespondenten) Der Berliner   Korrespondent des Paris- Midi" hebt, wie die gesamte französische   Presse, hervor, wie groß die Auf­regung in den deutschen   Zeitungen deshalb ist, weil Frank­ reich   deutlich seinen Willen befundet hat, die ungehinderte Durchführung der Saarabstimmung zu garantieren. Aber, so meint er, es wäre ein Irrtum, zu glauben, daß das Reich, während es seine Presse gegen Frankreich   mobil mache, auf anderen Gebieten der Außenpolitik sich passiv verhalte. Die deutsche   Regierung fahre weiter darin fort, auf dem Balkan  ihre Sondierungen" vorzunehmen.

ein militä­

Es sei bekannt, daß ein neuer Abgesandter rischer Sachverständiger nach Athen   geschickt werde, der bei seiner Rückkehr seine Reise in Sofia   unterbrechen solle. In Athen   soll es sich nur um eine einfache Fühlungnahme handeln. In Sofia   folle der Geheimgesandte mit der bulga= rischen Regierung Verhandlungen über ein demnächstiges Abkommen mit dem Reich führen. Der Korrespondent des Paris- Midi" will von vertrauenswürdiger Seite erfahren haben, daß die fraglichen Verhandlungen schon recht weit gebiehen seien.

Berlin  , 3. November.

Die Presse setzt ihren Lärm gegen den Präsidenten der Regierungsfommission an der Saar   und gegen Frankreich  fort. Die Berliner Börsen- Zeitung" leistet sich folgende Lümmelei gegen Herrn Knox:

Man fragt sich vergebens, wie Herr Knor dazu gekommen ist, in so ungeheuerlicher Weise sein Amt als Treuhänder zu verleben und als Amtswalter der krassesten französischen   Interventionspolitik mitzuwirken. Es heißt, er lebe in einem ständigen Angstzustand wegen der Drohbriefe, die er bekommt. Herr Knox mag selbst das Gefühl haben, die Rolle eines Fronvogts zu spielen, aber er müßte genau wissen, daß auf Seiten der Deutschen Front niemand so wahnsinnig sein wird, durch ein Verbrechen seine Heimat in ein entseßliches Unglück zu stürzen. Drohbriefe sind vor allen Dingen leicht geschrieben von solchen Kreisen, die ein Interesse daran haben, auf die ihnen bekannte Psychose des Herrn Knor einzuwir= fen. Das alles paßt wunderbar in die Arbeit des Marley­fen. Das alles paßt wunderbar in die Arbeit des Marley­Komitees und der übrigen Abstimmungs- Sabotage- Fabriken im Saargebiet. Wir können uns auch schon lebhaft denken, wie Herr Knor in seiner bekannten 3eitzünder­manier den Augenblick abvassen wird, um im richtigen psychologischen Moment wieder mit derartigen, ihm ge­legenen Beschwerden an die Genfer   Weltöffentlichkeit zu treten.

Herr Knox! Weder das Prestige dieses oder jenes Lan­des, noch der Ruf des Völkerbundes können weiterhin ver­langen, daß dieser Mann, der, aus welchen Gründen auch immer, seinen Posten zum Wohl des anvertrauten Lan­des und des Weltfriedens nicht auszufüllen vermag, auf sei­nem Posten verbleibt, um weiter mit Streichhölzern am Pulverfaß zu spielen, sondern im Gegenteil, daß er ihn sobald wie möglich einem Fähigeren, Beson neren über läßt."

Die Deutsche Allgemeine Zeitung" wirft der französischen   Regierung Bynismus vor und sagt, daß die Abstimmung im Saargebiet unter dem Gewehrschlag moto­risierter Truppen durchgeführt( oder verhindert) werden solle. Sie verweist auf die Königsberger Rede des Reichs­ministers Rudolf Heß  , in der u. a. gesagt wurde, daß das neue Deutschland   einen Spaziergang fremder Trup pen in deutsches Land nicht dulden werde.

Das Berliner Tageblatt" behauptet, der Vor­sitzende der Regierungskommission des Saargebiets set parteiisch und immer mehr geneigt, gewaltsame Lösungen herbeizuhören, weil er der normalen Erledigung seines Auftrages nicht gewachsen ist. Man scheine sich in Paris   und auch in anderen europäischen   Hauptstädten der ganzen Schwere einer Situation nicht bewußt zu sein, die durch die über dem Saargebiet hängende Einmarschdrohung geschaf= fen werde. Schon die französische   Eventualdrohung müsse ale gewollte Störung des allgemeinen Friedens angesehen werden.

..Wien  , du Stadt meiner Träume..."

99

Herrn von Papens Kunststücke und Winkelzuge. um den Nationalsozialismus in W.en einzuschmuggeln

Wladimir d'Ormesson   veröffentlicht im Figaro" einen Artikel über die Art, wie Herr von Papen, der außerordentliche Gesandte Hitlers   in Wien  , dort sein Intrigenney ausspannt. D'Ormesson gibt seinem Artikel, den wir hier im vollen Wortlaut folgen lassen, die Ueberschrift: Herrn von Papens Kunststücke und Winkelzüge, um den Nationalsozia­lismus in Wien   an die Macht zu bringen".

( Von unserem Korrespondenten)

Der Kampf gegen Preissteigerung fanglers Dollfuß vergangen, das ist recht lange im der­Görings Verzweiflungserlaẞ

Berlin, 3. November. Göring   hat in seiner Eigenschaft als preußischer Minister­präsident folgenden Erlaß an die Oberpräsidenten und Po­lizeipräsidenten gerichtet:

In Verfolg der vom Führer gestern abgehaltenen Be­sprechung mit den Reichsstatthaltern ordne ich an:

Die Oberpräsidenten, Regierungspräsidenten und Polizei­präsidenten haben in Fällen von Preissteigerungen, die nichtoffiziell von Staatsstellen genehmigt sind, besonders bei Preissteigerungen auf Lebensmittel, unverzüglich in schärf: fter Form einzugreifen. Bereits vorbeugend find Versuche solcher Preissteigerungen zu unterbinden. Die Lebensmittel­preise sind laufend zu überwachen. Ich mache darauf auf­merksam, daß ich nicht dulden werde, daß in irgendeiner Form versucht wird, durch künstlich herbeigeführte Waren­knappheit höhere Preise zu erzielen. Nachdem die meisten Lebensmittelpreise geregelt sind, besteht auch für den Han­del feinerlei Anlaß. irgendein Risiko einzufalkulieren, um dadurch zu höheren Preisen zu gelangen. In einer Zeit, da ale Opfer bringen sollen und gerade die werktätige Bevöl­ferung ihre Opferwilligkeit für den Neuaufbau des Vater­landes bewiesen hat ist es ein Verbrechen, wenn von ein= zelnen Seiten versucht wird, den privatkapitalisti chen Profit über das allgemeine Volkswohl zu stellen. Die Strafe hier­für fann gar nicht scharf genug bemessen sein. Ich hoffe und erwarte, daß bei schärffter Beobachtung der Preisentwick­lung und der Versorgungslage seitens der Behörden keine irgendwie geartete Uebertenerung vorkommen kann. Sollte fich trotzdem irgendwo eine Verteuerung bemerkbar machen, so ist mir persönlich darüber umgehend telegrafisch zu be= richten, damit ich in der Lage bin. selbst einzuschreiten. Es geht jest nicht um den Profit einzelner, sondern um das Wohl aller, insonderheit um das Wohl der schwer arbeiten­den und nicht begüterten Volksgenossen.

Während die NSDAP   Material" über die Preissteige­rung sammelt", veriucht Göring   die unerträgliche Steige­rung der Preise für die wichtigsten Bedarfsartikel durch staatliche Eingriffe aufzuhalten. Diese Maßnahmen werden wenig helfen, da damit der eigentliche Grund der Preis­steinerungen. die Blubo  - und Devisenbewirtschaftungs­politif, nicht beseitigt wird. Und wenn Göring  , der Freund Thnssens, gegen den privatfapitalistischen Profit" wettert, so kann man darüber nur lachen. Warum iagen denn die Nationalsozialisten den Schacht, diesen typischen Vertreter der kapitalistischen   Wirtschaft. nicht danon und bekämpfen ernstlich den Kapitalisme? if trialismus" ledig­lich ein Betrug ist.

Zuchthaus!

Berlin  , 3. Nov. Vor dem Volksgerichtshof   in Berlin  hatte sich der frühere sächsische Landtagsabgeordnete der KPD  . Kurt Sindermann   wegen einer fortgesetzten Reihe hochverräterischer Handlungen in Wort und Schrift zu ver­antworten, die bis in das Jahr 1929 zurückreichen. Sinder­mann, der damals Bezirksleiter in Chemnitz   war, hatte in einer fommunistischen Versammlung in Dresden   Zer­fegungsarbeit" unter der Polizei versucht durch die Auf­forderung, sich recht bald auf die Seite der Kommunisten zu schlagen, da es sonst zu spät sein könnte. Nach der Reichs­

A. Ph. Paris  , 2. November. Drei Monate sind seit der Ermordung des Bundes­zeitigen Lebensrhythmus. Auch das deutsche Intrigenspiel, das in Desterreich am Tage nach dem verabscheuuungs­würdigen internationalen Verbrechen vom 25. Juli auf­hörte, fängt schon wieder an, sich bemerkbar zu machen. In Erwartung neuer Mordtaten, die stets möglich sind, sucht man auf anderen Gebieten geschickt und listig zu Werke zu gehen. Die Zusammenkunft, die österreichische Großdeutsche mit dem Kanzler Schuschnigg   und dem Vizekanzler Für sten Star hemberg hatten, ist einer von diesen Kunst­griffen. Der Zweck bleibt immer der gleiche: in Wien   eine angeblich österreichische Regierung einzusetzen( um den internationalen Schein zu wahren), die aber tatsächlich aus Handbangern des dritten Reiches" bestehen soll. Nur die Taktik hat sich gewandelt. Da man mit leberfall und Ge­walt Pech gehabt hat, versucht man die Machthaber zu schwächen, zu erschüttern, ihnen unaufhörlich Schwierigkeiten zu schaffen, fie vor der öffentlichen Meinung Desterreichs und Europas   in Mißkredit zu bringen. Kurz, es handelt sich im wesentlichen darum, Zäufereien in Oesterreich   her­vorzurufen und zu unterhalten. In unruhigem Wasser rechnet Berlin   mit einem reichen Fischzug.

Wir glauben zu wissen, daß der wahre deutsche   Feld­zugsplan nicht der ist, der bei dem Schritt der nationalen und großdeutschen Vertreter sfizziert wurde. Den Infor­mationen zufolge, die wir besitzen, ist das Manöver, dessen Ausführung der Geschicklichkeit des Herrn von Papen an= vertraut. wurde, auf andere Art heimlich und hinterlistig. Man urteile nur!

Die gegenwärtigen Mitglieder der Regierung Schuschnigg  sind einzeln betrachtet alles in allem einer Wiederherstel lung der Monarchie recht geneigt. Aber sie sind Staats: männer. Sie wissen, daß die Wiedereinsetzung der Habsburger   unentwirrbare und gefährliche äußere Schwierigkeiten hervorrufen würde, und daß Oesterreich, dem es schon so schlecht geht, sich nicht den Lurus eines solchen Abenteuers leisten kann.

In Wirklichkeit ist das Problem Habsburg   feine öfter­reichische oder ungarische Frage. Es ist eine europäische Frage infolge des besonderen Charakters, der diese Dunastic auszeichnete, die nicht mit einem einzigen Land verknüpft war, sondern mit einem heute zerstörten Mofait von Län­dern. So sehr, daß selbst die Mitglieder des Kabinetts Schuschnigg  , während sie im Innern ihres Herzens dem monarchistischen Gedanken treu bleiben, nichts fun werden, um ihn aus einem theoretischen Bedauern zu einer Recli­tät werden zu lassen. Aber neben ihnen fehlt es in den nichtamtlichen und unverantwortlichen Streifen nicht an österreichischen Legitimisten, die mehr als je den Wunsch

Der geschändete Friedhof

Der Taunusbote"( Nr. 254 vom 30. Oktober) be­richtet: Wie bereits allgemein bekannt sein dürfte, haben unbekannte Täter in einer der letztvergangenen Nächte den Friedhof der israelitischen Kultusgemeinde Bad Hom burg   in geradezu barbarischer Weise heimgesucht. 3 a hl= reiche Grabsteine wurden umgeworfen und 3. T. schwer beschädigt, so daß der Friedhof einen trau= rigen Anblick bietet. Gestern weilte die Staatsanwaltschaft bereits an Ort und Stelle und hat den Tatbestand aufge­nommen."

Der Taunusbote" schreibt dazu: Die Homburger Bevöl

lagswahl vom 5. März 1933 wurde er nach Dresden   berufen. schänder nur einer Meinung sein. Man sollte es nicht für

Hier nahm er im April an einer geheimen Sibung der Sekretäre der Bezirksleitung Sachsen feil, in der er den Auftrag erhielt, die ostsächsischen Bezirke der KPD.   wieder aufzubauen. Das Gericht erkannte entsprechend dem An­trag des Reichsanwalts auf die zulässige Höchst= strafe von drei Jahren Zuchthaus.

*

Vor dem Schöffengericht Braunschweig   hatte sich ein An getlagter aus Timmerlah   zu verantworten, weil er in einem Geschäft des Torfes abfällige Aeußerungen über die Reichs­regierung und den Führer und Reichskanzler getan hatte. Der Grund seiner Aeußerungen war, daß er sich über seine Pflichtabgaben an den Reichsnährstand geärgert hatte. Er wurde zu vier Monaten Gefängnis verurteilt.

ferung wird über diese rohe und infame Tat der Friedhofs­möglich halten, daß Deutsche   sich zu so außergewöhnlich häß­lichem Tun hinreißen lassen und damit nicht nur den Fried­hof schänden, sondern auch die Ehre ihres Volkes in den Augen jedes guten Deutschen  , jedes anständigen Menschen und der Welt beflecken. Das nationalsozialistische deutsche Bolk hat mit den Lumpen, die hier ihr Werk verrichteten, nichts gemein und besonders alle Homburger wenden sich mit Abschen von ihrem üblen Tun. Sollte es immer noch Deutsche geben, die nicht wissen, wie sehr solch grabschän­derisches Handeln nicht nur ihnen die eigene Ehre nimmt, sondern auch erst recht dem deutschen   Volk und seiner guten Sache ichadet und unseren Gegnern Material zu verstärkter Hetze in die Hand gibt? Wir hoffen, daß es gelingt, die Täter bald zu fassen und der verdienten Straße zuzuführen, die gar nicht streng genug sein kann. Diese Tat, die einen

hegen, ihren Traum Wirklichkeit werden zu lassen. Doch da wir in einer Zeit leben, wo dem Erfolg winkt, der sich der Gewalt bemächtigt, und wo alles auf eine Frage des Wollens hinauszulaufen scheint, meinen diese Legitimisten, daß für sie der Augenblick gekommen sei, um zu handeln, und zwar plötzlich zu handeln, um Europa   vor eine vol­lendete Tatsache zu stellen.

In der Hauptsache wird man sagen, würde eine solche Be­wegung den Interessen Deutschlands   entgegengesezt sein, und Berlin   müßte alles tun, um sich dem zu widerseßen. Vom Standpunft der Logik ist das richtig. In der Praxis hat man unrecht. Denn Hitlers   Spiel ist voller Hinterlist.

Nach den Mitteilungen, die wir besitzen, soll Herr von Papen tatsächlich dahin Anweisung erhalten haben, unter der Hand und hintenherum die Agitation der österreichi: schen Legitimisten zu ermutigen. Warum? Weil Deutschland   sehr gut weiß, daß, wenn mor­gen eine revolutionäre monarchistische Bewegung in Dester­reich zum Ausbruch fäme und der Erzherzog Otto   zum Bei­spiel in Kärnten   zum König ausgerufen würde, die kleine Entente und vor allem Jugoslawien sofort, und zwar in der entschiedensten Form, darauf reagieren würde. Aber das will Deutschland   ja gerade. Keineswegs so sehr, um einen Konflikt zwischen Italien   und Jugoslawien  zu entfachen( würden die Italiener nicht den Brenner überschreiten, wenn die Jugoslawen in Kärnten   ein­rückten?), als um in Wien   und Desterreich unmittelbar ein unbeschreibliches Durcheinander zu schaffen. Man erwartet, daß die Regierung Schuschnigg   dann in eine unhaltbare Situation fommen würde. Man rechnet mit ihrer zögern= den Haltung, ihrer Schwäche gegenüber legitimistischen Elementen. Man sieht einen starken äußeren Druck voraus. Mit Hilfe dieser furchtbaren öfterreichisch- enropäischen Verwirrung wäre es dann ein Kinderspiel, eine Regie: rungsfrise in Wien   hervorzurufen und eine Anzahl von entschlossenen Großdeutschen an die Macht zu bringen, die fich den Habsburgern entgegenstellen würden- und damit folgerichtig peinlichte Rüdicht auf die europäische Poli­tik und die Interessen der Kleinen Entente   nehmen wür: den, aber tatsächlich nichts anderes wären, als nur eine Mannschaft, die von Berlin   außersehen wäre, um Hitlers  Spiel zu spielen und dem Nationalsozialismus das Bett zu machen. So sollen die braven österreichischen Legi­timisten die Kastanien aus dem Feuer holen. Aber Hitler  möchte sie verzehren.

Und er würde sie um so ruhiger verzehren, als er sich die Kleine Entente   gewonnen hätte er würde es fick ja als Verdienst zuschreiben lassen, sie von dem habsbur gischen Gespenst befreit zu haben und so die Front do Anschlußgegner gebrochen hätte.

Das ist, glauben wir, der Plan der Wilhelmstraße. Ed ist sogar nicht unmöglich, daß der Schritt, den man jetzt ge­macht hat, den ersten Aft dieser Komödie darstellt. Man schiebt zunächst die Großdeutschen vor, um die Legitimisten in Aufregung zu versetzen und sie zur Beschleunigung ihrer Pläne zu treiben.

Man wird also recht gut daran tun, alles das, was in Wien   angezettelt wird, mit offenen Augen zu betrachten. Die österreichischen Monarchisten aber, die sicherlich nicht ahnen, daß sie so ausgezeichnet von sin as her geschoben werden, mögen gewarnt sein über die bolle, die man sie spielen lassen möchte.

Verrat am deutschen   Volk bedeutet, verlangt härteste Sühne!"

*

Das sind selten mannhafte Worte. Wir werden freilich nicht ganz den Verdacht los, daß hier nicht nur die Stimme der Menschlichkeit, sondern auch das Interesse der Kurver­waltung des Bades Homburg   die Feder geführt hat. Sie mögen keine Juden leiden, aber als zahlende Baräfte in Kurorten hat man sie gern, und die indafentat finite viele vom Besuche Homburgs abschrecken.

Schießfreiheit

Köln, 3. Nov. Vor dem Kölner Schöffengericht stand em SA- Führer, der eines Abends in einer Vartanlage ein Liebespaar angetroffen hatte, das sich unvorschriftsmäßig verhielt". Der Sturmführer stellte den Liebhaber zur Rede und erhielt zur Antwort, das pinge ihn aar nichts an, denn er sei SA.- Mann. Worauf der Sturmführer in Zivil sich als Vorgesetzter legitimierte. Es fam zu einer Ausein= andersetzung, die damit endete, daß der Sturmführer auf feinen Kameraden" zwei Schüsse abgab, von denen einer in die Brust traf. Vor dem Schöffengericht wurde der Sturm­führer freigesprochen.

Das Gericht erklärte zwar, daß der Sturmführer noch der SA  - Dienstanweisung nicht berechtiat gewesen sei, von der Waffe Gebrauch zu machen", doch habe er geglaubt, im Recht zu sein". Mit diesem Recht" des 30. Juni werden also in Rufunit persönliche Differenzen zwischen SA.- Jüh­rern und SA Männern allgemein beglichen werden können.