Für Deutschland   13.

SAAR BEILAGE

Wir Pirro von Gottes Gnaden

,, Als Führer der Deutschen   Front bin ich vor Gott   und dem deutschen   Volke verpflichtet..." So wendet sich der Landesleiter Gesindel- Pirro an die jaarländische Nation. An Mein Volk!"

Der Aufruf soll dartun, daß im Saargebiet alles in fried­lichster Ordnung wäre und Herr Knor sich nicht entfernt mit der Möglichkeit der Heranziehung französischer Truppen be schäftigen müßte, wenn die Regierungskommission endlich ihre Pflicht erfüllte. Sie läßt nämlich nach Herrn Pirro die schauerlichsten Schandtaten der Emigranten zu, die sogar zum Bandenfrieg" ausgebildet werden. Diesen bösen Emi­granten will Pirro das Handwerk legen. Die Regierungs­fommission soll ihnen sogar verbieten, an saarländischen Zeitungen mitzuarbeiten. Immerhin ist Pirro noch groß­zügig genug, nicht das Verbot der deutschen Sprache für ihm nicht genehme deutsche Volksgenossen auf deutschem Boden im deutschen   Volke zu fordern.

Der Schrecken über die französische militärische Geste ist so­wohl dem Landesleiter Pirro wie dem Saarkommissar Bürdel mächtig in die Glieder gefahren.

Pirro ordnet an:

1. Mitglieder der Deutschen   Front, die meinem Gebot zu­widerhandeln und keine Disziplin wahren, sind nicht nur aus der Deutschen   Front sofort auszustoßen, sondern auch gegebenenfalls der Staatsanwaltschaft zu übergeben.

2. Wer durch eine Anzeige an die Staatsanwaltschaft nach­weislich, die Verurteilung eines Terroristen, der sich in die Reihen der Deutschen   Front eingeschlichen hat, erzielt,

JANUAR

Gegen Hitler  !

,, DEUTSCHE FREIHEIT"

Hitlerismus

gegen Katholizismus erhält von der Deutschen Front eine Belohnung von Unversöhnliche Gegensätze 1000 Franken.

Bürckel befiehlt:

1. Vom 10. Januar bis 10. Februar 1985 ist innerhalb einer Zone von 40 Kilometer längs des Saargebietes das Tragen jeder Uniform verboten.

Die Folge der Zersetzung der vernunft- willenhaften Rassenseele ist ein weltanschauliches" intellektualistisch­zauberhaftes Gebäude, oder die Aufspaltung in wesenlosen Individualismus und triebhastes Bastardtum. Den ersten Fall liefert uns die katholische Kirche  ( in abge­2. Appelle, Aufmärsche oder Zusammenkünfte jeglicher schwächtem Maße auch der Protestantismus  ), welche einen Art fallen unter das gleiche Verbot. Zauberglauben( wobei dies Wort ohne jede Verächtlich­machung zu gebrauchen ist) intellektuell unter- und über­mauert, den zweiten zeigt uns die Zeit des späten Hellenis­ mus  . Das negative und das positive Christentum standen von je im Kampfe und ringen noch erbitterter als früher gerade in unseren Tagen. Das negative pocht auf seine fyrisch- etruskische Ueberlieferung, auf abstrakte Dogmen und altgeheiligte Gebräuche, das positive ruft erneut die Kräfte des nordischen Blutes wach, bewußt, so wie einst naiv die ersten Germanen, als sie in Italien   eindrangen und dem fiechen Lande neues Leben schenkten.

Was ist von solchen Beteuerungen zu halten? Nichts! Den Beweis liefern die Aufrufe selbst, so wenn Herr Bürcel lügt:

Wir erklären feierlich, daß wir niemals Putschabsichten gehabt haben."

Der berühmte Brief des Staatsrats und Reichsbeauf­

tragten Spaniol beweist das Gegenteil.

" Für Terroristen ist in unseren Reihen fein Raum." Terroristen fißen, von dem Führer" berufen, in hohen Staatsstellungen, und er selbst legt in seinem Buche ,, Mein Kampf  " begeisterte Bekenntnisse zum Terrorismus ab. Reihenweise sind Terroristen, auch Mörder, durch die natio­nalsozialistische Regierung amnestiert und rehabilitiert morden. Die reichsdeutschen Nazis find durch den Terror zur Macht gekommen und behaupten sich nun durch Terror.

Die NSDAP.  , die die deutsche Front" beherrscht, ist die Partei des Terrors auf allen Gebieten. Es wäre sträflicher Leichtsinn, ihr irgend eine Friedensbeteuerung zu glauben. Immerhin beweisen die beiden angsterfüllten Aufrufe, daß ouf Terroristen nur eine kraftvolle Autorität Eindruck macht.

Alfred Rosenberg  , der vom Führer und Reichs­kanzler mit der weltanschaulichen Erziehung der Nation beauftragte Theoretiker des Nationalsozialismus in seinem Buche Der Mythus des 20. Jahrhunderts". Eine Wertung der seelisch- geistigen Gestaltenkämpfe unserer Zeit, 13.- 16. Auflage, Seite 79.

Das Buch ist von der nationalsozialistischen Regierung allen Lehrerbibliotheken als geeignet empfohlen und in vielen Fällen auch katholischen Büchereien zwangsweise eingegliedert worden.

Der Saar  - und der Ruhrkumpel

Wem gehts besser?

Das Internationale Komitee der Bergarbeiter hat eine Untersuchung über die Reallöhne in den einzelnen Kohlen­revieren angestellt. Dabei wurde der größte Wert darauf gelegt, festzustellen, welche Mengen der wichtigsten Lebens­mittel fich der Bergarbeiter für seinen Lohn faufen kann. Interessant find da die Vergleiche zwischen dem Ruhrgebiet  und der Saar  . Auf Grund von amtlichen Preisnotierungen einzelner Bergarbeiterstädte beider Reviere, Befragung von Bergarbeitern selbst und Feststellung in den Geschäften wurden folgende Durchschnittspreise für die wichtigsten Lebensmittel festgestellt:

an der Ruhr 1 Kg.

an der Saar  

gelegt. Er beträgt: Im Ruhrgebiet   pro Schicht 7,70 Mart, an der Saar   44,70 Fr. Daraus ergibt sich folgendes: Der Berg arbeiter fann für diesen Schichtlohn kaufen:

Linsen

im Saargeb. also mehr

im Ruhr­

an der

gebiet

Saar

Kg.

Kg.

Butter

2,264

2,482

0,218

Schweint

3,208

5,720

2,512

Fett( gewöhnlich)

4,277.

7,450

3,227

Schweinefleisch

3,666

4,470

0,804

Rindfleisch

4,277

6,209

1.981

9,622

15,900

6,281

Butter

Schweinefett

3,40 Mr. 2,40 f.

1 Rg. 18, r.

Erbsen

10,266

12,250

1,984

Bohnen( weiße)

Kartoffeln

9,622 46,290

15,906

6,281

79,820

84,530

7,80 Fr.

Fett( gewöhnlich)

1,80 Mf.

6,-

1.

Schweinefleisch

2,10 Mf.

10,

r.

Rindfleisch

1,80 Mf.

7,20 Fr.

Linsen

0,80 Mt.

2,80 Fr.

Erbsen

0,75 Mf.

3,60 Fr.

Bohnen( weiße)

0,80 Mt.

2,80 Fr.

Kartoffeln 10 Kg.

1,70 Wf.

0,56 Fr.

Wegen der großen Lohnunterschiede in den einzelnen Ar­beitergruppen wurde zur Errechnung der Kauffraft der in beiden Revieren festgelegte Tariflohn der Hauer zugrunde

Saarkumpels, herhören!

Trübe Aussichten für die Ruhrkohle

Effen, 3. November. Goebbels   und die Führer der braunen Front an der Saar   sind nicht müde zu erklären, daß das dritte Reich" dem Saarbergbau den Kohlenabsaß sichern und darüber hinaus sogar die Kohlenförderung ausbauen werde. Es wäre wirklich zwecklos, auf diese faustdicken Lügen einzu­gehen, wenn sich nicht immer Dummföpfe finden, die den braunen Maulhelden Glauben schenken. Jeder ver­nünftige Mensch weiß, daß die Rückgliederung gerade dem Saarbergbau einen schweren Schlag versezen wird, da für die 4 Millionen Tonnen, die das Saargebiet jährlich nach Frankreich   liefert, im Falle eines Sieges der Hakenkreuzler fein neuer Absatzmarkt zu finden sein wird. Goebbels  und die von ihm gekaufte Presse erklären darauf, daß das große Deutschland  " immer noch Raum für den Kohlen­absatz des kleinen Saargebiets haben werde. Sie hüten sich dabei, konkrete Angaben zu machen, sondern beschränken sich auf dieses leere Gerede.

Wie aber in Wirklichkeit die Dinge liegen, darüber werden alle vernünftigen Menschen von der jüngsten soge­nannten Ratsherrensißung" der Stadt Essen  , die vorgestern stattgefunden hat, belehrt. Die Ratsherren haben sich darüber unterhalten, ob sie die Bürgersteuer auf 700 Prozent erhöhen sollen oder nicht. Während der Diskussion wies der Oberbürgermeister auf gewisse Steuerausfälle hin und er­flärte dabei folgendes:

Die Beschäftigungszahl in der Eisenindustrie steigt zwar ständig( gute Zeiten für die Rüstungsindustrie), aber bedauerlicherweise ist im Steinkohlenbergbau nicht eine gleich starke Zunahme der Beschäftigten zu ver= zeichnen. Der Steinkohlenbergbau, so führte der Ober­bürgermeister weiter aus, auf den die Stadt Essen   wirts schaftlich sich in startem Maße stüze, steht heute und wahr: scheinlich noch mehr in der Zukunft dem starken Wettbe: werb der Braunkohle und der weißen Kohle( Wafferkraft) gegenüber.

Die hier angeführten Lebensmittel, vor allem Kartoffeln, gewöhnliches Fett und Hülsenfrüchte, sind für den Bergmann die wichtigsten Lebensbedarfsartikel, von denen

er sich im Saargebiet fast das Doppelte für feinen Lohn taufen kann als an der Ruhr.

Saarländischer Kumpel! Status quo wird Dich und Deine Angehörigen nicht nur von Gestapo  , Konzentra­tionslagern, Erschießungen, Arbeitsdienst und anderen An­nehmlichkeiten des Hitler  - Paradieses bewahren, sondern auch verhindern, daß ihr Lebensstandard sinkt.

Aus diesen Erklärungen des Oberbürgermeisters von Essen   geht eindeutig hervor, daß der Ruhrfohlenbergbau mit stärfsten Absatzschwierigkeiten zu fämpfen hat, was ja u. a. auch ohne weiteres aus den hohen Haldenbeständen, die eine Höhe von etwa rund 11 Millionen Tonnen erreicht haben, hervorgeht. Wie soll unter diesen Umständen für die Saarfohle zufäglich ein Absatzgebiet geschaffen werden? Dieses Rätsel ist ganz einfach zu lösen: es ist eben ein Wahlschwindel des Herrn Goebbels  . Wehe den Saar­fumpels, wenn sie auf die Lockrufe der Goebbels und Kon­sorten hereinfallen. Not, Elend und Arbeitslosigkeit würden dann im Saargebiet einziehen.

Streicher hetzt gegen die Saar  - Juden

"

Nürnberg  , 3. Nov.( 3TA.) Das Oktober- Heft( Nr. 43) des Stürmer" bringt unter dem Titel Saargebiet und Juden" die Zuschrift eines D. J.  , Saarbrücken  ", die mit den Worten schließt: Für uns Saarländer   find die Juden zu einer Plage geworden. Um so sehnlicher wünschen wir die Einverleibung mit dem Reiche, damit mir endlich von dem Joch der Juden und der Fremdherrschaft befreit werden. Heil Hitler!"

In der gleichen Nummer des Stürmer" wird berichtet: In Saarbrücken   haben sich jüdische Emigranten in einem Schießklub zusammengefunden. Die Scheiben bestehen aus Bildern nationalsozialistischer Führer. Es wird geschos sen auf Hitler  , Göring  , auf Goebbels  , Frid, Heß usw. Daß die aus Deutschland   davongelaufenen Juden

Nationalität

Voltstum und Sprache sind das Jugendland Darin die Völker wachsen und gedeihen, Das Mutterhaus, nach dem sie sehnend schreien Wenn sie verschlagen sind auf fremden Strand. Doch manchmal werden sie zum Gängelband, Sogar zur Kette um den Hals der Freien; Dann treiben Längsterwachsene Spielereien, Genarrt von der Tyrannen schlauer Hand. Hier trenne sich der lang vereinte Strom! Bersiegend schwinde der im alten Staube, Der andre breche sich ein neues Bette! Denn einen Pontifer nur faßt der Tom, Das ist die Freiheit, der polit'sche Glaube, Der löst und bindet jede Seelenfette.

An die Katholiken!

Gottfried Keller  .

Aufruf einer englischen Glaubensgente.n

Miß Whately, London  , Kandidatin des Parlaments der Labour Party  , Ehrensekretärin der 6- Punkt- Gruppe Eng­lands, unter deren Vizepräsidentinnen sich Lady Astor  , Grä­fin Rhondda und andere befinden, ist von einer Delegations­reise nach Deutschland   soeben zurückgekehrt. Auf Initiative des Welthilfskomitees für die Opfer des Hitlerfaschismus hielt sich Miß Whately auf dem Rückwege furze Zeit im Saargebiet auf und nahm Gelegenheit, den Preisevertretern der Saarbrückener   Zeitungen ihre Eindrücke in Deutschland  wiederzugeben.

Nachdem Miß Whately mit einer Anzahl christlicher Frauen und Männer im Saargebiet Fühlung genommen und sich eingehend über die Abstimmungsfrage informiert hat, richtet sie folgenden Appell an die Saarbevölkerung:

" Frauen und Männer des Saargebiets!

Als Mitglied einer Delegation habe ich Deutschland   be­sucht, um dort eine Untersuchung der Lage der als Gei­feln gefangenen Frauen vorzunehmen. Die deutschen   Be­hörden haben sich geweigert, uns eine Unterredung mit diesen Frauen zu gestatten.

Ich habe in diesen Tagen mit den breitesten Bevölke­rungsschichten, besonders mit den Katholiken, Fühlung ge­nommen und den außerordentlichen Druck empfunden, den das Hitlerregime verursacht. Katholische Männer und Frauen haben uns ihre Not geflagt und ihre Empörung über die Verfolgungen der katholischen Welt in Teutsch­land Ausdruck gegeben.

Aus diesem Grunde appelliere ich als englische Katholifin an Sie und ermahne Sie, die große Gefahr für Ihre Frei­heit zu begreifen, die Sie bedroht, wenn Sie für Deutsch­ land   stimmen.

Stimmen Sie für den Status quo und ersuchen Sie ben Völkerbund, Ihnen Gelegenheit zu einer zweiten Ab­stimmung zu geben, wenn Deutschland   eine freie Nation geworden ist."

gez. Monica Whately.

solches machen, kann nicht überraschen. Würden sie die Mög Weitere ausländische Polizeioffiziere

lichkeit haben, anstatt auf ihre Bildnisse auf die Führer­köpfe in natura zu schießen, dann würden sie es fun. Sie sind eben Juden und tun, was ihnen der Tal­mud zu tun gebietet."

Aber gleichzeitig verlangt das Gesindel um Streicher, daß die Saarjuden für Hitler stimmen.

Saarbrücken  , 2. Nov. Wir berichteten, daß drei Polizeioffi­ziere eingestellt werden, von denen zwei englischer und einer norwegischer Nationalität ist. Hierzu erfahren wir noch, daß vermutlich zwei weitere Ausländer dem Polizeidienst zuge= teilt werden und zwar wird es sich um zwei Norweger han= deln. Auch diese neuen Beamten werden in der zentralen Leitung des saarländischen Polizeimesens arbeiten, die Herrn Ministerialrat A. Hemsly unterstehi.