und ihre Herren und Meiſter zerbrechen fich ben Ropf. Außerordentlich folgenschweres Ereignis"

wie man

Wenn auch die Mißstimmung sehr groß ist, so will doch niemand ausscheiden, weil man befürchtet, seine Arbeits­stelle zu verlieren. Ueberhaupt ist die Zugehörigkeit zur SA. usw mit einer Reihe von Vergünstigungen ver bunden, die keiner gern preisgeben will. So reagiert sich der Aerger und Groll im Meckern ab.

Worauf sich das Naziregime in der SA.   noch verlassen kann, ist die junge Generation. Sie ist unkritisch und im Grunde genommen unpolitisch. Sie glaubt alles, was Hitler sagt. Darum wird systematisch die junge SA.­Generation abgesondert, um sie noch wirksamer im Geiste des Nationalsozialismus und Militarismus zu erziehen. Diese vorbestimmten Opfer des neuen Weltkrieges sind die einzigen, die noch an Hitlers   Friedensreden glauben, während sie doch selbst am eigenen Leibe alle Vorberei­tungen der militärischen Aufrüstung verspüren.

Bei der gesamten übrigen Bevölkerung wirkt am er­schütterndsten ihre psychologische Verfassung, die den Krieg als unvermeidlich ansieht und in großem Umfang sogar mit seinem baldigen Ausbruch rechnet. Auch ein großer Teil der politisch ungeschulten Arbeiterschaft sucht leider Erlösung vom nationalsozialistischen Uebel durch den Krieg. Diese von uns noch nicht erfaßten Arbeiter­schichten fliehen aus der politischen Wirklichkeit in die politische Metaphysik. Was wechselt, sind ihre Hoff­nungsvorstellungen. Neulich war es eine Militärdiktatur oder die Monarchie, jetzt ist es der Krieg. Die Tragik liegt darin, daß damit auch die Kriegschancen wachsen, wäh­rend alles darauf ankommt, durch wachsenden inneren Widerstand das Naziregime von diesem letten verbrecherischen Abenteuer abzuhalten. Vieles wird davon abhängen, was der kommende Winter an aktivem Widerstand infolge der wachsenden Not bringen wird. Auch hier ist es wiederum bezeichnend, wie übereinstimmend das Urteil über den außerordentlichen Ernst der Ernährungslage ist.

Zusammenfassend läßt sich über den Stimmungs­umschwung in Deutschland   sagen: Am weitesten ist der Klärungsprozeß bei den geistigen Menschen fortgeschritten. In großem Umfange ist auch die Universitätsjugend ent­täuscht, teilweise geht sie auch schon zu aktivem Wider­stand über. So wird uns aus Bonn   mitgeteilt, daß kürzlich alle schlagenden Verbindungen auf einen Alarm in Wichs vor dem Haus der SA  .- Leitung demonstrierten, meil einem Rorpsstudenten auf eine Beleidigung durch einen SA.- Führer keine Genugtuung gegeben werden sollte. Nach der Demonstration wurde der SA.- Mann zur Strafe degradiert und von Diensthandlungen aus­geschlossen.

Die großen Mittelschichten( Handwerker, Klein­gewerbetreibende, Kleinbauern und Bächter) sind auf das fieffte enttäuscht und befinden sich in einer neuen agres­siven Miesmacherstimmung. Wie schlimm die Situation bei den Bauern ist, zeigt die geheime Denkschrift, die einer der bedeutendsten deutschen   Agronomen, Prof. Sering, an die Regierung gerichtet hat. Es wäre jedoch Illusion, anzunehmen, daß bereits eine ernste Bedrohung des faschistischen Regimes entstanden sei. Diese Be bingungen reifen erst heran, wenn die Ar­beiterschaft zu einem aktiven Widerstand übergeht und dabei die Unterstübung der bürgerlichen Mittelschichten findet. Bon einer solchen Situation kann jedoch noch nicht die Rede sein. Es bleibt fraglich, ob sie vor einem kriegerischen Zusammenstoß entstehen wird, jedoch müssen alle Kräfte angespannt werden, damit die Revolution vor dem Krieg ans Ziel gelangt.

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Anßerdem bestimmt der erste Artikel des Völkerbunds: pattes, daß nur solche Mächte als Mitglieder aufgenommen werden könnten, die tatsächliche Garantien für ihren auf richtigen Willen geben, ihre internationalen Verpflich tungen zu achten".

Das wäre nun wirklich nicht mehr der Fall bei Deutschland  , schließt der Temps", wenn es den schweren Fehler begehen würde, die Welt offiziell vor die vollendete Tatsache seiner massiven Wiederaufrüstung in offensichtlicher Verlegung der Militärbestimmungen des Versailler Vertrages zu stellen. Alle Welt wünsche natürlich, daß Deutschland   seinen Plaz in Genf   im Völkerbund und auf der Abrüstungskonferenz wieder einnehmen werde, aber deshalb könnte man sich doch nicht soweit erniedrigen, daß man die deutschen   Geheim­rüstungen legalisieren würde.

Allgemein verzeichnet man hier mit Genugtuung die Tat­sache, daß sich die Auffassung des englischen Ministerpräsi­denten Macdonald in der Rüstungsfrage erheblich ge­wandelt hat. Man spricht vielfach die Meinung aus, daß gerade Macdonald daran Schuld trägt, daß England seine

Rüstungen in den letzten Jahren zum eigenen Schaden ver­nachlässigt habe. Gallus sagt

im Intransigeant",

jetzt spreche Macdonald selbst das aus, was Frankreich   ihm und seinen Beauftragten Jahre lang bereits gesagt habe. Man fönne sich nur dazu beglückwünschen, weil England, nunmehr gewarnt, sicher seine alte Stärke wieder gewinnen werde, und Frankreich   habe ein großes Interesse daran, daß England militärisch start sei Baldwin habe gesagt, Eng­lands Grenze sei am Rhein  . Mit gleichem Recht können die Franzosen sagen daß ihre Grenze an der Themse   liege. Beide Nationen gehörten zusammen, ebenso wegen ihrer geographischen Lage wie aus ihrem gemeinsamen Wider­willen gegen die Tyrannei heraus. Wer die eine Nation treffe, der treffe auch die andere schwer. Würde Frankreich  von der Landkarte verschwinden, dann würde sich auch Eng land in Todesgefahr befinden. Würde England nieder­geworfen werden, dann würde auch Frankreich   als unmittel bare Folge davon seine Freiheit verlieren. Deutschland  fönne nicht das eine Land bedrohen, ohne es mit dem an­deren nicht ebenso zu machen.

50 000 deutsche   Flugzeuge jährlich?

Hitlerdeutschland auf dem Wege zur stärksten Mili.ärmacht der Welt Sorgenvolle britische Rechnungen

London  , 12. November 1934.

" Daily Mail", die konservative Morgenzeitung, bringt aussehenerregende Mitteilungen über die deutsche Aufrüstung. Man sagt der Zeitung enge Verbindungen zur englischen Rüstungsindustrie nach und könnte deshalb vielleicht an­nehmen, daß die Mitteilungen des Blattes u. a. durch die Absicht, dem englischen Ausrüstungsprogramm einen größeren Umfang und ein schnelleres Tempo zu geben, mit­bestimmt seien. Die Angaben der Zeitung sind jedoch so de­tailliert und bestimmt, daß man sie in ihrem wesentlichen Juhalt für richtig hält.

Man schäßt in unterrichteten Kreisen- so sagt der Be richt, daß Deutschland   heute eine Wochen produktion von 2500 Flugzeugen aufweist. Demgegenüber betragen die Jahres produktionsziffern beispielsweise der Ver: einigten Staaten 1700, Großbritanniens   700, Frankreichs  und Italiens   je 1250 Flugzeuge.

Die Erweiterung der Produktionsfapazitäten für Flug­zeuge, welche im Zusammenhang mit der Weltausrüstungs­bewegung überall anzutreffen ist, wird dazu führen, daß in Zukunft erzeugt werden können:

In den Vereinigten Staaten   3000 Flugzeuge pro Jahr In England

In Frankreich  In Italien  

In Deutschland  

2.000 3.000

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8 000 50 000

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Diese Zahlenangaben muten, soweit sie Deutschland   be= treffen, zunächst fantastisch und unglaubhaft an. Aber der Bericht stützt sie durch folgende Erklärungen:

Schon vor Monaten war eine Deutsche   Flugzeugproduk tionsstätte am Bodensee  , die nicht einmal zu den bedeu­tendsten gehört, so weit entwickelt, daß Nacht für Nacht 1-2 neue Flugzeuge die Fabrit verließen und mit un be= fannter Bestimmung abflogen.

Seitdem sind zahlreiche neue Flugzeugfabriken mit we­sentlich größerer Produktionsfapazität in allen Teilen Deutschlands   errichtet worden. In einem Monat, so führt der Bericht weiter aus, wird in Dessau  , 70 Meilen von Ber­ lin   entfernt, die größte Flugzeugfabrik der Welt sich be­finden. 30.000 Arbeiter werden von da ab an die Stelle der jezigen geringeren Belegschaft treten und in Tag- und Nacht­und Sonntagschichten für die deutsche   Luftaufrüstung ar­beiten.

Aehnliche Werte werden in Rost o d und anderen Städten im Osten Deutschlands  , weit entfernt also von dem durch feindliche Angriffe bedrohten Westen, zur Zeit gebaut.

Alles in allem sollen nach der Schäzung eines Beob achters der Entwicklung heute bereits insgesamt 150 000 Menschen in der deutschen   Flugzeugproduktion be schäftigt sein, wobei Zehntausende von Arbeitskräften nicht einbegriffen seien, die mit dem Bau von Flugfeldern, unterirdischen Flugzeughangars, Benzintankanlagen usw. beschäftigt seien.

Bei der Ausbildung der notwendigen Flugzeug­führer werde mit nicht geringerer Gründlichkeit und Großzügigkeit verfahren. Unter Benuhung des in Deutsch­ land   besonders entwickelten Segelflugwesens und der un= zähligen Segelflugschulen feien bereits bis jest 60 000 hoch qualifizierte Flugzeugführer ausgebildet und jederzeit ver­fügbar. Dabei gehe die Zahl der in den Flugzeugschulen zur Zeit in Ausbildung Begriffenen nochmal in die 3ehn tausende.

Mit, sehr niedrig geschätzt, 25 000, wahrscheinlich aber 50 000 fertig bemannten Flugzeugen allermodernsten Typs werde Deutschland   im Frühsommer des kommenden Jahres in der modernsten und furchtbarsten Kriegswaffe ganz Europa   so start überlegen sein, daß sebst ein Viel= frontenkrieg ihm feine Schrecken mehr bereiten werde. Die Ueberlegenheit so um so größer, als unter den Flug zeugbeständen Frankreichs   und Englands sich vier Fünftel vor dem 1. Januar 1932 erbaute und nach deutschen   Begriffen daher un moderne und daher nicht mitzuzählende Flug­zeuge befänden.

Die deutsche   Ueberlegenheit in der Luft, damit schließt der Artikel, werde nach den Erwartungen maßgebender deutscher  Kreise derzeitige Verbündete Frankreichs   zu einem Front­wechsel veranlassen, im übrigen aber vom nächsten Frühling an Deutschland   einen Krieg erlauben, den es mit den schnel­len, entscheidenden Schlägen seiner Luftwaffe führen werde.

In einem zweiten Artikel übernimmt und ergänzt Daily Mail" Berichte des Pariser Journal" über die neuartigen Tante, welche von den Firmen Krupp, Büffing nnd Daimler im Auftrage der deutschen   Regierung zur Reit gebaut werden, über leichte und schwere Artillerie, Lufttorpedos der Knorrwerke, und über die umfangreichen Befestigungsanlager besonders an der Küste und auf der Insel Helgoland  , die entweder entgegen den Bestimmungen des Versailler Vertrages wiederhergestellt oder aber moderner und stärker als je zuvor neu errichtet werden.

Propaganda- Schiller

Despoten beschimpfen einen He'den

Der Erfinder des Nationalsozialisten Schiller, den uns soeben das dritte Reich" durch den Mund des Herrn Goeb­bels präsentiert, ist der Berliner   Literarhistoriker Petersen. Jüngst hat er ein Buch geschrieben, worin er mit der Wucht des Wissenschaftlers die Linie der Vorläufer Hitlers von Luther bis zu Nießsche erwies. Die glänzendste Figur in dieser nationalsozialistischen Ahnenreihe aber war neben Kant und Goethe Friedrich Schiller  . Der Dichter, deffen getstiges Wert vom Kampf gegen die Tyrannei aue­ging, wurde von Herrn Petersen zum SA.- Mann im deut­ schen   Dichterhimmel ernannt.

Jetzt hat das dritte Reich" Schillers 175. Geburtstog ge= feiert. Eine Korona von uniformierten Pgs. erschien in der Tioskurenstadt, schritt mit Lorbeerkränzen zur Fürstengruft und hörte eine Gedächtnisrede des Herrn Dr. Goebbels  . Der Herr Propagandaminister hat in Jüngster Zeit recht weiner liche Reden gehalten. In einer Zeit wo es den braunen Dikatoren schlecht geht, sind ihnen tote Heroen besonders willkommen. Alles, was sie getan und gedacht, kann mit Flammendem Pathos für die eigene Sache beansprucht wer­den, ohne daß sich der Gefeierte zu wehren vermag.

*

Hätte Schiller   in dieser Zeit gelebt, er wäre zweifellos her große dichterische Vorfämpfer unserer Revolution ge­worden. In strahlender Reinheit soll er vor dem neuen Deutschland   wieder erstehen: für alle Zeiten der Dichter der deutschen   Revolution." Das sagte Goebbels  . Welch eine wid­rige Schändung! Wohl war Schiller   einmal stolz darauf, ein revolutionärer Dichter zu sein. Aber welche Revolution hat ihn entflammt, hat ihn mit den erhabenen Menschheits­lehren erfüllt und seine dichterische Kraft beflügelt? Goeb­ bels  , der Schüler des nichtarischen Literarhistorifers Gun­delfinger- Gundolf, weiß natürlich genau, daß Schiller ohne bie franzöfifche Revolution als geistiger und dich­teri che Persönlichkeit überhaupt nicht denkbar ist. Er glaubte an das Weltbürgertum und an die Prinzipen der Gleichheit, ein Kind der flaistschen deutschen   Philosophie, der das Erbe Rants in der Kunst bewahrte. Schillers Leben gehörte bis zum letzten Hauch dem Kampfe für die Würde des Menschen.

Wo er sie unterdrückt und mißbraucht sah, wallte sein huma= nistisch gesinntes Herz und bezwang ihn zum Protest.

Es ist längst zur Phrase geworden, wenn man sagt: lebte er heute noch, dann würde er... Niemand fann wissen, wie sich eine starke Persönlichkeit außerhalb der Zeit, in die sie schicksalsmäßig hineingestellt wurde, verhalten würde. Aber es scheint uns doch, daß Schiller, wenn er seinen Kampf gegen die Machthaber von damals gegen diejenigen von heute fortführen könnte, noch viel eifriger über die Grenze hätte fliehen müssen, als er es damals in Begleitung seines Freundes Streicher aus Stuttgart   tat. Schon ein Vers wie dieser( Elegie auf den Tod eines Jünglings) hätte ihm den En zug der Staatsangehörigkeit eingetragen:

,, Ueber Dir mag auch Fortuna gaufeln, Bald herum nach ihren Buhlen spähn, Menschen bald auf schwanken Thronen schautein, Bald herum in wüsten Pfützen drehn."

Man erkennt, daß Friedrich Schiller   schon in sehr jungen Jahren jeglichen Respekts vor einem Führer" ermangelte. In seinen Aesthetischen Abhandlungen" zieht er die Kon­sequenzen des Menschenrechts und der Vernunft, die heute von den braunen Gewalthabern so gründlich miẞachtet wer­den, mit folgendem klassischen Sage:" Des Menschen ist nichts so unwürdig, als Gewalt zu er= leiden, denn Gewalt hebt ihn auf. Wer sie uns antut, macht uns nichts Geringeres als die Menschheit streitig; wer sie feiger Weise erduldet, wirit seine Menschheit weg." Kurz, Friedrich Schiller  gehört, vom braunen Blickfeld aus gesehen, im Grunde zur Kategorie der Untermenschen, ein liberalistischer Jntellef­tualist mit falscher Humanitätsduselei.

Schiller   beschreibt die ernste Wahrheit", die, von ihrer Zeit verstoßen, zum Gedicht flüchtet. Sie rächt sich mit ihrem Siegesklange an des Verfolgers feigem Ohr." Diese Worte sind ein vortrefflicher Leitstern für die Theater des Herrn Goebbels  . Die Wahrheit wider alle Feinde des Lichts, wider Geßler, Wurm, Alba wo würde Schiller   die Verfolger" unserer Tage suchen? Oder wie würde er als Kritifer über die braunen Dramatiker urteilen, die Dramen schrei­ben, die für des Verfolgers Chr" bestimmt sind?

Herr Goebbels   rühmt ihn als Herold des nationalen Ein­heitsgedankens. Schiller, der Weltbürger! Er fannte das

Vaterland als schwäbisches Kanton, aber sonst wollte er der Zeitgenosse aller Zeiten" sein. Man verstümmelt die Worte, die er einem mittelalterlichen Feudalherren in den Mund gelegt hatte, über die Nichtswürdigkeit der Nation, die nicht ihr Alles freudig an ihre Ehre sebe, oder man stellt sich an, als ob er mit dem Vaterlande" nicht die freien schwei­zerischen Urfantone, sondern eine gewaltige Despotie ge­meint habe, die dem Volfe die Freiheit raubt.

Herr Goebbels  , der Weiheredner, läßt diesen Friedrich Schiller   in strahlender Reinheit" vor dem neuen Deutsch­ land   der Rechtsvernichtung und der Menschenentwürdigung erstehen. Ein mißgestalteter Rabe zu Füßen eines hohen Postaments! Die wirkliche Nation hält Friedrich Schiller  in unantastbaren Ehren. Immer wird sein Ruf gegen die Tyrannen durch ihre Reihen schallen; immer wird der Dich­ter der Räuber" und der Luise Millerin", des Wallen­stein" und des Tell" ihren Herzen teuer sein. Dieses Leben der Arbeit, des Kampfes und des Leidens wurde bis zum letzten Funken von einem stolzen Willen aufrechterhalten. Die Hoheit seiner Gesinnung erhebt sich siegreich über die Sklaverei und tönt rein und flar über das babylonische Pro­pagandageschwätz dreister Zungen.

Schiller, der Weltbürger

Friedrich Schiller   gilt mit vollem Recht als der deutsche   Nationaldichter, weil er mehr als unsere anderen großen Dichter den Weg über die wissenschaftlich und ästthetisch Gebildeten hinaus zu breiten Volksschichten gefunden hat. Völlig verfehlt aber wäre es, wollte man ihn irgendwie für das, was national im eigentlichen Sinne oder gar im Sinne des heute grassierenden Uebernationalismus heißt, in Anspruch nehmen. Die Denker und Dichter, die seit der Mitte des 18. Jahrhunderts den Ruhm des deutschen  Geistes begründet haben, waren von dem, was heute patrio­tisch heißt, weit entfernt. Sie dienten ihrem Vaterland" das war der Staat oder das Stätlein, dem sie innerhalb des zerfallenden Heiligen Römischen Reichs Deutscher Na­tion" angehörten mit dem Pflichtgefühl des Staatsbür­gers. Im übrigen aber waren sie Weltbürger, war ihr Blick und ihr Streben auf die ganze Menschheit ge= richtet. Das vaterländische Interesse", sagt Schiller   einmal, ist nur für unreife Nationen wichtig. für die Jugend der Welt. Es ist ein armieliges, fleinliches Ideal, für eine Nation ut schreiben. Einem philofophischen Geiste ist diese Grenze durchaus unerträglich." Und gerade dem deutschen