Knox über den Terror der deutschen Front"

Wir setzen den Abdruck der Denkschrift des Präsi­denten der saarländischen Regierungskommission an den Völkerbund fort.

Politik mit Sichtwechsel

Die Boykottmaßnahmen haben einen außergewöhnlichen 11mfang auf den beiden Gebieten des Filmwesens und des Hypothefenmarktes genommen. Die beschlag­1.ahmten Unterlagen geben einen Einblick in diese systematisch verfolgte Tätigkeit.

Der Leiter der Abteilung für Filmwejen bei der deutschen Front", der ehemalige Gewerbeoberlehrer Wagner, hat einen Plan entworfen, um alle Lichtspieltheater im Saargebiet sich geiügig zu machen. Er entwickelt diesen Plan in einem Schreiben vom 7. Juli 1934, das im wesentlichen folgendes besagt: Im Anschluß daran hatte ich auch darauf hingewiesen, daß wir in der letzten Phase des Abstimmungskampfes un­bedingt auch die vorhandenen Kinos zur Abstimmungs­propaganda mit heranziehen müssen. Wenn wir das tun wollen, müssen wir dafür sorge tragen, daß wir die Licht= spieltheaterbefizer im Saargebiet jetzt schon seit in unsere Hand befommen

Nach den zulegt mit Frau.... gemachten Erfahrungen

Frau.... hatte ihren Saal am 30. Juni Max Braun zur Verfügung gestellt weiß man bis jetzt noch nicht. ob im gegebenen Zeitpunkt alle Theaterbefizer fich uns restlos zur Verfügung stellen. Vor einem Jahre, als wir die Filmbezugsgenossenschaften aufziehen wollten, glaubten wir, durch verschiedene Bindungen wirtschaftlicher Art es zu erreichen, daß die Theaterbesitzer für den Abstimmungs: fampf nach unserem Willen handeln müssen. Die Bezugs: genossenschaft ist damals aus bekannten Gründen nicht zustande gefommen. Nach meinem Dafürhalten müssen wir jetzt unbedingt daran denken, etwas anderes zu schaffen, damit die Theaterbesitzer in ein bestimmtes Abhängigkeits­verhältnis zu uns d h. der deutschen Front"- ge= langen. Ich halte es daher für angebracht, daß maßgebende Stellen gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft der Film: verleiher eine Aktion in die Wege leiten, um den saa:= ländischen Theaterbestern augenblicklich finanzielle Bor­teile zu gewähren. Nur dadurch wird es möglich sein, die Theaterbefizer, die jetzt infolge der schlechten Wirtschafts­lage und vor allem auch der zahlreichen Besuche der Saar : länder im Reich, schwer zu leiden haben, fest an sich zu tetten.

Herr Wagner erklärt dann seinen Plan. Es wäre ein Fonds zu bilden. Dank diesem Fonds könnten die Filmmieten prozentual ermäßigt werden, aber nur unter ganz bestimm ten Bedingungen. Beispiel: Angenommen, ein Theater­besitzer hätte für einen Film 100 RM zu zahlen, durch die finanzielle Unterstützung wäre es möglich, 40 RM. aus dem Fonds zu tragen, so hätte der Theaterbesitzer augenblicklich nur 60 RM. aufzuwenden.

Für die restlichen 40 RW., die er augenblicklich nicht zu zahlen brauchte, müßte er dann dem Verleiher einen Sicht: wechsel aushändigen, der irgendeiner Stelle zugeleitet würde, um im gegebenen Falle, wenn der Theaterbesitzer später aus der Reihe tanzt, ihm vorgezeigt zu werden." Wir selbst aber," erläutert Herr Wagner, hätten später die Möglichkeit, da wir mittlerweile eine Reihe von Sicht­wechseln in die Hand bekommen würden, die Theaterbefizer so zu beeinflussen, daß sie uns im Abstimmungsfampf ihr Theater voll und ganz zur Verfügung stellen. Die Not der jaarländischen Theaterbesiger ist sehr groß, und fic werden gerne zugreifen, da fie einen wirtschaftlichen Vor­teil davon haben, und wir die deutsche Front" haben die Möglichkeit, uns die Saarfines für den Abstimmungs­fampf in unserem Sinne restlos dienstbar zu machen."

,, Terrorerfolg wundervo'l"

Der Boykott der Zwangsversteigerungen von Häusern wird von Herrn Savelfouls, dem Gründer und Leiter des Trußbundes für wirtschaftliche Gerechtigkeit, geführt. Hier geht es darum, die ungehinderte Auswirkung der Ge­setze dadurch zu unterbinden, daß die Saarbewohner unter 3wanasanwendung gehindert werden, die durch Gerichts­beschluß insbesondere auf Antrag der ausländischen Hypo­thefengläubiger zur Versteigerung gelangenden Häuser zu erwerben. In einem Bericht über seine Tätigkeit in den vorhergehenden Wochen äußert sich Herr Savelfouls wie folat: Der Trußbund stellt folgende Forderungen: 1. Es ist. rnvereinbar mit der Pflicht eines Deutschen , daß er bei der Bersteigerung eines solchen Grundstückes ein Gebot abgibt... 2. Es ist unvereinbar mit der Pflicht eines Deutschen , daß er auf ein derartig angesteigertes Grundstück eine Hypothef gibt oder dem Ansteigerer einen Kredit gewährt. Es ist gleichfalls und ganz besonders jedes Deutschen unwürdig, daß er ein solches versteigertes Grundstück unmittelbar oder mittelbar crwirbt..." Wir haben damit non manchem einen großen Verzicht gefordert..."

" Der Erfolg unseres Nufes war wundervoll Ueberall, wo solche Zwangsversteigerungen drohten, fanden die Ver­steigerer feine Kauflustigen mehr..."" Es stellte sich dabei herans, daß diese Ausländer, die Angst um ihre Hypotheken im Saargebiet haben, erst recht keine Grundstücke hier besitzen wollen, zumal, wenn sie befürchten, daß sie bei einem solchen zwangsverfteinerten use feine Mieter und ench späterhin feine Käufer finden würden.." Durch das ( ingreifen des Trukbundes aber find die Gläubiger die ichmächeren geworden. Sie stehen jetzt vor der Wahl, daß sie entweder die Bedinarnaen des Trutzbundes annehmen pher aber überhaupt kein Geld bekommen.." Die aus: ländischen Gläubiger sind zu jedem Entgegenkommen bereit."

Serr Savelfouls erläutert daraufhin die von ihm getroffenen Maßnahmen zur Senkung des Zinsfußes. Er bemerkt hierzu folgendes: Oder aber es sind Fälle, wo der Schuldner nicht den Mut hat, sich an uns zu wenden, weil er dann die Mündigung des Darlehns befürchtet. Diese urcht ist meist unbegründet, denn wir würden eine solche Kündigung als a che für die Zinsherabiehung und als einen offenen Anariff auf den Truzbund betrachten und entsprechend ermidern" Es wird schwerlich behauptet werden können, Saß es fich hier um wirtschaftliche Moknahmen handelt. Herr Savelfouls selbst erkennt deren politischen Charakter an. Er bestätigt ihn sogar in einem Schreiben, das er am 27. Avril 1934 an Herrn Bürckel , Gauleiter der Pfalz ( heute Revollmächtigter für das Saargebiet). gerichtet hat, und das fich aus folnenden Betrachtunnen erklärt: Herr Savelfouls hatte, um die ansländischen Gläubiner teilweise zu befrie­dinen. die verfügbaren Bestände der Svarfassen sowie Gelder aus dem Reich heranaezogen. Bereits Ende 1933 sah er voraus, daß diefe Quellen versiegen fönnten, und daß ins­besondere die Devisenknappheit der deutschen Banken ein Semmnis iein würde. Waa er befürchtete, tritt im April 1934 ein( Er verdovvelt daraufhin seine Schritte bei den deutschen Behörden, insbesondere bei einem Mitarbeiter des damaligen Bizefanzlers v. Papen . Um seinen Anträgen mehr Nachbruck

zu verleihen, schreibt er an Herrn Bürckel den bereits er­wähnten Brief, in dem folgende Säße vorkommen: Bei­gefaltet erhalten Sie Abschrift eines an Herrn Oberregie­rungsrat Dr. Wingen, Vizefanzlei, gerichteten Schreibens. Ich halte es für notwendig, daß diese Frage der Ablösungen mit aller Energie aufgegriffen wird, da sie nicht nur wirt: schaftlich und sozial, sondern auch politisch von allergrößter Bedeutung ist. Wenn Geld zur Ablösung bereitgestellt merden fann, ist der Truzbund durchaus in der Lage, die Abwehraktion derartig durchzuführen, daß bei etwaigen Zwangsversteigerungen feine Gebote abgegeben werden und damit der ausländische Gläubiger wieder stillhält oder aber selbst austeigern muß. Im legten Falle muß ich natür: lich den Volksgenossen die Zusicherung geben können, daß sie nach der Rückgliederung ihr Anwesen wieder erwerben fönnen. Aber auf jeden Fall muß ich wissen, wie ich mich einzustellen habe, da selbstverständlich die Aktion des Trug­bundes von ganz anderem Ernste ist und viel härter sein muß, wenn sie derartig auf die rücksichtslose Abwehr ae: richtet sein soll."

Berlin erzwingt Gleichschaltung

Die vorstehend angeführten Beweise dürften genügen, um den illegalen Charakter des systematischen Boykotts festzu= stellen, der von der Organisation des Herrn Savelkouls durchgeführt wird. und dem, wie Herr Savelfouls selbst erflärt, politische Absichten feineswegs fremd sind.

Die gleichen Methoden lassen sich feststellen, wenn es sich für die deutsche Front" darum handelt, die verschiedensten Verbände und Vereinigungen des Saargebietes, selbst die­jenigen, deren Ziele mit Politik rein gar nichts zu tun haben, unter ihre Kontrolle zu bringen( gleichzuschalten). Hierzu fönnte dan Releae dukendweiss anführen: einiae würden eritaunliche Dinge enthüllen. So wurde selbst der Schach­verband des Saarnebietes von der Gleichichaltung nicht ver­( Ministerialdirektor Zander) erießt werden. weil er an einem Turnier in Saarnemünd( Fronfreich) teilgenommen und bei dieser Gelegenheit einige Worte über den Straßburger Rundfunksender gesprochen hatte Sogar das Reichsprova­gandaministerium hält es der Mühe wert, sich mit der An­gelegenheit zu befassen: sein Eingreifen liegt aftenmäßig fest.

schont. Der Borfißende mußte auf Befehl er en trem

Landgerichtsrat als Denunziant

Neben dem Boyfott besteht als weiteres Druckmittel die

nennung seiner Unterführer bietet au Konflikten Anlaß, die

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nach der Zahl der beschlagnahmten Schriftstücke zu urteilen die Landesleitung starf zu beschäftigen scheinen. Man fann sich des Gefühls nicht erwehren. daß der Ordnungsdienst die im Reich den. zugeteilten Aufgaben erfüllt. Das wird von dem Leiter dieses Dienstes in St. Johann( dem beden­tendsten Stadtteil von Saarbrücken ) in einem Schreiben vom Monat Juni 1934 ohne weiteres angenommen: Meine An­frage an den Leiter des Ordnungsdienstes geht dahin, zu wissen, wer dem Ordnungsdienst Instruktionen zu erteilen hat. Die Ortsgruppe oder der Leiter des Ordnungsdienstes ( im Reich der Sturmführei oder Sturmbannführer), damit man weiß, welchen Befehl wir als Unterführer befolgen sollen."

Welches sind die

Aufgaben des Ordnungsdienstes?

Um hiervon eine Vorstellung zu geben, genügt es, are dete Aften einige Stellen wahllos herauszugreifen: Man sieht ihn beschäftigt mit der

leberwachung der Festlichkeiten, der Kundgebungen, der Kirmessen, mit der Abfassung geheimer Berichte, sowohl über Parteimitglieder, als auch über Gegner, mit der Auf­deckung von Mikbräuchen in dem von der deutschen Front" durchgeführten Winterhilfswert oder von Unregelmäßig= feiten, die aus Anlaß der verbilligten Arbeiterfahrten nach dem Reiche begangen wurden.

Ein Parteimitglied gibt seinem Erstaunen darüber Ausdrud, daß eine gegnerische Partei Flugblätter verteilen konnte, ,, ohne daß ein Ordnungsdienst in Aktion trat. Ich selbst habe morgens in der Dämmerung durch Mitglieder der ehema­ligen NSDAP einen Teil des Ortes säubern lassen". Der Leiter des Ordnungsdienstes im Kreise Saarlouis beschwert sich unterm 6. Juli 1934 darüber daß der Kreisleiter der Partei ihm allzu oft die Benutzung des Autos verweigert: Wie Sie selbst wissen. hat der Ordnungsdienst in nächster Zeit größere Aufgaben zu erfüllen, und da der Kreis Saar­ louis 79 Ortschaften hat, die zum größten Teil weit aus= einander liegen und schlecht zu erreichen sind, ist es mir nicht möglich, dieses alles per Fahrrad zurückzulegen."

Er bittet, ihm einen fleinen, älteren Wagen zur Verfügung zu stellen, denn der Wagen der Kreisleitung Saarlouis ist zu luriös. Wenn ich einmal eine Fahrt damit mache, werde ich das Gefühl nicht los, daß das Volk heimlich zueinander sagt. fiche, da fommt schon wieder mal ein Bonze von der Kreisleitung."

Tenunziation bei den deutschen Behörden. Ein junges Pirros Patschtruppen

Mädchen der ärmeren Stände, das in der Küche eines Krankenhauses beschäftigt ist, wird Ende März 1934. obwohl fie eingeschriebenes Mitglied der deutschen Front" ist, wegen Propaganda für die freien Gewerfichaften denunziert. Ich bitte deshalb, da die a. B... des öfteren zum Besuch ihrer Mutter nach K... bei W..( Reichsgebiet) fährt, um ihre scharfe Beobachtung beim Grenzübertritt und um Gewähremann. entsprechende Witteilung an unseren Aukerdem bitte ich um vertrauliche Behandlung der vor: erwähnten Angelegenheit"

Am 25 Juni 1934 wird ein gewisser M..... der Heil Moskau" statt Heil Hitler " gerufen hatte, denunziert. Fer Ortsgruppenführer der deutschen Front" schreibt: Wir haben sofort telefonisch und schriftlich den Sonderbeauftragten für diese Fälle. den Sturmbannführer des A- Sturmbannes 2/44 Wadern. von der Sachlage unter Zeugenangaben in Kenntnis gesetzt."

Der Leiter der Rechtsabteilung. SHerr Freudenberger, der noch vor furzem Richter am Landgericht Saarbrücken war, schent sich nicht, am 24. Juli 1934 einem national: sozialistischen dentichen Beamten Anafünfte über. einen rolitischen Flüchtling zu erteilen Er aibt den dresse an inmie Einzelheiten über sein Rrinatlehen und füot hinzu, dok er in Flüchtlings- und kommunistischen Kreisen ver= fehre,

Auf die Anführung weiterer Beispiele fann verzichtet werden. Es wird niemandem entgehen, daß die vorstehende Schilderung zahlreiche strafbare Handlungen erkennen läßt. Die meisten fallen unter die am 1. Juli 1984 mit Wirkung vom 11. Juni 1934 in Kraft getretene Amnestie. Bemerkens­mert ist nichtsdestoweniger, daß die Betroffenen recht selten Klage einreichen. Die Fälle sind zahlreich. in denen Saar­ länder . die sich bei der deutschen Front" beschweren. aus­drücklich ermähnen. daß sie ans leicht beoreiflichen Gründen" von einer Auflageerhebung Abstand nehmen.

SA. Ordnungsdienst

Nach den Angaben, welche die deutsche Front" sowohl in der Presse als auch in Beantwortung von Anfragen der Re­gierungskommiffion gemacht hat, soll die Aufgabe des Ord­nungsdienstes darin bestehen, die Ordnung innerhalb der Partei aufrechtzuerhalten, sowie die Wahrung der Disziplin und Beobachtung der gegebenen Anweisungen zu sichern. Er sollte den Uebereifer von Parteimitgliedern und die Be= lästigung politischer Gegner unterbinden.

An Wirklichkeit ist er eine verkappte Polizei, welche die Mitglieder. ia selbst die Führer der Partei überwacht, und eine in ständiger Alarmbereitschaft und zum Einiak auf der Straße bereitgehaltene Kraft". Die Regierungsfom: mission hat über die schnelle Zusammenziehung zahlreicher Mitolieder der deutschen Front" bei acwillen Anlässen berichtet( 3wischenfälle in Saarlouis , Durchinchungen in Saortrüden nud Rrebehl in mit Fahrrädern und Mo= torrädern arbeitender Meldedienst wurde beobachtet, Es unterliegt feinem 3meifel, daß es sich hierbei um den Ordnungsdienst handelt.

Der organisatorische Aufbau des Ordnungsdienstes ist dem­jenigen der deutschen Front" ähnlich: er besteht aus den einfachen Mitgliedern des Dienstes weiter findet man den Rellenleiter, den Sektionsleiter und den Kreisobmann. Der Veitung der deutschen Front" sind zwei Inspektoren des Ordnungsdienstes zugeteilt. die Herren Conrad und onsdorfer beide sind frühere Führer der aufgelösten SA. ( Sturm- Abteilungen) und SS. ( Schutzstaffelu). Schriftstück enthält eine Aufstellung der Bezirke und Ver­sammlungsorte des Ordnungsdienstes im ganzen Saar­aebiet, nach Bürgermeistereien geordnet. Karten find als Anlagen beigefügt. Man erfieht daraus, wie das ganze Saar­gebiet von einem lückenlosen Neg dieser Polizei, die über schnelle Verkehrsmittel verfügt, überzogen ist. Bei dem er­wähnten Schriftstück handelt es sich um einen Mobil: machungsplan im wahrsten Sinne des Wortes den ein vom 27. Juni 1934 datiertes Schriftstück übrigens Dispositions­plan" nennt. Nach Informationen, die der Regierungskom­mission aus anderen Quellen zugegangen sind, beläuft sich die Effektivitärke des Ordnungsdienstes auf annähernd zebn tausend Einheiten, unter Einschluß von 1500 weiblichen Mit­gliedern.

Der Ordnungsdienst ist oft nicht gern gesehen bei den ein­fachen Parteimitgliedern, sowie Parteifunktionären. Die Era

Die Ordnungsdienstleute erhalten eine besondere Ausbil­dung. In einem Schriftstück vom 25. Juni 1934 wird erwähnt, daß eine der Sektionen des Ordnungsdienstes dem Eisen­bahnersportverband angeschlossen worden sei, und daß die Uebungsstunden jeden Whittwoch im Volksgarten stattfinden. In einem anderen Schriftstück vom 2. Juli 1934 beflagt sich die Deutsche Turner, chaft darüber, daß ihre dem Ordnungs­dienst angehörenden Mitglieder an besonderen Uebungs­stunden teilnehmen müssen. Der Ordnungsdienst bildet je­denfalls einen zur Verfügung der deutschen Front" stehen­den Machtsaftor. Das schreibt jogar einer ihrer Reiter, Herr Conrad, am 5. Juli 1934 an Herrn Pirro selbst in zwar vor­sichtig gewählten, aber doch genügend klaren Worten:

Daß das Band der Kameradschaft uns alle an der Saar umschlingen möge, daß wir zu einer Einheit zusammen geschweißt werden müssen, damit der Landesleiter über eine zuverlässige Kraft verfüge, wenn es gilt, seiner Politik zur Durchführung zu verhelfen, und wenn es sein muß mit notwendigem Nachdruck zu versehen."

Ueber diese Organisation wird mit Vorbedacht großes Stillschweigen bewahrt. Doch liegt ein unbestreitbares 3eug­nis vor, das von Herrn Kieser, Leiter der Gewerfichaftsprout und Landespropagandaleiter, stammt. Einer seiner Mitar= beiter legt in einem Bericht vom 5. Juni 1934 an Herrn Pirro im Auftrage des Herrn Kiefer des letzteren Ansicht über verschiedene Fragen dar. Es heißt darin:

Herr Kiefer hält den Ordnungsdienst, wie er sich heute aufbaut, für überaus bedenklich. Es könne der Oeffentlich­feit nicht verborgen bleiben, daß Sonntags am Stiefelbumes exerziert würde; am Homburg habe man 10 Mann als Ordnungsdienst angegeben und ließe Sonntags über GO Mann zu Uebungen antreten."

Dieses ungünstige Urteil findet sich wiederholt in anderen Schriftstücken, die von weniger autorisierten Personen her­rühren. So schreibt ein Bürger von Saarbrücken am 5. Juli 1934 an seinen Ortsgruppenleiter: Die Marxistenfreise ar­beiten auf Grund dieser Zeripfitterung mit einer unheim lichen Energie. Falls es der deutschen Front" nicht gelingt, in ganz furzer Zeit aus dem Unordnungsdienst einen unbe­dingt zuverlässigen Ordnungsdienst zu schaffen, wir den 13. Januar 1935 als Trauertag in der deutschen Geschichte ver­zeichnen können."

Es wurden verschiedene Schriftstücke gefunden, die auf ein verschleiertes Weiterbestehen der von der Regierungsfom= mission aufgelösten A. schließen lassen. Einige sind aller­dings nicht recht verständlich: so ein Schriftstück vom 12. April 1934, das die Eristenz einer Motor- SA. erkennen läßt. welche am 14. April 1934 in Zweibrücken ( außerhalb des Saargebietes) eine Felddienstübung abhalten sollte. Ihr Führer soll seine Leute veranlaßt haben, sich nach Möglich­feit, Stiefel und Uniformstücke zu besorgen. Ein vom 12. Jani 1934 datiertes Schreiben offenbart das Bestehen einer Stabs­wache, die nach dem Wortlaut des Belegs selbst als eine Neuschöpfung in Erscheinung tritt. Und fürzlich erst hat eine wegen verbotenen Uniformtragens verhaftete Person er flärt, einer Stabswache anzugehören. Aber auch hier wird die klarste Auskunft von Herrn Kiefer gegeben. In einem Schreiben vom 22. Juni 1934, in dem er sich wegen eines geringfügigen Streits zwischen seiner Organisation( der deutschen Gewerkschaftsfront") und einem Schützenverein beschwert, schreibt er: der Führer des Schüßenvereins, der aus der früheren SA. gebildet wurde".

Schließlich muß noch eine Organisation erwähnt werden, welche einen eigenartigen Namen trägt: die Ei'erne Bris gade Spaniol" Diese rekrutiert sich nach einem Schriftstück vom 23. Juni 1934 aus Bewohnern der Gegend von Saar­ louis und besonders von Lisdorf der Heimat des Herrn Spaniol. Diese Brigade soll dem Staatsrat Spaniol vor seinem Sturz einen persönlichen Eid geschworen haben und seine Rückkehr erwarten. Man muß indessen feststellen, daß diefe Organisation durch den Ordnungsdienst, insbesondere durch dessen Leiter Conrad, scharf überwacht wird. Sorgfältig werden alle Auskünfte über die Anhänger des Herrn Spa­niol gesammelt. Beispielsweise wird in einem Bericht vom 23. Juni 1934 die Anwesenheit des Herrn Spaniol selbst im Deutschen Haus am 21. Juni gemeldet. Herr Staatsrat Spa­niol war da und die ganze alte Garde, Unter anderen Lie­dern wurde auch gelungen:

Schlagt die Pirronejen tot, Tod dem Pirro." ( ortlegung folati