Die mitteleuropäische Situation

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J. H. Herr von Papen machte foeben eine Autotour durch Südösterreich, wobei er zuerst nach Klagenfurt und dann nach Graz kam. Die Reise war als Konsular inspektion aufgezogen, die dem Gesandten Gelegenheit geben sollte, die reichsdeutschen Kolonien kennen zu lernen. In beiden Städten veranstalteten die deutschen Vereine Empfänge zu Ehren Papens, und dieser hielt An­sprachen über die politische Lage in Deutschland , die Zu­kunft der österreichisch- deutschen Beziehungen und über die Art, wie sich Reichsdeutsche in Desterreich verhalten sollen. Die Polizei sorgte dafür, daß keine Desterreicher die Vereinslokale betraten, und so erfährt man nur bruch stückweise, was Herr von Papen ausgeführt hat. Er soll so berichtet der Wiener Korrespondent der Times" geäußert haben, der Anschluß sei nicht aktuell, aber unvermeidlich. Inzwischen sei auf eine freundschaftliche Verständigung zwischen den beiden Ländern zu hoffen. Auch ist es ziemlich sicher, daß er über die amtlich kontrollierte! österreichische Presse sagte: Liest man die hiesigen Zeitungen, so hat man das Gefühl, man könnte ebenso gut in Paris sein." Er ver­sprach, er werde eine Lockerung des Verbots der reichs­deutschen Zeitungen zu erlangen suchen, damit die Reichs­deutschen in Oesterreich sich richtig" informieren könnten. Es heißt, Herr von Papen werde jetzt nach Berlin fahren, um Herrn Hitler persönlich Bericht zu erstatten. Der nach dem Juliputsch geschlossene Deutsche Klub in Wien , ein Zentrum des Alldeutschtums unter dem Vorsitz des Feldmarschalls Bardolff, hat die Erlaubnis erhalten, seine Räume in der Hofburg wieder zu öffnen.

daß die gegenwärtigen Machthaber von dem Gedanken be­sessen sind, daß sie auf die Dauer nur an der Macht bleiben können, wenn sie Erfolge zu zeigen vermögen, für die es verlohnt, den Riemen enger zu schnüren. Die beobachten­den Länder erblicken in den Ereignissen vom 25. Juli, für die das amtliche österreichische Braunbuch das Reich verant­wortlich macht, eine Bestätigung ihrer Ansichten. Für diese Länder wird das Schicksal Desterreichs den Prüfstein ab­geben dafür, ob die Mächte den Anschluß, den sie Brüning verweigerten, auch Hitler verweigern können. Wenn Dester­reich bestehen bleibt, dann ist die nationalsozialistische Lehre zusammengebrochen. Ruhige Beobachter glauben, daß der Sieg des Nationalsozialismus in Oesterreich unvermeidlich Polen , Jugoslawien , Ungarn und Bulgarien in die deutsche Sphäre bringen würde. Auf diese Weise würde sich eine sehr starke militärische Gruppe bilden mit jener strategisch fast undurchdringlichen zentralen Position, die den Mittel­mächten ermöglichte, vier Jahre lang gegen die Alliierten auszuhalten.

Die beobachtenden Länder schwanken, und ihre endgültigen Entschlüsse können sehr wohl von dem Schicksal Oesterreichs abhängen. Diese Länder wissen, daß Frankreich auf alle Möglichkeiten vorbereitet ist und zweifeln, ob Frankreich und Italien zusammen es in ein bis zwei Jahren mit Deutschland aufnehmen könnten. Sorgfältige Beobachter dieser gefährlichen Situation glauben, daß Gewißheit über die Haltung Englands den Ausschlag geben würde. Völlige

Klarheit über die Politik Englands wäre für die Ent schlüsse der oft und südosteuropäischen Länder geradezu entscheidend.

David und Goliath

Wenn man den Ereignissen in Oesterreich ihren Lauf ließe, dann wäre das Ende unvermeidlich: David kann, wie Dr. von Schuschnigg gesagt hat, auf die Dauer Goliath nicht widerstehen. Kenner des Nationalsozialismus halten eine solche Politik für am gefährlichsten. Im letzten Grunde handelt es sich nicht um die Unterstützung der gegenwärtigen österreichischen Regierung, sondern um die Aufrechterhaltung des Status quo in Desterreich, im Interesse des euro­ päischen Friedens. Dieses eine ist sicher: eine Mehrheit der Desterreicher ist, gleichgültig wie sie zu ihrer gegenwärtigen Regierung steht, gegen den Nationalsozialismus . Dester­reich wünscht den Anschluß, aber nicht den Anschluß an ein nationalsozialistisches Deutschland . Kräftige Unterstützung eines unabhängigen Oesterreich würde den dringenden Rat rechtfertigen, daß Oesterreich zu irgend einer Form der repräsentativen Regierungsweise zurückkehren möge. Dazu sollte Oesterreich nach Ansicht des Verfassers imstande sein, sobald es von den äußeren Sorgen befreit wäre. Damit wäre der verwirrende Widerspruch beseitigt, wodurch die österreichischen Massen, die sich bis zum letzten gegen den Nationalsozialismus gewehrt hätten, des Stimm­rechts beraubt und von jedem Anteil an der Kontrolle eines

Landes ausgeschlossen worden sind, das für Europa die Schlacht gegen den Nationalsozialismus zu kämpfen be­hauptet.

Dieſe Tagesneuigkeiten beleuchten die ameibeutige Antifaschistische Riesenkundgebungen

Atmosphäre in Wien . Sie tritt noch stärker ins Relief

in einer Darstellung, die ein Spezialkorrespondent der

" Times" Er behandelt

europäische Situation, befonders das Berhältnis Defter der sudetendeutschen Arbeiter

reichs und seiner Nachbarstaaten zum Nationalsozialis­mus. Die Ausführungen sind im folgenden wiedergegeben;

Eine Reise durch Europa erweist heute die stetige Ver­schlechterung der internationalen Beziehungen, die durch die gegenwärtige Unsicherheit verursacht wird. Die einst über­füllten internationalen Expreßzüge sind zu kleinen, halb= leeren Zügen zusammengeschrumpft. Die Zahl der Reisen­den ist viel geringer, die Zahl der Beamten, die sie und ihr Gepäck inspizieren, viel größer geworden. Ueberall trifft man auf Verdacht und Mißtrauen, auf Einschrän­fungen, die stets neue Einschränkungen erzeugen, auf einen Unterton von Massenhysterie und Furcht infolge von Zensur, Gerüchten, künstlich aufgeftacheltem Nationalgefühl und militärischen Vorbereitungen. Das Publikum sicht die rauchenden Schlote der Rüstungsbetriebe und die steigende 3ahl von marschierenden Männern, und wenn es von Abschlachtungen in Berlin , von einem Attentat in Wien oder von Ermordungen in Marseille hört, so fragt es nervös: ,, Bedeutet das den Krieg?" Es hat einen richtigen Instinkt. Niemand wird das bezweifeln, der in den letzten Jahren oft in Europa gereist. ist und die tägliche Verschlechterung der Lage beobachtet hat.

Abgesehen von dem eigentlichen Gebrauch der Waffen, herrscht bereits Krieg. Dieser Satz einer Wiener Zeitung ist feine Uebertreibung.

Die nationalsozialistische Belagerung Oesterreichs dauert an und wird kaum aufgehoben werden, solange Desterreich Widerstand leistet, gleichgültig, welche taktischen Rückzüge und Manöver die Belagerer vollführen. Weitere Anstürme sind vor der Saar - Abstimmung unwahr­scheinlich. Der Nationalsozialismus ist mit dieser Abstim­mung beschäftigt und hat wenn nicht wegen des Ergeb­nisses, so doch wegen des Umfangs der oppositionellen Stimmen genügend Sorgen, um alles zu vermeiden, was ihm die Katholiken noch mehr entfremden könnte. In den nächsten paar Monaten wird wohl von Waffenstillständen und Besprechungen gemunkelt werden, aber die harten Tat­sachen werden dadurch nicht geändert. Welches diese Tat­sachen sind, das zeigte der 25. Juli. Die Politik des National­sozialismus? Er will Oesterreich unter seine Kontrolle bringen. Wir haben den Kampf aufgenommen," sagte der Reichsinnenminister Dr. Frick zu dem österreichischen Ge­sandten in Berlin , und Sie werden, in Erfüllung Ihrer, Amtspflichten, begriffen haben, daß wir jeden Kampf, den wir beginnen, rücksichtslos durchführen. Sie dürfen auch überzeugt sein und ich spreche in voller Uebereinstim mung mit meinem Führer-, daß auch dieser Kampf bis zum Ende gekämpft wird, so sehr das unser deutsches Herz schmerzt."

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Die Juliereignisse zeigten, daß dieser Kampf nicht nur

innerpolitische Bedeutung hat, sondern schwere inter­nationale Gefahren heraufbeschwört. Viele unparteiische Beobachter versichern, jene Ereignisse hätten abgewendet werden können, wenn diejenigen Mächte, die von der Not­wendigkeit österreichischer Unabhängigkeit überzeugt zu sein behaupten, keinen Zweifel an ihrer Entschlossenheit hätten aufkommen lassen, eine Verletzung dieser Unabhängigkeit nicht zu dulden. Jeder in Oesterreich glaubt, daß ähnliche Gefahren wieder auftauchen werden, und daß die Inter­vention einer einzigen Macht- Italiens auf die Dauer nicht genügen wird, um sie abzuwenden. Nur eine ent­

Hunderttausend marschierten für die Sozialdemokratie

Das deutsche Bürgertum der Tschechoslowakei kämpft ſeit 60 Jahren gegen die Tschechen und gegen die Arbeiterklasse des eigenen Volfes, weitaus am heftigsten gegen diese. Die Arbeiterschaft war dort immer besonders arm, ihr Kampf besonders hart. So war das Gebiet von jeher eine Hochburg der Sozialdemokratie, die dort besonders tapfere Stämpfer zählte. In der Republik fand sie neue Arbeitsgebiete und ist heute in der Regierung durch ihren Führer, den Sozial­minister Czech, vertreten, der hervorragende Arbeit leistet. Die zeitweilig starke kommunistische Bewegung ist seit lan­gem im Niedergang. Noch weniger konnten die Christlich­sozialen und die nationalen Arbeiter" der Partei Eintrag tun. Die deutsche Arbeiterschaft dort ist sozialdemokratisch. Davon gaben die gewaltigen Kundgebungen des 4. November untrügliches Zeugnis.

Das Bürgertum hat sich in logischer Entwicklung faschisiert. Sein Führer ist der Turnlehrer Konrad Henlein , ein Phrasendrescher ohne klares Programm, gleichgültig gegen die durch Arbeitslosigkeit aufs höchste gesteigerte Volksnot. Diese Politik hat auch große außenpolitische Bedeutung, da das Grenzgebiet vom volksverbundenen" Nationalsozialis mus besonders liebevoll begehrt wird. Aber die Arbeiter schaft, die das Hitlerparadies dicht vor Augen hat, steht über­zeugt auf dem Boden ihrer Republik . Natürlich erhebt die unfähige faschistische Minderheit den anmaßenden Anspruch auf Führung des deutschen Volkes. Am 21. Oktober veran staltete sie eine mit allen Reklamemitteln inszenierte Kund­gebung in Böhmisch- Leipa , die von weither besucht war und 20 000 Teilnehmer aufwies. Sie sollte beweisen, daß sie die berufene Vertreterin des deutschen Volkes sei, nicht die abgewirtschaftete" Sozialdemokratie. Diese gab am 4. November die wuchtige Antwort.

In nur einer Woche kamen Kundgebungen zustande, deren­gleichen das Land noch nicht gesehen hat. Vom Egerland im Nordwesten bis zum schlesischen Südosten marschierten die Arbeiter in sechs Riesenversammlungen auf: in Karlsbad , Komotau , Teplit, Bodenbach , Mährisch- Schönberg , Jägern­ dorf . Nach sorfältiger Schäßung nicht unter 100 000 Männer, Frauen, Greise und namentlich Jugendliche. Im Zug zahl­lose rote. Banner, daneben die Landesfahne. Meist seit Jah­ren Opfer der Krise, mit verkürzten Löhnen, vielfach Kurz­arbeiter und Arbeitslose, unterernährt und schlecht bekleidet, waren sie einen Tag, teilweise von 3 Uhr an, bei kaltem Wetter auf den Beinen. Für ihren letzten Heller famen sie in vollgestopften Sonderzügen und Autobussen, zu Rad und in vielstündigem Fußmarsch, manche Frauen mit Kindern auf den Armen. Andere Kinder wurden von den Kinder­freunden daheim versorgt. Zahlreichen Arbeitslosen ermöglichte die Solidarität der armen Klassengenossen die

Bahnfahrt. Die Musiker der Kapellen, größtenteils Ar­beitslose, spielten fast alle ohne Bezahlung.

Zehntausende standen mit ihren Fahnen und kernhaften Denksprüchen wie: Egerland- rotes Land" ,, Umbrandet vom Faschismus hält Asch die rote Wacht" Die Heimat= front des Bezirkes Graslitz ist die Sozialdemokratie" Erzgebirge rot, trotz aller Not", auf den Marktpläßen, denen die feindselige Ablehnung des Bürgertums das pro­letarische, die geringe Zahl kommunistischer Gruppen das ausgesprochene sozialdemokratische Gepräge gab. Redner waren Czech, Taub( dessen Vornamen auf den Plakaten ,, Gebildete" mit dem ihnen gemäßen Wort Saujud" über­flebt hatten) u. a. Ueberall wurde eine Huldigung an den greisen Präsidenten Masaryk beschlossen, mit dem Versprechen entschlossenen Kampfes für Demokratie und Menschlichkeit. Wir bekennen uns zur gemeinsamen Aufgabe der deutschen und tschechischen Republikaner, den europäischen Frieden zu sichern und dieses Land auszubauen zum Kristallisationspunkt der Mitteleuropäischen Verständi­gung." Dazu ein Programm zur Bekämpfung der Not: vermehrte Arbeitsgelegenheit, gefeßliche Vierzigstundenwoche, gesteigerte Arbeitslosenfürsorge, Rettung der Jugend vor Verfall. Keine phrasenberauschten, verhetzten Massen eine von heller Begeisterung wie von klarer Einsicht und Tatwillen erfüllten Rundgebung eines ganzen Arbeitervol­kes, von dem die Arbeiterpresse mit Begeisterung die bürger­liche mit Hochachtung berichtet. Das war die schönste Woche meiner ganzen bisherigen Tätigkeit", erzählt ein Partei­sekretär von der Vorbereitungsarbeit. Es kamen doppelt so viele, als man gerechnet hatte. Journalisten erklärten, schon lange keinen Aufmarsch mit so starkem jugendlichen Gepräge erlebt zu haben. Von den Frauen heißt es: Sie waren in einer überraschend großen Zahl gekommen. Arme, ausgemergelte Arbeiterinnen, denen Mühsal und Not aus den Augen sprach, marschierten unverdrossen und unverzagt. Die Treue zum Sozialismus überwand ihre Not, der Glaube an den Sozialismus beflügelte ihre Schritte."

So zeigten die gewaltigen Rundgebungen die echtfozia­listische Gesinnung der Arbeiter und ihren Haß gegen das braune Verderben. Allüberall wirkt das deutsche Unglück auf= rüttelnd, spornt zum Kampf für Freiheit und Recht. Ueber­all wächst die innere Spannung und der Kampfeswille. Da­nach ermesse man erst, wie es im Innern der reichsdeutschen Arbeiterklasse aussehen muß, die den Segen des Nazireichs alltäglich in millionenfachem bitteren Erleben erfährt. Welch eine Dampfspannung entwickelt sich in diesem überheizten und ventillosen Kessel! Welch eine Explosion wird das werden!

111 Kastrationen in einem

Die Haltung der katholischen Kirche

Berlin , 12. Nov. Der Leiter des Staatlichen Kranken­hauses beim Untersuchungsgefängnis Berlin- Moabit , Med. Nat Dr. Schlegel, in dessen Anstalt der größte Teil der Ent­mannungen, die nach dem neuen Gesez im Reiche ausge= sprochen werden, zur Durchführung gelangt, gibt eine erste Uebersicht über die erfolgten Entmannungen. In dem ge= nannten Staatlichen Krankenhaus wurden seit Bestehen des Geleges, also seit dem 24. November 1933, 111 Sastra= tionen durchgeführt. In Vorbereitung zur Kastra­tion befinden sich gegenwärtig 20 Sträflinge, die bereits der genauesten Voruntersuchung unterzogen werden.

schlossene, im voraus vereinbarte und offen verkündete Die Ablehnung durch den Papst

Politik wäre dazu imstande.

Die südosteuropäischen Länder

Die Gefahr oder Verheißung des Nationalsozialismus wie mans nimmt wird in ganz Europa lebhaft emp= funden, sagt der Verfasser an die Adresse des englischen Publikums, das etwa meint, fontinentalen Verwicklungen ausweichen zu können. Die oft und südosteuropäischen Länder fragen sich, welches ihr Los bei einem fünftigen Konflikt sein würde. Sie sehen, daß ein enorm starkes und großes Land, dem sie territoriale Aspirationen zuschreiben, einen militärischen Apparat aufbaut, der nach ihrer Ansicht binnen furzem seinesgleichen in Europa nicht haben wird. Sie wissen, daß es einen unvergleichlichen industriellen Apparat befißt, der von einem Augenblick zum andern auf Kriegsproduktion umgeschaltet werdev fon. Sie glauben,

Die Zeitschrift der Reichsfachschaft Deutscher Heb ammen" wurde vor einiger Zeit unter der Ueberschrift Sterilisationsgesetz und Vatikan" die folgende Meldung verbreitet:

" Deutsche Zeitungen brachten vor kurzem eine Notiz, daß ein deutscher Theologieprofessor behauptet hatte, das Sterilisationsgesetz widerspreche der päpstlichen großen

Krankenhaus!

an teilt bas i fer ettiriler Reichsfachchaft

Dazu Bischöfliche Ordinariat Berlin folgendes mit: Die von Zeitschrift Deutscher Hebammen" zur Begründung ihrer völlig haltlosen Behauptung, daß der Vatifan seine Stel lungnahme zum Sterilisationsgesetz revidiert habe, heran­gezogene Notiz des Osservatore Romano " vom 9. bis 10. Juli 1984, hat folgenden Wortlaut:

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Zu unserer Kenntnis ist das Gutachten eines deutschen Professors der katholischen Theologie gelangt, in dent neben anderen Irrtümern die Behauptung aufgestellt wird, daß das bekannte Gesetz über die Sterilisation mit der Enzyklika Casti connubii" in Einklang gebracht wer­den könne. Wir sind zu der Erklärung ermächtigt, daß eine solche Behauptung vollkommen irrig und unbegründet ist." Aus der Veröffentlich des Osservatore Romano " geht ein­deutig hervor, daß von einer Aenderung der Stellungnahme des Batikans zum Sterilisationsgesetz feine Rede sein kann, sondern daß der Vatikan nach wie vor an der in der Ehe­Enzyklika Casti connubii" niedergelegten Ablehnung der Sterilisation festhält,

Botschaft über die Fragen der Ehe und der Fortpflanzung Frick verbietet

( Enzyklifa Casti connubii"). Am 10. Juli teilt nun der Osservatore Romano "; das amtliche Blatt des Vatikans, mit, daß diese Auffassung des deutschn Gelehrten falsch und unbegründet" ist. Demnach hält der Vatikan das deutsche Gesetz zur Verhinderung erbkranken Nach­wuchses für vereinbar mit katholischer Weltanschaung. Dies wird für viele Katholiken eine große Beruhigung sein und katholische Hebammen die Aufklärungsarbeit in der Bevölkerung und ihre eigene, vom Gesetz vorgeschrie­ben: Meldepflicht sehr erleichtern."

Berlin , 12. Nov. Der Reichsinnenminister Frick hat durch zwei Verordnungen in den Kirchenkonflikt eingegriffen. Die eine untersagt der Presse, irgend eine Aeußerung über religiöse Fragen zu veröffentlichen, die andere unterdrückt sämtliche lokalen Kirchenzeitungen und fest an ihre Stelle das Zentralblatt des Reiches. Die Nazis hoffen damit, den Rirchenfonflift in völligem Schweigen zu erktiden.