13.
JANUAR
CHUTESSA
TAHD214IW.GNU.
FürDEUTSCHLAND gegen HITLER
Ley und die Geächteten
Zur Ehrenrettung des toten christlichen Gewerkschaftsführers Otte
Der alkoholisierte Präsident der Deutschen Arbeitsfront " hat jüngst in einem Aufruf den sozialdemokratischen Gewerkschaftsführer Leuschner und den seit einiger Zeit verstorbenen christlichen Gewerkschaftsführer Otte in der unflätigsten Weise beschimpft und sein Andenken geächtet. Aus den Reihen der christlichen Arbeiter des Saargebietes geht uns nun folgende Erwiderung zu:
Rey, Stabsleiter der Deutschen Arbeitsfront , findet keine Ruhe. Die Toten und Mißhandelten melden sich. Mit gespenstigem Griff halten sie ihren Mörder und Peiniger fest. Sie schrecken ihn in nächtlichen Träumen und würgen ihn im Getümmel des Alltags.
Und so treibts ihn, sich zu rechtfertigen. Seine Aechtung ehrenwerter Männer, der besten aller Deutschen , verteidigt er. Bergebliche Bemühung, und er lügt aufs neue wie alle Trunkenbolde.
Otte ist tot, Len ist sein Mörder. Von einem Unwürdigen geachtet, ohne Stellung, suchte dieser ehemalige. Tertilarbeiter in landwirtschaftlicher Betätigung Ruhe vor seinen Verfolgern. Er hat sie nicht gefunden, wohl aber den Tod. In Gemeinschaft mit seinem Schwager er fonnte als Nichtlandwirt auf Grund der neuen landwirtschaftlichen Gesetzgebung feine Landwirtschaft erwerben- faufte er in Schweinig bei Grünberg in Schlesien ein Bauernhof. Ein Landrat gab nicht die Genehmigung zum Siedeln, aus Feigheit, auf Furcht vor Angriffen, er siedle zu viele Satholifen in einem überwiegend evangelischen Gebiet an. Der Mann ist vom Niederrhein und selbst Katholik. Otte führte einen nervenzermürbenden Kampf um die Siedlungsgenehmigung, um seine ersparten und aufgenommenen Gelder, die er angezahlt hatte, zu retten. Bei einer diesbezüglichen Autofahrt fand er den Tod. Und erst Monate nach seinem Tode wurde die Siedlungsgenehmigung erwirft.
Sechs Kinder trauern um ihren geächteten, in den Tod ge: hezten Bater, Das Jüngste, ießt einige Monate alt, hat ihn nicht gekannt. Mit drei fleinen Kindern und einem unter dem Herzen zog die schwer zuckerfranke Mutter in fremdes Land. Dort gab sie ihrem Kindchen das Leben und zwei blieben elternlos in der Reichshauptstadt zurüc unter fremden Menschen. Das Elternhaus mußte ver: fauft werden.
Diese Kinder flagen an. Sie treten vor ihren geächteten Bater, sie fordern Rechenschaft für das ihm angetane Unrecht und Vergeltung für ihre zerstörte Jugend. Und der Trunkenbold ist feige, feine Rechtfertigung ist eine einzige neue große Lüge. Der tote Otte hat's uns oft erzählt, wie es in Wirklichfeit war. Er und die Uebrigen waren in Genf die unschuldigen Opfer für die selbstverschuldete Niederlage eines unwürdigen Trunkenboldes. Die Lügenhaftigkeit dieses Subjeftes geht daraus hervor, daß neben Otte und Leuschner auch in Genf nicht Anwesende wie Stegerwald u. a., die gewiß feine geheimen Verhand
lungen mit internationalen Freunden führen konnten, seiner Aechtung verfielen. Und trotz des ihm angetanen Unrechts beschwichigte der mißhandelte Otte noch seine em= pörten Freunde. Man müsse für diesen Len Verständnis haben, er sei zu bedauern, bei seinem übermäßigen Alkoholgenuß sei er für seine Taten nicht verantwortlich zu machen. Das tat Otte, der Geächtete, der seiner Eristenz be= raubte. Dabei wissend, daß diese sogenannte„ Arbeitsfront" sich durch ein ungeheuerliches Unrecht, durch Gewalt und Diebstahl und wieviel Morde? in den Besitz des gewerkschaftlichen Vermögens gebracht hatte.
Ist dieser Ley, Präsident der Deutschen Arbeitsfront ", würdig, auch nur einem dieser ehrlichen, aufrechten, arbeitsharten Männer wie Stegerwald, Leuschner und dem toten Otte die Schuhriemen aufzulösen? Diese Männer handelten in der Tat nach dem Grundsatz„ Gemeinnuz geht vor Eigennutz". Und über solche Männer fonnte ein Trunkenbold die Aechtung aussprechen!
Leuschner war monatelang im Gefängnis und Konzentrationslager, er muß sich heute noch täglich auf der Polizei
melden, aber immer zu einer anderen Tageszeit.
Und Stegerwald, der Geheizte? Im eigenen Land muß er sich verbergen, er will eher fallen, als daß er ins Ausland geht. In nationalsozialistischen Kreisen ist noch nicht alles Gefühl für das Ungeheuerliche, das sich fast täglich ereignet, für die körperliche Mißhandlung und Freiheitsberaubung, die Morde usw. verschwunden. Von diesen wurde er vor dem 30. Juni gewarnt und ihm geraten, sich zu verbergen Die Warner find auch jetzt noch nicht verstummt. Wie furchtbar für diese Männer, sich in Kreisen zu bewegen, die man jeder Schandtat für fähig hält!
Len, Präsident der deutschen Arbeitsfront "! Die deutsche Arbeiterschaft mus(?) fich diesen Bertrümmerer ihrer Gewerfschaft, die sie sich zu ihrem Schuß aufgeboten hatte, die fie selbst verwaltete, gefallen lassen. Sie müssen(?) ohnmächtig zusehen, wie diefer Trunkenbold ihre fauer ver
dienten Beiträge, die sie wöchentlich zahlen müssen, verschwendet. Sie wissen überhaupt nicht, was mit thren
Geldern geschicht.
Aber wo bleiben die Verteidiger von Ehre und Recht. Wer tritt für Otte, den man noch nach seinem Tod verleumdet, wer tritt für Leuschner, Stegerwald und die übrigen Geächteten ein? Wer schreit der Welt diese Gransamkeiten ins Geficht? Wo sind die berufenen Vertreter für göttliche und menschliche Gerechtigkeit? Wo find fie? Wo sind vor allem die Freunde der Mißhandelten? Ihr Saararbeiterführer Hillenbrand und Kiefer, wir fragen euch, wo seid Ihr, hr, die ihr in jahrzehntelanger treuester Freundschaft Schulter an Schulter mit den geistig und förperlich Gefolterten z11sammengestanden seid; Ihr schweigt! Ihr tut noch mehr: Ihr seid willens, auch die Saararbeiter der Rechtlosigkeit und Gewalt, der schrankenlosen Unfreiheit und brutalen Ungerechtigkeit, der vollendeten Wehrlosigkeit. mit einem Wort dem Mörder und Unterdrüder eurer eigenen Kollegen, dem Stabsleiter der deutschen Front", dem versoffenen Len in die Arme zu führen.
Welchen Dank erwartet Ihr dafür? Welchen Dank erwartet Ihr von den Arbeitern des Saargebietes?
Nicht die Knochen eines Grenadiers der Auvergne
Von unserem Korrespondenten
Am Donnerstag hat Außenminister Laval, wie schon berichtet, im Kabinett sowohl wie vor dem Auswärtigen Ausschuß der Kammer die Saarfrage ausführlich behandelt. In der Aussprache hat der Abgeordnete Henry Haye bedauert, daß man die rechtzeitige Gelegenheit versäumt habe, sich mit Deutschland auseinanderzuseßen und so die Grundlage zu einer deutsch französischen Verstän digung zu finden.
Im Oeuvre" fnüpft nun der radikalsozialistische Depu tierte Jean Piot an diese Aeußerung in einem sehr aus führlichen Artifel an, dem er die Ueberschrift gibt:„ Die Saar ist und soll keine deutsch - französische Angelegenheit werden." Er sagt, Briand habe schon 1932 begriffen, daß die deutsch - französische Verständigung ohne Bereinigung der Saarfrage nicht möglich sei. In diesem Sinne habe er 1926 mit Stresemann über die Rückgabe der Saa an Deutsch land ohne Abstimmung verhandelt und auch Besprechungen über den Rüdfaufspreis der Saargruben eingeleitet.
541000 Abstimmungsberechtigte
107 145 Einsprüche, davon 53 447 zugelassen Aus einer Mitteilung der Abstimmungskommission geht hervor, daß die Einsprüche gegen die provisorischen Listen der Abstimmungsberechtigten eine Gesamtzahl von 107 145 ergeben haben. Davon sind 53 447( 49,9 Prozent) gutgeheißer, die übrigen entweder verworfen oder für unzulässig erklärt worden. Ein Einsprüche verteilen sich auf die verschiedenen Kategorien wie folgt: a) Einsprüche auf Eintragung: Gesamtzahl 32 854; gutgeheißen 18 540( 56,4 Prozent; b) Einsprüche auf Streichung: Gesamtzahl 46 033; gutgeheißen 7217 ( 15,6 Prozent); c) Einsprüche auf Berichtigung: Gesamtzahl 28 258; gutgeheißen 28 210( 99,8 Prozent). Die Zahlen werden unter Vorbehalt unbedeutender Rechnungsfehler angegeben.
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Es ergibt sich folgende Schlußrechnung: Die provisorischen Listen enthielten 530 000 Wähler. Infolge von Reklamationen find 18 000 Wähler neu eingetragen und 7000 gestrichen worden. Gesamtzahl mithin 541 000.
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Die vorstehende Statistik fann feinen Anspruch auf Vodständigkeit haben. Zunächst ist das Rekursverfahren noch nicht beendigt, und es wird eine große Anzahl Rekurse gegen die Entscheidung der ersten Instanz eingelegt werden.
Die Entscheidungen der Abstimmungskommission sind leider zum großen Teil ganz summarisch erfolgt. Eine gründliche Erledigung der Einsprüche war in der furzen Zeit gar nicht möglich. Es darf also bei der jetzigen Erledigung nicht bleiben. Jeder einzelne Fall bedarf der gründlichen Nachprüfung. Schon die immerhin große Zahl der auch von der Abstimmungsfommission als begründet angesehenen Fälle zeigt, daß ein summarisches Verfahren unzulässig sein muß.
47000 Abstimmungsberechtigte aus dem Reich
Die Frankfurter 3eitung" läßt sich aus Saar brücken melden:
Es steht nun fest, daß rund 47000 Abstimmungsberechtigte aus dem Reich zum 13. Januar zur Abstim mung ins Saargebiet fommen werden. Im Saargebiet werden schon Vorbereitungen getroffen, um sie in ihrer Heimat auf das herzlichste zu empfangen. Ueberaus groß ist die Bereitwilligkeit der Bevölkerung, Abstimmungsberechtigte, die hier feine Angehörigen mehr haben, in der Familie aufzu nehmen.
Seite w
Von anderer Seite wird berichtet, daß schon Abstimmungsberechtigte aus Chile unterwegs sind. Auch in andern Ueberseeländern rüsten sich Saarländer zur Heimfahrt.
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Diese 47 000 Abstimmungsberechtigte das muß festgestellt werden, werden ganz einseitig für Hitler- Deutschland bearbeitet, ohne, daß sie überhaupt wissen, was die Anhänger des Status quo erstreben. Für diese 47.000 Abstim mungsberechtigte, kann das Wort Lavals von einer„ aufrichtigen Abstimmung" auf jeden Fall nicht gelten,
Ebenso sei eine französisch- polizeiliche Intervention, wenn auch mit internationalen Mannschaften, nicht wünschenswert, falls die Ereignisse dies erforderlich machen. Die Nationen, die um die Aufrechterhaltung des Friedens beforat feien, Die Abstimmungsurnen nach Gent ?
sollten begreifen, daß sie dadurch, daß sie es Frankreich überließen, unter Umständen dem Appell der Regierungsfommission zu entsprechen, von vornherein einen Konflift weder vermeiden noch lokalisieren würden, sondern ihn erst möglich machten.
Frankreichs Vertreter in Genf sollten den dort vertretenen. Nationen ihre Verantwortlichkeit vor Augen halten. Man dürfe nicht noch einmal den gewaltigen psychologischen Irrtum begehen, den man an der Ruhr begangen habe.
Wie groß auch die Privatinteressen sind, so schließt der Artifel mit Recht, sagte der Abgeordnete Andraud in der Sigung des Auswärtigen Ausschusses der Kammer,„ Sie sind nicht die Knochen eines Grenadiers aus der Auvergne wert" auch nicht die eines Soldaten aus einer anderen französischen Provinz.
damit einverstanden gewesen, daß die beiden Staaten über Itallen und die Saar
ihre gemeinsamen Interessen verhandelten, ohne daß sie dabet gewesen wäre und den Ton angegeben hätte. Dabei hätte man sich über die tatsächlich vorhandenen wirtschaftlichen Verbindungen zwischen Lothringen und der Saar einigen fönnen. Es sei diesen Industriellen gelungen, die Verhandlungen scheitern zu lassen. Jetzt hätten sie einen großen Teil der Saarindustrie in der Hand. Die Saarbevölkerung habe sich jetzt über das fünftige Schicksal der Saar zu entscheiden. Aber Frankreich dürfe sich nicht zu dem Abenteuer ver: leiten lassen, die eine oder andere Lösung zu begünstigen. Man müsse si chder These der französischen Regierung an= schließen: die Saar ici ein Problem, das die Saarländer und den Völkerbund angehe, sie sei feine deutsch - französische Frage. Man solle das aber nicht nur sagen, man müsse auch vermeiden, daß sie eine deutsch - französische Frage werde, und wenn es nur zum Scheine und gegen Frankreichs Willen geschehe.
Im Falle von Unruhen könnten auf Ersuchen der Saar = regierung französische Truppen im Saargebiet einrüden. Aber auf Verantwortung der Saarregierung. Würde man aber nur französische Truppen holen, so werde cs in, den Augen des deutschen Wolfes aussehen, als ob Frankreich angesichts der Saaravitimmung eingreife um das Abstimmungsergebnis zu fälschen Niemand fönne daraus sich ergebende Rüdwirfungen berechnen,
In dem in Paris erscheinenden italienischen Blatt Italie Nouvelle" finden wir folgende Aeußerung über Italiens Standpunkt in der Saarfrage:
Im Oberhaus fanden Debatten über die Saarfrage statt. Von besonderem Interesse waren die Ausführungen von Lord Marley, der die Verhältnisse an der Saar als Vorsitzender der Internationalen Untersuchungskommission aus eigener Anschauung fennt. Er hat auf den braunen Terror hingewiesen, auf den moralischen Druck gegen die fatholische Bevölkerung und auf die Drohung der Nazis, nach der Abstimmung gegen diejenigen vorzugehen, die für den Status quo gestimmt haben, eine Drohung, die voraussetzt, daß von nationalsozialistischer Seite nicht mit einer geheimen Abstimmung gerechnet wird. Pord Marlen hat deshalb vorgeschlagen, die Wahlurnen nach Genf zu schicken und dort die Zählung und Bernich= tung der Stimmzettel vorzunehmen, eine Anregung, die der Unterstaatsjefretär Stanhope aufgenommen hat. Er wird diese Anregung Sir John Simon unterbreiten.
Indem wir die europäische Politit als etwas Einheitliches Ruhe sanft!
betrachten, lehnen wir es ab, die Saarfrage als ein deutsches oder französisches Problem anzusehen: es gibt feine„ Privat" fragen im unruhigen und fieberhaft erregten Europa von 1984. Es gibt nur allgemeine Fragen, die die ganze Welt angehen, mit denen der Friede der Welt verknüpft ist. Italien betrachtet die Saarfrage im Geiste der Gerechtig= feit und Unparteilichkeit: Baron Alvisi, dem vom Völkerbund die peinliche und schwierige Aufgabe zugewiesen wurde, Präsident der Abstimmungsfommission, zu sein, bemüht fich, die Geister zu beruhigen und den Boden für eine freie und friedliche Volfsbefragung vorzubereiten, deren Ergebnis, wie auch immer es ausfalle, Frankreich ebenso wie Deutsch land hinnehmen würden.
Die Frage sei ernst. Aber sie könne und dürfe nicht zu einer Plage für Europa werden, das ichon an und für sich von den Folgen der afgewinen poi chen, moralischen, wirtschaftlichen Krise der modernen Welt heimgesucht werde....
Die Saarbrüder Zeitung" veröffentlicht folgendes Gedichtchen:
do bai Status quo?
Bleibt uns vom Halse mit eurem Latein! Wir wollen nichts als Deutsche sein! Das Herzblut flopft nur einen Reim: Wir wollen heim! Wir wollen heim! Jns Reich! Zu den Brüdern! In Hitlers Hut! Im Baterhause ruht sich's gut. Albert Serge I.
Am sanstesten ruht es sich auf den deutschen Kirchhöfen. Da lieaen Tausende unter Geil Sitler" Ermordete. So auch die Katholikenführer Dr. Klausener und Probit. Ihre Kirche gob ihnen als letzten Segnungsgruß: Requiescat in pacem! Und das ist allerdings auch Latein.