Deutsche   Stimmen Beilage zur Deutschen Freiheit"

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Sonntag- Montag, den 18. und 19. November 1934

Professor Mannheim

Von Friedrich Wolf  

Ereignisse und Geschichten

Des deutschen   Spießers Prügelknabe

Ein Schauspiel aus dem Deutschland   von heute noclopine

( Uraufgeführt am 8. November im Zürcher Schauspielhaus)

Wenn die Judenverfolgungen so auf den Bret­tern gezeigt werden sollen, daß diese wirklich eine Welt, die deutsche Welt von heute bedeuten, dann darf der Aus­schnitt nicht den Rahmen füllen, darf nicht der Eindruck entstehen, daß Nationalsozialismus mit Antisemitismus identisch sei. Das wäre der bedenkliche Erfolg sehr kurz­sichtiger politischer Tendenz: weil sie es den Lauen, die sich mit der Unterdrückung einiger hunderttausend Juden achselzuckend abfinden, zu bequem und das Wesentliche nicht sichtbar machen würde.

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Das Wesentliche: Millionen deutscher Bürger werden entrechtet, geknechtet, gequält, und um diesen Tatbestand zu verschleiern, wird der Jude vorgeschoben, sozusagen als Kapitalist und Marxist in einer Person.( Daß Ferdinand Bruckner   diesen Zusammenhang nicht aufgestellt hat, das ist der Haupteinwand gegen ,, Die Rassen". Mit dieser Be­merkung soll sein Stück- eine ebenso schnelle, wie verdienstliche und mutige Leistung keineswegs ver­worfen werden.) Die Juden sind durch die selben Inte­ressen geschieden, durch die selben Klassengegensätze ge­trennt, wie die gesamte Bevölkerung des Landes. Die Ein­heit der Juden ist ein Wunschbild ihrer Gegner, doch weder rassisch, noch national, noch sozial vorhanden. Daß die Juden verstoßen und vernichtet werden, ist bestialisch, eine Degradierung der europäischen   Zivilisation durch den Nationalsozialismus  . Aber ein abscheulicher Vorgang ist nicht immer ein tragischer Vorgang. Unzählige pri­vate Tragödien summieren sich nicht unbedingt zur tragé dic humaine, zur menschlichen Tragödie. Wenn ein Nationalist und Militarist ein deutscher Staatsbürger ein deutscher Staatsbürger jüdischen, christlichen oder germanischen Glaubens Nationalisten und Militaristen gekillt oder zu Tode gehegt wird, so ist das eine blutige Farce. Tragisch wirkt der Untergang eines Menschen, der für Höheres einsteht, als seine Gegner. Wesenhaft, lebendig wird dieser Vorgang, wenn er vom Einzelnen ins Allgemeine weist. Typisch wird dieser Konflikt im Drama, wenn es sich durch das Mittel mensch­licher Gestalten das Mittel der Gestaltung des Mensch­lichen und Unmenschlichen mit der Gesellschaft ausein­andersetzt. Aus dem Tatsachenbericht, der oft vom Autor und vom Kritiker( seltener vom Publikum) miẞverstandenen dramatischen Reportage, kann dann die dramatische Dich­tung werden.

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Zur dramatischen Reportage dieser gültigeren Art ge­hört ,, Professor Mannheim  ", Friedrich Wolfs Schauspiel in vier Akten aus dem Deutschland   von heute", das im Zürcher   Schau spielhaus uraufgeführt wurde und bei jeder Wiederholung die aufwühlende Wirkung bekräftigt. Eine Wirkung, die das Publikum zu heftiger Teilnahme, zur Auseinander­setzung über die Zeit zwingt, der das Stück entsprungen ist. Ueber die unmittelbare, die brennende Gegenwart, über der sich die Geister scheiden, und der nur Einzelne in unge­schicktem, miẞglücktem Fluchtversuch sich entziehen wollen, indem sie rufen, das sei nicht von heute, das sei von gestern.

Der erste Akt spielt zwischen dem ersten und zweiten Wahlgang der Reichspräsidentenwahl 1932- also nicht, wie der Theaterzettel sagt, im Herbst, sondern zwischen dem 13. März und dem 10. April. Der zweite Akt am 28. Februar 1933, einen Tag nach dem Reichstagsbrand. Die beiden letzten Akte im April 1933, nach dem Juden­boykott" und dem Inkrafttreten des Arierparagrafen". Schauplats: die Klinik und die Privatwohnung Professor Mannheims, des berühmten Chirurgen, ehemaligen( ver­wundeten) Frontkämpfers. Der erste Akt in der Klinik eine glänzende Exposition: die politische, vielmehr bürger­kriegsähnliche Erregung dringt bis an die Schwelle des Operationsraums. Der zweite Assistent und eine Medizinal­praktikantin sind fanatische Nazis, der erste Assistent, Dr. Hirsch, ein Maulheld, voll von den Kriegssensationen der Etappe, der Redakteur Dr. Seidel, Jugendfreund und Patient Mannheims, ein Heimkrieger. Der Professor ist soeben( wohl etwas verspätet!) in den Hindenburgausschuß gewählt worden. Im ersten Akt kündigt sich schon die berufliche Tragödie an.

Im zweiten Akt entfesselt sich die Familientragödie, im Hause Professor Mannheims. Zusammenprall zwischen dem Vater, dem Bürger, und dem zwanzigjährigen Sohn, dem Kommunisten. Fantastisch, von der Bühne herab die amtlichen Mitteilungen über den Reichstagsbrand zu hören, die verdammt theatergemäß, doch leider historisch verbürgt sind. Unheimlich der Moment, da die Auseinandersetzung zwischen Vater und Sohn zerschnitten wird von jener schreienden Stimme im Radio, die der Welt am 28. Februar 1933 das Greuelmärchen vom Reichstagsbrand verkündete. Der june Rolf wählt den schweren Weg des Illegalen. Friedrich Wolf   arbeitet die Beziehungen scharf heraus, deu  klaren Jungen und seine unreife Schwester Ruth, die hitler­begeisterte Göre( die bald den Judenboykott" am eignen Leibe spüren wird), die blonde Mutter, die den jüdischen Gatten liebt und in der Angst um den Sohn zu einem leidenschaftlichen Ausbruch gegen den Vater gedrängt wird.

Der zweite Assistent wird Krankenhauskommissar. Er will den Professor verjagen, der freilich als Frontkämpfer nicht unter den Arierparagrafen" fällt. Doch über dem Kampf Mannheims für seine jüdischen Untergebenen, be­sondern den Krankenpfleger Simon, kommt es zum Kon­flikt. Mannheim   lebt, um zu arbeiten, und er kann nur in einer humanen Atmosphäre arbeiten. Dadurch isoliert er sich. Denn seine Freunde, der Oberarzt Carlsen, der erste Assistent Hirsch der Redakteur Seidel wollen arbeiten, um zu leben. Sie geben Mannheim   unter mehr oder weniger hef­tigen Gewissensbissen preis, verraten ihn. Mannheims Ueberzeugung, daß das Leben sich auf Ehre, Ritterlichkeit. Kameradschaft gründe, ist zusammengebrochen. Es war alles ein Irrtum, sagt er und erschießt sich.

Der Fall Mannheim   ist der Anlaß, nicht Sinn und Zweck des Dramas. Vom beruflichen und privaten Milieu Mann­heims aus gibt der Autor Durchblicke auf das Ganze, die Gesellschaft. Er könnte das nicht künstlerisch tun, wenn er es nicht plastisch täte. Das heißt: In den Gestalten des Vordergrunds, in Mannheim  , in seinen Angehörigen, in seinen Freunden und Gegnern sind die Gedanken und Ge­fühle, die Hoffnungen, die Nöte und Wirrnisse der Gesell­schaft wie in einem Spektrum gesammelt. Man könnte finden, daß Wolf um ein Weniges zu viel vereinfacht: alle diese Bürgerlichen sind Nationalisten. Er könnte erwidern, daß im Jahre 1932 nur eine verschwindende Minderheit der Bürgerlichen   nicht nationalistisch war, und an krassen Bei­spielen zeigen, daß seither diese Minderheit noch kleiner ge­worden ist.

Wie dem sei, es ist eine unwesentliche Nuance. Durchaus wesentlich, durchaus repräsentativ ist Professor Mannheim, Demokrat( vom äußersten rechten Flügel), vom preußischen Disziplinbegriff erfüllt, sehr militärisch, auf seinen General­feldmarschall Hindenburg   eingeschworen, sonderbar gemischt aus Autoritätsglauben und Mannesstolz. Dieser Professor Mannheim ist zufällig Jude: er ist nämlich vom ,, arischen" Bourgeois nicht zu unterscheiden. Er ist das deutsche  Bürgertum, und er steht für Tausende von Akademikern, die innerhalb ihrer wissenschaftlich- beruflichen Sphäre Vorur­teilslosigkeit wahren, Kritik üben zu können meinten, außer­halb des Hörsaals, des Laboratoriums, der Klinik, des Studierzimmers, aber ihr Vorrecht und ihre Pflicht zur Prü­fung des Tatbestands, zum konfessionslosen Denken preis­gaben, ohne es zu merken. Mannheim   zweifelt keinen Augen­blick daran, daß Kommunisten ,,, internationale Brand­stifter", den Reichstag   angesteckt haben, tut jedoch die Ver­folgung jüdischer Gelehrter als Lüge oder Uebertreibung" ab. Denk an die Zondeks! ,, Lüge oder Uebertreibung," ant­wortet er unerschüttert.

Daß das Gegenteil dessen wahr sein könnte, was eine Re­gierung, die nationalsozialistische Regierung behauptet, das faßt er nicht. Er faßt das nicht, bis es ihm selbst an den Kragen geht, bis er selbst beschimpft, gedemütigt, wie ein Verbrecher behandelt wird. Dann freilich lehnt er sich auf, ohne Rücksicht auf die Folgen, klagt er an, rechnet er ab, will er kämpfen, Einer gegen Alle. Darin unterscheidet er sich von den andern. Demnach ist das jüdisch? Nein, der Dr. Hirsch ist ein Feigling. Also ist es deutsch  ? Die ,, Arier" Carlsen und Seidel sind ebenfalls Feiglinge. Es ist heldisch, und gerade das Heldische stellen die Monopolpatrioten als spezifisch deutsch   hin. Dann ist Mannhem doch der wahre Deutsche  ? Zu diesen Ueberlegungen zwingt Friedrich Wolf  den Zuschauer. Der Autor fällt wortlos den Urteilsspruch. Das ist hohe tragische Ironie.

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Herr Goebbels   brütet in tiefen Sorgen, Er konstatiert es mit bitterem Groll: Die Kassen sind leer und niemand tut borgen. Es schwindet das Haben es steigt das Soll. Es steigt das Soll, es schwindet das Haben, Herr Goebbels   sucht einen Prügelknaben!

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Die Kassen sind leer und es fließen und fließen, Wie soll man es hindern? zurück die Devisen. Nach Frankreich   nach England, nach Holland  , Italien  . Wir brauchen den Rohstoff, wer soll ihn bezahlen? Schon murrt die Menge es kreisen die Raben Herr Goebbels   braucht einen Prügelknaben!!

Die Meute ist hungrig, es knurrt der Magen, Und kriegt sie kein Futter, gerät sie in Wut, So geht es uns selber zuerst an den Kragen. Und wir müssen zahlen mit unserem Blut... Die apokalyptischen Reiter traben... Herr Goebbels   sucht einen Prügelknaben

Zwar ist die Situation recht kritisch. Zwar sind wir pleite, uns fehlt der Zaste. Wir stimmen den Ton auf antisemitisch. Gegen die Miesmacher und Kritikaster, Ein Judenhetschen hat stets noch erlaben, Wir brauchen doch einen Prügelknaben!

..Wie mache ichs richtig?" Bei räumlicher Beengtheit

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Expulsus.

Es gibt einen Wegweiser zu guten Umgangsformen" mit der Ueberschrift., Wie mache ich's richtig?" Eine empfehlenswerte Lektüre über Höflichkeit in der Familie, Umgang mit Hausangestellten, Benehmen beim Essen, bei Besuchen, bei Tanz usw.. Ein besonderes Kapitel heißt: ..Der deutsche Gruß". Hier erfährt man Folgendes: Mit gestrecktem rechten Arm grüßen Mann und Frau beide entrollten Fahnen des Reiches, die Standarten und Fahnen der Formationen der NSDAP.( wie die Fahnen der poli­tischen Leiter, der SA.  , SS.  , und Hitler- Jugend  ) sowie die Fahnen der alten Armee und der Kriegervereine, bei jeder Begegnung mit ihnen.( Es dürfte sich also doch wohl empfehlen, den Arm für alle Fälle hochzu­binden.) binden.) Es ist im allgemeinen üblich, bei Begrüßung mehrerer Personen erst die Hand zu heben und dann den deutschen Gruß auszuführen. Betritt man einen Raum, so grüßt man erst mit dem deutschen Gruß und gibt dann den Anwesenden die Hand, dies gilt auch fr Frauen.( Und wenn nun mehrere Personen in dem Raum sind, dann kennt kein Mensch sich aus.) Leider sieht man oft, daß der deutsche Gruẞ sehr nachlässig us­geführt wird. Man sollte sich bemühen, ihn stets sorgfältig durch ausgetreckten Arm auszuführen. Ausnahmsweise, bei räumlicher Beeng theit, kann man mit ge­beugtem Arm grüßen. Unstatthaft aber ist es, den deut­schen Gruß mit einem emurmelten..Mahl zeit" oder ,, Guten Morgen" zu vereinen."

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Bahre. 2796 Mann Ueberlebende

Herr Professor! Sie wollten... Sie wollten doch mahnt die Medizinalpraktikantin, die in uneingestandener Liebe u dem jungen Rolf schwankend geworden war, von dem nichts­würdigen SA.- Kommissar abgestoßen und durch die heroische Haltung Professor Mannheims vollends erschüttert ist. Er liegt mit tödlichem Brustschuß auf der ,, Kämpfen?" sagt er. Richtig... Wie man das nur vergessen kann." Dieser Schluß( den ich aus dem Ge­dächtnis zitiere) ist ein dichterischer Fund. Das männliche und verzweifelte Wort weist über den tragischen Einzelfall hinaus. Professor Mannheim hat zu kämpfen ,, vergessen", hat sich erschossen, weil niemand hinter ihm stand, weil seine Freunde ihn verrieten, um sich zu retten, weil das

Bürgertum sich aufgegeben hat. Dieser Schuß wird symbo­lisch für den geistigen Selbstmord des deutschen Bürger­tums. So enthüllt der Dichter die große Perspektive, gibt den Durchblick vom Einzelnen ins Allgemeine, vom Persönlichen ins Gesellschaftliche.

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Aber damit ist nicht alles gesagt. Friedrich Wolf   zeigt außer der bürgerlichen auch die proletarische Klasse, als reifer Künstler wiederum mit reicher Wirkung bei spar­samen Mitteln. Kontrapunktisch setzt er zwei humane Helfer und zwei politische Kämpfer gegeneinander ab. Den vom Arztberuf besessenen jüdischen Professor Mannheim und den freiwillig, ohne Entgelt fünfmal sein Blut für Transfusionen spendenden jüdischen Pfleger Simon- der eine bürger­der eine bürger­lich unklar, der andere proletarisch illusionslos. Den feurigen Intellektuellen Rolf gegen den zähen Arbeiter Ernst. Beides Kommunisten der eine aus geistiger Leidenschaft, der andere leiblicher Not. Der Autor führt die zwingenden Bewegungen herbei, aus denen die dramatischen Funken sprühen: meisterhaft die Szene zwischen dem Ar­beiter Ernst und dem Bürgermädchen Ruth, das Gespräch zwischen ihm und Frau Mannheim  .

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In diesem Arbeiter Ernst hat Friedrich Wolf   den Ille­

galen ein Denkmal errichtet: ein Kerl, phrasenlos, wort­karg, zielbewußt. Nicht leicht, aus ihm herauszukriegen, daß er vier Nächte nicht mehr geschlafen hat. Er ist er­schöpft, zum Umsinken müde, doch stets auf dem Sprung, und als er durch die Aengstlichkeit der Frauen gereizt und als er durch die Aengstlichkeit der Frauen gereizt wird, da reißt er den Vorhang vor der proletarischen Welt auf, die ihnen so fremd ist. Unpathetisch erzählt er vom Martyrium der Arbeiter Konzentrationslager, Miß­und von ihrem unterirdischen handlungen, Verfolgungen Dasein. Und geht. Er haut ab. Wird unsichtbar. Und ar­beitet weiter, unsichtbar. Mit ihm Hunderttausende.

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Beifall auf offener Szene, immer wieder Beifall das ist das Zeugnis für die außerordentliche Wirkung des Stücks und die hervorragende Darstellung. Beide decken sich: sie sind von hoher künstlerischer Sachlichkeit. Diesen Spiegel der Zeit trübt kein Hauch von Sentimen­talität. Leopold Lindtberg   führt Regie. Es ist die stärkste Leistung, die ich von ihm kenne. Dieser Regisseur des zarten gedämpften Kammerspiels, der mehr fein als kraftvoll schien, entwickelt hier eine prächtige Energie in

Steuerfrei!

Inserat im ,, Film- Kurier": Heldentum und Todeskampf unserer ,, Emden  ". Ein Groß- Tonfilm der deutschen  Kriegsmarine unter Mitwirkung überlebender Offi­ziere und Mannschaften... Noch nie wurde im Film ein solcher Riesenkampf zweier Kriegsschiffe gesehen...

Musik: Frits Wenneis. Jugendfrei! Staatspolitisch wertvoll! Volksbildend. Freigegeben für Karfreitag, Bußtag und die Heldengedenktage. Steuerfrei! Länge: 2796 Meter."

Kleine Greuelnachrichten

Ein katholischer Pfarrer fährt mit seinem Auto über die Grenze. Bei der Rückkehr fragt ihn der deutsche   Zoll­beamte: Haben Sie verbotene Zeitungen?" Der Pfarrer: Nein, aber gelesen!"

Bei der Installation der neuen Fernheizung im Kaspar­Escher- Haus in Zürich   schauen einige bejahrte Männer zn. Da meint einer trocken zum andern: Diä würden au gschyder ä Fernheizig is Dritt Rych use mache, um üseri gfrorene Guthabe ufztaue!"

Aus dem Nebelspalter"

der Szenenführung, der klaren Disposition, der Straffung des Zusammenspiels. Te o Otto hat mit der Treffsicher­heit, die man bei ihm gewohnt ist, das Bühnenbild ange­legt. Das Ensemble ist ein so vollkommenes Team, daß es schwer fällt, einzelne Leistungen herauszuheben. Dem Professor Mannheim lieh Kurt Horwit seine starke Persönlichkeit und seine repräsentative Würde. Der welt­männische Oberarzt Carlsen, der peinliche Assistent Hirsch, der quallige Redakteur Seidel und der wilde Nazi­kommissar Hellbach wurden von Wolf Benecken. dorff, Erwin Kalser  , Frig Eßler und Heinz Greif in Maske und Haltung meisterlich getroffen. Greif war so unheimlich echt, als ob man ihn direkt vom Braunen Haus bezogen hätte. Ausgezeichnet( obzwar sprechtechnisch noch nicht vollkommen) war Dinorah Preẞ als Ruth. Am schwersten hatte es Maria Schanda   als Medizinalpraktikantin.( Diese Figur ist dichterisch nicht gelöst, zu sehr noch dramaturgisches Vehikel.) Ueberzeugend war Emil Stöhr   als Rolf, von eindrucksvoller Schlichtheit Leonhard Steckel   als Pfleger Simon. Die episodische, doch für die Perspektive des Stücks so bedeutsame Rolle des Arbeiters Ernst war Wolfgang Langhoff   herrlich aufgehoben.

Seht ihn euch an, ihr Bürger, dann wißt ihr, wie ein proletarischer Kämpfer ausschaut, und was ein harter Revolutionär ist! Tosef Halperin,