strebungen Ungarns endgültig Schluß ge= macht werden müsse.

Düstere Wolken ziehen sich über Europa zusammen. Es

is möglich, daß auch dieser Konflikt, wie so viele andere in lezter Zeit, behoben wird Aber die Gesamtatmosphäre ist unerträglich gemerden, und wenn die Dinge so weiter getrieben werden, dann ist über kurz oder lang eine neue Ratastrophe, schlimmer als 1914, nicht mehr aufzuhalten.

Keine Auslieferung

der kroatischen Verschwörer

Paris , 26. November.

Havas erfährt aus Turin , daß die italienischen Justiz­behörden, die beauftragt wurden, den Auslieferungsantrag Frankreichs der Kroatenführer Antee Pavelitsch und waternit zu prüfen, sich gegen diese Auslieferung aus­gesprochen haben.

Die Ablehnung der Auslieferung wird demnächst, ent sprechend den internationalen Gepflogenheiten, dem franzö fischen Botschafter in Rom durch das Auswärtige Amt mit­geteilt werden.

Diese Haltung der italienischen Regierung ist als eine moralische Unterstüßung Ungarns zu betrachten.

Frankreichs Fremdenpolitik

Marseille , den 26. November 1934. Sier fand eine von 5000 Arbeitern besuchte Rundgebung fact, in der man sich mit den eingewanderten Arbeitslosen solidarisch erklärte. Wie die Humanite" mitteilt, hatte die Präfeftur seit dem 16. November alle armenischen, griechi­schen, türkischen und russischen Arbeitslosen in den Unter­tübungslisten gestrichen. Ungefähr 2500 Arbeiter seien von dieser harten Maßnahme betroffen worden. Mehrere Ab­prdnungen des Arbeitslosenausschusses hätten sich zusammen mit den sozialistischen und fommunistischen Abgeordneten zu den Behörden begeben, seien aber ständig abgewiesen wor den. Nun habe man eine große Rundgebung veranstaltet, an der 5000 Arbeiter teilgenommen und hunderte vergeblich Einlaß begehrt hätten, weil der Versammlungssaal überfüllt gewesen sei. Die französischen Arbeiter, die in Arbeit befind­lichen ebenso wie die Arbeitslosen, hätten sich mit ihren ein­gewanderten Genossen solidarisch erklärt. Redner des Arbeitslosenausschusses, der sozialistischen und kommunisti­schen Gewerkschaften, der Einheitsfront, sozialistische und kommunistische Abgeordnete hätten sich gegen die Maß­rahmen der Behörde ausgesprochen. Man habe eine Delega= tion gewählt. der man in der Präfektur einen besserent Empfang als der früheren bereitet habe Man habe Ver­sprechungen gemacht, die Antwort soll am Dienstag erteilt werden.

Das Blatt jetzt übrigens hinzu, daß der Generalrat des Departements von den Maßnahmen des Präfekten nicht vor­her unterrichtet worden sei..

Gerüchte über Gerüchte

Dessau , den 26. November 1934. Vor dem Schöffengericht in Dessan hatten sich im Schnell­verfahren vier aus der Schußhait vorgeführte Angeklagte zu verantworten, weil sie Gerüchte über den Reichsstatt= halter in Braunschweig und Anhalt, Loeper, weiterge­tragen hatten Das Verfahren gegen einen fünften Ange= klagten wurde abgetrennt, weil er zu der Verhandlung nicht erschienen war. Der Vertreter der Anklage forderte gegen alle Angeklagten je neun Monate Gefängnis. Verurteilt wurden der 54 Jahre alte Karl Beier aus Dessau zu zwei Monaten, der 21 Jahre alte Martin Kersten aus Jeßniß zu sechs Monaten. der 25 Jahre alte Walter Duve aus Dessan zu drei Monaten und der 24 Jahre alte Kurt Baiz aus Berbit zu einem Monat Gefängnis. Die Strafen fielen für de vier Angeklagten geringer aus als beantragt, da die Berurteilung nicht auf Grund der Verordnung des Reichs= präsidenten von 1931 zum Schuße der Ehre im öffentlichen Leben stehender Personen erfolgte, die eine Mindeststraße von drei Monaten vorsieht, sondern auf Grund des§ 186 CtGB. Das Bericht nahm nämlich an. daß die Orte, an denen die Verbreitung der Gerüchte erfolgte, nicht als öffentlich anzusehen seien.

In der umfangreichen Beweisaufnahme stell'e das Gericht einwandfrei fest. daß alle Gerichte um den Reichs= fatthalter restlos erlogen und von bös= willigen Elementen aus der Luft gegriffent seien. Insbesondere wurde festgestellt, daß der Richsstatt­halter niemals an Trinfgelagen in einem Dessauer Hotel teilgenommen und niemals Gelder des Winter= biliswerts für sich verwandt hat. Es sei auch niemals auf den Reichsstatthalter oder den Dessauer Oberbürger­meister von irgendeiner Person weder in dem betreffenden Hotel, noch an einem anderen Ort geschossen worden. Damit felen oleichzeitig die Gerüche zu ammen, daß der Meichsstatthalter durch den Führer und Reichsfanzler seines Boitens enthoben worden fej. Schließlich wurde festgestellt, daß der Herd die er Gerüchte in Dessau zu suchen sei, daß bie Angeklagten aber nicht diejenigen wären, die das Ge­rücht aufgebracht hätten.

Die Friedensoffensive Berlins

Mein Kampf "-

in Deutschland verbo en

Nachdem die französische Presse Alarm geschlagen, erhielten endlich die deutschen Goebbels- Blätter die Genehmigung. auch ihren Lesern von den heftigen Friedensbeteuerungen Hitlers gegenüber den Franzosen Goy und Monnier Kenntnis zu geben. Die jetzt erfolgte Publikation erfolgte freilich, wie wir oben feststellen, unter Fortlassung einer ent­scheidenden Stelle.

Nicht ohne stille Heiterkeit kann man lesen, wie der Völ­fische Beobachter" diese für die deutsche Presse etwas pein­liche Lage zu umschiffen sucht. Das Blatt schreibt:

Jeder Deutsche kennt und billigt, das hat die Volks­abstimmung am 12. November 1933 bewiesen, die Außen­politik Adolf Hitlers . Die deutsche Oeffentlichkeit ist auch über die Auffassung des Führers über das Verhältnis zwischen Deutschland und Frankreich und über seinen Frie­denswillen oftmals unterrichtet worden, und die Worte, die Adolf Hitler in seiner großen Reichstagsrede im Mai dieses Jahres an die Adresse Frankreichs gerichtet hatte, sind uns allen nach wie vor lebhaft in Erinnerung. Unver­gessen ebenso ist der Appell, den Rudolf Heß an die Frontkämpfer Frankreichs gerichtet hat. Nur in Frank­ reich gibt es offenbar noch Kreise, die unsere Friedenspolitik nicht verstehen oder nicht verstehen wollen, und auch dieses neuerliche politische Manöver beweist wieder, daß in Frankreich Brunnenvergifter der öffentlichen Meinung tätig sind, die ungestört ihr Handwerk gegen den Frieden und die Verständigung ausüben."

Nur in Frankreich ".. Nun hat diese Geschichte eines gern versteckt gehaltenen Interviews noch eine hübsche Pointe er= halten. Der Figaro " hatte in geschickter Auswahl dem jüng­sten Pazifismus Hitlers die fastigsten, gegen Frankreich ge= richteten Stellen aus Mein Kampf " gegenübergestellt- vor allem diejenigen, die die deutsche Seele zur unausweichlichen friegerischen Auseinandersetzung mit Frankreich sturmreif machen sollen. Daraufhin wurde für das gesamte dritte Reich" die fragliche Nummer des igaro" so­

Uebrigens fann man bemerken, daß die deutschen Kreise mit Genugtuung eine Entspannung feststellen wollen, die seit einigen Tagen in den Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich eingetreten sein soll. Wenn Dr. Goebbels in seiner letzten Sportpalastrede den Wunsch nach einer Aus­söhnung mit Frankreich ausgesprochen und dabei von etwa­igen Konzessionen" geredet hat, so vermutet man in hie­sigen politischen Kreisen, daß er dabei nicht nur an den Ost­paft gedacht hat.

Ribbentrop und Heß?

Paris , den 26. November 1934. ( Von unserem Korrespondenten)

Leon Bailby erklärt in seinem Blatte, dem Jour". Herr von Ribbentrop werde bei seinem nahen Besuch in Paris vom Stellvertreter des Führers" Rudolf Heß begleitet fein. Man wolle wissen, daß sie die Unterhaltung fortjeßen sollten, die Hitler fürzlich mit Jean Goy und Monnier in Berlin gehabt habe. Bailby meint das fónne nicht ganz stimmen, denn die beiden Teutschen. Unterhändler von Ruf. könnten sich in Paris nur aufhalten, wenn sie zuerst ihre Absichten dem Außenminister persönlich auseinander­setzen würden. Bailby will damit sagen, wie er auch des weiteren ausführt es könne sich nicht um Unterredungen. wie die Hiflers mit Goy handeln, die privaten Charakter tragen und ohne Kenntnis des französischen Auswärtigen Amtes vor sich gehen sollten.

In diesem Zusammenhang sei erwähnt, daß Havas , die amtliche französische Nachrichtenagentur mitteilt, die deutsche Presse habe erst am Sonntag, dem 25. November, ihren Lejern den Wortlaut der Unterredung Hitlers mit den bei­den Franzosen bekannt gegeben genau eine Woche nach seiner in Frankreich erfolgten Veröffentlichung.

Allerdings sind die Aeußerungen Hitlers in der deutschen Presse sehr retuschiert, die Erklärung über die problema­tischen Ostgrenzen ist ganz fortgelassen

fort beschlagnahmt. Sollte dies die Vorbereitung des Deutsche Minderheit...

Verbotes von Mein Kamps" für ganz Deutschland sein?

Berlin , den 26. November 1934.

In den Kreisen, die dem Propagandaministerium nabe­stehen, erklärt man, wie das die Deutsche Freiheit" bereits mitteilen konnte daß Herr von Ribbentrop, der Reichsfom= missar für die Abrüstung und Vertraute des Reichsführers, in kürze nach Paris , fommen würde, um dort mit Raval Fühlung zu nehmen, dem er einige Vorschläge unterbreiten wolle.

Die Wilhelmstraße. alio das Auswärtige Amt, ist übrigens nicht immer im Bilde über die Absichten Hitlers , und so ist sie auch nicht in der Lage zu sagen, ob diese Meldung richtig set oder nicht noch weniger aber genaue Angaben über die Vorschläge zu machen, deren 1eberbringer Herr von Ribben­trop sein könnte.

Prager Straßenrevolten

, Nieder mit Deutschen und Juden!"

Prag , 26. November.

Seit Samstag, ist die tschechoslowakische Hauptstadt der Schauplay überaus heftiger Unruhen. Das Schul­ministerium hatte von der deutschen Universität die Her= ausgabe der Universitätsinjiguien gefordert, worauf die Studenten der deutschen Universität in Streik traten Als sich am Vormittag zahlreiche deutsche Studenten vor dem Gebäude einfanden, versammelten sich in ihrer Nähe Stu­denten aus den tschechischen Fakultäten. Es kam zu gegen­seitigen Zurusen und endlich zu Zusammenstößen. Trozz­tem der Rektor und der Prorefior der tschechischen Uni= versität die sehr erregten Studenten zur Ruhe aufforder­ten, und ihnen erklärien, daß die tschechische Universität an der Forderung der Herausgabe der Insignien unverrück­þar festhalte, zogen größere Trupps tschechischer Studenten vor das Tor des Rektorats.

Schließlich drangen sie gemaltiam ein.

Es tam zu kämpfen, wobei Steine und Holzstücke als Waffen verwandt wurden. Die Einrichtung des slawischen Instituts, das neben dem Reftorat liegt, wurde voll­ommen demoliert. Die Polizei zögerte zunächst mit dem Einschreiten, da es sich um af tocmister Boden han­delte. Aber schließlich ging sie scharf vor und drängte die Studenten ab.

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Einsam wird's um Müller. Weterherstellung der altpreußisden Union

Wir haben am Samstag auf die Niederlage hingewiesen, die der Reichsbischof durch das Gutachten Professor No ads in Halle, eines führenden nationalsozialistischen Juristen, erlitten hatte. Es hat die mit einem firchlichen Notstand be= gründete Gesetzgebung seit Januar 1934 als rechtswidrig bezeichnet. In Konsequenz dieser Entscheidung hat bereits der Sleichsbischof zwei wichtige Verordnungen erlassen. Mit ihnen wird die Kirche der altpreußischen Union , die tamals zur Schaffung der Reichsfirchenregierung aufgelöst worden war, wieder hergestellt. Die bisher schwerste Nieder­Jage des Reichsbischofs ist damit von ihm selbst besiegelt worden. Es ergibt sich jetzt die groteske Situation, daß der Lander bisch of Ludwig Müller vom Reichsbischof Ludwig Müller unabhängig erklärt wird.

Tas ist das Ende der Kirchenzentralisierung. Vor wenigen Wochen noch wurde durch die Weihe des Reichsbischofs ihr ewiper Bestand proklamiert Heute sind nur noch Trimmer da. In Baden ist der Landesbischof Stühle- born von Müller abgefallen. In Hessen wächst die Aus­Tehnung der Geistlichkeit gegen den zu den Teutschen Christen gehörenden Landesbischof Dietrich. Eine Pfarrerversamm­Tung in Bleßen forderte einstimmig den Rücktritt des Reichs­

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Die abfallenden Bisdöle

bischofs und mit 180 gegen 8 Stimmen den Rück­tritt des Landesbischofs, der selbst an der Sizung teilnahm. Am energischsten waren in stundenlanger Debatte die Theologieprofessoren der Universität Gießen. Dietrich bemühte sich vergeblich, sich mit seiner Rechtfertigung Gehör zu verschaffen, und verließ schließlich den Saal,

In Württemberg ist es dem Landesbischof Wurm endlich gelungen, wieder in seine Amtsräume einzuziehen. Die Kommissare der Deutschen Christen, unterstützt von SS.

und Gestapo , räumten schließlich das Feld. Die Stuttgarter

Pfarrerschaft bereitete dem Bischof in den festlich geschmückten Diensträumen einen stürmischen Empfang. Alles fang:" Run

dantet alle Gott."

Der Hannoversche Landesbischof Marahrens führt inzwischen einen scharfen Kampf gegen die deutschen Chri­ sten ". Er versucht, den Landeskirchentag von ihnen jäubern". Auch der Landesbischof Paulsen von Schleswig­Holstein verkündet seine Unabhängigkeit von Berlin , obwohl ihn Müller selbst eingesetzt hat.

Allein sich der Reichsbischof auf weiter Flur. Der Boden schwankt unter seinen Füßen, aber er erklärt, er wolle nicht wanken und nicht weichen...

in Frankreich

Paris , den 26. November 1934. ( Von unserem Korrespondenten) Hitler hält Friedensreden. Er erklärt einem französischen Abgeordneten gegenüber, Deutschland habe gar kein Inter­eise an Eliaß- Lothringen allerdings dürfen die deutschen Zeitungen den Jubalt dieser Unterhaltungen nicht wieder­geben, aber die Kreuz- Zeitung ", das Organ des Stahl­helm", gibt eine Aufzählung von den nationalen Minder­heiten", unter denen unter anderen auch 1382 000 Deutsche int Frankreich aufgeführt werden.

Wo halten sie sich versteckt?" fragt die angesehene Wochen­schrift Lu". Etwa im Elsaß ?"

Aus diesen Vorgängen entwidelten sich Kundge= sehr schnell deutsch feindliche bungen. Die jugendlichen Demonstranten durchzogen die Straßen und forderten die Räumung des Carolineums durch die Deutschen . Am späten Abend demonstrierten mehrere hundert Perionen durch Anstimmen deutschseind­licher Sprechchöre auch vor dem Neuen Deutscheit Theater und der kleinen Bühne. In der Nacht wurde bekannt, daß zahlreiche deutsche Studenten bei dem Steinbombardement leichte Verletzungen erhalten hatten. Angesichts der raffischen Belange im Hitlerreiche entbehrt es nicht der Tragikomik, daß sich aus diesen Demonstra­tionen gegen die überwiegend nationalsozialistisch gesinnten deutschen Studenten auch Sundgebungen gegen die Juden entwidelten. Die randalierenden De­monstranten schlossen in ihre Schmährufe Deutsche und Juden harmonisch ein. Unter den Rufen: Wir sind Slawen, wir wollen feinen deutschen Rundfunk." versuchten sie int das Gebäude des Radio Journal" einzubringen, um die deutsche Sendung zu stören. Auch vor dem jüdischen Volkshause wurde demonstriert. Im Hause des deutschen Volksbildungsvereins Urania" schlug man die Fenster­scheiben ein. Auf der Straße hielten nationa= listische Abgeordnete improvisierte An= spracheu. Unter ihnen befand sich der Führer der teich:- dischen Faschisten Gajda. Insgesamt hat die Polizei ant Samstag 22 und am Sonntag 34 Verhaftungen vorgenom men. Die Strafverfahren sind bereits eingeleitet worden. Der größte Teil der tschechischen Presse nimmt sehr scharf Stellung gegen diese Kundgebungen und wendet sich vor allem auch gegen das Hereintragen indenfeindlicher Stim­

mungen.

Nach einer neuen Erklärung des Ministerpräsidenten bleibt es bei der Uebergabe der Insignien der deutschen Universität an die tschechischen Autoritäten. Der Minister präsident erklärte, daß der Regierung nichts ferner liege, als durch die Formalitäten der Uebergabe, die durch ein Geset festgelegt worden seien. die Ehre der deutschen Universität antasten zu wollen. Die Uebergabe soll am heutigen Montg erfolgen.

36 Jahre Kerker!

Illegale in Solingen

Samm i. W., 23, Nov. Der Strassenat des Oberlandes­gerichts Hamm mußte sich am Montag und Dienstag dieser Woche mit 80 ehemaligen Anhängern der KPD . aus S0= lingen Ohligs befassen, die unter der Anklage standen, sich der Vorbereitung des Verbrechens zum Hochverrat schuldig gemacht bzw. sich in den verschiedenen Fällen gegen das Schußwaffengeset vergangen zu haben. 24 Angeklagte wurden zu Gefängnisstrafen von insgesamt 36 Jahren und vier Monaten verurteilt. Drei wurden freigesprochen, gegen drei weitere wurde das Verfahren eingestellt.