Aus dem Lande des Grauens

Die Folterungen eines Rabbiners

Im Verlag der Druck- und Verlagsanstalt Teplig- Schönau ist eine Schrift ,, Juda verrecke. Ein Rabbiner im Konzen­trationslager" erschienen, dessen Autor der frühere Rabbi­ner Max Abraham ist, dem es nach einem langen Leidensweg gelungen ist, nach der Tschechoslowakei zu entkommen. Er erzählt u. a. folgendes:

Schon im Jahre 1930 wurde Rabbiner Max Abraham von dem SA.- Sturmführer Jackzentis überfallen und mißhandelt, weswegen Jackzentis wegen gefährlicher Körper­verletzung zu drei Monaten Gefängnis verurteilt wurde. Als das dritte Reich" hereinbrach; war für Jackzentis die Zeit gefommen, für jetne Strafe an dem Rabbiner Rache zu nehmen. Diesem gelang es, sich eine Zeitlang verborgen zu baiten; er flüchtete nach Berlin , um von hier aus eine Reise ins Ausland anzutreten. Aber auf das Drängen seiner Freunde hin, in dieser ernsten und schweren Zeit die Ge­meinde nicht im Stich zu lassen, fehrte er am 26. Juni 1933 nach Rathenow zurück. Die Nationalsozialisten hatten davon Wind bekommen, das Schicksal des Rabbiners war besiegelt. Auf dem Wege in seine Wohnung Tage darauf wurde er, ver starf furzsichtig ist, von einem Manne angegriffen, der ihm die Brille herunterschlug. Unmittelbar vor seiner Haus­tür sprang aus einem Versteck jemand auf ihn zu, der blind­lings auf ihn einschlug. In einer Abwehrbewegung traf Abraham mit seinem Hausschlüssel. den er bereits in der Hand hiel:, den Angreifer, der zu schreien begann: Juden­schwein! Das ist der Rabbiner von Rathenow ! Dieser Hund hat mich überfallen!" Der Rabbiner wurde auf die Polizei­wache gebracht, wo er verlangte, daß die Personalien des Angreifers festgestellt werden. Man hörte nicht auf ihn, son­dern zog seinen Gegner in ein vertrauliches Gespräch und erklärte Abraham dann für verhaftet. Alsbald erschien ein ganzes Aufgebot von S. und A. in der Polizeiwache. Die SA. und S.- Leute schlugen auf ihn ein, dann wurde er in eine kleine Zelle eingeliefert, in die gleiche Zelle, in der er wenige Tage vorher als Seelsorger einem jüdischen Inhaftierten Mut und Troft zugesprochen hatte. Hier lag er blutüberströmt auf der Pritsche. Plötzlich ging die Tür auf, zwei S.- Leute brüllten: Rabbiner, raus! Jude raus!" Vom Blutverlust ge­schwächt, seiner Sinne faum mächtig, wanfte er zur Tür. Mit einem Gewehrkolben wurde er zur Seite gestoßen und stürzte bin Gummifnüppelschläge bagelten zwei Stunden lang auf seinen Körper nieder. Um 5.30 Uhr früh wurde er brutal geweckt und ins Polizeirevier geschleppt. Ungefähr 20 SA.- und S.- Leute nahmen um ihn Aufstellung, an ihrer Spizze der Angreifer vom vergangenen Abend, der drei­undzwanzigjährige Sturmbannführer Meiercord, ein Untergebener von Jackzentis. Die zwanzig Mann hieben blindlings mit Gummifnüppeln auf den Rabbiner ein. Meiercord hat ihn dreimal bis zur Bewußtlosigkeit ge= schlagen. Mit drei anderen inhaftierten Juden, den Rathe­nower Kaufleuten Arno Gans, Alex Grisch= mann, Friz Sinajohn, wurde er in die Abortanlage gebracht, die sie zu reinigen hatten. Sie wurden unbarm­herzig mit Gummifnüppeln geschlagen. Die SA- Männer drückten Arno Gans den Gummifnüppel in die Hand mit dem Befehlt. den Rabbiner zu ver­prügeln. Er weigerte sich, er könne doch nicht den Seel­sorger der Gemeinde schlagen: Aber unter fürchterlichen Schlägen wurde er zum Nachgeben gezwungen, Reihenweise abwechselnd, mußten die vier Juden sich gegen Leitig mit dem Gummifmüppel mißhandeln.

Wenn wir geglaubt hatten, erzählt Rabbiner Mar Abra­ham weiter, furze Zeit Atem holen zu dürfen, hatten wir uns geirrt. Der Sturmbannführer Krüger, Polizeichef und erster Prügelheld in Oranienburg , bis vor furzem ffeiner Sälehändler in Luckenwalde , jagte uns im Marsch Marsch­Tempo durch den Hof des Lagers und schrie: Ihr Schweine­hunde, seid hier als politische Geiseln interniert! Eure Be­handlung ist abhängig von der politischen Lage draußen!" Sein bester Assistent war Sturmführer Stahlkopf, der den Stempel der Gemeinheit, Bestialität und Niedrigkeit im Ge­sicht trug. Auf sein Konto waren schon mehrere Tote im Lager zu buchen, die aber laut Bestätigung des Lagerarztes cines natürlichen Todes" gestorben waren. Stahlfopf war es eine besondere Freude, einen Rabbiner" im Lager zu haben. Er und Krüger drohten, mir jeden Knochen in Splitter zu bauen", wenn ich mich mit meinem Namen Abraham und nicht Rabbiner" nennen würde. Ob man mich an den Beinen packte oder am Hals, mich würate oder wie wild auf mich einschlug, ob man Stühle über

meinem Kopf schwang, ob der Gummifnüppel mich mit furch:- barer Gewalt am Kopf traf oder ob ich den Revolver in Greifweite liegen sah- ich war hilflos. Mein Kopf war wirr und taumelig von den Schlägen. Doch die Gesichter der Henker waren vor Wut und Grimm scheußlicher verzerrt als meins. Das hätten sie von einem Juden nicht erwartet, daß er lieber sterben würde, als seine Peiniger um Gnade zu bitten So steigerte sich die Wut dieser Mordgesellen ins Unermeßliche. Ich mußte mich entblößen und man schlug mich auf das Geschlechtsteil. Am nächsten Morgen feierte Stahlkopf wieder einen Sieg: i ch wurde geschoren, mein Haar wurde von einem dazu kommandierten fommunisti= schen Landtagsabgeordneten abgefäbelt.

Die ,, Judenkompagnie" von Oranienburg

Die Judenfompanic in Oranienburg bestand aus ungefähr 55 Mann darunter allein 39 Jungen aus einer jüdischen Erziehungsanstalt bei Berlin . Das Erziehungs­heim ist eines Tages von der SA. ausgehoben worden, nach­dem man vorher eine Haussuchung vorgenommen und angeb= lich in dem Bett eines Jungen einen Revolver gefunden hatte, angeblich auch fommunistische Schriften. Von einigen sehr vernünftigen 3öglingen wurde mir ehrenwörtlich ver­sichert, daß der aufgefundene Revolver sich vorher nicht im Schlaffaal befunden hatte und wahrscheinlich von der SA. in das Bett eines Jungen gelegt worden sei, und daß sich nie fommunistische Druckschriften im Hause befunden hätten. Durch chreckliche Folterungen wurden die Kin­der zu dem Geständnis gezwungen daß sie sich kommunistisch betätigt hätten und die Waffe einem ihrer Kameraden ge=

Sie bekommen kein Geld! 82

Die Leidtragenden im Kampf zwischen Schacht und Goebbels

Beklagenswerte Opfer der rigorosen Devisenbeschrän fungen des Herrn Dr. Schacht sind die in Paris lebenden deutschen Journalisten, die auf das Kommando ihres Herrn und Meisters Josef Goebbels gegen ent­sprechende Bezahlung hören. Darüber weiß die Agence Technique de la Presse" zu berichten:

Die Pariser Korrespondenten der großen deutschen Zei­tungen sind recht aufgeregt. Man denke! Seit einiger Zeit erhalten sie fein Geld mehr aus ihrem un= dankbaren Vaterlande. Ein böser Zwist, der zwischen dem Propagandaminister Goebbels und dem Reichsbankpräsidenten Dr. Schacht ausgebrochen ist, soll die Ursache für die peinliche Lage sein, in der sich zur Zeit diese deutschen Journalisten befinden, die bisher in Hülle und Fülle mit Geldern versehen waren, da die meisten von ihnen in Paris in prächtigen Wohnungen wohnen und über Lurusautos verfügen.

Der Diktator für das deutsche Geld soll der Auffassung gewesen sein, daß der Diftator für die Propaganda in sinnloser Freigebigkeit die Fonds vergeudet hat, die er verwaltet, und der erstere soll nunmehr streng darauf halten, daß das Gesetz über die Ausfuhr von Geld genau beobachtet würde.

Die deutschen Journalisten in Paris fragen sich besorgt, ob sie nicht gezwungen sein könnten, die Rückfahrkarte zu be= nußen, in Verbindung mit einer dürftigen Wegschrung, die ihr Botschafter ihnen zur Verfügung stellt.

höre. Die Kinder wurden ſtundenlang auf das Grauenbal Land der Denunzianten

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teste geschlagen und zu den schwersten förperlichen Arbeiten herangezogen Ter Benjamin die, er Jungen, er hieß wirf­lich Benjamin und war 13 Jahre alt, wurde natürlich nicht verschont Oft genug flagten mir die Kinder ihre Not. Von mir, dem Seelsorger, erflebten sie Hilfe. Aber wie sollte ich helfen, der ich selbst in der Gewalt sadistischer Schinder war? Viele der Kinder sind im Lager Oranienburg für ihr ganzes Leben lang seelisch verdorben worden. Ein Neunzehn= jähriger, der Stubenmädchen" bei einem SA.- Mann war, wurde fürchterlich mißhandelt, weil er angeblich dem SA.- Mann eine Marf gestohlen habe. Er wurde mehrmals bewußtlos geschlagen. bis er um sich vorübergehend Er­leichterung zu schaffen gestand, die Marf an einer Stelle im Hof vergraben zu haben. Als man die Münze dort nicht sand, wurde der Junge abermals fürchterlich geschlagen. Die Mithäftlinge fonnten die Schmerzensschreie und das Stöh­nen nicht mehr ertragen, sie streckten dem angeblichen Dieb" eine Marf zu, damit er das Gestohlene" zurückgeben fönne. Die Sturmführer behaupteten, wir Juden seien zu nichts anderem fähig, als zur Verrichtung der schmutzigsten Arbei­ten. Wir mußten die Abortanlage sauber halten, die von tausend Menschen benut wurde. Die Aborte waren verstopft, der Fußboden über­schwemmt. Vom Morgen bis zum Abend mußten wir in der verpesteten Luft Reinigungsarbeiten ausführen. Eines Abends fam Sturmführer Stahlkopf in die Latrine und brüllte mich an: Mit einem Lappen willst du, Judenschwein, du Rabbiner, die Klosette sauber machen? Nimm deine dreckigen Fin= ger dazu!" Mit bloßen Händen mußte ich nun in den Rot greifen. Defter wurde ich gezwungen, mit bloßen Händen im Unrat zu wühlen.

Rabbiner Abraham schildert eingehend die grauenvollen Mißhandlungen und unmenschlichen Folterungen, denen die

Tischgespräch und Skatschoppen

Das Thüringer Sondergericht verhandelte gegen den Rittergutsbesitzer Freiherr von Dettingen und Frau. Beide sollen beim Mittagessen systemfeindliche Be­merkungen gemacht haben. Denunziant war der Guts­inspektor Ber an. Dieser hatte schon in Weißendiez Aeuße­rungen des Barons und seiner Frau, die bei Tisch je= weils gefallen und im Sinne der Anklage gelautet haben sollen, auf verschiedenen Zetteln vermerkt und diese Zettel den zuständigen Parteistellen übergeben. Die angeb lich besonders abfälligen Aeußerungen vor und nach dem 30. Juni, ebenfalls von Beran angezeigt, führten dann zu der Verbaftung des Ehepaares von Oettingen . Vor Gericht wurde festgestellt, daß der Denunziant im Auftrag ter Parteiinstanzen gehandelt habe.

Das Hakenkreuzbanner berichtet über eine Verhandlung des badischen Sondergerichtes:

Der verheiratete, 47 Jahre alte Karl E. aus Kirchheim ging am 26. August nach einem Statschoppen mit zwei Kame= raden nach Hause und führte politische Gespräche. Von einer richtigen Debatte fonnte gerade nicht die Rede sein, denn die beiden anderen hatten sich nicht viel daran beteiligt. Ein daneben gehender A. Mann hörte sich die Sache eine Weile an, als aber die Worte sielen: Nur der Bolsche­wismus fann uns retten," griff er zu und versuchte, den E. festzuhalten."

anderen Prominenten" der Judenkompanie, insbesondere Das politische Beichtgeheimnis

der einstige Vorsitzende der sozialdemokratischen Fraktion im Preußischen Landtag, Ernst Heilmann , ausgesetzt waren. Der Judenkompanie gehörten u. a. noch an: der frühere erste Bürgermeister von Luckenwalde , Dr. Hermann Salomon, der Ministerialrat im preußischen Justizministerium, Dr. Franz Hermann, der Pats= damer Rechtsanwalt Dr. Levi, Amtsgerichtsrat Rosen= thal aus Alt- Landsberg , der Berliner Rechtsanwalt Dr. Gustav Orlipski, die Rathenower Kaufleute Gan& und Grischmann, Scheib und Erich Cohn aus Oranienburg . Greimann aus Ait- Landsberg, Krausnick, Goldschmidt und Wilk aus Potsdam , Leopold Moses aus Anhalt, Hugo Jakoby aus Dessau , Hugo Bira.wer aus Berlin . Erich Kohn aus dem Westhavelland und Faust aus Berlin .

Kameradschaft auf Befchl

Die Times" veröffentlichte am 14. November unter der Ueberschrift Kameradschaft auf Befehl"-- Fest­abend" in Berlin Die Pflicht des Arbeiters- den fol­genden hübschen Bericht:

Eine Bekanntmachung an die Belegschaft einer promi­nenten Berliner Zeitung wirft Licht auf den Geist der nationalsozialistischen Forderung einer neuen Gemein­schaftsgesinnung zwischen Arbeiter und Unternehmer. Die Einladung, unterzeichnet von zwei Nationalsozia­liften, war für eine Veranstaltung, die in den schlechten alten Zeiten mindestens eine festliche gewesen wäre. Sie lautete folgendermaßen:

1

Unser Betriebsführer hat alle Arbeitskameraden der Gesellschaft mit ihren nahen Angehörigen d. h. bei ver­heirateten Männern Frau und Kinder, bei Ledigen Braut, Schwester oder Bruder, zum

Ersten Kameradschaftsabend

am 11. November 1934 um 4 Uhr in den Räumen des 300 eingeladen. Unser Führer hat uns hierbei die Gelegenheit zu einer freiwilligen geselligen Zusammenfunft gegeben für die geringe Eintrittsgebühr von 20 Pfennig pro Kopf, wovon noch 10 Pfennig für Steuer abgehen.

Unser Betriebsführer bietet uns einige vergnügte Stun den bei einem freien dreistündigen Unterhaltungspro= gramm durch Künstler Außerdem gewährt er jedem Ge­folg.chaftsmitglied vier Marken im Gesamtwert von 1 M., die von den Kellnern als Bezahlung von Getränken an­genommen werden( Bier, Kaffee). Außerdem gibt es eine Tombola.

Mit dieser Ankündigung, die heute schriftlich an jeden Arbeitskameraden ohne Ausnahme gegeben wird, fordere ich alle Gefolgschaftsmitglieder auf, dem Kameradschafts­abend unbedingt von Anfang bis zu Ende beizuwohnen und nicht nur 2 oder 3 Stunden zu bleiben. Es ist die Pflicht

eines jeden Arbeitskameraden, ohne Ausnahme, mit ſei ner Frau zu erscheinen. Ausnahmen können nur gestattet

werven, wenn wie wyrau wirklich frank ist was dem Be­triebsführer im vorans glaubhaft zu machen ist. möglichst durch ärztliches Attest.

Wer nicht zu diesem Kameradschaftsabend erscheint oder sein Richterscheinen mit Krankheitsgründen zu verschleiern sucht, stellt sich außerhalb der Betriebsgemeinschaft der

.. und damit außerhalb der gegenwärtigen Ordnung. Denn die Firma steht mit beiden Füßen auf dem Stand­punkt des nationalsozialistischen Staates.( Die Bekannt­machung ist vom Betriebsführer und dem Personalchef anterzeichnet.)"

Dazu bemerkt die Times" u. a.:

Es war durchweg die Politik der Arbeitsfront, anzu­nehmen, daß der Gemeinschaftsgeist in der Geschäftswelt vorhanden sei, und auf dieser Annahme ihr vielgerühmtes Arbeitsgesetz und die Arbeitsverfassung aufzubauen. Das ist in lebereinstimmung mit der nationalsozialistischen Propaganda, die keinen Unterschied zwischen Theorie und Proris kennt.

Der Betrieb ist Betriebsgemeinschaft" umbenannt worden, der Leiter heißt Betriebsführer und die Beleg­schaft heißt Gefolgschaft. Der Arbeiter, der der erfahrenen Führung und des Rates seiner Gewerkschaften beraubt ist, muß sich überlegen, ob die Arbeitsfront ihn oder den Unternehmer meint, wenn sie in einem Plakat, das in den meisten Betrieben hängt, ankündigt, daß jetzt Glück und Freude in den Betrieben, Fabriken und Büros herrschen."

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Oder die Solidarität der korrupten Hitlerbonzen Wie stark die allgemeine Mißitimmung über die Ver­tuschung der zahllosen Korruptionserscheinungen im dritten Reich" sein muß, geht daraus hervor, daß der Hauptschrift­leiter des Angriff" in Berlin folgenden Notruf wagt:

" Wenn heute irgendeine Sache einmal schief geht, eine öffentliche Angelegenheit anrüchig wird, ein Mensch sich irrt, der Führer ist, ein Nationalsozialist versagt, ein Aufgeblaie­ner plaßt wie ein Luftballon, den die glübende Zigarette füßt, dann findet sich irgendeine Organisation, ein Berufs­verband oder eine Stelle, und wirft über die ganze Geschichte den Schleier der Tarnung und flüstert mit der Stimme der Beschwichtigung. Nennen wir zwei Beispiele:

Ein junger politischer Führer in einer kleinstadt kann nach der Veranstaltung eines Sommerlagers über 500 RM. feine Rechnung vorlegen. Er wird abberufen. Der ganze Ort fennt den Fall. Niemand erfährt, ob er selbst oder andere Stellen für den Fehlbetrag verantwortlich sind; der junge Führer wird aber anderswo und anderswie verwendet, nicht ausgeschlossen, geschont, fällt vielleicht sogar die Treppe hinauf.

Er wird hinter der Amtsmiene gerettet. Die Amtsmiene ist unnahbar.

Gine Zeitung greift einen Menschen an, der gegen die einfachsten Regeln der sozialistischen Ehre verstoßen hat. Er sei zufällig Händler, dann reat sich die NS.- Hago auf, er fei zufällig Arzt, dann meldet sich die NS. - Aerzteschaft, er sei zufällig Beamter, dann wirst sich die Beamtenschaft ins Zeng, und wir vernehmen, daß zwar der angegriffene Volksgenosse den Angriff verdiene, daß aber doch erst einmal die zuständige Organisation hätte angerufen werden müssen. Dann wäre alles reibungslos in Ordnung gebracht worden" und die ,, unnötige irreführende Beunruhigung der Oeffentlichkeit wie auch die Schädigung des Standes" unterblieben. Was ist das für ein Unfinn, und wie sehr wird damit das Wesen der nationalsozialistischen Bewegung verkannt! All unsere Erfolge verdanken wir unserem nichtamtlichen Cha­rafter. Und nun soll das Volf auf einmal überall der Un= fehlbarkeit der Amtsmiene auch in der Partei, in den stän dischen oder wirtschaftlichen Organisationen begegnen? Es würde sehr bald eine Bereifung der Stimmung eintreten, die man nicht so leicht mit der Lötlampe der Propaganda auftauen kann.

Gruppen des Volkes nichtamtlich zu führen haben! Laßt uns natürlich sein, überall, wo wir Verbände oder

Wir wollen nicht über alle Vorgänge im Volt das politische Beichtgeheimnis verhängen.

Wir wollen den Mut haben, zu sagen auch unten im Pande und je weiter unten, desto mehr: Seht her, wir National sozialisten sind Volk und nicht Amt, wir sind Tugend und Untugend, wir sind guter Wille und Schuld. Unser Lebens­fonto hat an Tugenden Einnahmen wie Ausgaben, aber die Idee läßt immer wieder auf der Einnahmeseite das Plus erscheinen, das alle Berechnunaen aufhebt. Schuld und Frevel werden immer auftreten, Fröhlichkeit und Leichtfinn werden auch nicht vor Uniformen Halt machen. Aber wir sind nicht

Herr Ley wird wahrscheinlich auf diesen Times"-Be­richt über das pielgerühmte" Arbeitsgesetz noch stolz sein und die blutige Jronie, die aus jedem Satz spricht. nicht merken- wenn er nicht gerade ausnahmsweise dazu da, das Leben mit Amismienen um seine überschießende nüchtern ist.

Kraft zu bringen,"