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13

JANUAR

1150

FürDEUTSCHLAND gegen HITLER

Volksfront an der Saar !

Für ein freies Deutschland

Die Führer der Einheitsfront des Saargebietes, May Braun und Frizz Pfordt, erlassen an die ge­famte Bevölkerung an der Saar die Aufforderung: Wir wollen ein Deutschland , das frei ist, ein Deutschland der Wohlfahrt der werftätigen Massen, ein Deutschland der Kultur, des Aufstiegs. Wir wollen ein Deutschland , für das die heroischen Freiheitskämpfer im Reich ihr Leben einsetzen, ein Deutschland , für das all die Tapferen gekämpft haben, die von Görings Kumpanen hingerichtet, totgeschlagen, in Konzentrationslager und Gefängnisse gesperrt worden find.

Indem wir für den Status quo stimmen, stimmen wir für ein solches Deutschland , für ein Deutschland der Freis heit, des Wohlstandes der werktätigen Maffen, für ein Deutschland des Friedens und des fulturellen Aufbaus.

Wir dürfen nicht zulassen, daß auch noch das Saargebiet zur Beute des blutigen Nationalsozialismus wird. Das ganze werktätige Bolt an der Saar muß zu: sammenstehen, um seine Errungenschaften zu ver: teidigen, um das Wenige, was es noch besitzt, nicht zum Raub der Hitleraktion werden zu lassen. Das Saargebiet muß als Brüdenkopf für den Freiheitskampf um Deutschland ers halten und ausgebaut werden. Mit diesem höchsten allge: meinen Interesse stimmen die verschiedenen Intereffen der Berufe, der Weltanschauungen usw. überein. Alle müssen zusammenstehen, um im Kampf für das gemeinsame Ziel auch ihre besonderen Interessen zu vertreten. Die Einheits: front an der Saar , ein Teil der großen deutschen Arbeiter. flaffe, wendet sich deshalb in dieser Stunde, in der der Tag der Abstimmung des 13. Jannar immer näher rückt, an die gesamte Bevölkerung der Saar mit der Aufforderung,

die große Boltsfront gegen die Hitler . ¡ tlaverei, für die Rettung der Saar vor den braunen Barbaren und für die Befreiung des deutschen Volkes aufzurichten.

Wir wenden uns an alle Schichten der Bevölkerung des Saargebietes, an jeden einzelnen, an alle Gruppen und Organisationen, die Gegner der Hitlerbarbarei find! Wir wenden uns an alle Arbeiter, Angestellten, Beamten, Mittel­ständler, Bauern, freie Berufe, an Katholiken, Protestanten und Juden und an die ganze Jugend mit dem Ruf: Laßt uns in der Volksfront für Status quo für späteren Anschlußz an ein freies Deutschland die Schutz- und Truggemeinschaft zur Verteidigung und zum Ausbau unserer Lebensrechte und Lebensbedingungen schließen! Laßt uns alle zusammens stehen gegen die Bedrohung, die für uns alle in dem An: schluß an das Regime der braunen Henker und Volksver: derber liegt.

Boltsfront für Status quo! Status quo bedentet Nieder:

Bischof Bornewasser gegen Rosenberg

Vor kurzem hat der kirchliche Anzeiger der Diözese Trier eine neue Warnung an alle Katholiken erlassen, Rosenbergs Mythus" zu lesen. Das antichrist­liche und antikatholische Buch des deutschen Kultur­diktators, der durch das besondere Vertrauen des Füh­rers" auf seinen Posten kam, wird bekanntlich überall bei Schulungskursen den Katholiken als Lektüre aufge­drängt. Zwangsweise ist es in alle Volfsbibliotheken, in alle Lehrer- und Schülerbibliotheken eingereiht worden.

Bischof Bornewasser hat jetzt in einer Gemeinschafts­feier der Koblenzer Katholiken neue Warnungs­signale an die Gläubigen gerichtet. Wir entnehmen ( nach dem Bericht der gleichgeschalteten Saarbrücker Landes- Zeitung") seiner Rede die folgenden Stellen, die eines Kommentars nicht mehr bedürfen:

Das katholische Volf hat ein feines Empfinden für die gewaltigen Gefahren, die dem Glaubensleben und dem Leben der Kirche aus der neuheidnischen Bewe= gung auch in Deutschland ermachsen. Hat das flare Bewußtsein, daß heute auch jeder Late ein lebendiger Stein am Bau der Kirche und zugleich ein eifriger Mit­arbeiter in Apostolat und Seelsorge für Familie und Volk jein muß...

Gewisse Spannungen wrden immer da sein, wo zwei jede auf ihrem Gebiet totalen Mächte im selben Volke, neben und miteinander leben und leben müssen. Das sind geistige Kämpfe, die man ausfechten möge mit den geistigen Waffen der Wahrheit, Wahrhaftigkeit, Gerechtigkeit und im Geiste verstehender Liebe, ohne jede Vergewaltigung des Gewissens des einzelnen. Wobei man freilich- wie einer der hervorragendsten Juristen der Welt auf dem inter= nationalen Juristenkongreß in Rom sagte nicht vergessen dar, daß niemand ungestraft die Hochachtung vor den gött: lichen und natürlichen Rechten außer acht lassen kann.

Im übrigen hat die Kirche Gottes solche geistige Kämpfe in allen Jahrhunderten führen müssen. Sie sind ihr von ihren Feinden aufgezwungen worden. Sie hat bei diesen Kämpfen oft schwere Wunden davongetragen, wenn man ihr mit brutaler Gewalt entgegentrat. Denn sie hat ja

Interesse daran haben, daß diese Unwissen heit bleibt. Man fürchtet die Wahrheit über die Kirche und ihr Leben, die manchem Schriftsteller und Pamphletistent ein zwölfjähriges Schulkind sagen könnte....

Von der Unwissenheit über den katholischen Glauben und die katholische Kirche

bis zur Verleumdung ist nur ein kleiner Schritt. Es ist ein alter Kunstgriff der Kirchenfeinde, auf die paar Päpste in der zweitausendjährigen Geschichte der Kirche hin­zuweisen die ihres hohen Amtes nicht würdig waren. Schrif ten von der Sorte des Pfaffenspiegels und gewisse alte und moderne Zeitschriften haben in allen Jahrhunderten und in allen Winkeln der Erde herumgeschnüffelt, um irgendwo Mafel im Leben der Kirche zu finden, um dann heuchlerisch und verleumderisch zu sagen: Seht, so ist die Kirche.

Warum jagen jene, die so gerne ihre Schmutz fübel, deren Inhalt aus 19 Jahrhunderten und aus allen Enden der Welt zusammengesucht haben und mit Behagen über Papsttum und Kirche ausgießen, warum sagen sie nicht, daß neben den paar unwürdigen mehr als 50 heilige Päpste stehen, dadi alle Päpste der ersten Jahrhunderte ausnahms= los ihr Leben hingaben, daß die 261 Päpste zum weitaus größten Teil zu den hervorragendsten Männern der Welf=" geschichte gehören?..."

,.Man rüttelt oft..."

In einer Breslauer Katholikenversammlung in der Jahr­hunderthalle sagte der Kardinal Bertram u. a.: Man rütteltoft an den Fundamenten des sittlichen Lebens, wie es niedergelegt ist in den zehn Geboten Gottes. Wohin führt das? Die Geschichte zeigt, daß das ein heroftratischer Kampf gegen die christliche Kultur, gegen alle echt menschliche Kultur ist zum Verderben von Jugend, Familie und Volksleben... Da gilt es die Treue bewahren zum Sitten­gefeße Gottes. Eltern und Lehrer, Lehrerinnen und Er­zieher? Wie riesengroß ist in solchen Zeiten eure Verant wortung... Niemals wird es heißen dürfen: Die Kirche und das katholische Volf haben versagt."

felbit nur moralische Waffen, die Waffen der Wahrheit, Wann wird Rosenberg verhaftet?

der Gerechtigkeit, des Gebetes, der Gnade, der Liebe und des Opfers.

Manche Kämpfe wider unsere heilige Kirche haben ihren Grund in der Unwissenheit und unwahrhaftig teit. Wenn ich so manche Rede aus Gegenwart und Ver­gangenheit leje, gewisse Broschüren und Bücher über die Kirche in die Hand nehme, dann frage, ich mich oft: Wie ist es möglich, daß diese eine so unjägliche Unwissenheit in Dingen des Christentums, der Kirche, der Konfessionen, der Betreuung der Jugend in unseren kon= fessionellen Vereinen besteht. Es mag hart flingen. aber es ist wahr, wenn ich sage: Es gibt Menschen, die. ein

..Heil Laval!"

Ein Redner der deutschen Glaubensbewe= gung", Orlowski, ist, wie die Kölnische Volkszeitung" meldet, in Kiel vor einer Kundgebung Nordisches Heiden­tum deutscher Glaube" verhaftet worden. Die Ver­haftung erfolgte auf Anzeige der Kirchenbehörde zu Magde­ burg . Orlowski habe in Ausführungen, die in Breslau , Pots­ dam und anderen stärkste Entrüstung hervorgerufen hätten. erklärt, daß Christentum, Kapitalismus und Bolichemismus aus einer Wurzel, dem Judentum, stammten und daß das Christentum nichts anderes sei als ein jüdischer Minder­wertigkeitskomplex.

lage Hitlers und Beschleunigung unserer Bereinigung mit Neuester Trostgruß der, deutschen Front"

einem freien Deutschland , das sich von der braunen Tyrannei befreit hat.

Boltsfront für eine freie, geheime und unverfälschte Ab: stimmung, für amtliche Listenkontrolle und paritätische Zu: sammenseßung der Kommissionen.

Volksfront für ein freies Deutschland . Wir an der Saar sind ein Teil des großen deutschen Volkes. Wir wollen zu= rück zum Reich, wenn es unseren gemeinsamen An: strengungen im Reich und an der Saar gelungen ist, die Herrschaft des Nationalsozialismus zu stürzen. Deshalb fordern wir die ausdrückliche Bestätigung unseres Rechtes auf spätere Neuentscheidung.

Volksfront für das volle Selbstbestimmungsrecht des Saar : volkes nach dem Sieg des Status quo. Wir fordern eine Bolfsvertretung, die in allgemeiner gleicher, freier und ge= heimer Wahl gewählt wird.

Vorwärts in der Boltsfront für den Sieg des Status quo und einem Deutschland der Freiheit entgegen!

Eine Erklärung Münzenbergs

Die Deutsche Front" veröffentlicht in ihrer Nummer 210 vom Samstag, dem 24, November 1934, einen Reitartikel über Dr. Otto Straßer , unterzeichnet mit Heil Hitler " voit 3. M., worin n. a. folgende Behauptung aufgestellt wird: ,, Unterstrichen werden diese Ausführungen noch durch den Bericht Otto Straßers, den er in dem Führerkreis der Schwarzen Front " nach seiner Pariser Retse machte. Danach habe ihm Münzenberg persönlich vorgeschlagen, sich in seiner Pariser Wohnung mit General v. Bredom, der damals gerade in Paris meilte und auch mit Münzenberg verhandelt hat, zu treffen." Diese Mitteilung will die Deutsche Front" angeblich von einem bisherigen Vertrauensmann Otto Straßers haben.

Zu dieser Behauptung der Deutsche Front" erkläre ich: 1. Ich habe niemals Otto Straßer den Vorschlag gemacht, sich in meiner Wohnung mit dem General v. Bredow zu treffen.

Die gleichgeschaltete Presse des Saargebietes macht in Hochstimmung. Nicht weil es ihr gelungen wäre, die fehlenden sieben Prozent für sich zu gewinnen. Im Gegenteil: von solchen Prozentrechnungen verlautet nichts mehr. Die deutsche Front" bekommt Mut, weil sie sich in der schönen Illusion wiegt, plößlich Verständnis an der Seine zu finden: bei dem französischen Außenminister Laval. Beinahe sieht es so aus, als ob die deutsche Front" an der Saar den durch den Doppelmord verursachten Ministermechsel als einen Segen für die nationalsozialistische Sache empfindet. Wir sind über­zeugt, daß das sehr zu Unrecht geschieht und binnen wenigen Tagen der Männerzorn aus den Reihen der deutschen Front" sich auch über Laval ergießen wird, aber einstweilen ist der Trostruf Heil Laval!".

Dabei gerät die Logik der deutschen Front" etwas sehr durcheinander. Bisher hieß es, der Status quo sei die fran­zösische Lösung", Frankreich gebe den Status quo preis. Also fann er doch wohl nicht mehr französische Politik sein, son­dern ist eben das, was er für uns immer war: deutsche Politif!

Die sozialistische Einheitsfront beobachtet gewiß aufmert­samt die wichtigen Vorgänge in Rom , in Genf und in Paris . Entscheidend für die Politik des deutschen Arbeitsvolks an der Saar sind sie aber nicht. Wir sind zu unserer Haltung durch feine ausländische Macht bestimmt worden, und es wird uns nie jemand bestimmen fönnen, anders zu handeln als deutsch . Die Einheitsfront fämpft für Deutschland gegen Hitler , ganz gleich, was ausländische Politiker dazu sagen oder. tun. Jede Kundgebung, jede Versammlung der Ein­heitsfront an der Saar beweist, daß unsere Losung mehr und mehr verstanden wird.

Ob die andern nun Heil Hitler !" rufen oder Heil Laval!", ob sie sich hinter den Versailler Vertrag verfriechen oder nicht, ob sie den Völkerbund loben oder beschimpfen: unser

Weg zum 13. Januar ist gerade und klar. Wir gehen ihn bis zum Ziele: der Rettung deutscher Freiheit an der Saar .

2. Niemals hat General v. Bredow mit mir verhandelt, Hitler- Katholiken

weder in Paris noch sonstwo. Ich habe den General v. Bredow überhaupt nie in meinem Leben, weder in Berlin noch sonstwo, auch nur ein einziges Mal gesehen. 3. Die Behauptung der Deutsche Front" ist eine Lüge, er funden, um die chauvinistischen Leidenschaften aufzuputschen und aufzupeitschen.

4. Ich werde alle mir möglichen Schritte ergreifen, um auch gerichtlich die Züge der Deutsche Front" festzustellen. Varis, den 26, November 1984.

Willi Münzenberg .

Macht die Gegner ,, mundtot"!

In der Germania " und in der Kölnischen Volkszeitung" veröffentlicht der München - Freisinger Professor Dr. theol. Linhardt einen Aufsatz, der sich im Sinne der deutschen Front an die Katholiken wendet. Der Aufsatz gipfelt in folgenden Sätzen:

Die Saar müßte, getren dem Gesetz ihres Blutes, ihrer Geschichte, ihrer Kultur, heim zu uns ins Reich auch wenn im Reich augenblicklich nicht gewisse firchenpolitische Schwierigkeiten bestünden. Und wenn unsere Sagrdeutschen

Someit hatten wir geschrieben, als uns die heutige Aus­gabe der Saarbrücker Zeitung " in die Hände kam, und siehe da, unsere Voraussage, daß Laval nach einigen Tagen wieder in Ungnade fallen werde, hat sich schon erfüllt. Prompt wird ihm Rid fallin Erpressungspolitif vorgeworfen. Warum der Umschwung von sanftem Säuseln in wilden Zorn?

Man versucht, einen bestimmten politischen Drud auf Deutschland auszuüben, während die wirtschaftliche Seite des Saarproblems einer Lösung zustrebt. Plötzlich sucht man das Schwergewicht von den wirtschaftlichen Belangen auf die politischen zu verlagern und Garantien von Deutschland zu verlangen, deren Erfüllbarkeit selbst denen unmöglich erscheint, die heute diese Forderungen aufstellen und schließlich auch mit der flaren Fassung des Saarstatuts unvereinbar sind. Man verlangt besonders Garantien für Nicht­abstimmungsberechtigte nach der Rüdglie­derung. Man fordert unter anderem ausgedehnte Fristen für die Optionsmöglichkeiten usw., um sich hierdurch neue Rechtsfautelen zu verschaffen und vertragliche Hintertürchen zu sichern."

Welche Hoffnung hat man nun, daß die finsteren Pläne, die anständige Saareinwohner gegen den Terror der braunen Banden schützen sollen, verhindert werden? Es sind zur Ab­wechslung wieder einmal die italienischen Politifer und. Staatsmänner", die eine Verirauensfundgebung der deut­schen Front" erhalten. Freibleibend und bis auf weiteres! In einigen Tagen werden auch diese Herren wieder einmal unten durch sein.

3u lernen bleibt aus alledem für diejenigen im Auslande. Sie es immer noch nicht wissen sollten: Die deutsche Front" verlangt an der Saar ihre vollkommene Diktatur, das Bei­seiteschieben aller Gepflogenheiten europäischer zivilisierter Politik. Nur dann ist sie zufrieden zu stellen. Kein guter

Europäer darf der deutschen Front" die Wege zu ihren ebenso undeutschen wie gefährlichen Zielen freigeben.

schon Kirchenpolitik mit Nationalpolitik verbinden wollen, dann müssen sie erst recht ihre absolute nationale Zuver­lässigkeit unter Beweis stellen und jene Volksge nossen mundiot machen, die in Christentum und besonders in Konfessionen ein Hinder nis der nationalen Kraft und Eintracht befämpfen."

Mundtot machen." Jede gegnerische Meinung nieder­fnüppeln. Das also ist die ganze Weisheit des Hitler­fatholiken.

Die Mörder der Katholikenführer Dr. Klausener und Probst haben auf ihre Art nur in die Praxis umgesetzt, was der Professor theoretisch verlangt