Karl Barth

Wegen Verweigerung des Beamteneides suspendiert

Nach einer amtlichen Meldung hat Reichsminister Rust dem ordentlichen Professor der evangelischen Theologie in Bonn , Dr. Karl Barth , der sich geweigert hat, den auf Grund des Gesetzes über die Vereidigung der Beamten vom 20. August 1934 vorgeschriebenen Eid auf den Führer" und Reichskanzler zu leisten, vom Amt suspendiert und ein Disziplinarverfahren gegen ihn eingeleitet.

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Karl Barth , der weltberühmte protestantische Theologe, ist Schweizer Bürger. Schon darum war es ihm wohl unmög= lich, Adolf Hitler den Treueeid zu leisten. Aber im Wesent­lichen diftierten ihm Gewissensbedenken die Verweigerung des Eides. Karl Barths Protest gegen das heutige Kirchen­system bezieht sich nicht nur auf Fragen des organisierten Kirchenlebens. Er ist ein Gegner des dritten Reichs", weil es die moralischen Grundlagen jeder echten Religion, die Anerkennung des Menschenrechts, verwüstet hat. Die Sym­pathien der ganzen Welt begleiten Karl Barth bei seinem Abschied vom Lehrstuhl an der Bonner Universität, deren Zierde er war.

Zum Hunger die Strafe

h. b. Zweiundzwanzig Monate drittes Reich" härten ab. Durch Schimpf und Schande, Not und Jammer, Lüge und 3wang haben die Herren dieses Reiches den deutschen Namen geschleift, und die Beobachter außerhalb der Grenzen Deutschlands find abgestumpft. Trotzdem findet man hin und wieder Meldungen in der gleichgeschalteten Presse, die in ihrer anscheinend nichtssagenden Gleichgültigkeit furchtbare und aufwühlende Tatsachen enthüllen. Wir wollen drei solcher kleinen Meldungen aneinander reihen. Die erste entnehmen wir der Nr. 254 der Flensburger Nachrichten". Sie beschäf= tigt sich mit der Bekämpfung der Schwarzarbeit und lautet in ihrem entscheidenden Teil:

Ein Unterstützungsbezug beim Arbeitsamt ist gesetz­lich noch möglich bei Aushilfebeschäftigungen bis zur Dauer von 30 Stunden in der Woche und auch bei längerer Dauer, wenn das Entgelt nicht mehr als 10, Reichsmart wöchent= lich oder 45,-Mart monatlich beträgt...". Abgesehen davon, daß bei dem heutigen Preisniveau in Deutschland niemand imstande ist, seinen Lebensunterhalt für 10, RM. wöchentlich zu fristen, sind hier gesetzliche Bestim= mungen auf der Tatsache aufgebaut, daß es in Deutschland möglich sein darf, für Arbeiten, die 30 und mehr Stunden bauern, mit 10, RM. entlohnt zu werden. Der Stundenlohn eines Aushilfsarbeiters muß also weniger als 33% Pfennig betragen, wenn er zur ordentlichen Arbeitslosenunterstützung zugelassen werden soll.

Frick für Totalität der Bürokratic

Die Distanzierung von den betrogenen Massen der Partei

Berlin , 27. November.

Zu den nationalsozialistischen Führern, die sich aus dem Wirrwarr der Meinungen und der Machtkämpfe in der NSDAP . möglichst herausgehalten haben, gehört der jetzige Reichsminister und Preußische Minister des Innern Dr. Frick. Er ist vom bayrischen Bezirksassessor bis zum Chef der inneren Verwaltung des Reichs und Preußens empor= gestiegen. Das genügt seinem Ehrgeiz. Etwas anderes als ein Verwaltungsmann ist er im Grunde nie gewesen, auch nicht als Parlamentarier.

Dr. Frick hat nun das Wort genommen, um Partei und Staat voneinander abzugrenzen. Die Art seiner Ausführun­gen beweist, wie sehr er und alle anderen gegenrevolutionären fonservativen Kräfte in der Bewegung gewillt und bemüht sind, nicht nur den Staat ihrer Herrschaft zu unterwerfen, sondern diese Staatsdiktatur auch über die gesamte national­sozialistische Bewegung auszudehnen, die lediglich als willen­loses Instrument der den Staat führenden Kliquen dienen soll. Die Rede Fricks zeigt ferner, wie dringend notwendig die Abgrenzung zwischen Partei und Staat geworden ist, und wie start sich die Frick und Göring schon gegenüber den un­ruhigen und ungeduldigen Elementen fühlen, von denen sie hochgetragen worden sind.

Frick knüpft in der Zeitschrift Deutsche Verwal= tung", dem Organ der Fachgruppe Verwaltungsjuristen, bezug auf ein angebliches Wort Hitlers auf dem letzten Parteitag in Nürnberg Die Partei befiehlt dem Staat". Dr. Frick verweist auf die Rede des Ministers Dr. Goebbels beim jüngsten Groß- Berliner Gautag der NSDAP. , in der im völligen Einklang mit der Auffassung des Reichskanzlers gesagt worden sei, daß dessen Wort auf dem Nürnberger Parteitag oft nicht nur falsch kommentiert, sondern auch falsch zitiert werde.

Er habe nicht gesagt Die Partei befiehlt dem Staat", sondern Nicht der Staat befiehlt uns, sondern wir be: fehlen dem Staat". Das, so habe Dr. Goebbels erklärt, heiße: wir Nationalsozialisten sind damit beauftragt wor= den, den Staat zu regieren und zu befehligen. Reichsminister Dr. Frick erklärt, damit sei Klargestellt, daß eine irgendwie geartete Anweisungsbefugnis von

Parteidienst stellen gegenüber staatlichen Be* hörden nicht beste he.

Die staatlichen Behörden erhielten vielmehr ihre Weisungen lediglich und ausschließlich von ihren vorgesetzten Stellen und seien nicht befugt, sich der Verantwortung für ihre Handlungen dadurch zu entziehen, daß sie sich in bequemer Weise auf eine Anweisung einer Parteidienststelle beriefen. Umgekehrt sei es selbstverständlich, daß auch die Partei= dienststellen in ihrem Wirkungskreis feinerlei An­weisungen von irgendwelchen Behörden anzunehmen hätten. sondern auch ihrerseits wieder nur den Vorgesetzten inner­halb der Partei zu Gehorsam verpflichtet seien.

Das Nebeneinanderstehen der Parteiorganisation und der Behördenorganisation bedeute aber nicht, daß beide sich fremd gegenüberſtünden. Der nationalsozialistische Geist der Bewegung werde vielmehr in den staatlichen Be= hörden dadurch zur Geltung gebracht, daß eine steigende An­zahl von Parteigenossen und gerade der alten Stämpfer in den Staatsbehörden tätig seien oder diese leiteten. So werde für eine Einheitlichkeit der Auffassungen gesorgt. Man werde dem Ideal immer näher kommen, je mehr die junge, nationalsozialistisch geschulte Generation die alte, in der Bergangenheit wurzelnde, ablöse. Verschieden seien nicht Partei und Staat, sondern verschieden seien nur Behörden= organisation und Parteiorganisation.

Der Staat sei begrifflich das beide Umfassende. Der Staat sei der Oberbegriff. Er ruhe, bildlich gesprochen, auf zwei Säulen, nämlich der Parteiorganisation und dem Staats­apparat.

Bei Erörterung der Zuständigkeits- Abgrenzungen spricht der Minister von einem Totalitätsanspruch der Behördenvrganisation auf Erledigung aller Ange­legenheiten im Staat und einem Totalitätsanspruch der Parteiorganisation auf Behandlung aller Fragen, die politisch seien. Es sei selbstverständlich, daß sich hieraus Ueberschneidungen ergeben müßten. Die Froge lasse sich aber an Hand der bisherigen Gesetzgebung ohne weiteres flar lösen. Die Parteidienst stellen dürften feine unmittelbare Erefutive vornehmen. Täten sie es, so hätten wir ein unheilvolles Nebeneinanderregieren und Doppelarbeiten auf allen Gebieten.

Holländische Zwischenrufe

Von Papen

Wir entnehmen aus De Nieuwe Rotterdamsche Courant":

Die zweite Meldung stammt aus der Nr. 245 der gleichen Zeitung. Ein Wohlfahrtsempfänger namens N. bezog feit August 1932 eine Unterstützung, die zuletzt wöchentlich 6,50 Reichsmark betrug. Dafür mußte er an zwei Tagen in der Woche Pflichtarbeit leisten. An den übrigen Tagen zog der Mann aufs Land und versuchte, seine Einnahmen durch den Verkauf von Kurzwaren zu erhöhen. Durch diese furchtbare Plackerei gelang es ihm, einen wöchentlichen Zusatzverdienst von 4-8 RM. zu erzielen. Diesen Verdienst, der sehr unregel­mäßig war, gab N. beim Wohlfahrtsamt nicht an. Die Ge­meinde Flensburg zeigte den armseligen Menschen an. Erliches Spiel, von dem aber eine der Spielregeln lautet, daß wurde nunmehr vom Flensburger Amtsgericht wegen Be­truges 31 einer Gefängnisstrafe von zwei Monaten verurteilt. Außerdem erhielt er eine Geld= if rafe von 20,- R M., weil er nicht im Besitze eines Wandergewerbescheines war.

Die dritte Meldung fanden wir in der Nr. 249 der Schles­wig- Holsteinischen Tageszeitung". Der Fürsorgempfänger Hans E. aus Nortorf wurde für kurze Zeit bei einem Landwirt beschäftigt, von dem er nebst Soft einen Barlohn von insgesamt 9,- RM. erhielt. Da der Mann sich in größter Not befand, gab er vor dem Fürsoracamt von diesem Ver­dienst in Höhe von 9 RM. nur 6 RM. an. Dadurch hat er den Fürsorgeverband um 3 RM. betrogen". Er hat sich nunmehr wegen Betruges und schwerer Urkundenfälschung vor dem Schöffengericht in Neumünster zu verantworten und wurde wegen beider Delifte zu einer Gefängnisstrafe von vier Wochen verurteilt.

Armes deutsches Arbeitsvolk.

Von Ebert zu Hitler

Katholizismus einst und jetzt

Jm Herbst 1928 erschien in Berlin ein Sammelwerk " Zehn Jahre deutsche Geschichte", in dem der berühmte katholische Theologe Prälat Krebs, Professor in Frei­ burg i. Br., folgendes schrieb:

Schauen wir zurück, so darf von den ersten zehn Jahren fatholischer deutscher Kirchengeschichte nach Kriegsschluß das Urteil gefällt werden: wie ein neuer Frühling ist es über die befreite Kirche Deutschlands ge­fommen, ein Wachsen und Treiben und Leben erfüllt sie, wie es bei der furchtbaren Nachkriegsnot fanm zu erhoffen war."

Am 4. November 1934 hielt Rardinal Jnniger in Wien eine Ansprache, in der er sagte:

Von Papen, dieser Offizier Industrielle Politifer Diplomat, hat schon lange seinen Platz verdient unter den sechs Abenteurern in der politischen Weltgeschichte. Vor allem in Rom wird man damit einverstanden sein. Man verfolgt dort in der letzten Zeit sein Tun und Lassen mit dem größten Interesse. Er ist dort so wenig populär, daß es uns nicht verwundern würde, wenn er dort bald einen Besuch an­kündigen würde in der wirklich harmlosen Erwartung, dort als Gentleman von Genttlemen empfangen zu werden. So faßt er selbst diese Dinge wenigstens auf, nämlich als ritter­man die üblichen Begriffe von Ritterlichkeit einfach außer acht läßt. Alles, was mit Politik zusammenhängt, ist für ihn eine Art Jiu- Jitsu , also ein Sport. Wenn andere vom Standpunkt der Moral aus etwas dagegen einzuwenden haben, dann ist es deshalb, weil sie keine Ahnung haben von Jiu- Jitsu als Sport. Von Papen fommt mit seinem stets wohlwollenden Blick aus der Arena, wäscht seine Hände und ist obendrein noch außer sich vor Staunen, wenn er merkt, daß es Leute gibt, die politisch gesprochen seine Hände lieber nicht mehr drücken. Das stört ihn in seiner Gleichmut und in seinem Eifer. Jedenfalls liegt dies an dem mangeln­den Verständnis der anderen. So ist es in seiner diplomati­schen und politischen Vergangenheit auch schon gewesen."

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,, An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen"

Aus der Post Scripta" der Haagschen Post, ent­nehmen wir die folgenden Abschnitte:

" In Deutschland gibt es die Strafe, daß derjenige, der sich über das Ausbleiben der Verbesserung des Zustandes beklagt hat, einige Wochen lang täglich auf der Polizeiwache er= scheinen muß, um dort nach der Methode von Dr. Coue zu bezeugen, daß es jeden Tag besser wird. Das ist, wohl zu verstehen, eine Strafe für Frauen; Männer fommen weniger gelinde davon ab. Diese Methode scheint aber nicht wirksam genug zu sein. Das hat Dr. Gördeler , der neue Preisfom= missar, der Presse eindeutig zu verstehen gegeben. Er sagte, man habe der Löhne Meister bleiben können. Das bedeutet, daß sie jedenfalls nicht gestiegen sind. Aber das Steigen der Lebensmittelpreise und anderer zum Leben nötigen Dinge ist in den letzten Monaten für die große Masse unerträglich geworden Gördeler, so lesen wir in dem betreffenden Bericht weiter, geißelte die Angstpsychose, die gewisse Kreise der Be­völkerung befallen hat. Wir haben das mit großem Interesse von einem so unverdächtigen Zeugen vernommen. So sieht also das Vertrauen aus, das die neue Regierung der Be­völkerung einzuflößen versteht. Das sind die Früchte des Aufstiegs, den die neue Regierung, die dem deutschen Volke in vier Jahren seinen Wohlstand zurückgeben sollte, in bei= nahe der Hälfte der Zeit gezeigt hat."

" Ich habe in den letzten Wochen viele Besuche aus Deutschland bekommen. Es ist erschütternd, wenn diese Leute ihre Erlebnisse schildern. Draußen im Reich dürien die Katholifen nicht einmal mehr pifen miteinander reden. In den Zeitungen dari Psychologie des Deutschen von heute

von katholischen Veranstaltungen nichts mehr gebracht werden, auch dann nicht, wenn Kardinal Faulhaber spricht. Die fatholische Jugend darf überhaupt nicht mehr zu­jammen fommen. Aber desto ungeachtet halten 80 Prozent der Mitglieder der katholischen Jugendvereine Zusammen­finite ab, wie die ersten Christen in den Kata­fomben."

Trotzdem scheint die katholische Kirche nicht zu er­kennen, was die Demokratie, die politische Freiheit für

Wir zitieren aus De Provinciale Groninger Courant":

Der Grundsatz: Allgemeinwohl geht über persönliches Wohl" ist sehr schön. Aber er ist und bleibt eine Utopie, ein Ideal für altruistisch veranlagte Menschen. In Deutschland ist man nun schon beinahe zwei Jahre damit beschäftigt, der

alle, auch für sie bedeutet. Sonst würde es in Osterreich , Prima Existenz

wo sie maßgebenden Einfluß besitzt, anders aussehen!

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Bevölkerung diese Jdee einzutrichtern, und zwar buchstäblich mit allen Mitteln, die einer Diftatur vom Jahre 1934 zur Verfügung stehen. Rundfunk, Presse, Buch, Zeitschrift und Zehntausende von Reden! Befehle, Strafen, Ueberredungs­funststücke, Schule, Plakat, Zeichnung und Film! In der Tat sind nur die Säuglinge und Krankenhäusler davon verschont geblieben. Trotzdem ist der deutsche Mensch der irdische Mensch geblieben; d. h. ein Egoist mit allen Graden von Kindlichkeit sich selbst und seinen Mitmenschen gegenüber. Selbst Das wird auch im allgemeinen nicht abgeleugnet. Minister Göring hat das zugegeben. Und das ist nun das Resultat der altruistischen Pädagogik.

Man predigt die totale Abschaffung der Standesunter­schiede und des Standeshochmutes. Ist das nun in den zwei Jahren auch nur einen Pfifferling besser geworden? Es denft gar nicht daran. Aristokratische und fapitalistische Ein­bildung sind geblieben. Der Unterschied zwischen dem Herrn und dem Arbeiter ist noch genau so scharf wie früher, trob der edlen Vorbilder, die hohe Regierungsbeamte geben, froß der zahllosen Erziehungsversuche durch die Presse und durch öffentliche Versammlungen. Es hat sich sogar eine neue Herrenkaste gebildet, und zwar aus den Elementen, die von nichts per Zufall zu etwas gekommen sind.

Was wird die Zukunft bringen? Darüber zerbrechen sich Millionen Deutsche , die trotz allem im Herzen noch anders über den Hitlerstaat denken als die begeisterten Männer in der braunen Uniform und die selbst heute noch bereit sind, links um fehrt! zu machen, wenn der Diktator das befiehlt." Das lebende Greuelmärchen

Aus der Post Scripta", der Haagschen Post": " In Desterreich ist man nicht besonders zufrieden mit Herrn von Papen, dem Mann, der im besonderen Auftrag von Hitler eine Annäherung zwischen Deutschland und Desterreich zustandebringen soll. Er hat es gleich im Anjang nicht besonders eilig mit dieser nützlichen Arbeit gehabt. Gr fam spät nach Wien und reiste gleich danach wieder ab. Alle möglichen Jagden im Ausland standen auf seinem Pro= gramm. 3n feiner Ehre müssen wir wohl annehmen, daß es sich um politische Jagden handelt. Von einer wissen wir das jogar mit Sicherheit. Das war, als er bei Gömbös , dem un­garischen Ministerpräsident, Hirsche schießen ging. Bei dieser Gelegenheit hat er dem Ungarn vorgeschlagen, zu einer großen Bundesgenossenschaft als Mitglied beizutreten. Der Bund sollte bestehen aus Deutschland , Polen und Südslawien, und sollte seine Macht gebranchen, um eine große Beute zu verteilen. Von der Tschechoslowakei sollte nur sehr wenig übrigbleiben. Rumänien , Litauen und wahrscheinlich Ruß­ land auch sollten sehr beschnitten werden. Desterreich sollte an Deutschland fallen, bis auf Siebenbürgen , das an Ungarn , und Kärnten , das an Südslawien fallen sollte. Auch Italien müßte den Bundesgenossen etwas von seinem Gebiet ab­stehen. Das klang alles wie Musik in den Ohren des nach Wiederaufbau, Ausdehnung und Abenteuern lüsternen Un­ garn , die anders darüber dachten. Jedenfalls warnte man Mussolini . Und dann waren alle Budapester Träume schnell ausgeträumt. Von Papen fehrte zu seiner Annäherungsauf­gabe zurück nach Wien , als ob nichts geschehen war. Für von Papen ist übrigens niemals etwas geschehen. Er würde selbst den 30. Juni schon ganz vergessen haben, wenn ihn nicht noch die stets notwendigen Besuche beim Zahnarzt daran erinnerten. Ja, die Herren von der S. faßten ihn nicht mit Glacehandschuhen an. Wenn von Papen gäbut, erzählt er schweigend und ohne es zu wollen: ein Grenelmärchen."

Korrupter Hitlerbonze

Vor der Straffammer hatten sich die Angeklagten Friedrich und Krämer zu verantworten. Krämer war früher Stan= dartenführer und Friedrich Kassenführer der Standarte gewesen. Beide hatten sich der fortgeseßten Untreue

Strumpftabrik schuldig gemacht, indem sie Gelder, die der stasse entnommen

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wurden, nicht verbucht und in unzulässiger Weise verwandt hatten. Der Staatsanwalt beantragte für Krämer 1 Jahr 8 Monate Zuchthaus und 300 RM. Geldstrafe, für Friedrich 1 Jahr Zuchthaus und 100 RM. Geldstrafe. Der Verteidiger Krämers hob die Verdienste hervor, die Krämer als alter Sämpfer sich um die Partei erworben hatte und plädierte auf Freisprechung. Das Gericht verurteilte beide Angeklagte au je einem Jahr Zuchthaus,