Palästima

Rekordzahlen der Einwanderung

NOTESieg des Bonzen über den Staatsmann

Die Regierung Palästinas hat der Jewish Agency mit Danzig als Warnung für das Saargebiet ball b

geteilt, daß sie die Aufnahmefähigkeit des Landes für Arbeiter- Einwanderer für das laufende Halbjahr Oftober 1934 März 1935 mit 9700 Arbeitnehmern berechnet hat; von dieser Zahl werden 2200 Zertifikate für Rechnung der illega len Einwanderung und der ins Land kommenden Touristen, die sich nachträglich entschließen, dauernd im Lande zu ver­bleiben, in Abzug gebracht werden, so daß für das laufende Halbjahr eine Schedule von netto 7500 Zertifikaten zur Ver­fügung gestellt wird.

Die Jewish Agency hatte ihrerseits die Aufnahmefähigkeit des jüdischen Arbeitsmarktes in Palästina für neue Ein­manderer mit 18 600 Arbeitern berechnet. Die Palästina­Regierung hat demnach dieser Forderung nur zu 40 Prozent entsprochen. Immerhin bedeutet dies einen Fortschritt gegen­über früheren Einwanderungsperioden. Die bewilligte Schedulle ist um 1900 Zertifikate höher als die des voran­gegangenen Halbjahres und um 700 höher als die voran­gegangene Schedule zusammen mit der nachträglich bewillig­ten Zusatzschedule von 1200 Zertifikaten. Es wird angenom­men, daß die Regierung sich entschließen wird, auch für die neubewilligte Schedule eine Zusatzschedule in einem größeren Umfange als die vorangegangene Zusatzschedule zu be= willigen.

Nach vorläufiger Schäzung sollen im Monat Oftober d. J. nicht viel weniger als 6000 Juden in Palästina eingewandert sein. Im vorangegangenen Monat September betrug die jüdische Einwanderung rund 4000. Die Oktober- Einwande­rung in Höhe von etwa 6000 Juden bildet einen neuen Reford in der jüdischen Einwanderung nach Palästina und übertrifft den bisherigen Reford vom Oftober 1938 von 4393 jüdischen Einwanderern um etwa 1600 Personen.

Volksabstimmung in Genf Bürgertum und Sozialdemokratie

Am 18. und 19. November fanden in Genf drei Volfsab­stimmungen statt, bei denen die sozialistische Regierung gegen die sämtlichen bürgerlichen Parteien und die Kommunisten zu kämpfen hatte. Die bürgerliche Presse berichtet davon unr, daß die Steuervorlage der Regierung mit 23 722 gegen 13 328 Stimmen verworfen wurde. Bekanntlich sind Steuervorlagen meist unpopulär, wie vor kurzem auch die bürgerliche Regierung von St. Gallen in der Volfsab­stimmung erfahren mußte. Dabei arbeiteten die Bürgerlichen mit ungeheurem Kraft- und Geldaufwand und den schäbigsten Mitteln. Die sozialdemokratische Stimmenzahl hat sich trotz­dem voll behauptet. In einer Erklärung sagen Regierungs­präsident Nicole und Finanzdirektor Naime, feine andere Partei in Genf könne auch nur ein Drittel dieser trenen Wählerzahl aufweisen. Nun werden die Bürgerlichen, deren Mißwirtschaft die Finanzkrise verschuldet hat, zeigen müssen, auf welch besserem Wege sie Abhilfe schaffen können.

Die beiden anderen Abstimmungen ergaben glänzende Siege der Regierung. Zur Frage der Hilfe für die Hinterbliebenen der am 9. 11. 1933 vom Militär erichossenen Demonstranten hatte die Regierung eine Vorlage gemacht, die mit 23 390 gegen 10 930 Stimmen an= genommen wurde. Ein kommunistischer Gegenentwurf wurde mit 23 436 gegen 1915 Stimmen verworfen. Und mit 29 062 gegen 3448 Stimmen wurde der von der bürgerlichen Mehrheit des Großen Rats gegen den Willen der Regierung beichlossene Feiertag am Tage des Eintritts Genfs in die Schweizer Eidgenossenschaft wieder abgeschafft.

Italtens faschistische Partei In Zahlen

Die

Stampa" zergliedert in einer Aufstellung die faschistische Partei. Danach zählte die Partei im Jahre 1934:

Faschistische Miliz

Jungfaschisten

Hochschulfaschisten

Faschistische Frauen

Faschistische Mädchen

Schüler

Gymnasiasten

Universitätsprofessoren

1851 177

657 613

66 934

304 313

83 053

100 581

24 305

2.568

Außerordentliche Professoren

2099

Küftler und Wissenschaftler

1351

Vereinigung faschistischer Angestellter

230 760

Bereinigung faschistischer Arbeiter

125 386

Vereinigung faschistischer Post-, Telefon­

und Telegrafenbeamter

Staatsbeamte

74 859 70 890

Balilla( Organisation der 6 bis 12jährigen Kinder)

2 108 227

Die Deutsche Freiheit"

Einzige unabhängige Tageszeitung Deutschlands

Die Neue Zürcher Zeitung "( Nr. 2123) weiß über den Rücktritt des Danziger Senatspräsidenten Dr. Rauschning, der nach der verlogenen gleich geschalteten Bresse aus Krankheitsgründen demissio­niert haben soll, u. a. zu berichten:

Die Demission Rauschnings bedeutet einen Sieg der Partei über den Staat, des aus Bayern stam­

menden Gauleiters Forster über das an den Boden von Danzig verwurzelte Regierungsoberhaupt, das bei aller Freundschaft mit Deutschland doch für das Eigenleben der Freien Stadt Danzig Erhebliches geleistet hat. Dr. Rausch­ning ist weitaus die originellite und selbständigste Persön­lichkeit, die der Nationalsozialismus in Danzia hervor­brachte.

Rauschnings erstes Ziel war die Auflockerung der unter den früheren bürgerlichen Regierungsfoalitionen erstarrten Front zwischen Danzig und Polen . Schon im August und September 1933, beinahe ein halbes Jahr vor dem Abschluß des deutsch - polnischen Friedenspattes, famen die ersten Ber­träge zustande, durch die eine bessere Ausnützung des Danziger Safens gewährleistet und mit der Zu­billigung vermehrter Rechte auf kulturellem und schul­politischem Gebiet an die polnische Minderheit in Danzig erfauft wurde.

-

Das Verhältnis Rauschnings zum Gauleiter Forster, der trotz seinem jugendlichen Alter von 33 Jahren dem Typus des alten Kämpfers" entspricht er trat schon nach dem Münchner Putsch von 1928 dem Nationalsozialismus bei mar feit langer Zeit getrübt. Das Braune Haus be­folgte seit jeher mit Vorliebe das Prinzip, die Gauleiter aus entfernten Gegenden in das Feld ihrer Tätigkeit zu nerpflanzen, um damit die Parteiorganisation dem Einheits­typus möglichst anzunähern. In Konfliktfällen pflegen dann die einheimischen Behördevertreter den fürzeren zu ziehen, wie das Beispiel von Bremen zeigt, wo der regierende Bürgermeister Dr. Markert fürzlich seinen Rücktritt nehmen mußte, meil seine Politik von Gauleiter Röver, der zugleich als Reichsstatthalter von Bremen amtiert, nicht mehr gebilligt wurde. Gauleiter Forster, der ursprünglich Bankbeamter in Fürth war, gehörte dort zum engsten

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für jeden Politiker!

BEER, Dr. M.

Die auswärtige Politik des ,, dritten Reiches" kartoniert Fr. 25,- gebunden Fr. 35,- Polygraphischer Verlag AG., Zürich I

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BRIEFKASTEN

Denischer Freiheitsbund in Neuyork. Ein Bericht über die Vor­tragsretje Gerhardt Segers war uns schon zugegangen. Wir geben noch davon Kenntnis, daß ihr folgendes Manifest in deutscher und in englischer Sprache an die deutschstämmigen" Männer und Frauen Ameritas verteilt habt: Der Deutsche Freiheitsbund ist die Bewegung, die alle deutschen Kräfte in Amerika zu einer macht­vollen Waffe gegen den Nationalsozialismus und seine Agenten im Auslande zusammenschweißt. Der Deutsche Freiheitsbund ist politisch neutral; er kämpft entschieden gegen den Faschismus aller Schat­tierungen und gegen jedwede Unterdrückung durch diktatorische Gewalt. Der Deutsche Freiheitsbund fordert: Die Wiedergewinnung der vollen Freiheit und aller politischen, sozialen, wirtschaftlichen und fulturellen Rechte in Deutschland und Desterreich, die Beseiti gung jedweder irgendwie gearteten Ausnahmegefeggebung, insbe sondere aller religiösen Unterdrüdungen. Brecht die Ketten, die das deutsche Volk in Knechtschaft halten! Werst das Hakenkreuz, das Symbol des von Hitler gefreuzigten Menschen, von Euch! Kämpft mit uns für Volksrechte, Frieden, Freiheit, Kultur!"

M. B., Bremgarten . Wir danken für Ihre Aufmerksamkeit. Ihrem Wunsch wird zwar nicht bei uns, aber in anderen saar­

muß man regelmäkig lesen Ländigen Zeitungen entſprochen werden.

Bestellschein

Ich ersuche um regelmäßige Zusendung der Deutschen Freiheit" Name:

Straße:

Ort:

den

Unterschrift

Anonymus. Besten Dank für die Zusendung der Zeitung Die itschweiz", aber dieses Rundschreiben ist schon vor Wochen in der Deutschen Freiheit" abgedrudt worden und hat von hier, aus seinen Weg in die Auslandspresse genommen.

Kölsche Jung. Wir geben von Ihrer Mitteilung Kenntnis, daß jungit in einer Belegschaftsversammlung des Karlswerfs in Köln­Mülheim non 4300 Arbeitern nur 250 gekommen waren. Es sprach der Reichstagsabgeordnete, Staatsrat, Treuhänder und Professor" Börger. Er wehrte fich unter anderem dagegen, daß man ihm vor­werfe, er föffe. Seine Verteidigung lief ungefähr darauf hinaus, daß er Alkohol nicht brauche, da er mit Bier, Wein und Schnaps in gehörigen Mengen auskomme.

Berliner . Von einer Auslandsreise teilen Sie uns einige Wize mit, die aber schon alle in der Deutschen Freiheit" gestanden haben. Das fonnten Sie nicht wissen, weil die Deutsche Freiheit leider in Berlin nicht verbreitet ist. Neu war uns, daß man in Berlin NSTAP. so auslegt: Nur solange die Angeschmierten parieren. P. G. in Paris . Sie schreiben uns: Nicht ohne Erschütterung leje ich, daß sich unter den Angeklagten im Berliner Rundfunkprozeß mein alter Freund Ernst Hardt befindet. Ich gehöre zu denen, die sich schon vor Jahrzehnten, damals in der Aera der Neu­romantit", für seine dramatischen Arbeiten einsetzten. Sein Tantris der Narr" war ein großer Erfolg, auch Gudrun"," Schirin und Gertraude", Der Graf von Gleichen" und" Der Kampf ums Rosen­rote" machten ihren Bühnenweg. 1908 erhielt Hardt den Staats- und den Bolts- Schillerpreis, 1917 wurde er Intendant. des Weimarer

Verlag der Deutschen Freiheit" Nationaltheaters, 1925 Intendant des städtischen Kölner Schauspiel­

Saarbrücken 3

Schützenstraße 5 ⚫Postschließfach 776

hauses, und ein Jahr darauf Intendant des Westdeutschen Rund­funts. Er war der geistige Kavalier unter den deutschen Rundfunk­Intendanten, immer sprudelnd von formschön vorgetragenen Ge­danken, die neue Wege zeigten. Der Politik gehörte nie sein Inter­

Kreis Julius Streichers, der ihn bald mit Hitler zu sammenbrachte. Als Gruppenleiter von Fürth gründete der in der vordersten Front der Antisemiten stehende Forster dort die ersten SA. - und SS.- Formationen. Im Herbst 1930 war er der jüngste der 107 Nationalsozialisten, die da­mals auf einen Schlag in den Reichstag einzogen. Er wurde zeitweise in Hamburg verwendet und dann im Herbst 19838 mit unbeschränkten Vollmachten als Gau leiter nach Danzig geschickt. Sein Biograph Löbjack, der ihm ein überschwengliches Buch gewidmet hat, setzt darüber das von Hitler geprägte Motto Nicht die Einheitsfront der nur die Kampffront der Fanatiter fann Schwachen une retten", und die Lebensbeschreibung rühmt Gauleiter Forster im besonderen nach: Ueberall, wo er gewesen ist, Danzig wurde vor einigen Monaten von Hitler mit der hat er Fanatiker zurückgelassen." Seine Tätigkeit in Ernennung zum S.- Gruppenführer, einer der höchsten Kommandostellen in der schwarzen" Armee, und von Göring mit der Berufung in den preußischen Staats­Vertrauensmann als Trauzeuge zur Verfügung. rat belohnt; überdies stellte sich Hitler persönlich seinem

Auf eine kurze Formel gebracht, bestand in der Danziger Politif der Gegensatz zwischen Forster und Rauschning darin, daß der Senatspräsident das Primat der Außen politik verteidigte, der Gauleiter dagegen für das Primat der Innenpolitif eintrat. Die Einigung mit Polen , die Rauschning durch ein stufenweise fortschreitendes Syftem von Verträgen und Abmachungen fortzuseßen gedachte, hat für Forster nur ein mäßiges Interesse, und es ist bezeich nend, daß in dem Buche von Löbsack, das in der Schilderung von Aufmärschen, Fadelzügen und politischen Eroberungs taten schwelgt, für Rauschning gerade nur ein paar fnappe Zeilen abfallen. Der Ehrgeiz Forsters ist auf die Ge­winnung der 3 weidrittelmehrheit in Danzia ge­richtet, um die Verfassung der Freien Stadt im nationalsozialistischen Sinn abändern zu können. Das fürzlich abgehaltene Wahlerperiment in zwei Danziger Wahlkreisen war recht eigentlich sein Werk, und das Er­neuen national zu einer gebnis scheint verlockend sozialistischen Offensive auf dem Stadtgebiet.

esse. Er war ein Liberaler mit dem Willen zur vollkommener Toleranz, mit startem Anpajjungstalent, von Sozialismus und Margismus meilenweit entfernt. Ein Humanist von ritterlicher Haliung. Die Nazis haßten ihn, weil er sich bis zuletzt tapfer gegen eben ihre Ansprüche auf Einflußnahme im Rundfunk wehrte weil die Nazis den Grundsatz der Duldung aller Richtungen nicht anerkannten. Sie rächten sich brutal an ihm. Nicht nur, daß sie ihn sofort hinauswarfen und eine Ignoranz, den inzwischen megen einer peinlichen Korruptionsaffäre schon wieder verabschiedeten westfäli schen Archivar Dr. Glasmeier, an seine Stelle setten. Sie brachten Hardt zunächst in Schußhaft und dann ins Gefängnis. Der achtund­fünfzigjährige, schwer frant und gebrochen, verdient einige gute Worte. Noch kurz vor seinem Sturz hatte er sehr eindrucksvolle Sendungen klassischer Dramen, vor allem des" Faust", inszeniert. Jetzt ist er für die Nazis die Systemgröße", die sie noch mit Wols luft treten, nachdem sie ihre Opfer menschlich vernichtet haben." 3. T. A.. Sie verbreiten folgenden Bericht:

Vor dem Strafgericht fand ein Prozeß gegen sieben ehemalige Mitglieder nationalsozialistischer und ähnlicher Fronten, die der Beschmierung von Straßen, Brüden und der Synagoge mit Baken freuzen angeflagt waren, statt. Sämtliche Ange igten wurden teils zu unbedingten Gefängnisstrafen, teils zu Bußen, die das Gericht verhältnismäßig hoch anfeßte, verurteilt. Die Beschmierung der Sn­nagogenwand mit einem Hafenfrenz mird in der Urteilsbegründung als eine freche und robe Büberei bezeichnet, durch die das religiöse Gefühl der Juden empfindlich verlegt worden ist, weshalb eine bedingte Verurteilung nicht in Frage kommen fönne. Die Ange Elagten wurden gemeinsam verpflichtet, der israelitischen Gemeinde Schadenersaß zu zahlen."

Das so urteilende Gericht fist in Base I, nicht etwa im drifter Reich".

Für den Gesamtinhalt verantwortlich: Johann Bts in Dud metler; für Inferate: Ctto Rubn in Saarbrüden. Rotationsbrud und Verlag: Berlag der Volksstimme GmbH. Saarbrüden S, Schützenstraße 5. Schließfach 776 Saarbrüden.

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