Die Sprengstoffschmuggler vom Bodensee

Vor dem Bundesstrafgericht von St. Gallen

St. Gallen, den 28. November 1934. Hier begann bei überfüllten Tribünen vor dem Bundes­strafgericht der Prozeß in der bekannten Sprengstoff­schmuggelaffäre am Bodensee vom 21. Juli 1934. Vor den Schranken des Gerichts erschienen Jakob Matt, Wil­helm Hammerle und Anton Kalb, die seinerzeit in flagranti verhaftet wurden, während die übrigen drei An­geflagten Karl Wirth, Ferdinand Collig und Eugen Kölbl nicht erschienen sind; gegen sie werden die Verhandlungen in contumaciam geführt. Alle drei Angeklagte sind mit= glieder der Desterreichischen Legion" in Deutschland . Sie erklären übereinstimmend,

auf Befehl gehandelt zu haben.

Sie wollen sich nicht bewußt gewesen sein, etwas Strafbares begangen zu haben, besonders nicht gegen die Schweiz . Der Angeklagte M att erklärt, in der politischen Gauleitung in Lindau tätig zu sein. Er wußte, daß sich in dem Koffer und in der Aktentasche Sprengit off befand, da er diesen selbst verpackt hatte. Was sich in den übrigen Paketen befand, will er nicht gewußt haben. Er hatte den Befehl, die Ware über den See nach der Schweiz zu bringen, von Colliß er­halten. Der Transport aing auf Kosten der Oesterreichischen Legion. Matt gibt seiner Ueberzeugung Ausdruck, daß die Mehrheit des Volkes in Oesterreich gegen die heutige Re­gierung sei. Die Freundichaft mit Jialien sei ein Verrat am österreichischen Volf.

Aehnlich lauten die Aussagen der übrigen Angeklagten. Der Angeklagte& alb hat ebenfalls den Befehl zum Trans­port der Ware mit dem Motorboot erhalten, und zwar von Kölbl. Kalb bestreitet, gewußt zu haben, was sich in den Paketen befunden habe. Kalb erklärt weiter. daß Habicht in München der Leiter der ganzen Bewegung in Desterreich sei. Die Oesterreichische Region versucht nur, in Desterreich die Freiheit zurückzuerobern".( Die Freiheit für die Nazis!) Hätte die Regierung eine Volksabstimmung veranlaßt, wären die Bürgerkriege vermieden worden.

In der Nachmittagssizung vom Montag erfolgte die Ver­nehmung der Sprengstoffiachverständigen Dr. Saurer und Stauber. Beide erklärten übereinstimmend, daß es sich um hochbrisanze Sprengstoffe handelte, welche ge= schmuggelt wurden, wie man sie nur beim Militär verwende, zum Sprengen von Brücken, Bahnlinien usw. Angestellte Versuche mit der geschmuggelten Ware hätten dies bewieseni

Mehrere Landjäger geben eine Darstellung der Vor­gänge in Staad und über die Verhaftung der drei Ange­flagten. Die Polizisten sind überzeugt, daß die Angeklagten wußten, was sie transportierten.

Professor Mannheim"

Der zweite Tag

St. Gallen , 28. Nov. Am zweiten Sigungstage erfolgte zuerst das Plädoyer von Bundesanwalt Dr. Stämpfli, der das eingeklagte Verbrechen als in hohem Maße völkerrechts­widrig bezeichnete. Die Schweiz muß sich dagegen wehren, daß unser Land durch solche Bombenaffären in internationale Händel gezogen wird. Mit der Entschuldigung der deutschen Regierung ist nur die völkerrechtliche Seite erledigt. Die Angeklagten wurden auf frischer Tat ertappt. Sie haben in der Einvernahme ihre Geständnisse abgeschwächt, ohne aber glaubwürdige Gründe hervorbringen zu können. Sie hatten in der Voruntersuchung schon bei der ersten Ein­vernahme ein Geständnis abgelegt. In diesem Zusammen­hang untersuchte der Bundesanwalt die Frage der Verfolg­barkeit der im Ausland begangenen Vergehen, wobei er zur Bejahung dieser Frage fam. Es kann nicht bezweifelt werden, daß die Angeklagten in vollem Bewußtsein ihrer Tat ge­handelt haben. Der friegsmäßige Transport von Spreng­stoffen durch unser Land muß mit aller Schärfe verhindert werden, und darum ist eine scharfe Bestrafung der Schuldigen nötig. Der Bundesanwalt schloß seine Ausführungen mit folgenden Anträgen: Sämtliche sechs Angeklagten seien des Vergehens gegen das Sprengstoffgesetz schuldig zu erklären und

zu folgenden Zuchthausstrafen

zu verurteilen: Gollis vier Jahre. Kölbl drei Jahre. Matt, Hämmerle, Kalb, Wirth zu zwei Jahren, unter Abzug von vier Monaten Untersuchungshaft für Matt, Hämmerle und Kalb .

Ferner sollen den Angeklagten die Kosten unter solidarischer Haftbarkeit auferlegt werden. Endlich werden das beschlag­nahmte Material und das Motorboot Seelöwe" fonfisziert. Demgegenüber beantragte der Verteidiger, Dr. Haus­ammann, die Freisprechung aller Angeklagten. Even­tuell verlangte er milde Bestrafung. Er leitete sein Plädoyer mit der Feststellung ein, daß es sehr leicht möglich fei, sich in Deutschland Sprengstoffe zu ver schaffen. Anderseits bezeichnete er es als sehr unwahr­scheinlich, daß die Angeklagten sich bewußt gewesen waren, schweizerischen Gesetzen zu widerhandeln. Der Theorie, daß ein Komplott vorgelegen habe, trat er mit dem Hinweis entgegen, die Angeklagten hätten auf Befehl gehandelt.

Der Züricher Frontisten- Lärm wird fortgesetzt-

"

Zürich , 28. November.

Die Unruhen um die Pfeffermühle" und das Drama von Friedrich Wolf Professor Mannheim" sind feineswegs abgecbbt. Sie haben vielmehr einen recht ernsten Charakter angenommen, der allen politischen Instanzen weit über Zürich hinaus ernsthafte Sorgen macht. Immer wieder hatten die nationalen Fronten" die Absetzung des

130 Verhaltungen

Regierungsrat, die beide vor dem Stadttheater vertreten waren, zeigen durch ihre feste Haltung den ernsten Willen zur Bewahrung von Ruhe und Ordnung. Nicht der Straßen­pöbel, noch eine politische Gruppe, haben darüber zu ent= scheiden, was auf unsern Bühnen gespielt werden soll. Rowdies sind ungeeignete Theaterkritiker."

Stüdes vom Spielplan gefordert, mit Hilfe von wild Blick ins Braune

austachelnden Flugblättern und Artikeln. Offen wurden neue Demonstrationen angekündigt.

Am Montagabend brach es wieder los. Die Polizei hatte sich vorgesehen. Rings um das Theater waren Sperren er= richtet worden. Vorsorglicherweise hatte die Polizei auch spanische Reiter in Bereitschaft und fünf Hydranten­leitungen waren aktionsbereit. Die Polizeimannschaft war mit Karabiner und Stahlhelm ausgerüstet. Als die Front Faschisten versuchten, gegen das Stadttheater vorzu­dringen, sah sich die Polizei veranlaßt, in Gruppen auszu= schwärmen und die Ansammlungen zu zerstreuen. Die Polizisten wurden von den Fröntlern fortwährend be­schimpft; ein beliebter Ausdruck der Faschisten ist nun: Judenpolizei ". Im Verlaufe des Abends wurden rund 130 Verhaftungen vorgenommen, worunter sich der Landesführer der Nationalen Front, der Millionärssohn Henne, befindet. Polizeidirektor Pfister war gerade an­wesend, wie der sonst so großmaulige Faschistenchef der Bolizei fleinlaut seine Personalien deflinierte. Beim Polizei­rapport stellte es sich heraus, daß es sich bei den verhafteten Kameraden des Landesführers Henne fast ausschließlich um wegen Gemeindelikten vorbestrafte Subjefte handelt! Henne ist im Gegensatz zu den meisten anderen nach Namensfeststel= lung wieder Entlassenen in Haft behalten worden, weil er als Anführer wegen Aufwiegelung angeklagt werden soll. Bei den nach Mitternacht neu auflebenden Kundgebungen entging der Führer der Bezirksgruppe Zürich der nationalen Front, Dr. Tobler, seiner Verhaftung durch die Flucht, die ihm von seinen Anhängern ermöglicht wurde.

Die Vorstellung des Schauspiels Professor Mannheim"

Verlöbnis mit Nichtarier

Von einer Firma wurde einer Angestellten gefündigt weil sie an einem Verlöbnis mit einem Nicht= arier, das seit vier Jahren schon bestand, festhielt. Nach einem Tarifabkommen stand ihr ein Uebergangsgeld zu für den Fall, daß sie ihr Ausscheiden nicht selbst veranlaßt oder verschuldet habe. Das Landesarbeitsgericht Berlin hat, wie jetzt befannt wird, entschieden, daß die Entlassung nicht als verschuldet" anzusehen sei.

Der Jude wird gehängt

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Das badische Geheime Staatspolizeiamt hat den Tertil= händler Karl Bernheimer aus Ihringen am Raiserstuhl in Schutzhaft genommen, weil er versucht habe, durch seine

Der Kommunist Mendelssohn

Und das Ergebnis der Eintopf- Sammlung

Man schreibt uns aus dem Badischen:

In Arlen, Krets Konstanz, einem Industriedorse an der Schweizer Grenze, spielte sich folgendes ab: Der Gejang= verein wollte am Sonntag dem 18. November einen Volks­liederabend veranstalten. Die meisten Mitglieder des Ver­eins sind Mitglieder der NSDAP . Plakate, Programme usw. waren fertig. Auf dem Programm waren einige Lieder von Mendelssohn . Am Tage vor dem Konzert wurde der Dirigent während der Probe an das Telefon gerufen und es wurde ihm von dem Unterbannführer der HJ. Engele von Singen, einem jungen Burschen, mitgeteilt, wenn das Konzert mit den kommunistischen Piedern des Juden Mendelssohn stattfinde, werde er es mit der gesamten HJ. unmöglich machen. Der Dirigent, ein Lehrer, machte ihn darauf aufmerksam, daß die Vorbereitungen schon so weit seien, daß das Konzert abgehalten werden müsse. Darauf fuhr Engele nach Arlen und erklärte den Mit­gliedern dasielbe. Auf die Einrede, die Sänger seien alte Frontkämpfer, erwiderte der Bursche: Frontkämpfer wart Ihr? Nein, Schleimscheißer!" Dos Konzert durfte nicht ab= gehalten werden und der Verein hat über 200 Mart Un= fosten Die Erregung unter der Bevölkerung ist groß und äußerte sich in passiver Resistenz bei der Eintopfsammlung. Das Naziblatt berichtet aus Arlen: Leider aber hat sich auch hier wieder gezeigt, daß es Menschen gibt, die mit geradezu unverschämter Frechheit sich weiger­ten, dies kleine Opfer zu bringen, indem sie sogar schriftlich mit der Bemerkung verweigert" die Sammler abgewiesen. Das bedeutet uns, das müssen sie wissen, nicht nur eine unerhörte Taftlosigkeit, son­dern eine gemeine Herausforderung. Und wenn Gleichgesinnte, nur um sagen zu können, etwas gegeben zu haben, sich nicht genieren, 10 Pfennig zu opiern", so weisen wir solche Opfer entschieden zurück. Wir möchten dafür aber endlich verlangen, daß solche Menschen, die sich schon durch ihre Gesinnung und nicht erst durch solche schamlose Hand­lungsweise aus der Volksgemeinschaft ausschließen, aus ihrer Arbeit herausgenommen werden, um denen Platz zu machen, die sich stets als chrbare Volksgenoñen zeigen. Wir wissen, daß unser Ortsgruppenleiter hier rücksichtslos ein= schreiten wird, denn auch seine Geduld ist zu Ende. Und fünftig werden wir auch nicht mehr davor zurückschrecken, hier mit Namen herauszurücken.

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Dazu eine hübsche Arabesfe. In London findet am Don= nerstag die Hochzeit des Prinzen von Kent mit der Prin­zessin Marina statt. Mit ungeheurem Pomp, vor einemt Partett von Königen. Unter welchen Klängen wird das hohe Paar in den Festsaal geleitet. Unter denen des Hochzeitsmarsches" tomponiert vom Kommunisten" Mendelssohn .

Internationale Boykotikonferenz

London , den 28. November 1934.

Unter dem Vorsitz des Rechtsanwalts Samuel inter­meyer, dem Führer der amerikanischen Boykottbewegung, wurde die internationale Konferenz zur Organisierung des Boykotts Hitlerdeutschlands eröffnet. An den Verhandlungen nehmen rund 50 jüdische und nichtjüdische Organisationen teil. Zur Konferenz sind Delegierte aus fast sämtlichen europäischen Ländern sowie aus USA . und Südafrika ent­fandt worden

Großes Aufsehen erregte die Tatsache, daß bei der Er­öffnung der Konferenz der Vorsitzende der eng lischen Trade Union, Citrine, eine Rede gehalten hat, in welcher er sich für die Durchführung eines organisierten Boykotts hitlerdeutscher Waren ausge­sprochen, hat.

In der Konferenz werden die verschiedenen praktischen Maßnahmen besprochen, um den Boykott hitlerdeutscher Waren systematisch durchzuführen. Weil diese Konferenz sich lediglich mit den praktischen Durchführungsmaßnahmen des Baykotts befassen wird, ist ihr besondere Bedeutung beizu­messen. Es kann gar feinem Zweifel unterliegen, daß sich die Beschlüsse der Konferenz in einiger Zeit in einer wei­teren Verringerung des deutschen Außen­handels auswirken wird. Vou besonderer Bedeu­tung ist die Tatsache, daß sich neben den jüdischen Organisa= tionen auch verschiedene gewerkschaftliche und christlich= religiöse Vereinigungen, insbesondere in USA. , bereit er= klärt haben, durch Ausdehnung des Boykotts Hitlerdentich= land zu bekämpfen.

Aeußerungen über angeblich bevorstehende Verschlechterung Agitiert für die

der Stoffqualität die Bevölkerung zu Anast fäuien zit

verleiten.

..Deutsche Freifieit"

Neuer Massenprozeß gegen 100 Arbeiter

founte ungestört durchgeführt werden und erntete riesigen Justizrachefeldzug gegen vogtländische und erzgebirgische SAP.- Mitglieder

Beifall der oft bei offener Szene losbrach. Das Schau­spiel Professor Mannheim" steht noch für Mittwoch und Samstag dieser Woche auf dem Spielplan des Stadttheaters; am Mittwoch wird der Gemeinderat von Zürich der Vor­stellung beiwohnen, um sich selbst einen Eindruck vom Stück zu verschaffen. Das Gastspiel der Pfeffermühle" von Erika Mann im Kursaal geht am Mittwoch zu Ende.

Die Hetzeleted

Genau nach braunem Rezept

Die Rationale Front verteilte am Montag in der Abend­stunden ein Flugblatt, worin in scharfen Ausdrücken gegen das rote Zürich , gegen die Behörden und gegen die Emigran­ten gehetzt wurde. Es hieß da unter anderem: Das rote Zürich duldet auf seinem Boden die Anwesenheit des Ministermörders Dr. F. Adler, sowie des Genossen Kurt Löwenstein, Vorfämpfer der Gottlosen- Propaganda, der, als er noch Leiter der Marr- Schule" in Berlin war, seine minderjährigen Schüler in die Bordelle schickte und Aufsäge über ihre Eindrücke schreiben ließ."(!)

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Es ist der gleiche Schmutz und dasselbe Lügengebräu, mit dem die deutschen " Vorbilder dieser Schweizer Elite ihre Gegner besudelt haben.

Die Basler National- Zeitung" schreibt: Mit den gleichen nächtlichen Krawallmethoden hatten seinerzeit die National­sozialisten in Berlin die Absetzung des Remarque - Films er­zwungen und sich einen propagandistisch wertvollen Sieg er­schrien. Die Zürcher sind nicht gewillt, die sch mäch I 1 ch c. Haltung der damals in Deutsch Land Berrschenden nachzuahmen. Stadtrat und

Demnächst wird vor dem Reichsgericht in Leipzig ein neuer Massenprozeß gegen hundert Arbeiter der Sozialistischen Arbeiterpartei der vogtländischen und erzgebirgischen Orte Elsterberg , Mylau , Klingenthal , Brunndöbra, Sachsenberg und Schönheide stattfinden, der wirklich nicht mehr als ein niederträchtiger Rachefeldzug ist.

Die Hauptangeklagten in diesem Prozeß sind der Konsum­vereinslagerhalter Otto Geiler aus Elsterberg i. V. und der Arbeiter Otto Did aus Mylau i. V. Die meisten der Angeklagten befinden sich seit März und April 1933 in Haft. Viele von ihnen, vor allem Geiler und die Angeklagten aus Klingenthal , Brunndöbra und Sachsenberg wurden monatelang durch die verschiedensten Konzentrations­lager( Reichenbach . Schloß Osterstein, Zichorlau und Colditz ) geschleppt und furchtbar mißhandelt. Otto Geiler wurde im Konzentrationslager Reichenbach i.. V. wochenlang täg= lich mißhandelt, weil ein Epißel behauptet hatte, er habe zwei Maschinengewehre versteckt. Troßdem alle angegebenen Verstecke durchsucht, Gärten umgegraben wurden usw., konn­ten die niemals vorhandenen Maschinengewehre natürlich nicht gefunden werden. Krank und wund geschlagen, wurde Geiler schließlich wieder aus dem Konzentrationslager ent­lassen, während der Elsterberger Ortsgruppenfassierer der SAP., der Kranfenfajjengeschäftsführer Robert chen­fer das Konzentrationslager Reichenbach nur als Leiche verlassen konnte. Man hatte ihn aus dem zweiten Stockwerk des Gebäudes zum Fenster herausgestürzt. Nachdem Geiler nach neunwöchigem Krankenlager faum ausgeheilt war, wurde er erneut verhaftet, wieder freigelassen, noch einmal festgenommen und schließlich beim Reichsgericht in Leipzig eingeliefert.

Den Angeklagten wird Vorbereitung zum Hochverrat, Beraeben gegen das Waffen- und Sprengstoffgeich vorge­

worfen. Soweit überhaupt Vergehen vorliegen, haben die Betreffenden ihre Strafen bereits im Jahre 1982 abgebüßt oder die Strafen sind durch die Amnestie erledigt. Trotzdem hat nunmehr das Reichsgericht unter Bruch der Amnestie erneut die Anklage wegen strafrechtlich längst erledigter Straftaten erhoben.

Die Anklage stützt sich im wesentlichen auf die Angaben eines von der NSDAP. in den Sozialistischen Schutzbund der SAP. entsandten Nazispitzel, der die Behauptung auf­stellte, die SAP. habe aus der Tschechoslowafci in riesigem Ausmaß Waffen nach Deutschland geschmuggelt.

Dabei ist folgende Tatsache: In Klingenthal an der tschechi schen Grenze haben die Nazis 1932 und Anfang 1983 mehrere Male versucht, das Gewerkschaftshaus zu stürmen. Sie wur­den regelmäßig von den Arbeitern des Sozialistischen Schutz­bundes zurückgeschlagen. Geschoßeinschläge am Gebäude und zertrümmerte Fensterscheiben gaben einwandfrei Auskunft darüber, wer die Waffen besaß. Gegen die Nazis lies des­halb auch ein gerichtliches Untersuchungsverfahren, das nach der nationalen Erhebung" natürlich niedergeschlagen wurde. Aber nun holten sich die Nazis die Verteidiger ihres Ge­werkschaftseigentums und drehten den Spieß um. Die ver­baiteten Klingenthaler , unter ihnen zwei Lehrer, wurden erst der Rache ihrer örtlichen Nazis ausgeliefert und dann, schon zerschunden und zerschlagen, der Behandlung" verschiedener Konzentrationslager unterworfen, bis sie auch endlich beim Reichsgericht in Leipzig landeten. Das war die Nache dafür, daß in den Gemeinden des Klingenthaler Gebietes die Arbeiter auch noch bei den Terrorwahlen 1933 die profeta= rische Mehrheit gehalten hatten.

100. Arbeiter stehen schußlos vor ihren faschistischen Hen­fern. Sie sind dem Verderben ausgeliefert, wenn sich die Weltöffentlichkeit ihrer nicht annimmt!