13.
JANUAR
Aber nicht für ,, Heil Hitler !"
Einige Tage lang versuchte man die Gründung des Deutschen Volksbundes für christlich- soziale Gemeinschaft" zu bagatellisieren. Diese Taktik hat man schon aufgegeben. Heute erscheint in allen gleichgeschalteten Saarzeitungen ein Gegenaufruf, der angeblich von 1000 Angehörigen beider Konfessionen unterzeichnet sein soll. Das kann leicht möglich sein, denn da bekanntlich ohnehin 99,9 v. H. der Saarbevölferung in der„ deutschen Front" organisiert sind, bestehen feine Schwierigkeiten, 1000 Adressen unter einen Aufruf zu schreiben.
Uns macht in der Kundgebung ein Satz vor allem Spaß: Wer gemeinsam mit Marristen, Kommunisten, Laizisten und Atheisten, also dem wirftlichen Anti- Christ, für Christus fämpfen will, fain sich nun und nimmer als Verfechter christlicher Ideale bezeichnen.
Das soll gegen die neuen Christlich- Sozialen gerichtet sein, die aber der Vorwurf gar nicht trifft, denn sie haben sich in ihrem Aufruf ausdrücklich von den Marxisten distan
giert.
Wohl aber trifft der Vorwurf die allermeisten der unter dem Aufruf stehenden früheren Angehörigen des Zentrums und anderer Mittelparteien, denn sie haben von 1919 an bis nahe an die sogenannte„ nationale Erhebung", also bis tief in das Jahr 1932, mit„ Marristen, Laizisten und Atheisten" friedlich und kameradschaftlich in vielen deutschen Regierungen gesessen. Keiner der Herren wird bestreiten können, daß die christlichen Kirchen beider Konfessionen sich unter der Regierung von„ Marristen und Atheisten" viel wohler befunden haben als unter dem Regime positiven Christentums", das sich im Reichstagsbrand, in Folterhöllen, am 30. Juni und im Sturm auf Pfarrhäuser und katholische Vereinsheime, ja sogar auf Kirchen so herrlich offenbart hat. Katholikenführer, Marristen und Atheisten sind gemeinsam unter Heil Hitler " gefoltert, ermordet, eingeäschert,„ auf der Flucht erschossen" oder in den Konzentrationslagern ge= quält worden. Warum sollen sie also nicht auf getrennten Wegen für das gemeinsame Ziel fämpfen," Alles für Deutschland , unser Deutschland "?
Wir nehmen diesen Ruf, der da gegen die neue christlich soziale Gründung wie gegen uns geschleudert wird, mit Freuden auf und stellen zugleich fest, daß er weder mit dem Gruß„ Heil Hitler" schließt, noch den Namen des sogenann ten„ Führers" an einer anderen Stelle erwähnt.
Ist man schon so weit, Herrn Hitler nicht mehr als zugfräftig anzusehen?
Britisches Konsulat in Saarbrücken
Vor einiger Zeit ist ein französisches Konsulat in Saar brücken errichtet worden. Jetzt meldet die„ Times", daß auch Großbritannien ein Konsulat in Saarbrücken einrichten wird. Zu seiner Leitung ist der bisherige britische Konsul in Funchal auf Madeira nach Saarbrücken beordert worden.
Die deutschen Saar - Konzessionen
Genf , 5. Dezember. Der gestrige Tag stand im Zeichen zahlreicher Verhandlungen zwischen den Mitgliedern des Dreierausschusses und einigen führenden Staatspolitikern. So verhandelte Baron Aloisi mit Laval und Lord Eden. Auch der Präsident der Regierungskommission, Knox, stand den ganzen Tag über in Verhandlungen mit Mitgliedern des Dreierausschusses. Diese Besprechungen hatten den Zweck, den Be= richt des Dreierausschusses, der heute dem Völkerbund offi= ziell überreicht worden ist, auf Grund der deutsch - franzöſischen Einigung die endgültige Fassung zu geben.
Im übrigen stellt es sich heraus, daß von deutscher Seite noch mehr Konzessionen gemacht worden sind, als dies auf Grund der ersten unvollständigen Berichte zu erkennen war. Von größter Bedeutung ist beispielsweise die Siche= rung der Rechte der Rentner und Pensionäre. Die Einigung sieht nämlich ausdrücklich vor, daß im Falle des Sieges des Status quo den Rentnern und Pensionären alle auf Grund der Heidelberger Abrede erworbenen Reche gesichert bleiben. Diese Vereinbarung ist schriftlich festgelegt und ist von Reichsaußenminister Neurath in einem besonderen Schreiben an den Vorsitzenden des Saarausschusses bestätigt worden. Damit ist eine braune Seifenblase geplatzt. Man wird sich an die zahlreichen Artikel und Reden der braunen Führer an der Sar erinnern, in denen sie die Saarbevölkerung dadurch einschüchtern wollten, indem sie immer und immer wieder erklärten, daß im Falle des Status quo die Rentner und Pensionäre ihrer Ansprüche verlustig werden würden. Dieses perfide Agitationsmittel, das teilweise mit Erfolg an der Saar angewandt wurde, ist jetzt der braunen Front aus den Händen geschlagen. Heute können die braunen Führer nicht mehr mit der Drohung des Verlustes der Rentenbezüge im Falle des Status quo hausieren. da ihr„ drittes Reich" die Unterschrift unter ein Abkommen
gesetzt hat, in welchem ausdrücklich erklärt wird, daß die von den Rentnern und Pensionären erworbenen Rechte auch im Falle des Status quo gesichert seien.
Die Vereinbarung in bezug auf den Rückkauf der Saargruben ist ebenfalls für das„ dritte Reich" weit ungünstiger ausgefallen, als man dies im ersten Augenblick auf Grund der Mitteilungen der gleichgeschalteten Presse annehmen konnte. Es ist zunächst einmal vereinbart worden, daß die Kohlenlieferungen an Frankreich , die teilweise an Stelle von Barzahlungen vorgenommen werden, innerhalb des Deutschland zugestandenen Kohlenkontingents' vorgenommen werden. Das bedeutet praktisch, daß ein großer Teil der Ausfuhr der Ruhrkohle nach Frankreich unterbunden wird. Bemerkenswert ist, daß Frankreich das Recht erhält, die Warndtgruben für die Dauer von 5 Jahren abzubauen, während doch bekanntlich Goebbels in seiner berüchtigten Zweibrücker Rede damit geprahlt hat, daß die Regierung des dritten Reiches" die qualitativ hochwertigen Warndtkohlen abbauen werde. Statt dessen ist dieses Recht Frankreich zugestanden worden. Ebenfalls wichtig ist der Zusatz der Vereinbarung, daß die Warndtgruben die Garantie für die deutschen Zahlungen darstellen und daß, selange die 900 Millionen Franken für den Rückkauf der Saargruben nicht ansbezahlt werden, Frankreich das Recht zugestanden wird, die Warndtgruben weiter auszubeuten.
Die Vereinbarung über die Einziehung der Fran= fenbeträge aus dem Saargebiet im Falle der Rückgliederung sieht die Schaffung einer gemischt deutsch - französischen Kommission vor, die die Hinterziehung von Frankenscheinen und sonstigen Devisen überwachen sollen. Es wird also mit alien Mitteln dafür gesorgt werden, daß im Falle der Rüc= gliederung die Saarländer die Franken abliefern müssen und dafür die Mark des Herrn Schacht bekommen.
Der Vatikan und die Abstimmung
Paris , den 5. Dezember 1934. Madeleine- R. Anglès spricht in einem im„ Figaro" wiedergegebenen Telegramm aus Rom die Ueberzeugung aus, daß der Heilige Stuhl den Status quo als die günstigste Lösung betrachte. Der Papst habe Migr. Panico in das Saargebiet entsandt, damit er bei etwaigen Uebergriffen der Hitlerpropaganda auf das religiöse Gebiet dieser gemak feine firchliche Autorität über die Gläubigen, die dem Trierer Bischof, unterstellt Teieft. Wenn er auch nur be= obachten und sich unterrichten solle, so bleibe seine Rolle dennoch sehr wichtig; denn es sei nicht ausgeschlossen, daß er
lentscheidender Stunde dazu berufen sein würde, um er
t lassen, welche Absichten der Vatikan verfolge. Logischerweise sollte die der Kirche wünschenswerteste Löfung der Status quo sein, die in keiner Weise jemandens vaterländische Gefühle verletze und die den Anschluß an das neuheidnische Reich vermeiden würde. Die Wähler sollten sich in voller politischer Gewissensfreiheit aussprechen: die Kirche könne nicht sagen lassen, sie habe irgendeinen Druck auf nationale Gefühle ausgeübt.
Die mehr oder minder große Anziehungskraft des Status quo bei den Wählern werde im übrigen in hohem Maße von der Definition abhängen, die ihm der Völkerbundsrat in seiner jetzigen Sibung gebe. Trotz der von Deutschland geübten Obstruktion habe sich der DreierAusschuß endlich mit dieser Frage befaßt. Bisher habe man noch nicht daran gedacht, genau auseinanderzusetzen, wie die dritte Möglichkeit sein solle, die vom Versailler Bertrag vorgesehen sei, wenn der Anschluß an Deutschland oder an Frankreich ausscheide. Die deutsche Propaganda stelle den Status quo als die Berewiguna der Verwaltung des Saargebietes durch eine Ausländerfommission hin. Aber nichts hindere die Genfer Versammlung, für die Saar eine wirfliche nationale Selbstverwaltung unter der Führung des Völkerbundes vorzuichen. Nichts schließe auch die Möglichfeit aus, eine neue Volfsbefragung nach einem bestimmten Zeitraum anzusetzen.
Für diese letztere Möglichkeit würde wohl auch der Vatikan und die deutschen Katholiken zu haben sein, da damit die endgültige Reglung der ganzen Frage auf die Zeit verschoben würde, wo das Hitlerregime vorüber sei.
Hoch klingt
Die früher katholische, jetzt hitlerische„ Saarbrücker Landes- Zeitung" hat aus Anlaß des fünfjährigen Gedenktages an die Räumung der zweiten 3one des Rheinlandes von fremder Besatzung einen Anfall von Bekenntnissen zur geschichtlichen Wahrheit. Das Blatt schreibt:
Durch unsägliche Mühen, Nöte und Gefahren war der Weg zur Freiheit erkämpft worden.
Eine kluge Politik, die unentwegt auf dieses Ziel gerichtet war, und die unerschütterliche Treue des rheinischen Volkes, die ebenso der Gewalt wie dem Ver= rat widerstand, haben das Verdienst, diesen denkwürdigen Tag vorbereitet und gesichert zu haben. Man mag an der Außenpolitif der Nachkriegszeit, die uns gewiß über steile und steinige Wege führte, im einzelnen noch so vieles aussetzen und bemängeln: Ihre GrundLinie, die zunächst einmal auf die Befreiung des heimischen Bodens gerichtet war, ist zweifellos rich= fig und erfolgreich gewesen. Viele haben in begreiflicher Ungeduld diese Linie nicht verstanden und auch die vorübergehenden Opfer nicht richtig zu würdigen gewußt, die sie uns notgedrungen auferlegen mußte. Aber es ist, wie die Geschichte lehrt und später auch in bezug auf Deutsch land bejahend feststellen wird, eine Grundforderung jeder nationalen Befreiungspolitik, daß sie zunächst den Boden des Vaterlandes von fremder Herrschaft frei macht. Auf dem Wege zu diesem Ziel war am 30. Novembr 1929 ein wichtiger Abschnitt erreicht.
Jawohl: ein wichtiger Abschnitt wurde damals in der nationalen Befreiungspolitik erreicht.
Und durch wen? Etwa durch Herrn Adolf Hitler aus Braunau , den jetzigen„ Führer" und seine braunen Söldner, die nachweislich während der Inflation in fremder Währung bezahlt wurden?
Nein, dieser Herr Hitler hat gegen die nationale Befreiungspolitik getobt und geputscht. Er hat in der schwersten Stunde des besetzten Rheinlandes, als überall unter dem Schuße der Besaßungstruppen sich die Separatisten zum Sturm erhoben, objektiv. die Feindmächte unter
Hitlerismus
stützt, indem er gleichzeitig in München eine„ Revolution" entfesselte.
ſtützt, indem er gleichzeitig in München eine„ Revolution" gegen Katholizismus
Er hat die Männer der nationalen Befreiungspolitik, die Ebert und Hermann Müller , die Stresemann und Wirth als Landesverräter verleumdet und die wildeste Hetze gegen sie entfacht, die je von Deutschen gegen Deutsche verschuldet worden ist.
Hitler und die anderen Uebernationalen haben an der Befreiung der Rheinlande nicht den geringsten Anteil. Im Gegenteil: sie haben durch eine rein demagogische Agitationswelle diese Politik auf Schritt und Tritt gehindert. Nicht unter Schwarzweißrot und nicht unter dem Hafenfreuz, sondern gegen diese Symbole und ihre Träger unter den Farben der Republif, unter Schwarz rotgold, von Sozialdemokraten und Katholifen und auch kommunistischen Arbeitern ist die Wacht am Rhein gehalten und friedlich ohne einen Schwertstreich die schönste und reichste Provinz Deutschlands dem Reiche zurückgegeben worden.
Die Folgerungen für das Saargebiet ergeben sich von selbst. Der in den Wirkungen seiner Politif antinationale Hitler hat an der Saar die nationale Widerstandsfront zerstört. Er hat Deutsche , die sich seiner Tyrannei nicht fügen wollen, geächtet. Wir fügen uns diesem fremden Diktator nicht. Wie am Rhein heißt es für uns: gegen jede Tyrannei, für Deutschland .
Wie am Rhein diese Politik zum Siege geführt hat und Deutschland nahe an die Verständigung mit Frankreich und die volle Gleichberechtigung herangebracht hatte, so muß auch an der Saar die auch von der„ Landeszeitung" gefeierte Linie der Befreiungs- und Verständigungspolitik eingehalten werden.
Das bedeutet: Los von der Diktatur! Nieder mit dem Verfasser des kriegsheßerischen Werkes„ Mein Kampf “! Fort mit dem Zerstörer jeder Volksgemeinschaft!
Schluß mit Hitler! Vorwärts für die Volksfront an der dem Grundstein für ein freies Deutschland .
Unversöhnliche Gegensätze
Die letzten Folgerungen aus dem römischen System Hat der Jesuitismus gezogen. Den Schlußstein in deat Bau der Medizinmannphilosophie schus dos Vatikanische Konzil. Hier wurde der Medizinman für die Zeit der Ausübung seines Amtes zum Got um unseblbaren Gott erflärt. Jesus ist reßt, streng genommen, nicht mehr in Stellvertretung, sondern abgesetzt. Abgesetzt und ersetzt durch das römische system, gefrönt von dem mit aller Macht ausgestatteten, ich Papst nennenden Medizinmann. Dem römischen Dogma ist der Ehrbe= griff von sich aus als Problem gar nicht gegeben. Es mußte ihn von seiner Grundausstellung aus, die nur Unterwerfung forderte, systematisch ausschalten. Die Schule zur bewußten Ausrottung dieser trotzdem überall auftreten. den seelischen Kraft des abendländischen Lebens aber steut zweifellos der sich wie zum Spott als„ Gesellschaft Jesu bezeichnende Orden dar: die Art wie Ignatius die Nachsolver Jesu einererziert sehen wollte, bedeutet so ziem lich den fernsten Gegensatz zum germanischen Denken und Fühlen.
Alfred Rosenberg , der vom Führer und Reichskanzler mit der weltanschaulichen Erziehung der Nation beauftragte Theoretiker des Nationalsozialismus in seinem Buche„ Der Mythus des 20. Jahrhunderts". Eine Wertung der seelisch- geistigen Gestaltenkämpfe unserer Zeit, 13.- 16. Auflage, Seite 175/76.
Das Buch ist von der nationalsozialistischen Regierung allen Lehrerbibliotheken als geeignet empfohlen und in vielen Fällen auch katholischen Büchereien zwangsweise eingegliedert worden.