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JANUAR

FürDEUTSCHLAND gegen HITLER

Fälschung der ,, deutschen Front" Vergebliche Suche nach französischen Geldern

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Die saarländische Zeitung Deutsche Front", offizielles Organ der Hitlerpartei, hat ein Originaldokument" ver­öffentlicht, das in Gestalt des Berichtes eines französischen Grubeningenieurs finanzielle Zuwendungen französischer Stellen an die fatholische antihitlerische Zeitung Neue Saar- Post" und deren unzweckmäßige Verwendung beweisen sollte. Dazu liegen nun folgende Erklärungen vor:

Die Neue Saar- Post" stellt fest:

1. Weder die Redaktion noch der Verlag der NSP." haben mit der Grubenverwaltung oder einem ihrer Beamien auch nur das Geringste zu tun.

2. Die in dem angeblichen Dokument enthaltenen Angaben über finanzielle Unterstützuna der NSP." durch eine ungenannte mysteriöse Stelle sind erfunden und erlogen.

3. Die im übrigen grob entstellten Einzelheiten über angeblich innere Vorgänge bei der NSP.", aus denen das veröffentlichte Schriftstück zusammengeschwin­delt wurde, stammen zweifellos von einem ehemaligen Wer­ber der NSP." namens Kriesbach, der vor mehr als einem Monat fristlos entlassen wurde, weil er im dringen­den Verdacht stand, gegen ausdrückliche Anwei= sung die Verbindung zu gewissen der Bewegung fern­stehenden Kreisen aufgenommen zu haben.

Im übrigen weiß jeder, der auch nur eine Ahnung von den inneren Verhältnissen der NSP." hat, daß nicht der

Noch ein Kapitel der Wildwestlandgeschichte

Der Kauf des Westland" durch Goebbels war ein kurz­lebiger Jug auf Kosten deutscher Steuerzahler und des schmalen deutschen Devisenfonds.

Das braune Westland" ist nur einmal erschienen. Dann meldete es beim Amtsgericht Konkurs an und legte sich zum Sterben nieder. Niemand trauert an seiner Bahre. Es ist schon fast vergessen. Die Aufmerksamkeit wendet sich dem Grenzland" zu, das die gute kämpferische West­land"-Tradition fortsetzt.

Die eine und einzig gebliebene braune Westland"-Num= mer, die im ganzen Saargebiet verteilt worden ist, verstieß zwar so ziemlich gegen alle Presseverordnungen, die Regie­rungskommission und Abstimmungskommission erlassen haben, aber die behördlichen Autoritäten haben geschwiegen, und eingeschritten sind sie nirgends. Vielleicht meinen ſie, ihre Verordnungen seien auf Schundromane nicht an­wendbar.

Leider hat die Westland"-Geschichte Goebbelsscher Räuberromantik ein sehr übles Nachspiel. In der einzigen massenhaft verteilten Nummer befand sich eine Liste jüdischer Saarländer , die angeblich die Status- quo­Bewegung finanziell unterstützt haben sollen. Die Liste ist eine alberne Fälschung. Man hat die Namen einem alten Fernsprechverzeichnis entnommen. Es sind u. a. Leute dar­unter, die im Kriege gefallen sind und deren Namen auf den Heldendenkmälern stehen. Eine Firma in St. Ingbert erklärt, daß die Liste Schwindel sei, gleichzeitig im Namen

Reich und an der Saar ihre Terrorfiliale, die deutsche Front".

Zwei jüdische Geschäfte winzigsten Formats in dem fleinen Güchenbach halten es für nötig, durch Flugblatt, als Oeffentlicher Widerruf! und an Gides Statt: Es ist völlig unwahr, daß wir die Status: quo- Bewegung jemals durch Geld oder sonstwie unterstützt haben. Diese Behauptung und Beleidigung ist völlig frei erfunden und stellt grobe Berleumdung dar."

Es ist zum Heulen komisch: Diese Güchenbacher Juden sprechen von dem Kampf für die Gleichberechtigung der Juden als von Machenschaften", sie nennen die Unter­stellung, den Kampf gegen das bevorstehende Pogrom mit Geld unterstützt zu haben, eine Beleidigung und Verleum­Dung.

Alles nur aus Angst!

Man fann mit Recht darauf verweisen, daß tausende Juden im Saargebiet fest zu der Status- quo- Bewegung stehen, die allein ihre Menschenrechte wahren kann. Das ändert aber nichts an der Tatsache, daß sie alle, und die in den kleinen Orten am meisten, unter einem furchtbaren wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Terror stehen, und es undenkbar sein müßte, daß die Aechtung jüdischer Mitbürger durch öffentliche Listen straflos hingehen dürfte. Man sollte nicht vergessen, welcher Haß und welcher Drang nach Rache sich durch solche Exzesse ansammelt

mindeſte Kontaft zwischen Verlag und Redaktion der unseres mitangeführten Großvaters, der infolge ſeines im Auch die Bürckel- Fälschung entlarvt

NSP." einerseits und Herrn Rossenbeck oder irgendeinem anderen Beamten der Grubenverwaltung andererseits be= steht oder jemals bestanden hat.

Der verantwortliche Redakteur der Deutschen Front", Spindler, ist seiner Festnahme durch die Flucht ins ,, dritte Reich" entgangen. Er folgte dem verantwort lichen Redakteur des Ersatz- ,, Westland", Adt, auf dem Weg der Nazifeiglinge.

Der Zeitung Deutsche Front" ging von dem Ingenieur Rossen bed folgende pressegesetzliche Be­richtigung zu:

Das in Nr. 221 der Deutschen Front" vom 6. 12. 1934 veröffentlichte Dokument des Verrats", dessen Urheberschaft mir zugeschrieben wird, ist von mir weder verfaßt, noch unterschrieben, noch abgeschickt worden.

Ich habe mit diesem Dokument nicht das geringste zu tun. Ich stehe und stand in keinerlei Beziehung zu der Neuen Saar- Post" oder deren Verleger. Den Chefredakteur, Herrn Hoffmann, kenne ich überhaupt nicht.

Ich bin an der Gründung des" Volksbunds" in keiner Weise beteiligt, habe infolgedessen auch den Geschäftsführer Dr. Tinnes nicht ernennen können. Louisenthal, den 6. Dezember 1934.

Arthur Roffenbed, Ingénieur Divisionaire.

Immer wieder Pfarrer Wilhelm

Im Bericht der Regierungskommission an den Völker­bund über das bei der deutschen Front" beschlagnahmte Material findet sich auch folgende Stelle:

Herr W..., Pfarrer im Saargebiet, scheut sich nicht, Herrn Pirro Aeußerungen zu berichten, die der hochwürdigste Herr Bischof von Trier in einem Pfarrhaus( nicht dem­jenigen des Angebers) getan hat.

Also hat hier einer die Rolle des Judas übernommen, der diesmal seinen Herrn und Meister, den Bischof, verriet. Weiß Herr Pfarrer Wilhelm, Wehrden, etwas davon?

Hitlerismus

gegen Katholizismus Unversöhnliche Gegensätze

Die Forderung des Ignatius, das Weiße schwarz zu nennen, wenn die Kirche das befehle, bedeutete die Heilig­erklärung der Seelenvergiftung, war die Aner­kennung auf das Recht der Gewissensvernichtung, war die offene Erhebung der Lüge zum frommen Werk. Daß diese uns das sittliche Rüdenmark aussaugende Lehre nicht restlos durchgeführt werden konnte, lag wiederum nicht an dem guten Willen der allein seligmachenden Kirche, sondern nur an der Kraft der Abwehr des europäischen Geistes und an der Unmöglichkeit, selbst durch jahrzehntelange Niederzüch tung das europäische Ehrbewußtsein auszubrennen. Heute ist man gezwungen, selbst die von Gott diftierten" Worte des Ignatius nicht mehr als wahr zu erklären, man magt es nicht, offen in den Jesuitenschulen Leichnamsgehorsam und Aufgabe seiner Ehre zu fordern. Aber das Ziel und der Weg zum Zustand einer Herde seelenloser Knechte sind unverkennbar deutlich geken n= eichnet.

Alfred Rosenberg , der vom Führer und Reichs­kanzler mit der weltanschaulichen Erziehung der Nation beauftragte Theoretiker des Nationalsozialismus in seinem Buche Der Mythus des 20. Jahrhunderts". Eine Wertung der seelisch- geistigen Gestaltenkämpfe unserer Zeit, 13.- 16. Auflage, Seite 178/179.

Das Buch ist von der nationalsozialistischen Regierung allen Lehrerbibliotheken als geeignet empfohlen und in vielen Fällen auch katholischen Büchereien zwangsweise eingegliedert worden.

Jahre 1906 erfolgten Todes eine eigene Erklärung nicht ab­geben kann. Die Zahl der Toten und längst Fortgezogenen erreicht fast ein Drittel der Liste.

Auch Mitglieder der deutschen Front" sind als Spender für den Status quo aufgeführt. Die deutsche Front" hätte es mit sich selbst auszumachen, wenn sie solche Mitglieder hätte.

Man stelle sich aber nun vor, was die auf der gefälschten Proffriptions- und Pogromliste zu Unrecht Aufgeführten auszuhalten haben. Zumal in den kleinen Städten und Dörfern, wo der Terror besonders schlimm wütet. Aus Duzenden von Zuschriften erfahren wir, daß ein systema­tischer, nach einheitlichem Plan durchgeführter Boykott ein­gesetzt hat. Die Läden der kleinen Kaufleute sind von den Blockwarten der deutschen Front" unter Bewachung ge­stellt, niemand darf sie betreten. Die Abnahme bestellter Waren wird unter Hinweis auf die Liste verweigert, eben­so die Zahlung verfallener Beträge. Die Frauen werden auf den Straßen beschimpft, die Kinder geschlagen, die deutsche Front" hat eine frisch- fröhliche Hezze veranstaltet und Herr Röchling , der so gern den Philosemiten spielt, schaut vergnügt und untätig zu.

Die Angst der so in ihrer Existenz und in ihrer persön lichen Sicherheit Bedrohten wirft sich in feierlichen Be­teuerungen aus, daß sie womöglich noch nationaler seien als Adolf Hitler Allerhöchstselbst. Es gibt einen Spruch ,, Wie es christelt, so jüdelt es". Der jüdische Kleinbürger ist im Grunde genau wie sein christlicher Standeskollege. Jeder hat Furcht, daß sein Geschäft unter dem Verdacht irgend einer politischen Ueberzeugung leiden könnte, die höheren Orts zur Zeit nicht beliebt ist. Höheren Orts, das ist aber einstweilen die nationalsozialistische Regierung im

Wir haben bereits vorige Woche einen Artikel gebracht, in welchem wir die Pogromliste des Bürckel - ,, Westland" als Fälschung entlarvten. Nunmehr haben die Betroffenen eine einstweilige Verfügung durchgesetzt, in der es heißt:

Erklärung

Die in Nummer 47 der Zeitung ,, Westland" veröffentlichte Liste unter dem Titel

ist eine

,, Eine Liste von Status- quoisten" Fälschung

Die darin Genannten, und so weit sie verstorben sind, ihre Familien, erklären:

Wir warnen jeden, die dort aufgestellten Behauptungen sich zu eigen zu machen oder zu verbreiten. Gegen Redaktion, Verlag und Drucker sind zivil- und strafrechtliche Schritte ergriffen. Schon jetzt teilen wir mit: Durch Beschluß vom 5. Dezember 1934 hat der Oberste Gerichtshof des Saargebietes, auf Antrag Redaktion und Verlag der Zeitschrift Westland" sowie den beiden Druckereien Gebr. Hofer A.- G.. Saarbrücken und ,, Saar­Zeitung" A.-G., Saarlouis , bei Vermeidung von

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5000 Fr. Geldstrafe

für jeden Fall der Zuwiderhandlung verboten, die Nummer 47 der Zeitschrift ,, Westland" zu drucken, zu verkaufen oder sonst zu verbreiten.

Diese Erklärung ist übrigens auch in der heute gleichge­schalteten Saarbrücker Landeszeitung" erschienen.

Die Saar - Pfarrer und ihre Bischöfe

Eine neue bischöfliche Anweisung zum Saar­fampf liegt vor. Die Beschöfe von Trier und Speyer , zu deren Diözese das Saargebiet gehört, äußern sich in ihren firchlichen Anzeigern zur Gründung des Volksbundes für christlich- soziale Gemeinschaft", der die Front des Christen­freuzes gegen die des Hakenkreuzes an der Saar aufgerichtet hat. Zwar sagen die Bischöfe kein Für oder Wider zum Volksbund". Sie wollen nach außen hin nicht den Eindruck ermeden, als ob sie, die berufenen Oberhirten, Partei er­griffen. Die praktische Wirkung der neuen Anweisung ist je= doch ganz anders.

Die Bischöfe wenden sich dagegen, daß Geistliche sich an einer Versammlung beteiligen, die den ausgesprochenen 3wed verfolgt, eine neue politische Organisation zu schaf= fen". Dieses Verhalten sei ein Verstoß gegen den klaren Sinn und den Geist der Verfügung gegen das öffentliche Auftreten von Geistlichen in politischen Versammlungen. Die Bischöfe erwarten, daß die Geistlichen in Zukunft die Verordnungen beachten würden.

Die Sorge der Bischöfe, die Geistlichen aus der Schuß­linie der leidenschaftlichen Abstimmungsfämpfe herauszu­nehmen, in allen Ehren. Aber es muß auffallen, daß sie diese Sorge immer erst in Gestalt von Anordnungen außert, wenn sich fatholische Priester in tiefer Ge­wissensnotum Glauben und Kirche gegen das ,, dritte Reich" wenden. Monatelang war Herr Pfarrer Wilhelm aus Wehrden durch das Saargebiet als heftiger Agitator der braunen Front" gezogen. Gegen feste Hono rierung sprach er unermüdlich in Kundgebungen für die un­eingeschränkte Rückgliederung. Aus seinem geistlichen Munde famen recht gewöhnliche Beschimpfungen und Erniedrigungen ihrer Gegner. Ein anderer Saar- Priester, Pfarrer Ahrens, bezeichnete Hitler gotteslästerlich als Abgesandten Gottes". Kein oberhirtliches Schweigegebot erfolgte. Im Gegenteil! Diese braunen Geistlichen pflegten sich gewöhnlich auf ihr enges Einvernehmen mit ihren Bischöfen zu berufen. Da aber kam Sulzbach . Pater Dörr sprach vor vielen Zehntausenden Anhängern des Status quo. Er sprach, als trener Sohn seiner Kirche, zu Marristen, die ihm zujubel­ten. Wir könnten uns vorstellen, daß die Bischöfe eine solche Rede unter Ungläubigen" nicht ungern sähen, die der Kirche erlorene Anhänger zuzuführen imstande märe. Noch ein

anderer Priester trat mit nicht geringerer Wirkung in vielen Versammlungen der Einheitsfront auf.

Was daraufhin begann, ist noch in aller Erinnerung. Die Presse und die Redner der deutschen Front" gaben wilde Signale. Angeblich Gläubige beteiligten sich an persönlichen Verunglimpfungen und Bedrohungen der Priester auf der anderen Seite. Erregte Vorstellungen wurden bei den Bischö­fen erhoben. Es wurde für eine Weile erreicht, daß Pater Dörr feine Sprecherlaubnis mehr besaß und auch ernstlich um sein Leben zu fürchten hatte. Kein Bischofswort erhob sich zu seinen Gunsten gegen widerchristlichen Terror. Schließlich erließen sie die bekannte Anweisung an die Geistlichen ihrer Diözesen, die einem Redeverbot gleichkam und die Werbung auf der Kanzel, in der Presse und in Versammlungen unter­band. Aber diese Verfügung war so abgefaßt, daß die braune Front die Bischöfe gegen die Anhän ger des Status quo ausspielen konnte.

Dieses Schicksal blüht auch ihrer neuesten Anordnung. Die Bischöfe tadeln die Geistlichen wegen ihrer Teilnahme an der Gründungsversammlung des Volksbundes". Aber in dem heftigen Aufruf gegen den Volksbund"; der dieser Tage durch die Preise ging, heißt es wörtlich: Mit einem solchen Bunde, der aus Egoismus geboren wurde, der Verwir= rung ins christliche Lager tragen will und es zur Untreue gegen das angestammte Vaterland verleiten will, hat das wahre christlich- deutsche Saarvolf nichts gemein." Ein hochpolitischer, die Männer des Volfsbundes" unwahr­haftig herabsetzender Satz neben dem andern! Unter den Unterzeichnern aber finden wir neben Röchling , den Er­ponenten echt christlich selbstleser Bestrebungen an der Saar , auch den Namen des Herrn Pfarrer Wil­helm aus Wehrden!

Wir hören, daß die Bischöfe von Speyer und Trier jetzt eine neue Anweisung, eine Ver Wilhelm, vorbereiten, um ihre vollkommene Unparteilichkeit vor den gläubigen Saar­ländern zu dokumentieren. Sollte unsere Information un­richtig sein, so bitten wir um Entschuldigung. Wir hielten sie für glaubhaft und für selbstverständlich. Denn die Autorität der Bischöfe steht in Frage, wenn ein Geistlicher zahlreiche Amtsbrüder ungestraft als heuchlicher Verräter mit der nationalen Ehre und der kerndeutschen Saarheimat öffentlich beschimpfen darf.