Bekämpfung der roten Gefahr"

Der Plan einer nordamerikanischen Diktatur

Man schreibt uns aus Neuyork:

Hier wurde die Nationale Faschistische Partei Amerikas" gegründet. Das Ziel dieser neuen Organisation ist: Be­fämpfung der roten Gefahr". Rettung Amerikas vor dem Internationalismus, Ausrottung aller parasitischen, un­affimilierbaren und antisozialen Elemente", wenn notwen­dig, durch Gewalt. Obwohl in der Gründungsversammlung betont wurde, daß die Pariet eintritt für intensiven Natio= nalismus, ohne welchen Amerifa nicht bestehen kann, war die Zusammenstellung international. Die Mehrheit sind Italiener , der Führer" John Thomas Brown, ist Ir­länder, und einer der Hauptsprecher Louis Zahn, ein deutscher Nazi und Vertreter des Dr. Hubert Schnuch, des neuen Präsidenten der Freunde des neuen Deutschland ". Dieses Ausländerkonsortium will den Amerikanern inten= siven Nationalismus predigen. Viele reaktionäre Unter­nehmer sind mit den Plänen Roosevelts nicht einverstanden, welcher den Arbeuern nicht nur freies Koalitionsrecht zu­gestanden hat, sondern ihnen sogar empfiehlt, sich gewerf­schaftlich zu organisieren. In der Zeit der schwersten wirt­schaftlichen Depression hat man den Arbeitern piele Rechte genommen die Arbeitszeit verlängert und die Löhne ge­fürzt. Die amerikanische Arbeiterschaft organisiert sich jetzt und versucht einen Teil ihrer gefürzten Löhne und bessere Arbeitsbedingungen zurückzuerobern.

Darin besteht in der Ansicht der rückständigen Unter­nehmer die Rote Gefahr". Die Hauptaufgabe der Natio­nalen Faschistischen Partei" ist nun eine zuverlässige und schlagfräftige Streifbrecherarmee zu schaffen, um der um ihre Existenz ringenden Arbeiterschaft in den Rücken zu fallen und jeden Streik zu einer Niederlage der Arbeiter werden zu lassen, wenn notwendig, durch Gewalt. Das ist die Bekämpfung der roten Gefahr". Nun fommt der pen­sionierte Generalmajor Smedley D. Butler und enthüllt, daß ichwerreiche Börsenmakler und Banffürsten der Wall Street, ihm einen Plan vorgelegt und ihn versucht haben, eine faschistische Beweguna einzuleiten und die Diftatur in Amerifa zu errichten. Lassen wir General Butler sprechen. Er jagt:

Natürlich gab ich den Leitern der faschistischen Bewe­gung zu verstehen, daß ich nicht am Faschismus oder an irgend einem anderen Ismus interessiert bin. Die ganze Affäre roch nach Hochverrat.

General P. Mac Guire, Mitinhaber der Firma Grapson M. P Murphy u. Co. 52 Broadway, trat an mich heran und ersuchte mich, eine faschistische Armee, welche aus 500 000 früheren Frontioldaten bestehen sollte, zu organi­sieren Bald darauf erschienen Mac Guire und Robert Sterling Glarf in meinem Heim, Newton Square Pa Clark besitzt eine Office in 11 Wall Street, sein Vermögen

wird auf 50 000 000 Dollar geschätzt. Beide Herren ver­sicherten mir. daß 3 000 000 Dollar bereitgestellt seien, um die Bewegung in Gang zu bringen. Der Plan war, daß ich eine soldatische Organisation führen sollte, welche sich in ungefähr einem Jahre in Washington zu versammeln habe. In wenigen Tagen fönnte dann die Regierung übernommen werden. Um fär gegen P. Mac Guire zu jein, muß ich sagen, daß er nicht blutdürftig zu sein schien. Er fühlte, daß die Zurschaustellung der Macht genügen werde, um die Regierung zu einer friedlichen Abdankung zu zwingen. Er regte an, daß wir Roosevelt beibehalten und ihn dieselbe Rolle spielen lassen fönnten, wie der König von Italien unter Mussolini . Doch wenn Roosevelt nicht mit der sochistischen Bewegung einverstanden sei, würde er zum Rücktritt gezwungen. Ich war erstaunt über die Unverschämtheit und Roheit, in welcher mir der Vorschlag gemacht wurde. Ich habe immer an die Demo­fratie geglaubt und fühlte, daß es meine Pflicht war, soviel wie möglich von dieser Verschwörung zu erfahren, um die zuständigen Regierungsbehörden informieren zu fönnen. M. Mac Guire beschrieb dann eine lange Stu-= dienreise, welche er im Frühjahr und Sommer 1934 durch Europa gemacht, um dort die nationalsozialistischen und faschistischen Organisationen in Deutschland und Italien zu studieren. Dieie Reise foitete ihn 25 000 Dollar. Er bestand darauf, daß das Zeigen einer bewaffneten Macht der einzige Weg sei, um das kapitalistische System zu retten. Er fritisierte das Arbeitsbeschaffungsprogramm Roosevelts und meinte, daß Roosevelt nicht die richtige Lösung finden werde Wir müssen es genau machen, wie Hitler in Deutschland . Es werden Arbeitslager geschaffen und Baracken errichtet. Alle Arbeitslosen werden auf­gegriffen, nach den Arbeitslagern transportiert, um dort Zwangsarbeit zu verrichten, und das Areitslosenproblem ist gelöst."

Soweit General Butler Seine Enthüllungen zeigen an, mit welchen Plänen sich große amerikanische Kapitalisten beschäftigen und mit welchen Möglichkeiten der amerikanische Kapitalismus rechnet.

Gerardo Machado , der fubanische Hitler, hat ein deutsches Schiff bestiegen, um nach Europa zu gehen. Fast in allen amerikanischen Staaten hat er Zuflucht gesucht und nirgends Ruhe gefunden. Dieser grausame Despot, der Tausende un­schuldiger Menschen abschlachten ließ als er noch unum­schränkter Herrscher Kubas war, zittert um sein Leben. Den ganzen amerikanischen Kontinent hat er durchrast, kubanische Revolutionäre dauernd auf seinen Fersen. Wenn er in Deutschland eintrifft und Hände drückt mit Hitler und Göring , wird er befreit aufatmen, er weiß, daß er sich dort in guter und gleichwertiger Gesellschaft befindet.

BRIEFKASTEN

Freund in Warschau . Sie schreiben uns: Im Verband der Aus­landskorrespondenten in Warschau wurden die Ergänzungsmahlen in das Präsidium für den vor kurzem aus Warschau abgereisten DNB.- Korrespondenten und Pressereferenten der deutschen Gesandt­schaft, Graf Huyn sowie den Vertreter der Havas - Agentur Negre vorgenommen. Es waren drei Kandidaten aufgestellt, und zwar der neue Pressereferent der deutschen Gesandtschaft in Warschau , Stein, der neue Vertreter der Havas - Agentur, Jouve. und der Vertreter der lettischen Preneagentur Letta", Preditis. Gewählt wurde Jouve mit 33 Stimmen, Preditis erhielt 23 Stimmen und Stein nur 11 Stimmen. Dem Präsidium gehören außer den beiden Neugewählten Jouve und Preditis noch die bisherigen Vertreter der Agenzia Ste­fani, des Manchester Guardian" und der Jswestija" an, so daß nunmehr die deutsche Presse, die in Warschau am zahlreichsten ver­treten ist, im Präsidium völlig fehlt. Das Stimmenverhältnis von 56 gegen 11 wird als eine ausgesprochene Blockbildung der Aus­landskorrespondenten aller Staaten in Warschau gegen die gleich­geschaltete deutsche Presse gewertet." Und wie hat diese gleich­geschaltete Presse geschwärmt, als vor einem halben Jahre Goebbels einen Vortrag in Warschau halten durfte.

M. F., Amsterdam . Besten Danf. Wir hatten gerade eine leber­jegung aus einer andern holländischen Zeitung angenommen, die über dasselbe Thema berichtet.

Literatur

Die Neue Weltbühne, Prag X, 3izfova 4c. Der Reitartikel von Hermann Budzislawski beschäftigt sich mit dem Verkauf der Zeit­schrift Westland". Nach sechs Wochen Haft in den spanischen Ge­fängnissen berichtet Hans Theodor Joel über den spanischen Auf­stand. Verfall einer geistigen Welt" heißt der Aufsatz von Heinrich Mann . Heinz Pol bespricht das Buch Die Entstehung der tschecho­ilowakischen Republik" von Emil Strauß unter dem Gesichtswinkel der heutigen Emigrationsfragen. Ueber Effektenbaisse und Export­hausse schreibt Hans Konrad; Kurt Hiller erzählt seine Erlebnisse im dritten Reich".

Paris

Association des Juristes allemands émigrés

Die Vereinigung deutscher emigrierter Juristen bittet ihre Mitglieder und Freunde zu einer zwanglosen Zu­sammenkunft am Freitag, dem 14. Dezember 1934, abends 8.45 Uhr, in der ,, Société des Amis", 12, rue Guy- de- la- Brosse , Paris Ve, métro Place Jussieu, Kleiner Saal. Der Geschäftsführende Ausschuß wird Bericht über die Arbeit der Organisation erstatten, an den sich eine Aussprache anschließen soll.

Für den Gesamtinhalt verantwortlich: Johann Biz in Dud­ weiler ; für Inferate: Ctte u bn in Caerbrüden Rotationsdrud und Verlag: Verlag der Volksstimme GmbH., Saarbrüden 3, Schüzenstraße 5. Echließfach 776 Saarbrüden.

-

Das Buch des Tages!

Es kommen zu Wort: Der Großindustrielle Hermann Röchling . Der Führer der Deutschen Front, Pirro. Der Pfarrer Wilhelm. Der Vor­sitzende der Handwerkskammer , Schmelzer. Gräfin von Roedern. Der Propagandaleiter der Deutschen Front, Peter Kiefer. Minister Zoricic. Drouard, Vorsitzender der französisch - saarländischen Han­delskammer. Raspail , Direktor der Mines Domaniales. Dr. Velleman, Generalsekretär der Abstimmungskommission. Exzellenz Galli, Vor­sitzender des Obersten Abstimmungsgerichtes. Dr. Martiner, General­Advokat beim Obersten Abstimmungsgericht. Landgerichtsdirektor Steinfels. Johannes Hoffmann , Führer der katholischen Front. Max Braun , Vorsitzender der Sozialdemokraten. Fritz Pfordt und Philipp Daub, führende Funktionäre der Kommunisten. Julius Schwarz , Vor­sitzender des Bergarbeiterverbandes. Arbeiter und Bauern, Geist­liche und Handwerker. Hausfrauen und Schulkinder, Kaufleute und Lehrer.

Inhaltsangabe: Mitten in Europa 1934. Deutsch sein. Hitler vor den Toren. Hier regiert der Völkerbund . Die toten Seelen. Kommt die Wirtschaftskatastrophe? Gleichschaltung der Sklaverei?. Die Front der Schwankenden. Die katholische Fronde. Die Einheits­front. Das andere Deutschland . Ein Würfel fällt an der Saar

.

Die Wahrheit über die Saar !

Das Reportagebuch für jedermann!

180 Seiten, zweifarbiger Umschlag, bessere Ausgabe Fr. 12,-( Sfr. 2,40), billige Volksausgabe Fr. 6.-( Sfr. 1,20).

RING- VERLAG AG., ZURICH

Zu beziehen in allen Buchhandlungen oder bei der

Buchhandlung der Volksstimme G. m. b. H.

Saarbrücken 2, Trierer Straße 24 Postscheckkonto Saarbrücken 619

HIER

SPRICHT

H

DIE SAAR

SAARGEE OPES ESTIM

19

1

Ein Land wird interviewt von THEODOR BALK

Dr. Hans Neikes Hermann Röchling Jakob Pirro

Pfarrer Wilhelm

Peter Kiefer Wilhelm Schmelzer Pfarrer Nold

Minister Zoricic Exzellenz Galli Dr. Martina Direktor Raspail Dr. Velleman Johann Hollmann

Max Braun Fritz Pford+ Philipp Daub Julius Schwarz Bergarbeiter

Hausfrauen

Hüttenarbeiter

Landwirte

Geistliche

Schulkinder

und viele andere