Der unbeugsame Innungsmeister
Der Informationsdienst", die amtliche Korrespondenz der deutschen Arbeitsfront ", bringt unter der Ueberschrift:„ Mancher lernt es nie!" folgenden Bericht:
" Der Innungsmeister Schröder aus Kiel erlaubte sich die Frechheit, einen seiner Lehrlinge nach Hause zu schit= fen, weil er morgens den Betrieb mit dem Gruß Heil Hitler " betrat. Dieser edle Zeitgenosse begründete sein Verhalten mit der überaus wizigen" Bemerkung, er sei nicht Herr Hitler , sondern er sei Herr Schröder, und in seinem Betrieb heiße es infolgedessen nicht Heil Hitler ", sondern Guten Morgen, Herr Schröder". Darüber Ueberlegungen anzustellen, gab er seinem Lehrling einen Tag Zeit. Dieser Lehrling überlegte sich den Fall und tat das einzig Richtige, was hier zu tun war, nämlich er machte der Kreisleitung der deutschen Arbeitsfront " von dem eigentümlichen Vorfall Mitteilung. Herr Schröder wurde zu= nächst in Schutzhaft genommen, später wieder entlassen. Die Lehre, die er aus seinem Vorgehen ziehen sollte,
Augustin von Donsieders bekannt. Vor einigen Wochen erst hatte er sich wegen falscher Anschuldigungen gegen einen SA.- Mann vor dem Pirmasenser Gericht zu verantworten. Gestern mußte er wiederum antreten, und zwar hatte er sich diesmal wegen Unfugs zu verantworten. Diesmal hatte es ihm der deutsche Gruß angetan. den der Angeklagte verächtlich machte. Es sei ja alles nur Spaß gewesen, meinte er. Dem Gericht wurde aber von der Gendarmerie und von den übrigen Zeugen bestätigt, daß der Angeklagte sich nicht mit den neuen Verhältnissen abfindn will und daß er stets gegen den Strom schwimmt". Am 2. August also grüßte ihn ein SA.- Mann mit dem deutschen Gruß. Der Angeklagte erwiderte diesen Gruß mit den Worten:„ Willst du mir deine dreckige Hand zeigen; mit Persil geht alles ab!" Der Angeklagte, der noch einmal glimpflich davonkam wollte das Gericht schließlich sogar glauben machen, daß er ein Freund der A. sei. Das Urteil lautete auf eine Haftstrafe von 1 Woche."
wurde ihm aber von einer Seite erteilt, von der er sie be- Wer die Wahrheit sagt...
stimmt nicht erwartet hatte.
Gegen Abend sammelte sich eine mehrhundert föpfige Volksmenge, vorwiegend Arbeiter, vor seinem Hause und demonstrierte mit einem großen Plakat des Inhalts:„ Ich bin nicht Herr Hitler , ich bin Herr Schröder" gegen diesen bemerkenswerten Innungsmeister, der zu seinem persönlichen Schutz vor der erbitterten Volksmenge abermals vom Ueberfallfommandoin Sch it 13haft genommen werden mußte."
Die beliebten Hitlereichen
In der Nacht zum 23. Mai d. J. wurden in Rüllschau und Langberg( Schleswig- Holstein ) zwei Hitler- Eichen abgesägt. Als Täter wurden von der Polizei Rudolf Holst und Johannes Kern aus Flensburg ermittelt, die sich jetzt vor dem Flensburger Schöffengericht zu verantworten hatten. Beide waren früher Mitglieder der KPD . Das Gericht verurteilte Holst zu einem Jahr Gefängnis und rechnete ihm die Untersuchungshaft an, während Kern eine Gefängnis strafe von einem Jahr und acht Monaten erhielt. Beiden Angeklagten wurden auch die bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von drei Jahren ab= crfannt.
Die dredhige Hand
Die Pirmasenser Zeitung" berichtet über eine Straffizung am Amtsgericht u. a.:
„ Als ein widerspenstiger Geist, der sich gegen die neue Staatsordnung stets auflehnt, ist der 36 Jahre alte Josef
... wird eingesperrt
Vor dem Sondergericht in Frankenthal ( Pfalz ) hatten sich, wie die gleichgeschaltete Presse berichtet, fünf Angeklagte zu verantworten, denen nach der Anklageschrift Beleidigungen der Reichsregierung zur Last gelegt waren, wie sie seit Bestehen des Sondergerichts in einer solch unerhört schamlosen Weise noch nicht zu verzeichnen waren. Es handelte sich bei den Angeklagten um den 38jährigen Jakob Rauenschwender und dessen 37jähriger Ehefrau Elise Rauenschwender ferner den 60jährigen Josef Schanne sowie den 55jährigen Josef Simon und dessen Ehefrau, die 43jährige Katharina Simon, alle aus Landstuhl . Das Gericht verkündete nach längerer Beratung folgendes Urteil: Jakob und Elise Rauenschwender erhielten je 1 Jahr 3 Monate Gefängnis, Josef und Katharina Simon je 1 Jahr Gefängnis und Schanne 9 Monate Gefängnis.
Im zweiten Falle hatte sich der 58jährige Konrad Dänig aus Landstuhl zu verantworten, dem zur Last lag, wiederholt in Landstuhl geäußert zu haben, der Reichstag sei nicht von den Kommunisten, sondern von den Hitlern angezündet wor= den. Das Gericht verurteilte den Angeklagten zu 4 Monaten Gefängnis abzüglich 5 Wochen Untersuchungshaft.
Das Kölner Sondergericht verurteilte den Schlosser Paul Kellner. wohnhaft in Köln , Vondelstraße 43, zu einem Jahr und sechs Monaten Gefängnis. Kellner hatte den„ Führer" und Reichskanzler beschimpft und die Reichsregierung des Schwindelns bezichtigt, indem er erklärte, die angegebenen Zahlen der wieder in Arbeit gebrachten Volksgenossen stimmten nistt.
BRIEFKASTEN
Buchfink. Besten Dank. Eine solche Registratur ist unbezahlbar. An mehrere. Tie Beichte des erschossenen SA.- Gruppenführers Ernst. Die von uns gebrachten Dokumente sind dem Weißbuch über die Erschießungen des 30. Juni 1934" entnommen, das demnächst bei Edition du Carrefour, Paris , erscheint und eine authentische Darstellung der deutschen Bartholomäusnacht enthält. In dem Buch werden auch die Zusammenhänge zwischen den Mordtaten des 30. Juni und den Vorgängen am 25. Juli in Desterreich aufgezeigt. „ Schwarzrotgold". Ihnen hat ein Freund aus Hannover ge= schrieben:„ Der Konsumverein in Hannover steht sehr schlecht. Ein großer Teil der Mitglieder ist desintereniert am Weiterbestehen. Entlassungen von Lagerhaltern erfolgen nicht. Heute würde man es nicht mehr tun, weil die alten Lagerhalter ja die einzige Anziehungskraft für die alte Kundschaft sind. Im vergangenen Jehr unterließ man diese Entlassungen, weil man nicht in der Lage war, die 800 Mark betragende Kautionssumme der Lagerhalter bei der Entlassung mitauszuzahlen. Neuerdings sind sogar Werber aufgenommen worden, die bekannt sind als alte Sozialdemokraten und mehrmals in Schutzhaft waren." Aehnliche Nachrichten haben uns aus anderen Großstädten erreicht. Aus Köln lag uns ein ge radezu marxistisches Not- Rundschreiben vor.
H. B., Kopenhagen . Sie machen uns auf folgende Notiz im Sozialdemokraten" aufmerksam:„ Eine größere Partie Apfelsinen, deren Umschlag mit dem Bilde Hitlers und der Aufschrift:„ Adolf Hitler , Deutschland " bedruckt war, wurden auf dem Londoner Fruchtmarkt zur Auktion gestellt. Es drehte sich um dreißig große Kästen. Sobald die Käufer den ominösen Aufdruck gewahr wurden, gab es einen großen Aufruhr. Es wurden erregte Rufe laut:„ Wir wollen feine Hitlerapfelsinen!" Zum Schluß mußte der Auktionator erklären, daß er sich mit Rücksicht auf die Wünsche der Käufer gezwungen sehe, die ganze Partie zurückzuziehen. Es handelte sich bei diesem Vorgang offenbar um Apfelsinen, die in Valencia zu spät zum deutschen Frachtdampfer gekommen sind, und die man nun hoffte, in England abzusetzen. Das Experiment dürfte kaum wiederholt werden."
Nürnberger . Ihrem Briefe entnehmen wir: In Nürnbergs Hauptstraße war eines Morgens ganz früh an Schaufenstern zu Iesen: Nürnbergs größte Uebel sind der Streicher und der Liebe!! Streicher ist ja genügend bekannt, sollte aber nicht bekannt sein, wer Liebel ist, so teile Ihnen mit, daß er der derzeitige Oberbürgermeister ist. Seine Laufbahn ist die folgende: Besuchte die Schule, ohne seine Abgangsprüfung machen zu können, wanderte von einer politischen Partei zur anderen, je nachdem, wo die Aussichten besser waren, ererbte von seinem Vater eine kleine Druckerei, wohnte, bis Hitler Kanzler wurde, in einer ffeinen Wohnung in Untermiete, heute bewohnt er eine der schönsten Villen Nürnbergs . Der frühere Oberbürgermeister konnte sich natürlich diesen Bonzenlurus nicht leisten. Bei Liebel heißt es eben auch, wie bei so vielen heute: Eigennutz geht vor Gemeinnug." Von anderer Seite wird uns übrigens geschrieben, daß der Spottvers neuerdings erweitert worden ist:
Streicher, Hölz und Liebel sind Nürnbergs größte Uebel. Hölz ist der stellvertretende Gauleiter und Kumpan des Streicher. Für den Gefamtinhalt verantwortlich: Johann Big in Dud. weiler; für Inserate: Ctto Rubn in Caerbrüden Rotation@ drud und Verlag: Verlag der Volksstimme GmbH., Saarbrücken 3, Schüßenstraße 5. Schließfach 776 Saarbrüden.
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Das
Buch des Tages!
Es kommen zu Wort: Der Großindustrielle Hermann Röchling . Der Führer der Deutschen Front, Pirro. Der Pfarrer Wilhelm. Der Vorsitzende der Handwerkskammer , Schmelzer. Gräfin von Roedern. Der Propagandaleiter der Deutschen Front, Peter Kiefer. Minister Zoricic. Drouard, Vorsitzender der französisch - saarländischen Handelskammer. Raspail , Direktor der Mines Domaniales. Dr. Velleman, Generalsekretär der Abstimmungskommission. Exzellenz Galli, Vorsitzender des Obersten Abstimmungsgerichtes. Dr. Martiner, GeneralAdvokat beim Obersten Abstimmungsgericht. Landgerichtsdirektor Steinfels. Johannes Hoffmann , Führer der katholischen Front. Max Braun , Vorsitzender der Sozialdemokraten. Fritz Pfordt und Philipp Daub, führende Funktionäre der Kommunisten. Julius Schwarz, Vorsitzender des Bergarbeiterverbandes. Arbeiter und Bauern, Geistliche und Handwerker, Hausfrauen und Schulkinder. Kaufleute und Lehrer.
Inhaltsangabe: Mitten in Europa 1954. Deutsch sein. Hitler vor den Toren. Hier regiert der Völkerbund . Die toten Seelen. Kommt die Wirtschaftskatastrophe?. Gleichschaltung der Sklaverei?. Die Front der Schwankenden Die katholische Fronde Die Einheitsfront. Das andere Deutschland Ein Würfel fällt an der Saar
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Das Reportagebuch für jedermann!
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