13.

JANUAR

FürDEUTSCHLAND gegen HITLER

Clemenceaus Saarfranzosen

Die Saar- Volfsstimme" jetzt ihre Enthüllungen über Clemenceaus Saarfranzosen fort. Heute bringt sie das Schreiben einer großen Anzahl von Einwohnern von Griesborn an Clemenceau . Das Schreiben hat folgenden Wortlaut:

" An Ministerpräsidenten

Clemencean.

Wir Unterzeichneten wenden uns an Herrn Minister: präsidenten mit der Bitte, dafür eintreten zu wollen, daß wir möglichst bald der französischen Republik als gleich­berechtigter Bestandteil angehören dürfen. Geographisch haben wir von jeher zu Lothringen gehört und wirtschaft: lich sind wir nicht von ihm zu trennen. Unsere Lebens­interessen erfordern unter allen Umständen den Anschluß ang alte Mutterland. Die preußische Verwal= tung hat uns nach allen Regeln der Kunst gefnechtet und ganz besonders in diesem Kriege. Sie hat die ostpreußischen Junter hier in die Verwaltung gesezt, um unsere innersten Gefühle mit allen Mitteln zu dämmen und auszurotten. Indem wir über: zeugt sind, daß uns Frankreich Gerechtigkeit bringen wird, wiederholen wir unseren Wunsch Fran zosen zu werden."

Dieses Schreiben ist seinerzeit von einer Anzahl von Per­sonen unterzeichnet worden, die heute aktiv in der Röchling­Birro- Front tätig sind, und die namentlich von der Saar­Volfsstimme" aufgeführt werden.

Während der französischen Besaßungszeit sind diese Leute der marristischen Arbeiterschaft in ihrem Kampf um die Er­haltung der deutschen Saar in den Rücken gefallen. Heute magen dieselben Leute, für sich das Deutsch tum " in Erbpacht zu nehmen, und diejenigen deutschen Männer und Frauen, die die Saar vor der Hitlerbarbarei bewahren wollen, als Separatisten" und " Landesverräter" zu beschimpfen.

Erstickungstod?

Saarfragen in der Pariser Presse

Paris, den 14. Dezember. ( Von unserm Rorrespondenten) Diejenigen, die sich nicht erst seit heute und gestern mit dem Saarproblem beschäftigen, wissen genau und sie denken mit Schrecken an die Folgen- daß in Genf durch­aus nicht alle die wirtschaftlichen Fragen gelöst worden sind, die nach dem 13. Januar ihrer Lösung harren.

Daran erinnert Paul Elbel in' Ordre". Er fragt, was werde geschehen, wenn Deutschland am 13. Januar die Mehrheit erhalte? Werde man es dann erleben, daß eine scharfe Zollgrenze sich zwischen Frankreich und dem Saar­gebiet erheben werde? Werde Frankreich dann von einem Tage, zum anderen diese gewaltig große Kundschaft ver­lieren? Werde umgefehrt die Saar verurteilt werden, den Erstickungstod zu sterben, weil sie in Frankreich nicht mehr den notwendigen Absaumarkt finden werde?

Die Frage sei schicksalsschwer, ebenso für die fran zösischen Erporteure wie für die Saarbevölkerung selbst, die sich in einigen Wochen einer furchtbaren Krise der Ueberproduktion, Arbeitslosigkeit und allgemeinen Teue­rung gegenübersehen könne.

Nun gibt die Saar auch schon zu humorvollen Erfurien in Frankreich Anlaß. Der in der Stavisfy- Affäre vielge­nannte Polizei- Inspektor Bony war fürzlich verhaftet worden. Er drohte mit Enthüllungen, weigerte sich aber vor dem Stavisky- Ausschuß der Kammer, seine Geheimnisse preiszugeben. Am Mittwoch ist nun seine Freilassung er= folgt, und humorvoll bemerkt Petit Bleu" aus diesem An­laß:

Kaum hat Bonn im Triumph das Gefängnis verlassen, da soll er auch schon in seiner Eigenschaft als Spezialist für Diskretionen in das Saargebiet geschickt werden, um das Wahlgeheimnis zu sichern..."

Braune Justiz

" In der ganzen Welt geht das Bestreben dahin, die Rechtsprechung aus dem Abstrakten zu lösen und mit dem Volksgefühl in Einklana zu bringen. An der Saar geht man den umgekehrten Weg"

So schreibt die Saarbrücker Zeitung " zu der Verur­teilung des Hausmeisters der Landesleitung der deutschen Front", Karl Jäger, der wegen Widerstandsleistung und Beamtenbeleidigung vom Obersten Abstimmungsgericht zu 7 Monaten Gefängnis verurteilt wurde. Er hatte eine Haussuchung bei der deutschen Front" mit allen Mitteln zu verhindern versucht, und das Oberste Abstimmungs­gericht hat ihm die gebührende Antwort gegeben. Das Ür­feil wird daher in der deutschen Presse als volksfremd und drakonisch gekennzeichnet. Die deutsche Front" stellt die Erschütterung der ganzen Saarbevölkerung über dieses Urteil fest, nennt den Vorfall eine Pappalie und schreit zeter und mordio.

Am gleichen Tage, als Herr Jäger zu 7 Monaten Ge­fängnis verurteilt wurde, hat in Dortmund ein Prozeß wegen sogenannter Vorbereitung zum Hochverrat gegen 78 Antifaschisten stattgefunden. Menschen die Saarbrücker Zeitung " sollte es sich merken, welche nichts weiter ge­tan haben, als den Versuch gemacht, ihre Meinung frei zu äußern. Sie haben keinem Schupo, feinem SA.- Mann etwas zuleide getan, sondern durch Verbreitung von Flug­blättern die wahre Situation in Deutschland gekennzeichnet. Nennt die Saarbrücker Zeitung " für ein solches Beginnen eine Durchschnittsstrafe von anderthalb Jahren Zuchthaus oder Gefängnis vielleicht auch volksfremd. und ist es nicht drafonisch, daß gegen die Angeklagten insgesamt 147,8 Zuchthaus und 68,8 Jahre Gefängnis verhängt worden find? Wo bleiben die Protestrufe der deutschen Front" angesichts dieses barbarischen Urteils, das doch zeigt, wie schwierig es ist, die Rechtsprechung im braunen Deutschland aus dem Abstraften zu lösen.

F. B.

Programm der Einheitsfront nach dem Siege

Die sozialistisch- kommunistische Einheitsfront im Saar­gebiet erläßt einen durch ihre Führer Max Braun und Frizz Pfordt gezeichneten Aufruf, der als Grundlage und Richtschnur ihres Handelns für den Ausbau des Selbst bestimmungsrechts der Saar bevölke rung nach dem Siege des Status quo folgende programmatische Forderungen erhebt:

1. Das Saargebiet ist deutsch und wird auch während der Uebergangszeit bis zum Anschluß an ein freies Deutschland deutsch bleiben. Darum Er­haltung und Pflege deutscher Sprache und deutscher Kultur unter Ausschaltung der nationalistischen Kriegs-, Bölfer: und Rassenverheßung.

2. Uneingeschränkte Versammlungs-, Presse-, Koalitions: und Streiffreiheit. Freiheit der politischen Gesinnung und Betätigung. Unverleglichkeit der politischen, gewerk: schaftlichen und gewerblichen Organisationen der Ar­beiter, Beamten, Bauern, des Handwerks und des Kleinhandels.

3. Freiheit der religiösen und weltanschaulichen Befenut: nisse. Unverleglichkeit der firchlichen Einrichtungen, der fonfessionellen Organisationen und Vereine.

4. Säuberung der Justiz, der Polizei und des Landjäger­forps, des Schulwesens, des gesamten übrigen Staats­apparates und der Selbstverwaltungskörperschaften von aktiven Agenten der Bürckel und Pirro, Gewährung einer umfassenden Amnestie.

5. Erhöhung der Reallöhne und der kleinen Gehälter, Er­höhung der durch die Genfer Beschlüsse bereits garan= tierten Renten und aller sonstigen Sozialbezüge. Aus: reichende Unterstützungen für alle Erwerbslose und Wohlfahrtsempfänger einschließlich der Jugendlichen und der Frauen. Allgemein verbindliche Tarife. Von den Belegschaften gewählte und von den Unternehmern unabhängige Betriebsräte. Verkürzung der Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich. Beseitigung des Krümper: systems. Entlassungsschutz durch Mitbestimmung der Betriebsräte. Ausbau des Arbeitsrechts und der Sozial­versicherung.

6. Verbot des militarisierten Arbeitsdienstes und jeder Form von Zwangsarbeit. Großzügige Arbeitsbeschaf= fungsmaßnahmen zu tariflichen Bedingungen unter be= sonderer Berücksichtigung der Jugend. Sicherstellung der Berufsausbildung der Jugend.

7. Staatliche Selbstverwaltung derjenigen Gruben, deren Rückgabe von der französischen Regierung bereits zu gesichert wurde, und Verbot ihrer Auslieferung an das Privatfapital. Ausschaltung wucherischer Monopol: gewinne bei der Strombelieferung und Aufhebung volfsschädigender Verträge der Gemeinden mit Privat: fapitalisten. Bereitstellung von billigen Hypotheken und sonstigen Krediten für die kleineren und mittleren Be­triebe in Landwirtschaft, Handel und Gewerbe. För: derung der klein: und mittelbäuerlichen Produktion unter schärfster Ablehnung des Erbhofgesetzes und des im Dritten Reich " bestehenden Ablieferungszwanges. Sicherung des bäuerlichen Absages zu ausreichenden Preisen, Herabsetzung der massenbelastenden Steuern

und Abgaben auch für den Mittelstand, für die Bauern, Kleinhändler, Handwerker usm. Besonderer Schuh des flein : und mittelbäuerlichen Besitztums.

8. Beibehaltung der stabilen Währung und Schutz gegen Inflationsverluste durch den bereits begonnenen Mark­sturz. Sicherung aller saarländischen Rechte auf Reichs= markforderungen.

9. Einführung scharfer Besitzsteuern unter gleichzeitiger Erhöhung des steuerlichen Existenzminimums der Minderbemittelten, Kürzung der überhöhten Gehälter bei den Behörden; Sonderbesteuerung der hohen Ein­kommen, der Dividenden und Aufsichtsratstantiemen in den Privatbetrieben.

10. Neuorganisation des Bildungswesens einschließlich der wissenschaftlichen und fünstlerischen Fortbildung. Schaf= fung eines Hochschulwesens. Unterdrückung ieder Kultur­reaktion. Unentgeltliche Zulassung der Kinder der Werk­tätigen zu sämtlichen Bildungsanstalten.

Die Einheitsfronterklärt, daß dieses Pro= gramm ein unveräußerlicher Bestandteil ihres Kaupfes um die Rechte und Freiheiten des Volkes darstellt.

Jede einzelne dieser selbstverständlichen Lebensforderungen eines freiheitliebenden Bolfes wird im Reich der braunen Bolfsbedrücker und Kulturzerstörer mit Füßen getreten, mit Konzentrationslager verfolgt und der Rampf für sie mit Kerfer und Schafott geahndet. Schon die bloße Erwähnung solcher Forderungen, iede Erinnerung der Deutsch- Front­Werftätigen an die früher gemachten Versprechungen würden in einem gleichgeschalteten, braunen Saargebiet als Mies machertum, als Hoch- und Landesverrat bestraft werden.

Um Freiheit und Zukunft des Saarvolks zu sichern, um dem deutschen Volf bei der Niederwerfung der Knechtschaft zu helfen, müssen alle Schichten des schaffenden Volkes, ob Kommunisten oder Sozialdemokraten, ob Katholiken oder Werftätige in der Deutschen Front" sich in der Volfs= front gegen Hitler vereinigen und den Sieg des Status quo erfämpfea!

Deshalb rufen wir das ganze schaffende Volf an der Saar zur Riesen Heerschau der Boltsfront gegen Sitler am 6 Januar in Saarbrücken auf. Sulzbach das war der Aufmarsch des Durchbruchs! Der 6. Januar- das wird der Aufmarsch des Sieges fein! einer, der die Freiheit des Volkes liebt, teiner, dem die Zukunft des Saarvolks, die Zukunft Deutschlands am Herzen liegt, darf in den Reihen der gigantischen Armee fehlen, die am 6. Januar in Saarbrüden den Sieg des Status quo verkündet!

Für die Freiheit Für den Frieden Für Deutschland

gegen die Knechtschaft! gegen den Krieg! gegen Hitler !

Alles am 6. Januar nach Saarbrücken !

Im Namen der Einheitsfront: Mar Braun

Frizz Pfordt

Warnung an die konfessionelle Jugend der Saar

Von protestantischer Seite wird uns folgendes ver­trauliche Schreiben des Reichsjugendpfar. rers an den Reichsjugendführer zur Ver­fügung gestellt:

Ich muß von dem Reichsjugendführer verlangen, daß er jeder dienstlichen oder moralischen Degradierung eines evan­gelischen Jungen oder Mädels, das selber Wert auf ein ehr­liches Christsein und auf die Beteiligung an firchlichen Ver­anstaltungen legt, mit ungeschminkter Deutlichkeit entgegen­tritt. Das wäre eine längst fällige Pflicht der Anständigkeit gegenüber dem Vertragspartner vom 19. 12. 1933. Ich hatte mir nicht träumen lassen, daß ich als Pfarrer mich einer Sache annehmen müßte, die scheinbar bei der SJ. in besten Händen war, tatsächlich aber von ihr dauernd mit Füßen getreten wird, nämlich der Ehre der von mir eingeliederten Jugend.

Der Kampf für die Ehre der Jugend ist nicht nur das Vor­recht, sondern auch in allererster Linie die Pflicht gegenüber der evangelischen Jugend in der HJ., so macht er damit die Eingliederung nachträglich rückgängig gegen Treu und Glauben des Abkommens vom 19. 12. 1933.

nis von HJ. und evangelischer Kirche, besonders dann nicht, menn nach außen scheinbar alles in Ordnung und die kon­sessionelle Neutralität" gewahrt ist.

Eine Jugend wird durch dieses doppelte Gesicht der Führerschulen zum Lügner erzogen und nirgendwo ist Lüge so schmutzig wie in religiösen Dingen,

Meine fünftige Zusammenarbeit mit dem Reichsjugend­führer wird davon abhängen, ob er wieder ein von ehr­licher Verantwortung getragenes Kameradschaftsverhältnis zur evangelischen Jugend erstrebt oder ob er mich mit mehr oder weniger Ionalen Erklärungen oder auch mit bedeut­samem Schweigen hinzuhalten versucht.

Wenn wir uns nicht endlich wieder mit offenem Visier begegnen, ist in der Tat jede Fühlungnahme überflüssig. Das Ausweichen des Reichsjugendführers in den ent: scheidenden Fragen, die zwischen Kirche und SJ. vorhanden sind, erscheint mir weder mutig noch ehrlich und muß ein Ende finden.

Die Konsequenzen, die Sie, Reichsjugendführer, aus dem Vorstehenden ziehen können, liegen nahe genug! Ziehen Sie sie sofort, klar und energisch: Sonst werde ich sie in pflicht­gemäßer Ausübung meines Amtes ziehen."

Spricht der Reichsjugendführer nicht in fürzester Frist vor seiner gesamten Jugend und vor der gesamten Führerschaft An der Saar nichts Neues ein sehr deutliches Befehlswort für die Achtung vor aller christlichen Jugendarbeit, für die dauernde persönliche Ver­

bindung aller seiner Unterführer mit den zuständigen Jugendarbeitern der evangelischen Kirche zwecks sofortiger Bereinigung jedweder Unstimmigkeit und gegen jedwede Be­hinderung evangelischer Jugendarbeit, und ist er nicht in der Lage, die Durchführung eines solchen Befehls zu erreichen, so kann ich die Verantwortung für ein Verbleiben der Kin= der evangelischer Eltern, der Konfirmanden und der von mir eingegliederten Jugend in der HJ. nicht mehr tragen Der Reichsjugendführer sagt: Ueber Konfession wird bei uns nicht gesprochen." In Wirklichkeit wird in zahlreichen Führerschulen eine intensive Werbung für die Hauer­Bewegung oder für ein christentumfeindliches Verhalten ge­trieben. Die versteckte oder offene Wühlarbeit gegen das Christentum verträgt sich nicht mit einem ehrlichen Verhält­

Das Nachrichtenblatt der Sonagegen Gemeinde des Saargebiets" bringt folgende Mitteilung:

Wie man sich in manchen Kreisen eine Rückgliederung Jorstellt, geht aus folgendem Gedicht" hervor, das einem unserer Gemeindemitglieder, selbstverständlich ohne daß der ,, Dichter" sich mit seinem Namen genannt hätte, zugegangen ist: Tag des Zornes, Tag der Tränen! wird die Juden aus dem Saarland kehren! Handgranaten, statt Manna" werden fallen! Und statt im Jordan, muß Ihnen ein Bad in der Saar [ gefallen.

Das Original befindet sich in unseren Händen. Wir haben weder die schlechten Verse, noch das schlechte Deutsch zu ver­bessern versucht. Der Inhalt spricht die Wünsche und die Ab­sichten des Autors deutlich aus. Diesen Wünschen und Ab­sichten ist die berüchtigte Nummer 47 von Westland" bereits mit der Lieferung von Adressenmaterial zuvorgekommen,"