13.

JANUAR

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FürDEUTSCHLAND gegenHITLER

Geheimnisvolle Friedhöfe

Für die Opfer des 30. Juni

Seit einigen Wochen entstehen im Saargebiet nächtlich geheimnisvoll Friedhöfe.

Arbeiter, die zur Schicht gehen, sehen in der Morgen­dämmerung plößlich auf einer Wiese, in einem Waldstück, auf einer Lichtung Reihen von schmucklosen, weißen Kreuzen, ganz ähnlich denen, die man von den Ehrenfriedhöfen für gefallene Soldaten des Weltkrieges her fennt. Am Abend vorher war die Stätte noch leer. Der Gottesacker muß erst in der vergangenen Nacht angelegt worden sein.

Neugierig tritt man näher und sieht ein hohes, massiv und schmucklos gezimmertes Kreuz mit der Inschrift Den 1184 Opfern des 30. Juni". In einer Reihe damit zwei kleinere Kreuze mit den Namen Klausener und Probst. Dahinter in langen Reihen fleinere weiße Kreuze mit den Namen vieler anderer Opfer des nationalsozialistischen Mordfestes, von Gregor Straßer bis Schleicher, von Kahr bis Bredow.

Man begreift nun, daß Freunde der Gerechtigkeit und der Freiheit die Kreuze errichtet haben, damit das Volk an der Saar die Ermordeten des 30. Juni nicht vergesse und erst recht nicht ihre Mörder, die einen Tag der Schande und des Verrats, ihrer Schmach und ihres Treubruchs in die Blätter der deutschen Geschichte schrieben.

Die Arbeiter tragen die Kunde von dem neuen Friedhof in die Gruben und in die Eisenhütten, in die Dörfer und die Städte der Industrietäler. Eine Massenwanderung setzt ein. Männer und Frauen und Kinder strömen an die Gedächtnisstätte und erinnern sich gegenseitig an die vielen grausigen Untaten im dritten Reich" drüben und an die hochgestellten Schuldigen, die sie auf dem Gewissen haben. Da steht auf den Kreuzen fein Name, der nicht urkundlich Zeugnis ablegte für einen gemeinen Meuchelmord und gegen blutbesudelte Mörder. Es sind leider Greuel der Tat, die da in der Erinnerung aller aufwachten, und nicht ein einziges Greuel des Märchens.

Die Menschen vor den Kreuzen im winterlichen Boden sprechen gedämpft von dem, was in unser aller gemeinsamen Vaterlande seit dem 30. Januar 1933 geschieht und ausgetilgt hat, was bis dahin in unserem Volke bei aller notwendigen Kritik an der Justiz Recht und Gesetz gewesen ist. Man er­innert sich vor diesem Friedhof an die Dämonen der Rache und des Unfriedens, die durch Deutschland rasen, an ihre Folterkeller in braunen Häusern, an ihre qualvollen Kon­zentrationslager, an die tausende unschuldig Eingekerferten, an die auf der Flucht Erschossenen, an die Beraubten und die Bestohlenen, an die Geiseln, an die vielen Ermordeten, deren Gräber noch unbekannt sind.

Man denkt auch an den Obersten Gerichtsherrn, der das alles durch absolutistische Kabinettsjustiz und vor seinem stummen Bonzen- und Diäten- Reichstag für rechtens erklärt hat.

Nie sah man jemanden, der vor diesen weißen Kreuzen auf einem Friedhof für Ermordete die Hand erhoben hätte zum Gruße Heil Hitler!".

Die Kreuze stehen nur Stunden. Dann kommt die Behörde und entfernt sie. Das muß wohl so sein, denn wo sollte es hinführen, wenn überall im Saargebiet Kreuze für die Opfer des dritten Reichs" aus dem Boden wüchsen? Das würden ja viele Friedhöfe von unabsehbarer Größe.

Aber wenn auch die Kreuze geheimnisvollen Entstehens an einer Stelle verschwinden, in einer der nächsten langen Winternächte stehen sie in einem anderen Wiesengrunde wieder auf, und wieder wandern die Menschen aus den Tälern und von den waldigen Höhen, um die Kreuze zu sehen und die Namen der Opfer zu lesen. Christliche Grab­kreuze für die unter Hakenkreuz Erschlagenen!

Wer errichtet nächtlich diese Friedhöfe, deren christlicher, deren katholischer Charakter unverkennbar ist? Sind es firchentreue und darum hitlerfeindliche Katholiken? Ist es katholisches Jungvolk?

Man weiß es nicht. Jedenfalls ist die Erde mit den Kreuzen geweiht aus dem Willen, im Zeichen des Kreuzes die Wahr­heit zu künden und festzuhalten, daß tausendsache Untaten noch der Sühne harren.

Um Deutschlands willen!

Saarländer im Reich Gegängelt und betrogen

Man schreibt uns aus der Pfalz : Es erscheint zweckmäßig, auch einmal auf die zahlreichen Besuche von Saareinwohnern hinzuweisen, die dann im Saargebiet über die herrlichen Zu­stände im Reich berichten sollen. Man macht in der Pfalz den Wig, es sei jetzt die Anschaffung von Käfigen in Aus­sicht genommen, damit die Abschließung der Gäste aus dem Saargebiet noch besser möglich ist als jetzt. Die armen Saar = länder können sich nie ohne Begleitung bewegen und werden in raffinierter Weise über die wahren Verhältnisse getäuscht. Von den wirklichen Zuständen können sie weder etwas sehen noch hören, denn auch die Unterbringung wird stets sehr sorgfältig vorgenommen und es wird sich ein Gastgeber hüten, diesen Gästen Vorträge über die Wirklichkeit zu halten.

D'e Einreise verweigert

Aus London wird berichtet, daß dem katholischen Priester Peter Helfrisch, der in England an einer Sigung des Ausschusses zur Unterstüßung der Opfer des deutschen Fa­ichismus teilnehmen wollte, die Landungserlaubnis ver­weigert wurde. Er wollte am Sonntag in Liverpool sprechen

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Freie Gewerkschaften für Status que

Am Sonntagnachmittag, unmittelbar nach der groß­artig verlaufenen Generalversammlung des Verbandes der Bergbauindustrie- Arbeiter, hielten die freien Ge= werkschaften des Saargebietes in Saarbrücken eine Kon­ferenz für ihre Funktionäre ab. In ihr sollte die end= gültige Stellungnahme zur Saarabstimmung erfolgen. Die Tagung nahm einen erhebenden Berlauf. Jeder ein: zelne der 450 Delegierten aus dem ganzen Saargebiet bekannte sich mit Freuden für die Parole des Allge= meinen Deutschen Gewerkschaftsbundes für das Saar: gebiet, die nach den trostlosen und barbarischen Wirts schafts- und Rechtszuständen in Hitler- Deutschland nicht anders ausfallen fonnte als für den vorläufigen Status quo!

Diese Parole, die sicher den unverfälscht deutsch fühlenden Delegierten der freigewerkschaftlichen Arbeiterschaft nicht leicht gefallen ist, fam erst recht auf Grund der feierlichen Erklärungen vor dem Völkerbund zustande, nach denen der Status quo nur ein vorübergehender Zustand ist, der ohne weiteres abgeändert werden kann, wenn der Hitlerismus in Deutschland gestürzt ist und das Saar­volf dann einmütig die Rückkehr nach Deutschland vom Völkerbund fordert. Angesichts dieser unschätzbaren Mög­lichkeit haben die Delegierten der freien Gewerkschaften die Parole für den vorläufigen Status quo einzutreten mit stürmischer Freude und Begeisterung aufge­nommen, weil diese Reglung ihnen und Tausenden von Saarländern Gelegenheit gibt, sich gegen das verhaßte braune System im Reich auszusprechen, ohne dadurch ein für allemal einen Trennungsstrich zwischen dem Saarge­biet und dem Mutterlande zu ziehen.

*

Von großer Bedeutung für die Einstellung der Dele­gierten waren auch noch die packenden Ausführungen des Vorsitzenden der freien Gewerkschaften, Friz Dobisch, der noch einmal den Standpunkt der freigewerkschaftlichen Arbeiterschaft des Saargebietes der Versammlung so flar­legte, wie er ihr durch die politische Ungeschicklichkeit und Brutalität und Gegensätzlichkeit des Nationalsozialismus aufgezwungen wurde.

Eine wertvolle Ergänzung der Ausführungen des Vor­sitzenden waren die furzen, aber prägnanten Erklärungen der einzelnen Verbandsvertreter. Erfüllt von Begeisterung für die gerechte, für die ehrlichere, für die menschenwürdigere Sache unterbauten sie mit ihrer Kennt nis der Arbeiterstimmung die Parole für den vorläufigen Status quo auf die mitreißendste Weise. Jede neue Zu­stimmung war ein weiteres Unterpfand für den sicheren Sieg und wurde daher mit steigender Freude aufge­nommen.

Entschließung,

in der es heißt:

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s& sans llo Is

Die am Sonntag, 16. Dezember 1934, in Saarbrücken tagende Delegierten- Konferenz der freien Gewerkschaften des Saargebietes nimmt zur Bolfsabftimmung am Januar 1935 folgende Stellung ein:

In der Schicksalsstunde des Saargebietes betonen Führer und Mitglieder der freien Gewerkschaften, daß sie getreu ihrer vielfältigen Verbundenheit mit dem deutschen Mutterlande in den hinter ihnen liegenden 15 Jahren den deutschen Belangen gedient und sie in jeder Weise vertreten und geschützt haben. Gleich den andern Boltsgenossen er­sehnten sie den Tag der Wiedervereinigung, an dem damit ein entscheidendes Stück des Vertrages von Versailles sein Ende gefunden hätte.

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Aber das Deutschland der Gleichheit, des Rechts und der Freiheit ist nicht mehr. Die furze Zeitspanne einer zweijährigen nationalsozialistischen Machtherrschaft haben genügt, das deutsche Bolt aller Frei heiten zu berauben, die es sich als einziges Gut aus den Schrecknissen des Krieges erkämpft und erhalten hat. Mit ganz besonderem Fanatismus wurden die Gewerkschaften zerstört und dem Arbeiter jenes Gut aus den Händen ge­nommen, mit deren Hilfe sie sich in Jahrzehnte langem Ringen ein menschenwürdiges Dasein erkämpften. Statt Freiheit, wie es dem Volke versprochen, ist unterschiedlos auf allen Gebieten des gesellschaftlichen Lebens unter: drückung und Unfreiheit getreten,

Vor dieser Unfreiheit mit ihren grausamen Begleits erscheinungen der Konzentrationslager, der Verfol= gung und Einferferung wehrloser, nur ihrem sozialistischen Glauben treu gebliebener Menschen wollen die Ver­sammelten ihre Heimat bewahren. Nachdem der Völkee: bundsrat flar und unmißverständlich zum Ausdruck ge= bracht hat, daß das souveräne Saarvolf zu einem späteren Zeitpunkt feine staatliche Ord= nung erneut ändern fönne, empfehlen wir allen unsern Mitgliedern, fich a m 13. Januar 1935 für den Status quo zu ent scheiden.

Wir erklären, uns wie bisher unbeirrt für die Erhal tung von Sprache, Sitte und Kultur unserer Väter ein: zusehen. Wir wollen eintreten für Frieden und Völker: verständigung, gleichzeitig aber auch für die Interessen und Lebensmöglichkeiten der Saarbevölkerung.

Die Delegierten richten daher an die gesamte Arbeiter: und Angestelltenschaft den glühenden Appell, am Januar 1935 mit ihrer Stimme für die Freiheit der Saarheimat einzutreten. Wir dienen damit dem Vaterland und der freigewerkschaftlich- sozialistischen Ehre. Alles für Deutschland gegen die Barbarci und die Un­and fultur des Nationalsozialismus!

Ihren Niederschlag fand die Meinung der Delegierten der freien Gewerkschaften in einer, einhellig ange=

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Einigung und Einheit der Bergleute

Die Bergarbeiterverbände geschlossen für den Status quo

Die Einheitsfront der Bergarbeiter im Verband der Bergbauindustriearbeiter ist durch die Vereinigung mit dem Einheitsverband der Bergarbeiter Tatsache geworden. Die Delegierten des Verbandes haben gestern vormittag mit Beifall die Vorarbeiten begrüßt und dann frendig einstimmig den Vereinbarungen zugestimmt. Es gibt von jetzt ab im Saarbergbau als gewerkschaftliche Organisation der Bergarbeiter nur noch den freien Bergarbeiterverband.

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Die Delegierten der Generalversammlung beschließen ang obigen Gründen, am 13. Januar 1983 im Interesse der Deutscherhaltung und der Zukunft ihrer Saarheimat fich vorübergehend für das freie deutsche Saargebiet zu entscheiden.

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Der christliche Gewertverein ist nicht mehr als Gemert Der Kongreß der Saarjugend

schaftsorganisation anzusprechen, da er hundertprozentig in die Len- Organisation zum Vorteil des Unternehmer­tums eingeordnet ist. Dieses wird Ansporn für die Berg­arbeiter sein, nun ihre Massenorganisation durch Gewin­nung neuer Mitglieder noch stärfer zu einem Machtsaftor im Saarbergbau auszubauen.

Mit dem Beschluß der Generalversammlung der freien Bergarbeiter ist im Saargebiet die gewerkschaftliche Ein­heitsfront( nachdem die Verkehrsarbeiter, Bauarbeiter usw. die Einheit schon vor einiger Zeit hergestellt hatten) auf der ganzen Linie vollendet.

In zwetstündigen Ausführungen beschäftigte sich Schwarz eingehend mit der durch das Hitler- System im Reiche und an der Saar geschaffenen Situation. Unter dem Beifall der Versammelten geißelte Schwarz das durch Verbrechen aufgerichtete und durch schlimmsten Terror sich noch hal­tende braune Regime. Von der Saar muß Hitler fern­gehalten werden. Freiheit, Recht und Leben der Menschen müssen gesichert werden. Darum gibt es jetzt, nachdem vom Völkerbund die zweite Abstimmung gesichert ist, nur die eine Möglichkeit der Entscheidung:

Der Saarbergarbeiter stimmt am 13. Januar für Status quo!

In der einstimmig angenommenen Entschließung heißt es: Die Delegierten des Verbandes wollen ihre Heimat, das Saargebiet, von Konzentrationslagern, der Unfrei: heit und der menschlichen Unkultur, des Raffen: und Bölterhaffes und von dem früheren Stumm- Hilger: System freihalten. Sie wollen ihre deutsche Sprache, Sitte, und Kultur verteidigen. Sie wollen ihre Heimat deutsch und der wahren Volksgemeinschaft erhalten.

Die Saarbergarbeiter dienen dem Frieden, der Ber

ständigung, der Freiheit, den wirtschaftlichen Intereffen,

den Lebensmöglichkeiten für ihre Familien sowie ihrem Deutschtum am besten, wenn sie sich für die vorläufige Beibehaltung des des gegenwärtigen Regimes, genannt ,, Status quo" entscheiden.

Diese Entscheidung fällt uns um so leichter, da der Bölferbundsrat die Mitbestimmung der Bevölkerung und den späteren Wunsch in ein freies Deutschland zurückzu tehren feierlich zugesichert hat.

Die Renten und Pensionen find garantiert! Die Garantie wurde vom Völkerbundsrat ernent bestätigt.

In Saarbrücken sand der Kongreß der Saarjugend statt. Der Saal des Deutschen Hauses in Burbacyavar bis auf den letzten Platz gefüllt und es nahmen an dean: Kongreß rund 650 Delegierte der Saarjugend teil. In der Versammlung herrschte eine prächtige Kampfstimmung und wiederholt flangen die Kampflieder der Jungprofefen. Der Kongreß gedachte der zahlreichen Opfer des Hitlerfaschismus. Er wählte in sein Ehrenpräsidium Thälmanit, Mierendorff und Dimitroff und gedachte des auf Gbrings Befehl geföpften zwanzigjährigen Josef Reitinger, der nachgewiesenermaßen nihuldig zum Tode verurteilt wurde. C

Nach Erich Weinert , der seine Kampfgedichte vorge­tragen hat, sprachen einige Jugendliche und dann die Führer der Einheitsfront Friz Pfordt und Mar Braun. Braun betont, daß trotz des Lügengewebes, 8h die deutsche Front" aus schlotternder Angst und erbarmlicher Feigheit um die Frage spinnen möchte, die Möglichkeit der zweiter Abstimmung und damit der späteren Rüdfcbr in ein freies Deutschland einwandfrei gegeben ist. Dakber Beifallssturm gerade an dieser Stelle mit besonderer Bucht losbrah, be­weist wieder, was eigentlich nicht notwendig wäre, gegenüber der Diffamierung von seiten der deutsche Front" aber immer wieder betont werden muß, daß die Saarjugend wie das gesamte Saarvolf deutsch ist, aberdserade, weil sie Deutschland liebt, gegen Sibler stimmen wird. 17 init

Von besonderem Interesse wat die Diskussion Es meldeten fich zahlreiche Jugendliche, darunter ehemalige SA. - Leute, Deutschfrontler, ein früherer Scharführer, mehrere Mit­glieder der Hitlerjugend , ein Mädel aus dem BdM. , ein fatholischer Student und einige ungfatholiken. Sie alle bellas der 3. und befundeten ihre Entschloffenheit, an KJV. für Deutschland gegen Hitler zu kämpfen. 9 TOV gla 66

Positives Christentum

Warnung für Saarkatholiken

Im Verlag J. B. Bachem , Köln , ist soeben eine neue Auf­lage( 11. bis 13. Tausend) der Fastenpredigten im Hohen Tom zu Köln 1934 von P. Friz Boripel I" herausge­kommen, betitelt. Christus und sein Reich in der Kirche von heute. Dem Büchlein liegt ein grüner Bettel bei: Die 3. Predigt fehlt in dieser Ausgabe, da sie be= schlagnahmt ist. Ermäßigter Preis: Gebettet RM. 0.90, Glanzleinen RM. 1,30,"