..Deutsche Freiheit", Nr. 283
ARBEIT UND WIRTSCHAFT
Ausfuhrrückgang im November
Nach einer Mitteilung des Statistischen Reichsamts weist i: a November die Einfuhr im Zusammenhang mit den Drosselungsmaßnahmen erneut einen Rückgang auf. Die Einfuhr stellte sich auf 345.8 Mill. gegen über 349.5 Mill im Oktober und 352.2 Mill. im September. Bemerkenswert ist hierbei die Tatsacre. daß in normalen Zeiten die Einfuhr im Oktober und Novem ber, stets eine steigende und nicht, wie diesmal. eine fallende Tendenz aufweist. Insbesondere sind in früheren Jahren in den Monaten Oktober und November beträchtliche Men engen von Rohstoffen eingeführt wor Von Interesse ist die Feststellung. daß die Einfuhr Lebensmitteln. die im Oktober um rund ein Drittel auf 101 Millionen Mark gestiegen waren. im November kaum abgenommen hat ein Zeichen dafür. daß sich die Devisenstellen genötigt sehen. angesichts der Lebensmittel knappheit im Reich in stärkerem Umfange Geneh migungen zur Einfuhr von Lebensmitteln zu geben.
worden.
VOP
Die Ausfuhr ist im November um über 10 Mill. gesunken. Sie stellte sich auf 355.7 Mill. Mark gegenüber 365.9 Mill im vergangenen Jahr. Der Rückgang der Ausfuhr entfällt vorwiegend auf europäische Länder. und zwar in erster Linie auf Sowjetrußland. Holland. Frankreich und die Tschecho slowakei . Der Rückgang der Ausfuhr ist um so unerwarteter. als im November meistenteils die deutsche Fertigwarenindustrie für den Weihnachtsverkauf nach dem Auslande liefert. In früheren Zeiten war es vor allem die Spielwarenindustrie, die im November größere Mengen ins Ausland lieferte und dadurch die Ausfuhr günstiger beeinflußte. In diesem Jahr ist von einer Steigerung der Ausfuhr im Zusammenhang mit em Weihnachtsgeschäft nicht festzustellen.
Nachdem die Außenhandelszahlen für die ersten elf Monate Jieses Jahres vorliegen. kann man bereits eine Bilanz des deutschen Außenhandels ziehen, da die Dezemberzahlen die Tendenz nicht mehr beeinflussen können. Aus den amtlichen Zahlen geht hervor. daß sich die Ausfuhr in den ersten 11 Monaten insgesamt auf 3813.2 Mill. stellte. während in der gleichen Zeit 1933 die Ausfuhr 4447.5 Mill. betrug. Der Rückgang der Ausfuhr stellt sich also für 11 Monate gegenüber dem Vorjahr auf über 600 Mill. Mark. Dabei ist zu berücksichtigen. daß schon im Jahre 1933 die Ausfuhr im Vergleich zu den Vorjahren katastrophal zurückgegangen war. Während aber die Ausfuhr einen weiteren derartigen beträchtlichen Rückgang aufzuweisen hat. ist die Einfuhr nicht nur nicht entsprechend zurückgegangen, sondern sie zeigt sogar eine kleine Steigerung. In den ersten 11 Monaten 1934 betrug nämlich die Einfuhr
4053.4 Mill. Mark. während in der gleichen Zeit des Vorjahres sich die Einfuhr auf 3969.5 Mill. stellte.
Der Bedarf für die Rüstungsindustrie war also immerhin roch so groß. daß die Einfuhr. wenigstens im ersten Halbjahr 1931 nicht gedrosselt. sondern gesteigert werden mußte. Trog dieser Einfuhrsteigerung ist der tatsächliche Bedarf an Rohmaterialien und Lebensmitteln weit größer, wodurch sich auch die Materialknappheit im dritten Reiche" erklärt.
Stilles Konfektionsgeschäft
Ueber die Lage in der Breslauer Konfektion, die neben der Berliner maßgebend für Deutschland ist, wird in der gleichgeschalteten Fachpresse folgendes berichtet:
In der Damenmäntelkonfektion herrschte im Berichts monat eine ziemliche Stille. die Umsätze blieben hinter denen des Vorjahres zurück. Von der sogenannten zweiten Tour brachten die Reisenden meist nut mittelmäßige Aufträge mit kurzen Lieferfristen mit. so daß die Betriebe im letzten Monatsdrittel nicht mehr voll beschäftigt waren. Anfang dieses Monats ist mit der Musterung für das Frühjahr und den Sommer begonnen worden.
Auch in der Herrenkonfektion machte es sich bemerkbar. daß der Einzelhandel zum Teil überreichlich disponiert hatte. während der Absaz infolge des warmen Wetters zu wünschen übrig ließ Trotzdem haben die großen Konfektionsbetriebe im November noch eine ganze Anzahl meist wohl vorsorglich erteilter Aufträge hereinholen können. so daß die Betriebe im allgemeinen weiter fast voll beschäftigt werden konnten. In der Damenkleiderbranche war die Situation ähnlich. Die Kundschaft war in ihrer Nachfrage und mit NachbestelJungen äußerst zurückhaltend Die Reisenden waren mit Nachmusterungen auf der zweiten Tour. konnten aber nur vereinzelt in wirklichen Bedarfsfällen neue Aufträge kleinsten * Imfanges erzielen.
Bezeichnend ist es, daß, wie aus dem Bericht hervorgeht. der Einzelhandel infolge der Hamsterpsychose überdisponiert hat und nunmehr auf seinen Lägern sitzt.
Der Kinderfreund"
Jahrzehntelang haben die freien Gewerkschaften die Kinderarbeit bekämpft. Jetzt sind die Gewerkschaften in Deutschland zerschlagen, und die Nationalsozialisten legen Kinderarbeit ausdrücklich in ihren von den Treuhändern diktierten Tarifordnungen fest. Die am 26. Oktober 1934 diktierte Tarifordnung für die ostpreußische Landwirtschaft
Dokumente der Rohstofnot
Wir erhalten nach wie vor zahlreiche Originalbriefe deat scher Firmen, aus denen deutlich hervorgeht. wie schwierig inter dem gloreichen Regime der nationalen Erhebung" die Lage der deutschen Wirtschaft geworden ist. Diese Briefe.
ver
denen von Materialknappheit. von Lieferungseinstellungen. von Qualitätsverschlechterung usw. die Rede ist. spiegeln lie Not der deutschen Wirtschaft wieder. Wir sind aus tech nischen Gründen nicht in der Lage, die zahlreichen Einsendungen, die wir aus dem Leserkreis erhalten, zu öffentlichen. Wir müssen uns deshalb begnügen. gelegentlich eine uns typisch erscheinende Auswahl vorzunehmen. Im Nachfolgenden veröffentlichen wir zwei Briefe großer deutscher Firmen. in denen Lieferungseinschränkung und Qualitätsverschlechterung zugegeben wird.
Das erste Dokument ist ein Rundschreiben der Firma Richard Ehekircher, Fabrik für Lederhandschuhe und Lederbekleidung. Berlin- Friedrichshagen . Ahornallee 12, das wie folgt lautet:
Von dem Reichsverband der Lederhandschuhfabrikanten. Fachgruppe Lederhandschuhherstellung, erhalte ich heute ein Schreiben und gebe ich Ihnen hiervon Absatz 3 bekannt. Beir Qualität der Lederhandschuhe.
Die Pflicht aller Mitglieder, das vorhandene Rohmaterial stärker als bisher auszunuzen und die unbedingte Notwendig. keit. Leder provenienzen hereinzunehmen. wie sie gerade vorhanden sind. bringt es mit sich. daß auch heute Handschuhe mitgeliefert werden, die gewisse Schönheitsfehler aufweisen. ohne daß dadurch die Tragfähigkeit und Haltbarkeit im ge. ringsten herabgemindert wird.
Wir bitten die Mitglieder. sich kleinliche Reklamationen von ihren Abnehmerkreisen nicht gefallen zu lassen und diese zurückzuu eisen. In diesem Zusammenhang verweisen wir auf Nr. 42 des..Handschuh". Seite 416, in der folgende Mitteilung enthalten ist:
..Ohne daß deren tatsächliche Haltbarkeit in Frage steht, besitzen manche Lederhandschuhsorten aus naheliegenden Gründen der jegigen Rohfellbeschaffung nicht mehr ihr früheres sozusagen schönes Gesicht". Diese sachliche Tatsache nehmen die Leder handschuhfabrikanten ohne weiteres mit in Kauf. Es wird jedoch auch an der Zeit. daß sich ihr alle Abnehmer von Lederhandschuhen. ohne Voreingenommenheit gesagt. gewissermaßen auch nolens volens bewußt werden. Mit anderen Worten ausgedrückt, kleinlich e. Beanstan
.dungen an gekauften Lederhandschuhen sollten doch endlich einmal im beiderseitigen Interesse aufhören! Natürlich gehört eine angemessene Aufklärung des kaufenden Publikums ebenfalls hinzu."
Ich kann vorstehenden Zeilen nur beipflichten, da ich die Erfahrung gemacht habe, daß sich die Qualitäten sehr verschlechtert haben. Es ist natürlich selbst. verständlich, daß dies mit der Haltbarkeit nichts zu tun hat, sondern lediglich das Gesicht des Handschuhes ist nicht mehr so wie es sein müßte.
Sie wollen bitte die Kundschaft entsprechend hierüber aufklären
Das zweite Rundschreiben hat folgenden Wortlaut: Wilh. Bleyle G. in. b. 11. Stuttgart Fabriken für gestrickte Oberkleidun
In Auswirkung der Ihnen zweifellos aus Verfentlichungen in der Tages- und Fachpresse bekannten Ferstaff Vero: d- aung vom 19. Juli 1934. sowie des seit März d. j. bestehenden Einkaufsverbots für Wolle sind wir genau wie andere Betriebe der Textil- Industrie. genötigt worden. die Arbeitszett auf 36 Stunden wöchentlich herabzusegen. Infolge des dadurch entstehenden sehr fühlbaren Produktionsausfalls müssen wir uns zur Sicherstellung einer gleichmäßigen Belieferung unserer gesamten Kundschaft bei der Hereinnahme von Aufträgen schon Zeit Beschränkungen aufgeraume
erlegen
Wenn wir auch alles tun, um den bei uns vorgebrachten Lieferungswünschen nach bester Möglichkeit zu entsprechen, so sind unserem guten Willen infolge der oben erwähnten Umstände doch leider Grenzen gesegt, die wir nicht überschreiten können. Nehmen Sie bitte davon Vormerkung, daß nur noch in den weiter unten angeführten. Artikelgruppen für Ihre werte Firma Bezugsmöglichkeiten bestehen und daß wir deshalb jede Bestellung auf andere Artikel, sei es auch die kleinste Einnicht zelbestellung. bedauerlicherweise
mehr hereinnehmen
können n.
In den unten erwähnten Artikeln sind wir also zur Zeit noch liefer fähig. Wir müssen Sie jedoch darauf aufmerksam machen. daß wir nur noch eine geringe Anzahl von einzelnen Stücken notieren können und daß mit Erschöpfung der Reserven auch in diesen Artikeln binnen kurzem zu rechnen ist. Bei dieser Sachlage möchten wir Ihnen empfehlen, keinerlei Lieferungsverbindlichkeiten ge. genüber Ihren Kunden zu übernehmen, zumal auch wir uns, selbst für bestätigte Stücke die Ausliefe. rung im Sinne unserer allgemeinen Lieferungsbedingungen Ziffer 7 vorbehalten müssen.
Zu Ihrer gefälligen Orientierung bemerken wir schon jogt, daß ein Austausch zwischen einzelnen offenen Positionen verschiedener Artikelgruppen nicht möglich ist. Unsere Kunden können also nicht etwa auf schwere Anzüge ve erzich. ten und dafür Damenkleider bestellen. Bezeichnende Konditionen
Die deutsche Textilindustrie hat Einheitsbedingungen für Warenlieferungen erlassen. a. denen die Lieferanten strikte festzuhalten haben. Bezeichnend für die gegenwärtige Lage der deutschen Textilindustrie ist der Zusatz zu Paragrafsh 5, Absatz 1 der Einheitsbedingungen, der wie folgt lautet: ..Wenn es dem Lieferanten nicht möglich ist, die von ohihm zur Erfüllung des Auftrages gegengedeckten stoffe oder Halbfabrikate fristgemäß hereinzubekommen und infolgedessen die vereinbarte Lieferfrist um 4 Monate überschritten ist, steht beiden Vertragsteilen das Recht u, vom Vertrage zurückzutreten."
Ein Geständnis Goerdelers
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Der Preiskommissar Dr. Goerdeler hat in diesen Tagen Berlin wieder mal eine Rede gehalten. Auch diese Rede bestätigt das. was wir wiederholt erklärt haben, daß nämlich der Preiskommissar keine wirksamen Maßnahmen gegen die überhöhten Preise getroffen hat und auch nicht zu treffen gedenkt Um seine Unzulänglichkeit zu verschleiern, versneg sich Dr Goerdeler zu der Behauptung. daß der Reichsnährstand es ermöglicht habe, die Preise niedriger zu gestalten. als sie sich bei freier Konkurrenz heute stellen würden Man ist also im dritten Reich schon glücklich dahin gelangt, daß man mit Dreistigkeit behauptet. daß die überhöten Preise für landwirtschaftliche Erzeugnisse garnicht überhöht seien. Bemerkenswert war auch die ..Feststellung". daß die Fleischspannen heute bereits an der Grenze des Tragbaren liegen. Würde man bei ihrem Abbau weitergehen. so könnten. nach den Ausführungen Goerdelers. Rückwirkungen auf die Umsatztätigkeit auf den Viehmärkten und damit auf die Erzeugerpreise eintreten, die bisher vermieden wurden Wenn es richtig ist. was Goerdeler behauptet. so muß man sich unwillkürlich die Frage stellen. warum er als Preisüberwachungskommissar geduldet hat, daß in zahlreichen deutschen Städten Fleischerläden polizeilich geschlossen wurden.
Sehr bemerkenswert war es, was Dr. Goerdeler über das Kartellwesen gesprochen hat. Er mußte in seiner Rede zugeben, daß wie er sagte, die deutsche Wirtschaft über
gebunden" sei. Bindungen in preislicher Beziehung seien. augenblicklich in allzu reichlichem Maße vorhanden. Wenn jeder an der Deckung des Bedarfs beteiligte Berufsstand seine Preise ohne Rücksicht auf die Kaufkraft festsegt, so kann die Folge nur die sein. daß die Kaufkraft versagt, daß also der Umsatz sinkt. daß also zwar ein höherer Preis, aber eine verringerte Absatzmöglichkeit vorhanden ist
Diese Worte des Preisüberwachungskommissars offenbaren die ganze Hilflosigkeit und die Schwankungen der Wirtschaftspolitik der Hitlerregierung. Die Anfänge der glor reichen..sozialistischen" Wirtschaftspolitik äußerten sich u. a. auch darin, daß die Unternehmerschaft Preisbindungen zwangsweise festsette. wodurch eine Preissteigerung eintreten mußte. Heute aber heißt es, nachdem das Unglück hereits geschehen ist, daß die deutsche Wirtschaft übergebunden sei. Dennoch hatte Dr. Goerdeler nicht den Mut aufgebracht zu erklären, daß nunmehr die Kartelle. insbesondere in der weiterverarbeitenden Industrie, aufgelockert würden Goerdeler hat sich lediglich damit begnügt zu er klären, daß die Preisbindungen der Kartelle nachgeprüft würden.
Es zeigt sich also so recht deutlich auch bei dieser Rede des Preisüberwachungskommissars, daß seine Mission jett schon nach sechswöchentlicher wenig ersprießlicher Tätigkeit als mißlungen gelten kann. Dies konnte auch bei dem ganze kapitalisten- und junkerfreundlichen Kurs der Hitlerreg rung nicht anders sein.
( Tarifregister Nr. 356 2) enthält einen besonderen Para Geringere Kohlen- und Kaliverladungen Emden waren gut: der ge Teil wurde jedoch auf Lu
grafen( 9) über..Kinderarbeit":..Arbeitsverträge mit Kindern unter 10 Jahren sind ungültig. Arbeitsverträge mit Kindern von 10 Jahren und darüber bedürfen des Einverständnisse der Eltern. Die Arbeitszeit muß so gestaltet werden. daß ein Versäumnis des Schulbesuchs sowie des Hitlerjugend- bzw. Bund deutscher Mädel- Dienstes vermieden wird Die Kinder erhalten je nach Leistung
täglich 50 Pfg. bis 1 Mark
Noch um November 1933 forderten die Nationalsozialisten ..volles Arbeitsverbot für Kinder unter 14 Jahren". Adolf Hitler läßt sich ständig mit Kindern fotografieren und als ..Kinderfreund" feiern Jett legen die von Hitler ernannten Treuhänder Kinderarbeit mit Gesetzeskraft fest:
ZU
Die KZ. schreibt: Der Verkehr auf den westdeutschen Kanälen zeigt im November gegenüber dem Vormonat einen teilweisen Rückgang. Die Kohlenverladungen nach Emden sind gegen den Vormonat rückgegangen. Der Erzverkehr hielt sich dagegen etwa auf der Höhe des Vormonats. Neben Erz und Kohle sind im Dortmund- Ems- Kanal zu erwähnen Sand- und Kiesverladungen vom Rhein nach Kanalstationen sowie einige Ladungen Zement und im Bergverkehr verschiedene Ladungen Grubenholz und Getreide. Die Getreideankünfte in
genommen. Im Hannee Verkehr zeigte sich ebenfalls ein Rückgaag, und zwar am stärksten im Umschlag des Hafen's Hildesheim. Hier sind die Kaliverladungen gegenüber dem Vormonat nicht unwesentlich gesunken. Auch die Kohlenverladungen. nach Peine waren schwächer, dagegen haben sich die Erztransporte weiter belebt. Neben Kali sind besonders die Rohzuckertransporte zu erwähnen, die in Braunschweig gegenüber dem Vormonat zugenommen haben