Durdis Gucklodi

So las man es jetzt im Daily Telegraph  ": Eine große Gruppe Frauen war von der Polizei gehindert worden, auf eine Plattform zu steigen, um die Prinzessin zu sehen. So konnten sie aber wenigstens ihr Reisegepäck betrachten, das­gerade von einem Lastauto abgeladen wurde. Viele gingen sogar ganz dicht an die Koffer heran und berührten das ,, M", das auf jedes Gepäckstück monogrammiert war, mit den Fingern." Daily Telegraph  " ist ein Blatt Old- Englands und, was sich da angesichts einer blaublütigen Hochzeitsreise ab­spielte, das geschah auf jenem grünen Eiland, wo einst der Kopf des Königs Karl vom Henker den versammelten right honourables Mitgliedern des Parlaments gezeigt wurde. Bib­lisch gesprochen: Wenn das am grünen Holze geschieht, was wird dann erst am dürren geschehen? Freunde, in Deutsch­ land   wird jetzt jede Schützenfahne, die vom. Begräbnis kommt und von prächtigen Bierbäuchlein und ausgeprägten Krumm­beinen, die ihre Regenschirme militärisch straff geschultert tragen, mit gravitätisch erhobener Rechten gegrüßt. Nein, wir sind noch nicht von den Briten   geschlagen. The Germans to the front allerwege! Das wäre gelacht!

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Ein anderes englisches Blatt, die ,, Daily Mail", gestattet dem liebenswürdigen Reporter G. Ward Price   folgendes Klagelied über das Europa   von 1934 anzustimmen: Vor einundzwanzig Jahren( vor dem Krieg) konnte man ohne Behinderung oder Befragung durch Europa   reisen. Gelegent­liche Zollinspektion. Das war alles. Auf meiner jetzigen Rundreise hatte ich bei jedem Grenzwechsel je acht Examina zu bestehen, und zwar jeweilig hüben und drüben:

Paßkontrolle,

Zolluntersuchung, Politische Polizei  , Währungsinspektion.

An zwei Grenzen wurde ich angehalten, weil ich die ,, Maily Mail" bei mir trug. In den meisten Zentral- Europa- Ländern hält man ausländische Zeitungen für politisches Dynamit." Dieser englische Gentleman hat ohne Zweifel bitter, bitter recht! Aber wenn schon die Zollaspiranten und Grenzjäger um der Verkehrs- Autarkie willen ihre Existenzberechtigung allenthalben in der Schikane nachweisen, was soll man zu einem Lande sagen, in dem die grünen Litewken doch eigent­lich noch geradezu als Schönheitsflecke gelten können?! Zu einem Lande, wo die Professoren die geistige Autarkie und die ideologische Inzucht betreiben und wo ein ganzes Schrifttum daran ist, nachzuweisen, daß die ewigen Menschenrechte, die den Trapper am Orinokko doch genau so angehen wie die Telephoneuse in Bordeaux   oder den Sänftenträger in Kalkutta  , ausgerechnet von einem gewissen Piefke abgeschafft worden sei und daß das Ende des Libera­lismus in der Sitzung der PO. unter dem Vorsitz von Pg. Rosenberg definitiv beschlossen wurde. Lieber tausend schikanöse Zollsergeanten als ein deutscher Professor! Das möchten wir uns doch von dem Engländer ausgebeten haben.

F. E. Roth.

BRIEFKASTEN

Sehr Besorgter". Ihre Vermutung ist richtig: E. B., die übri­gens freigesprochen wurde, entstammt der Ihnen bekannten Familie. Koloman Wallisch  . Am 15. Dezember ist ein Buch erschienen, das jeder lesen wird. Paula Wallisch  : Ein Held stirbt." Die Frau des großen Kämpfers der österreichischen Arbeiterbewegung Koloman Wallisch   schildert in erschütternder Weise das Leben, die Kämpfe und den Heldentod ihres Mannes. Das Buch umfaßt außer 260 Seiten Text noch 16 Bildseiten mit interessanten Fotos. In Ganzleinen ge­bunden mit farbigem Schußumschlag auf Holzfreiem Papier   gedruckt, Preis RM. 4,20. Bestellungen vermittelt die Verwaltung Der Kampf", Prag   2, Lüzowova 37.

O. Amsterdam  . Sie stellen uns einen Brief aus dem Reiche zur Verfügung, dem wir diese Stellen entnehmen: Der riesenhafte Aufschwung der Rüstungsindustrie hat zu einem Mangel an Fach­arbeitern geführt. Arbeitslose Dreher und Schlosser gibt es nicht mehr. Die ehemals entlassenen Marristen sind ausnahmslos wieder eingestellt worden. In einem Falle hat eine Firma sogar einen Konzentrationshäftling zurückgefordert und auch erhalten! Dabei wissen die Firmeninhaber sehr genau. daß sich die weltanschauliche Einstellung dieser Arbeiter nicht geändert hat. So fennen wir einen Fall, daß ein Arbeiter in seinem Spind ein Bild von Karl Seve ring angeheftet hatte. Aus einer Ueberschrift einer gleichgeschalteten Zeitung schnitt er sich die ursprünglich für Hitler   bestimmten Worte Unser Führer" und klebte diesen Ausschnitt unter das Bild. Der Bergang sprach sich im Betrieb herum. Niemand forderte, daß er es abmache. In einem andern Fall ist den einstigen Marristen bei der Einstellung gesagt worden, man wisse, wes Geistes Kind sie seien. Man verlange von ihnen auch kein Seil Hitler  ". Nur von eigener Tätigkeit politischer Art sollten sie sich freihalten und sich den NSBO.- Leuten nicht gerade auffällig machen."

Nr. 8", Wir danken für Ihre interessanten Mitteilungen über Stimmung und Arbeit in den von Ihnen beobachteten Betrieben: ,, Vertrauensräte sind meistens die alten NEVO.- Zellenführer ge­werden, also die arbeitsrechtlich ungeschultesten Trottel. Ansehen haben nach wie vor allein die alten Betriebsfunktionäre der Ge­werkschaften. Bei einer Firma fam es vor, daß eine Mitteilung des Vertrauensrates von der Belegschaft wegen ihrer Unsinnigkeit mit großem Gelächter aufgenommen wurde. Der Vertrauensrat bet dann den ehemaligen Betriebsrat, ihm vor der Belegschaft Ge­hör zu verschaffen. Um den Gegensatz zwischen einst und jetzt zu unterstreichen, geben die alten Betriebsfunktionäre jederzeit Aus­tunst in arbeitsrechtlichen und sozialpolitischen Dingen und er­weisen sich als achtenswerte Kollegen. In jedem Falle einer unjo­zialen Anordnung der Arbeitgeber wird der Vertrauensrat in die 3widmühle genommen und gedrängt, zum Betriebsführer zu gehen. Und jeder Mißerfolg reduziert seine Geltung und steigert das An­schen des alten Betriebsrates." Kerle wie Ihr sezen sich auf die Dauer immer durch!

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Illegal". Sie berichten uns unter anderm: In einem Stan­dartenbefehl der SA. in Hannover   wurde gefordert, die Angehöri­gen der Standarte hätten bis Januar in der neuen feldgraubrau­nen Uniform feldmarschmäßig zu sein". In einem Standarten­befehl der A.- Standarte in Misburg heißt es wörtlich: Am 14. Januar marschbereit." Uebereinstimmend aus mehreren Arbeits­lagern Niedersachsens   wird von Vorträgen der Gauschulungsleiter berichtet, in denen folgende Säße vorkamen: Im Januar ist der Zeitpunkt gekommen, wo jeder Arbeitsmann zeigen kann, daß er bis zum letzten Blutstropfen hinter dem Führer steht." In einem Hannoverschen Standartenbefehl der SS. wird die SS. für den Kriegsfall als erste Linientruppe bezeichnet. Darüber herrscht unter der Führung große Unruhe. Sie behauptet, die S. sei nicht felddienstfähig; der Arbeitsdienst schieße viel besser." Den legten Sazz halten wir für absolut richtig. Der Arbeitsdienst liefert aus­

gezeichnete Truppen, die nach kurzer Ergänzungsausbildung gute Pioniere oder Infanteristen sein werden.

Aus Bremen   schreibt man uns: Anläßlich der Schillerfeiern wurde in Bremen   Don Carlos" aufgeführt. Eine Reihe Stellen waren bös zusammengestrichen. Es waren mehr Kenner des wirk­lichen Textes im Theater, als gemeinhin anzunehmen war. Und bei jeder oder fast jeder Stelle einer Korrektur der Regie fühlte man vine allgemeine Unruhe im Theater. Als aber dann gar die groze Szene zwischen Philipp und Marquis Poja kam und der Satz Sir, geben Sie Gedankenfreiheit!" ausblieb, weil auch er gestrichen war, jetzte ein orfanartiger Beifall ein, der minutenlang anhielt und denen demonstrativer Charakter nicht zu verkennen war. Auch die Honoratoren der Partei und des Staates empfanden die Demonstra= Der tion und verließen das Theater während der Vorstellung." Knabe Don Karl fängt an, mir fürchterlich zu werden. S. R., Brüssel. Auf einer Reise in Württemberg   baben Sie aut einer Schlosserei diesen Spruch gelesen:

Wenn nur an jedes lose Maul Ein Schloß müßt angehängt werden, Dann wäre die edle Schlonerkunst Die beste Kunst auf Erden."

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Ihr Vorschlag ist, allen Gerüchtemachern" im Reiche ein Mund­schloß zu verpassen, da dadurch ein riesenhafter neuer Wirtschafts­aufschwung zu erzielen wäre. Mag sein, aber es blieben faum noch genügend Deutsche   übrig, um die Schlösser anzufertigen und den andern anzubringen, denn Gerüchte verbreitet und glaubt drüben jeder,

Literatur

Ruth Rewald  : Janko, der Junge aus Mexifo". Sebastian­Brant- Verlag, Straßburg  . Auslieferung: Editions du Carre­four, Paris.  ( 175 Seiten gebunden, mit einer dreifarbigen Umschlagszeichnung und zahlreichen Textillustrationen von P. Urban.) Preis: 15 ffr., 1,50 ft., 3 sfr., 20& c.

Der kleine Janko wird sich im Sturm die Herzen der Jugend er­obern. Nicht nur weil er ein frischer und mutiger Kerl ist, an dem alle ihre Freude haben. Janko ist ein Ausreißer. Er läuft von der merikanischen Hazienda, wo Verwandte den elternlosen Jungen beherbergen, davon, als er merkt, daß man ihn nicht gern sieht, flieht in einsamen Nächten durch den Busch, verdient sich als Schuhpuzer und Zeitungsverkäuser schwer genug oft seinen Lebensunter­halt. Hunger und Kälte friegen ihn nicht unter. Er behält den Kopf oben, schlägt sich durch nach Neuyork, wird schließlich nach Europa  mitgenommen. Janko, der Ausreißer, fommt zum erstenmal in eine Schule. Wie er sich auch hier gegen alle Widerstände durchzusetzen weiß, ein guter Kamerad feiner Kameraden wird, das alles erleben die jungen Leser mit Begeisterung mit.

Aber Janko ist nicht nur ein Ausreißer, er ist durch die Tücke des Gesetzes staatenlos. Wie der staatenlose Janko sich mit den ihn verfolgenden Aktenbündeln herumschlägt und doch zu seinem Ziel zi fommen weiß, das ist eine Frage, die für viele tausend Kinder in der Welt von Bedeutung ist.

In der Sprache der Jungen geschrieben, wird dieses Buch von Ruth Rewald  , deren Erstlingswerk Müllerstraße" bei Gundert in Stuttgart   erschienen, ihre großen Fähigkeiten als Jugendschrift­stellerin bewies, bei allen Jugendlichen begeisterte Aufnahme finden. Alle Eltern fönnen dieses spannende Abenteuerbuch ohne Bedenken in die Hände ihrer Kinder geben, denn die Schicksale Jankos, des Jungen aus Mexiko  , zeigen die Unvernunft von Rassenhaß und Nationalismus.

Für den Gesamtinhalt verantwortlich: Johann Big in Dud weiler; für Inserate: Ctto Kuhn in Eaerbrüden. Rotationsdruc und Verlag: Verlag der Volfäftimme GmbH., Saarbrüden 3, Schüßenstraße 5.- Echließfach 776 Saarbrüden.

Gestern noch wurden die Siege der Arbeits­schlacht stolz verkündet, und heute wächst die Arbeitslosigkeit.

Fragen über Fragen wirft die Wirtschafts­politik Adolf Hitlers   auf. Sie ist ein Kampf, dessen Erfolg die wenigsten klar sehen, ein Kampf, der über das tägliche Brot des deut­ schen   Volkes entscheidet. Und zugleich über die Dauer des Hitler- Regimes mitentscheidet.

Warum Arbeitsbeschaffung? Wem soll die Wirtschaft dienen? Ist Hitler   Freund der Bauern? Das Geheimnis der Arbeitsbeschaffungswechsel? Warum ist die Währung fest? Zwangswirtschaft oder Planwirtschaft? Was hat Schacht geleistet? Gibt es Auswege aus der heutigen Wirt­schaftslage? Rettet der Erfindergeist Hitler? Was sind Kompensationsgeschäfte? Wohin muß der Weg Hitlers   führen?

Ueber all diese Fragen, die jeden angehen. gibt die Schrift, die jeden interessieren wird, eine Auskunft, die jeden überzeugen muẞ:

So ging die ARBEITS­SCHLACHT

vecloren

Erhältlich in den

Preis 3,- Fr.

VON DR. NORBERT MÜHLEN

SAARBRÜCKEN NEUNKIRCHEN  SAARLOUIS  

Buchhandlungen der Volksstimme GmbH., GUTY