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JANUAR
Flaggen verboten!
Bis nach der Abstimmung
Nach einer Mitteilung der Abstimmungsfommiffion haben sich gemäß ihrer Anregung mit der Einstellung jeder Werbe- und Agitationstätigkeit in der Zeit vom 23. bis 27 Dezember die Arbeitsgemeinschaft zur Wahrung saarländischer Interessen", die Landesleitung der Deutschen Front", der Deutsche Volksbund für christliche soziale Gemeinschaft", die„ Einheitsfront" und die Saarländische Sozialistische Partei" und die„ Saarländische Wirtschaftsvereinigung" einverstanden erklärt.
Ferner fündigt die Abstimmungskommission eine Verordnung an, die jedes Flaggen vom 23. Dezember 1934 bis zur amtlichen Verkündung des Abstimmungsergebnisses verbietet. Unter Flaggen ist das öffentliche zeigen aller Flaggen und Wimpel, welcher Nation sie auch angehören mögen, und im allgemeinen aller Fahnen oder Symbole politischer oder religiöser Art zu verstehen, die in irgendeinem Zusammenhang mit der Volksabstimmung stehen könnten.
Diese Flaggenverfügung ist von größer Bedeutung. Bisher hatte das Eaargebiet alle Augenblicke eine von der deutschen Front" befohlene Flaggendemonstration, deren Durchführung vom schärfsten Terror begleitet war. Unzählige flaggten aus reiner Angst vor der nachbarlichen Ueberwachung und unter dem Druck des braunen„ Blockwarts". Es ist gut, daß es jetzt damit bis zur Verkündung des Abstimmungsergebnisses ein Ende hat.
Die Verteilung der Polizeifruppen
Havas meldet: Die Verteilung der internationalen Streitfräfte im Sargebiet ist nun endgültig festgesetzt. Sie stieß auf eine Anzahl materieller Schwierigkeiten, die schließlich beseitigt werden konnten. Diese Verteilung stellt einen Kompromiß zwischen den militärischen Anforderungen und den Bedürfnissen der Zivilbevölkerung dar. Die internationalen Streitkräfte werden folgendermaßen verteilt: Die englischen Truppen haben für die Aufrechterhal= tung der Ordnung in Sarbrücken und in den an Deutsch land grenzenden Ostgebieten zu sorgen; die italieni = schen Truppen werden hauptsächlich den Gegenden zuge= teilt, die sich gegenüber dem französischem Gebiet befinden; die schwedischen und holländischen Kontingente werden hauptsächlich im Zentrum des Landes und im Nordwesten des Landes verteilt.
Clemenceaus Saariranzosen
In der„ Saar- Volksstimme" wird heute ein Schreiben veröffentlicht, das am 10. April 1919 an Clemenceau gerichtet wurde und das 80 Prozent der Einwohnerschaft unterschrieben hatte. Das Schreiben hat folgenden Wort
laut:
„ Herrn
Ministerpräsident Clemenceau
Wir Unterzeichnete wenden uns hiermit an den Herrn Ministerpräsidenten Glemenceau mit der Bitte, dafür ein: zutreten, daß wir möglichst bald der fran= zösischen Republik als gleichberechtigter Bestandteil angegliedert werden. Geschichtlich haben wir seit jeher zn Lothringen gehört und auch geo: graphisch sind wir nicht von ihm zu trennen. In Sitten und Gebräuchen sind wir mit ihm stammverwandt und wirtschaftlich binden uns unzertrennliche Bande. Die preußische Verwaltung war uns stets ver: haßt und besonders in diesem Kriege hat sie an uns schwer gesündigt, ohne daß uns bisher Sühne geworden ist. Judem wir hoffen, daß uns Frankreich Gerechtigkeit bringen wird, wiederholen wir unsern Herzens: wunsch Franzosen zu werden, und bitten, uns unsere Gefangenen zurücksenden zu wollen.
Ittersdorf, den 10. April 1919."
Dieses Landesverräterische Schreiben ist natürlich von Leuten unterzeichnet, die heute in Ittersdorf die Wortführer der braunen Front find. So findet man dort Sie Unterschrift eines Peter Donnevert, der Führer der " deuschen Front" in Jttersdorf ist.
Zum großen Programm der Volksfront
Die sozialistisch- kommunistische Volksfront im Saargebiet hat ein Programm, nach dem Siege" veröffentlicht, das von politischer Vernunft und fluger Mäßigung zeugt. Wie auch die weitere Entwicklung an der Saar sein möge, wird dieses Programm dokumentarischen Wert behalten, meil es Linien gemeinsamer Arbeit zwischen der Sozialdemokratie und den Kommunisten aufzeigt, und zwar auf einer Basis, die man bis vor kurzem noch nicht für möglich halten durfte. Es ist ein Programm sozialistischer Real- und Gegenwartspolitik, durchaus auf die Bedürfnisse des Gebietes abgestellt, um das gekämpft wird und ohne jeden Versuch, an sich große Ziele, die in anderen und vielgestaltigeren Ländern der Erde angestrebt werden, auf das sehr begrenzte Territorium an der Saar zu übertragen.
Soweit wir sehen, nimmt nur ein gleichgeschaltetes Blatt an der Saar zu dem Programm der Volksfront Stellung: die früher katholische, jetzt Hitlerische Landeszeitung". Diesem Blatte hat es besonders mißfallen, daß das sozialistische Einigungsprogramm ein starkes Befenntnis zum Deutschtum, zur deutschen Sprache und zur deutschen Kultur ablegt und sich für die Freiheit der firchlichen Einrichtungen und religiösen Bekenntnisse verbirgt. Statt daß man sich über diese programmatische Festlegung freut, die größere Bedeutung gewinnen kann, als Kurzsichtige heute ahnen, wird an diesen Sätzen des Programms herumgedeutelt und herumgemäfelt. Dabei sind jene Bekenntnisse für den deutschen Sozialismus durchaus nichts Neues, denn sie entsprechen der großen Tradition der deutschen sozialistischen Arbeiterbewegung von Ferdinand Lassale bis August Bebel und finden sich auch im Erfurter Programm, auf das sich noch lange nach den Spaltungen die verschiedensten Richtungen des marxistischen Sozialismus berufen haben.
Gerade ein früher fatholisches Blatt sollte wissen, daß es den Marristen mit ihrer Toleranz gegenüber allen religiösen Befenntnissen und ihren organisatorischen Formen stets ernst gewesen ist. Dafür liegen historische Beweise vor. Obwohl die Sozialdemokratie in den letzten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts faum von einer Partei so gehässig befämpft wurde wie vom Zentrum und obwohl die katholische Kirche in ienen Jahrzehnten jeden Sozialdemokraten von den heiligen Sakramenten ausschloß, hat sich niemals ein sozialdemokratischer Parlamentarier für die Unterdrückungspolitik gegenüber dem Ratholizismus hergegeben. Die Sozialdemokratie hat stets und ständig gegen alle Kulturkampfgeieße gestimmt, auch gegen das Jesuitengesetz. Wenn die Herren der„ Landeszeitung" jene Parlamentsdebatten nachlesen, menn ſie die Geschichte des religiösen und politischen Katholizismus studieren, werden sie mehr als einmal auf Säße anstän= diger katholischer Gegner der Sozialdemokratie stoßen, die dieser Partei Anerkennung für ihre verständige und ritterliche Haltung in den Kulturkämpfen des alten Reiches nicht versagen.
In den Zeiten der Republik aber haben Katholiken= führer, die gerade die Kultur politik zu ihrem Arbeitsgebiet gemacht haben, immer wieder die Toleranz der Sozialdemofratie gegenüber den religiösen Fragen unterkannt. Wenn die„ Landeszeitung" mit ihrem einstigen Katholizismus auch das vergessen haben sollte, wird ihr gewiß ein Mann wie der in Deutschland noch lebende Reichskanzler a. D. Wilhelm Mary, immer noch im Katholizismus ein führender Mann, das Gedächtnis schärfen können.
Ganz entsetzt ist die„ Landeszeitung", daß die Volksfront auch ein Hochschulwesen für das selbständige Saarland austrebt. Das scheint ihr die reine Utopie zu sein. Als wenn nicht wesentlich kleinere deutsche Staaten, das Großherzogtum Sachsen- Weimar um Beispiel, ihre Universität gehabt hätten, und dabei konnten sich diese deut schen Duodezstaaten an wirtschaftlicher Bedeutung und an Wohlstand keineswegs mit dem Saargebiet messen.
Woher die Kosten nehmen? Nun, wenn dem Saarland der mehrtausendföpfige braune Hitlerbonzenschwarm erspart bleibt, der es kahl fressen wird, dürfte für manche fulturelle Aufgabe Geld übrig bleiben.
Was nun die sozialen Reformforderungen des Programms angeht, so höhnt die„ Landeszeitung", daß weder der Völkerbund noch die französischen Gruben etwas bewilligen würden. Die Marristen werden auch kaum darauf rechnen, daß man ihnen in Genf und Paris so ohne weiteres entgegenkommen wird. Die Arbeiter, Angestellten und Beamten haben jahrzehntelang ihre Erfahrungen mit Stumm, Hilger, Röchling und dem Berliner Fiskus ge= macht, um sich keinen Illusionen hinzugeben. Sie rechnen lediglich mit ihrer eigenen wirtschaftlichen und politischen Kraft. Die fönnen sie aber in einem freien Saarlande frei einsetzen, während sie unter einer nationalsozialistischen Diftatur zu elenden Heloten entmachtet sind.
Jeder Kongoneger, jeder Zulufaffer hat doch gegenüber seinem Häuptling oder den fremden Kolonialherren mehr Rechte und Freiheiten als ein Deutscher gegenüber dem diktatorischen Bonzenflüngel, der willkürlich und unverantwortlich in Deutschland haust.
Die Boltsfront verspricht nicht leichtfertig, nie die Landeszeitung" lügt, sondern stellt sachliche Forderungen und reale Ziele auf, die früher oder später von freien Staatsbürgern verwirklicht werden können, aber unerreichbar bleiben müssen in einem Lande, das, wie das dritte Reich". jede selbständige Regung der breiten Volksmassen mit der Staatswaffe unterdrückt.
Weil die Volfsfront diesen Zustand als unwürdig und undeutsch empfindet, ruft sie die Saarländer zum Kampie für ein freies Deutschland auf, dessen erste Bastion an der Saar errichtet werden wird.
Auch steht in der Liste ein gewisser Reinhard Schy, Hitlerismus
einer der tonangebenden in der sogenannten deutschen Front". Nennt seine Gegner nur„ Gesindel und Faulenzer" und da er 1919 nicht nur sich selbst( woran gewiß nichts verloren gewesen wäre!), sondern auch sein Heimatland an Frankreich bringen wollte, sucht er die Status- quo- Anhänger hinter der Hecke. hinter der er selbst gelegen hat und be= hauptet, ihre Arbeit für Freiheit gegen Hitler geschähe nur für Frankreich "! Alle Augenblicke baumelt bei ihm die Fahne mit dem Hungerkreuz aus dem Fenster.
Jetzt wissen wir nun endlich, wie Elemenceau dazu kam, von 150 000 Saar- Franzosen zu behaupten. Das Stichwort haben dazu anno 1919 die Verräter an der Saar gegeben, die heute in der Hitler- Front fizzen. Eine fchöne Kumpante. Wir gönnen sie dem„ Saarfommissar" Bürcel von Herzen. Er achört doch, wie es scheint, auch zu ihnen. Nicht wahr, Bürcel, Sie können uns doch auch so manches aus Ihrer Separatisten- Vergangenheit in der Pfalz erzählen?
Der Papst und der Saarkampf
( Von unserem Korrespondenten.)
Im Saarfampf ist die Haltung des Heiligen Stuhles von größter Bedeutung. Wir wissen, daß mit Rücksicht auf die Situation der Katholiken in Deutschland die Lage des Papstes sehr delikat ist. Immerhin sind aber mancherlei tehr deutliche Anzeichen dafür vorhanden, daß der Vatikan es begrüßen würde, wenn die saarländischen Katholiken sich für den Status quo entscheiden würden, zumal jezt, wo ihnen durch den Völkerbund die Möglichkeit einer späteren erneuten Abstimmung zugejagt worden ist. Der Sonderberichterstatter in Rom des„ Matin", eines gut fatholischen Blattes, Stephane Pauzanne, weiß über die Haltung des Papstes in der Saarfrage interessante Mit teilungen zu machen.
Lauzanne fennt die schwierige Stellung des Papstes. In der Saarirage molie dieser sich völlig neutral verhalten. Aber es je nicht unmöglich, es ier jogar wahrscheinlich, daß die geheimen Wünsche des Heiligen Stubles dem Status quo galten, denn die Kirche, der die Sorge für die geistlichen Interesen obliege. habe sich nicht über die Art be. flagen fönnen, in der diese Interessen im Laufe der letzten 15 Jahre, wo das gegenwärtige Regime am Ruder sei,
Beachtung gefunden hätten. Der Heilige Stuhl versage es sich, diesen Wunsch deutlich auszusprechen, und er wolle auch nicht, daß man dies in seinem Namen tue. Mit um fo größerem Recht dulde er nicht, daß man es so dar= stelle als habe er irgend welche Verpflich tungen hinsichtlich einer anderen Lösung auf sich genommen der der etwaigen Rückgliederung der Soar an Deutschland . Erst am letzten Montag habe das Blatt des Vatikans der„ Osservatore Romano " hierüber ein Dementi veröffentlicht, das von einer starfen Schroffheit und deutlichen Klarheit sei.
Monsignore Panico, der der außerordentliche Gesandte und direkte Vertreter des Heiligen Vaters im Saargebiet fei, habe eine ganz klare Minion zu erfüllen; er erfülle fie ebenso mit untadeliger Gemtjsenheit wie mit unbeugsamer Wachsamfeit: er wache darüber, daß jeder katholische Wähler am fommenden 13. Januar in voller Frei heit sich entscheiden könne, wie es ihm sein Gewissen vor: schreibe, und er wache darüber, daß feinerlei Drud von geistlicher Seite auf ihn ausgeübt werden könne.
In seiner ganzen Hoheit bedeute das die Anwendung des gewaltigen Gesetzes der Unabhängigkeit bei Richtern, die ihren Urteilsspruch fällen ipllen
gegen Katholizismus
So viel Falschheit im einzelnen auch unterlaufen mag, auf den römischen Mythus als Achse alles Geschehens bezogen, ist das römische Handeln nur folgerichtig und sentimentalem Moralisieren enthoben..., denn das Christentum" gibt es ebenso wenig, wie es die Wirtschaft",„ die Politit" als Maßstab an sich gibt. Das eine wie das andere, ist ein Mittel, um bestimmt eingestellten Seelen an dem Mythus der Stellvertretung Gottes auf Erden zu binden. Wie die zeitweiligen Losungen zu lauten haben, ist eine Frage der Zweckmäßigfeit, der zentrale Mythus bestimmt alles übrige. Sein rest= loser Sieg würde bedeuten, daß eine Priesterfaste über einen Milliardenhaufen von Menschen herrscht, der rassenlos, willenlos, als kommunistisch gegliedertes Gemeinwesen sein Dasein als Geschenk Gottes, ver mittelt durch den allmächtigen Medizinmann, betrachtet. So etwa, wie es einst die Jesuiten in Paraguay durchzuführen versucht hatten.
Diesem rasse- und persönlichkeitslosen System dienen heute noch Millionen, ohne es zu wissen und zu begreifen...
In Chicago fand der große Eucharistische Kongreß statt, an dem„ Katholiken" aller Rassen teilnahmen. Den Niggern gehört in Chicago eine große Kathedrale und ein schwarzer Bischof zelebrierte dort die heilige Messe! Das bedeutet, 3üchtung jener Bastarderscheinungen, die in Merifo. Südamerika , in Süditalien zu beobachten sind für alle Erdteile. Hier gehen Rom und Judentum Arm in Arm.
Alfred Rosenberg , der vom Führer und Reichskanzler mit der weltanschaulichen Erziehung der Nation beauftragte Theoretiker des Nationalsozialismus in seinem Buche Der Mythus des 20. Jahrhunderts". Eine Wertung der seelisch- geistigen Gestaltenkämpfe unsere Zeit, 13.- 16. Auflage, Seite 469/70.
Das Buch ist von der nationalsozialistischen Regierung allen Lehrerbibliotheken als geeignet empfohlen und in vielen Fällen auch katholischen Büchereien zwangsweise eingegliedert worden.