JANUAR

FürDEUTSCHLAND gegen HITLER

540 000 Einschreibebriefe

Die Gemeindeausschüsse der Abstimmungsfommission ver­senden ab 20. Dezember die Abstimmungsausweise unter Einschreiben gegen Rückschein. Die Empfangsberechtigten müssen den Empfang der Briefe auf dem Rückschein an der hierfür vorgesehenen Stelle anerkennen; dabei ist anzugeben der Wohnort, Tag, Monat und Jahr der Aushändigung sowie die Namensunterschrift des Empfangsberechtigten, z. B. Riegelsberg, 23. Dezember 1934 Namensunterschrift

Die Zustellung der 540 000 Abstimmungsausweise fällt in die verfehrsreiche Weihnachts- und Neujahrszeit, in der die Zusteller ohnehin stark belastet sind. Damit das Zustell­geschäft sich möglichst glatt und reibungslos abwickelt, bittet die Post, die Empfangsbescheinigung in der oben angegebenen Form niederzuschreiben und mitzuhelfen, daß die Zusteller nicht unnötigerweise aufgehalten werden.

Heraus mit Ernst Braun!

Die antifaschistischen Organisationen haben an die Regierungsfommission folgendes Schreiben gerichiet:

Wir erfahren soeben, daß zwei junge Saarländer Ernst Braun und Heinrich Bartsch gestern an der reichs­deutschen Grenze von der Geheimen Staatspolizei der Hitler - Regierung verhaftet worden sind. Die beiden jungen Saarländer , die keineswegs die Absicht hatten, die Grenze zu überschreiten, hatten sich auf ihrem Wege verirrt und einen Zollbeamten um Rat gefragt. Dieser zeigte ihnen cinen falschen Weg, so daß sie nach Dunzweiler famen. Dort wurden sie verhaftet und nach Waldmohr gebracht.

Die Verhaftung stellt einen schweren Rechtsbruch seitens der Reichsbehörden dar. Die werftätige Bevölkerung des Saargebietes ist über das Schicksal der beiden Verhafteten auf das Höchste beunruhigt, da zu befürchten ist, daß Ernst Braun und Heinrich Bartsch, die als Anhänger der Status: auto- Bewegung bekannt sind, den schlimmsten Repressalien ausgesetzt werden.

Die unterzeichneten Organisationen, Redaktionen und Einzelpersonen ersuchen im Namen ihrer Mitglieder und im eigenen Namen die Regierungsfommission sofort bei der Reichsregierung alle nur möglichen Schritte einzu­leiten, um die Freilassung der Verhafteten zu erreichen sowie freies Geleit für ihre Rückkehr ins Saargebiet zu erlangen.

Unterschriften:

Sozialistische Arbeiter- Jugend,

Rote Hilfe Saar( Johann Hen),

Kommunistischer Jugendverband ,

Sozialdemokratische Landespartei Saargebiet( Braun), Kommunistische Partei Saargebiet( Sommer),

Deutscher Arbeitnehmer- Verband Saargebiet,

Zentral- Verband der Angestellten Saarbrücken ,. Redaktion der

Volksstimme",

Redaktion Grenzland",

Redaktion" Arbeiter- Zeitung .

,, Neue Saarpost",

" Deutsche Volkszeitung",

Touristen- Verein Die Naturfreunde", Landesverband

Naturfreunde- Jugend.

[ Saar ,

Wie es im Saargebiet zugeht

Man wird im Saargebiet, auch bei den Abstimmungs­behörden, mit Interesse Kenntnis nehmen, wie im Reiche über die Saar berichtet wird. Entsprechend be­arbeitet kommen am 13. Januar 50 000 Abstimmungs­berechtigte an die Saar , um über Fragen und Verhält­nisse zu entscheiden, von denen sie keine Ahnung haben.

Greuelbrief aus der ,, Deutschen Front"

Eine Pforzheimerin, die seit zwanzig Jahren hier wohnt, hat aus ihrer saarländischen Heimat einen Brief ihres Bruders erhalten, den sie uns zur Verfügung stellte. Der Bruder, ein einfacher Arbeiter, fündigt ihr seinen Be­such zu Weihnachten an und schreibt weiter, daß er gerne vorher gekommen wäre, daß er seine Reise aber verschiebe, weil er nach jahrelanger Arbeitslosigkeit jetzt noch vor Weihnachten sichere Aussicht auf eine Stellung habe. Dann kommen folgende bezeichnende Sätze, die die Lage unserer vom Emigranten- und Separatistengesindel terrorisierten Volfsgenossen an der Saar schlaglichtartig beleuchten:

Du glaubst gar nicht, wie es hier zugeht. Schlimmer wie im Krieg. Durch die Emigranten nämlich, die möch= ten unbedingt haben, daß die Franzosen einmarschieren fönnten. Das wäre ein Fressen für die Hunde, da könn= ten sie plündern und ihre Raubzüge ausführen. Man fann ja nachts um 10 Uhr nicht mehr ruhig ausgehen, ohne sich nach allen Regeln der Kunst vorzusehen. Denn gehst Du in einer dunklen Straße, so sind gleich drei bis fünf bei Dir und bauzen Dich an, und sagst Tu etwas, dann schlagen sie Dich nieder und flüchten."

Braucht es einen klarenen Beweis, wie es die Schützlinge

Andrang nicht gerecht werden können. In den Kreisen der fremden Siedler" im Saargebiet, die einst eine fette Futterkrippe oder sonstige günstige" Auspizien dorthin lockten, spricht man nicht mehr von Seßhaftigkeit und Heimatgefühlen, wie all die Jahre vorher. Heute greift man zum Kursbuch und hält sich französische Wohnungs: anzeiger.

Der Versailler Vertrag hat bei seiner menschenfreund­lichen" Einstellung dafür gesorgt, daß den Herren der Re­gierungskommission für ihre langjährige gutbezahlte Tätig­feit eine angemessene Entschädigung zuteil wird und diejenigen Beamten, die nicht ein Anrecht auf eine Pension haben, werden Summen mitnehmen, die an Groß­zügigkeit nichts zu wünschen übrig lassen, was ja verständ­lich ist, wenn man bedenkt, daß saarländische Steuergelder dazu verwandt werden. Will man mit diesen Summen vielleicht die Selbst überwindung bezahlen, die die Angehörigen der Regierungs­fommission foſtete, um auf Grund ihrer neutralen Tätig feit mit den Separatisten zusammenzuarbeiten?

es

Wir gönnen jedermann seinen verdienten Lohn, auch der Regierungskommission. Es ist nur eigenartig, daß gerade diese Behörde, die so viel eifrig auf aftenmäßige Unter­lagen legte, zur Zeit eifrig damit beschäftigt ist, ihre Aften abzutransportieren und zu vernichten. Man sollte doch eigentlich meinen, daß gerade sie Wert darauf legen sollte, diese Belege ihrer überparteiischen Arbeit vorzu= weisen, wenn sie sich anschickt, die Belohnung dafür ein­zufassieren. Auch bei der französischen Bergwerksdirektion ist der Abbruch in vollem Gange. Kurzfristige Aufträge, Verkauf von Häusern, die im Besitz der französischen Grubenverwaltung sind( zahlbar bis Januar 1935!), Be­wegungen an der Zollgrenze beweisen dies, praktische Inter­pretationen des noch immer von verschiedenen französischen Blättern vertretenen ,, Status- quo- Gedankens". Die

des Herrn Knox in einem deutschen Land treiben? Wir Pforzheimer grüßen den Briesscheiber und rufen ihm zu: Die Knechtschaft dauert nur noch kurze Zeit! Noch 38 Tage sind es bis zur Abstimmung, die die Saar wieder frei macht! Pforzheimer Anzeiger vom 7. Dezember. Futterfrippe schwindet, man wird sich mit dem Gedanken abfinden müssen. Die Emigranten und Saar­separatisten haben dies vorsichtshalber schon einige Monate früher getan. Vielleicht werden sie jetzt dazu übergehen, ihren ehemaligen Beschüßern für ihren Abzug Möbelwagen zu Freundschaftspreisen" zu vermieten. Westfälische Landeszeitung", Nr. 345.

,, De Futterkrippe schwindet"

Im Saargebiet hat das große Rennen nach Möbelwagen begonnen. Die Speditionsfirmen stehen vor großen Tagen, und es ist fast zu fürchten, daß sie dem

Brief aus der Tschechoslowakei ,, Kann da überhaupt ein Zweifel sein"?

Einem Brief eines Freundes aus der Tschechoslowakei entnehmen wir diese bemerkenswerten Stellen:

,, Sie können sich denken, wie uns hier die Westland"- Grenzland"-Affäre interessiert hat. Es gelang uns, die be­treffenden Nummern beider Blätter hier zu kaufen, und wir waren hell begeistert über den Elan, mit dem dieser Schlag von dem kleinen Fähnlein der sieben oder sind es nur sechs?- Aufrechten pariert wurde. Donnerwetter, wenn

in Eurem Lager solch ein Schwung möglich ist, dann muß

es einfach gut gehen. Der Völkerbund hat doch zweifellos

Wo der Saarkommissar regiert diesmal seine Pflicht getan und eine eindeutige Varole er­

Aus Bürckels Reich

Man schreibt uns aus der Pfalz : Die Stimmung gegen­über dem Naziregime ist so stark abgeflaut, daß man ohne Uebertreibung behaupten kann, es steht nur noch eine Min­derheit von Fanatikern oder Nutznießern dahinter. In einer Bauernversammlung unseres Ortes kam es fürzlich zu stür­

mischen Szenen.

Ein nen angestellter Bonze aus der Stadt versuchte den Bauern klar zu machen, daß es zur Bestreitung der Kosten der. Milchzentrale nötig sei, sechs Pfennig pro Liter Milch als Unkostenbeitrag abzuziehen. Da schrien die Bauern: Was verstehst denn Du von Landwirtschaft? Du hast ja gar keine Ahnung von Kühen und ihrer Fütterung, wir brauchen keine von unserem Geld bezahlte Bonzen ujm." Der Vor­fizzende klingelte und bat immer eindringlicher um Ruhe, damit der Redner sprechen könne. Dann ging es umso hef­tiger los.

Ein Bauer rief: Man wird doch noch seine Meinung sagen dürfen." Ein anderer rief: Die wollen heute allein reden und wir sollen uns alles gefallen lassen." Noch einer rief: Wenn uns früher von der Reichsregierung etwas nicht ge­fallen hat, dann sind wir zusammengekommen und haben einen Protest beschlossen Bari man das jetzt nicht mehr?" Die Unzufriedenheit ist soweit gediehen, daß fürzlich in einem Ort bei Neustadt a. H. nachts Zettel angeklebt wur= den mit starken Beschimpfungen gegen die neuen Machthaber. Es wurden einige Verhaftungen vorgenommen; jetzt noch sitzt ein Bauer.

Die Enttäuschung bei den Weinbauern ist ungeheuer. Man hatte ihnen hohe Richtpreise zugesichert und Absaßgarantie. Praktisch hat sich jetzt herausgestellt, daß der Absatz so schlecht ist wie noch nie und daß für die abgelieferten Mengen fein Geld hereinkommt. Soweit Zahlung geleistet wurde, erfolgte ein Abzug von zwei Reichsmart gegenüber dem Richtsatz. Käufer die früher große Mengen abfuhren, sind bis jetzt vollständig ausgeblieben.

Es sind wiederholt große Mengen Milch sauer zurückge­kommen und Eimerweise zu Spottpreisen an die Arbeiter abgegeben morden. Den Schaden hatten die Bauern.

Sie ist denn auch die Begeisterung der SA. starf abgeflant. In den meisten hier in Betracht kommenden Dörfern sind es kleine Häuflein geworden. Wo es ehemals 60 Leute waren, kommen jetzt höchstens noch 20 zusammen und auch davon möchten sich noch einige drücken, wenn sie nicht durch irgend­melche Umstände gebunden wären. Der Hitlergruß, der bei der älteren Generation nie großen Anklang gefunden hatte, ist fait völlig verschwunden. Auch fanatische Nazis danken mit dem allgewohnten Gruß Guten Tag" usw., wenn sie damit begrüßt werden oder wenn sie Personen begegnen, von denen sie wissen, daß sie den Hitlerarus ablehnen.

diesmal ſeine Pflicht getan und eine eindeutige Parole er

möglicht. Jetzt muß es sich zeigen, ob es noch Deutsch e gibt, die diesen Namen verdienen, oder ob die große Tradition des vorigen Jahrhunderts restlos vertan ist. Ich fanns einfach nicht glauben: Hie deutsch im besten und tiefsten Sinne, hie katholisch mit allem, was dieses alt= geheiligte Wort an Kultur, Geist, an Weisheit und an Frieden der Seele umfaßt, dort... Hitler , SA. und SS., Chiffren, deren wirkliche Bedeutung man nicht einmal kennt.

freilich desto besser den Charakter ihrer Eigner-, kann da überhaupt ein 3 weifel sein für einen denkenden Menschen?! Und nicht einmal Französ­ling können sie Euch schelten, die Parole ist nach Lavals fluger Neutralisierung eindeutig: Nie zu Frankreich , nie zu Hitler , nur zu Deutschland !

Wir denken und sprechen viel über Sic, leben weiter mit Ihnen und können uns sehr wohl in die fieberhafte Kampf­stimmung dieser letzten, entscheidenden Wochen versezzen, von denen so vieles abhängt."

Jugend

das grosse führende Jugendblatt im Kampfe gegen den Faschismus und Krieg ist soeben erschienen. Die Zei­tung gehört in die Hände von hundert­tausenden jungen, Arbeitern, Bauern, Studenten.

EINE KAMPFZEITUNG VON DER JUGEND FUER DIE JUGEND

24 Seiten, reich illustriert, Preis 60 cts., 15 Rappen, 80 Heller. Bei Bestellung von 100 Stück und mehr hohen Rabatt. FORDERT PROBE- EXEMPLARE AN! Verlag« FREIE JUGEND». Saarbrücken , Nauwieserstrasse 48

Ka ho'ischer Priester im Gefängnis Weil er die Wahrheit sagte

Wie der Westdeutsche Beobachter" aus Euskirchen meldet, wurde der Pastor und Präses a. D. Jakob Stüsser wegen Beleidigung des Führers und Verbreitung unwahrer Ge­rüchte zu zehn Monaten Gefängnis verurteilt. Stüsser habe u. a. behauptet, die NSDAP . hätte die Wahl­resultate bei der letzten Wahl gefälscht.

Kitlerismus

gegen Katholizismus Unversöhnliche Gegensätze

Rom hat Jfis, Horus , Jabwe, Platon , Aristoteles , Jesus , Thomas usw. zusammengefnetet und will dieses Sosein dem Dasein der Rassen und Völfer gewaltsam aufzwingen, oder, wo dies nicht geht, durch einschmeichelnde Verfälschungen ein­träufeln, um dieses naturgewachsene Dasein zu verfrüppeln, die seelisch und rassisch Verkrüppelten dann aber unter das ,, katholische" Dach zu sammeln.

Diesem grandiosen, völkervernichtenden Versuch hat sich bis auf heute nur weniges gegenübergestellt, was typen­schaffend gewirkt hat. Der eine Große entsagte der römischen Medizinmannphilosophie, der andere bekämpfte sie für sich, der dritte wandte sich anderen Aufgaben zu. Die systematische Sicherung Europas vor dem weitausgreifend angelegten Angriff ist im großen Maßstab noch nirgends begonnen worden. Das Luthertum ist in diesem Ringen leider ein Mitstreiter Roms troß seines Protestierens", denn die lutherische Rechtgläubigfeit" verschloß sich bisher dem Leben durch den Schwur auf die jüdische Bibel. Es predigte gleich­falls ein Sosein, ohne sich nach dem organischen Dasein zu richten. Heute endlich beginnt ein grundsätzliches Erwachen aus der Gewalthypnose: nicht von einem Zwangsglaubens­satz, dazu noch jüdisch römisch- afrikanischer Herkunft, treten wir an das Leben heran, sondern vom Dasein aus. Wollen wir das Sosein, wie einst Meister Ekkehard es erstrebte, be­stimmen: Dieses Dasein aber ist die rassengebundene Seele mit ihrem Höchstwert, der Ehre und der Seelenfreiheit, der die architektonische Gliederung der anderen Werte bestimmt. Diese Rassenseele lebt und entfaltet sich in einer Natur, die gewisse Eigenschaften weckt und andere zurückdämmt. Diese Kräfte von Rasse, Seele und Natur sind die ewigen Voraus­Segungen, das Dasein, das Leben, aus welchem erst Gesittung, Glaubensart, Kunst usw. sich als das Sosein ergeben. Das ist die letzte, innere Umfehr, der neuerwachende Mythus unseres Lebens.

Alfred Rosenberg. der vom Führer und Reichs­kanzler mit der weltanschaulichen Erziehung der Nation beauftragte Theoretiker des Nationalsozialismus in seinem Buche Der Mythus des 20 Jahrhunderts". Eine Wertung der seelisch- geistigen Gestaltenkämpfe unsere Zeit, 13.- 16. Auflage. Seite 250/51.

Das Buch ist von der nationalsozialistischen Regierung allen Lehrerbibliotheken als geeignet empfohlen und in vielen Fällen auch katholischen Büchereien zwangsweise eingegliedert worden