Milonen an Bonzen und Verbrecher Das deutsche   Volk muß wieder ein Bauernvolk werden!"

Das Volk hungert

Jm Saargebiet wird gegenwärtig ein Flugblatt mit jol­gendem Inhalt verbreitet:

In Deutschland   werden Brotreite gesammelt für die Kin­der der Armen. Dort betteln Minister auf der Straße um einige Groschen für das sogenannte Winterhilfswerd. Armes Deutschland  ! Im Saargebiet aber wird das von den deutschen  Steuerzahlern aufgebrachte Geld nugios verschwendet!

Herr Bürckel   hat für den leeren Zeitungskopf des Westland" mindestens 800 000 Franken bezahlt.

Die Kommunisten haben dem Gestapo  - Agenten Steine bach die nette Summe von 16 000 ranfen abgeknöpft. Der Gentleman- Einbrecher Hilt, ein Judas  , hat den Berrat an seinem Herrn mit 300 000 Franken bezahlt bekommen

Wem nüßt diele Verschwendung? Ueber den Kommunisten­streich und den Herein all bei Westland" lacht die ganze c( t leber die Methoden des Herrn Hilt sind alle anstän= digen Leute im Saargebiet entrüstet. Dilettanten und Abenteuer verpulvern den legten Reit an Devisen und schaden dazu der nationa.en Sache in unerhörter Weise.

Rechnet man hinzu, daß Heir Pirro für Zwecke der deut­schen Front" 600 000 ianten im Monat erhält, so ergibt sich zum Beispiel für den Monat Dezember ein Gesamtbetrag von 1716 000 Franken, die förmlich zum Feniter hinausgeworsen sind. In einem Monat fast 2 Millionen Franken. Multipliziere das mit 12 und du hast einen Bruchteil der Summe, die die braune Bonzenwirtschaft schon heute im Saargebiet verschlingt. Dazu Korruption an allen Ecken. Unterschlagung, Diebstahl, Be­stechung, Fälichungen. die Paragrafen des Strafgesetzbuches reichen nicht aus. um alle Verbrechen zu nennen.

Nicht eingerechnet in dieien Betrag sind die Zuschüsse an

W.e die Landhilfe an der deutschen   Volksgesundheit zehrt

Die Munchener Medizinische Wochenschrift", eine der maßgebenden ärztlichen Fachzeitungen in Deutschland   ist dermaßen gleichgeschaltet, daß die Redaktion in der letzten Nummer( Nr 48 vom 29. November) glaubte, zum Prager Universitätskonflikt noch ein nationalistisches Sonderei legen zu müssen und daß sie in einem von keinerlei' Sachwissen getrübten jaktigen Artikel das tschechische Zigeunervolf" in edlem Sängerwettstreit mit dem ja auch in München   er­scheinenden Völkischen Beobachter" anspuckt. Wir zitieren also sicherlich einen Kronzeugen des dritten Reiches" selbst und zugleich den ärztlichen Fachmann, der es wissen muß, wenn wir darauf hinweisen, was diese Ausgabe der Medizi­nischen Wochenschrift" furz und knapp über die gradezu ver­heerenden volksgesundheitlichen Folgen der Landhilfe, dieses Renommierstückes des Hitlersystems auf sozialem Gebiet. feststellt.

Das Fachblatt jagt:

Die Landfrankenkassen klagen über sinkende Beitrags­einnahmen und steigende Ausgaben. Als Erklärung für diesen eine ungünstige Entwicklung des Jahres 1933 im Jahr 1934 fortseßenden Mißstandes wird die Rückwande­rung aus der Stadt angegeben. Diese arbeitslosen Städter werden auf dem Lande nur ganz gering.cnt­lohnt und zahlen, dementsprechend niedrige Beiträge. Für die Krankenkassen sind sie aber schlechte Risiken wet! ste bei der ungewohnten Landarbeit leich tet erfranfen."

Neben der Behauptung, daß es in Hitlerdeutschland feine Proletarier mehr gebe", spielt im nationalsozialistischen Jargon die andere schöne Weisheit eine führende Rolle, daß die Deutschen   wieder ein Bauernvolk werden" sollten. Damit diese zurückschraubung der deutschen   Entwicklung etwa in die Tage der Elisabeth von Thüringen   oder Heinrich des Voglers schneller sich entwickle, als normalerweise er­wartet werden kann, ist die Vandhilfe Geieß im dritten Reich" geworden. Die Zwangsdeportationen städtischer Er­werbsloser auf das platte Land sind bei fast allen deutschen  Arbeitsämtern in Schwang. den Großbauern sichert nebet Osthilfe, rein agrarischer Zoll- und Preispolitik und dem herrlichen Entschuldungsverfahren diese Hitlersche Formt moderner Sklaverei noch einen Surplusprofit, indem der staatliche Zwang sie auch noch mit Arbeitermaterial ziemli fostenlos versicht. Ani weisen Kosten aber dieser Menschen= handel des dritten Reiches" geb: zeigt oben der medizinische Fachmann Die großstädtischen Industrieproletarier bezah­len das Experiment nicht nur mit ihren Hungerlöhnen, die sogar der gleichgeschaltete medizinische Publizist als solche empfindet, sondern noch dazu mit dem Reit an Gesundheit, den sie sich vielleicht noch durch die Elendsjahre der Weltfrie bisher erhalten hatten Die sozialen Einrichtungen, wie das Krankenkassenwesen, aus ganz anderen soziologischen Ber­hältnissen aufgebaut, geben vor die Hunde; denn bei dem Zustand der Finanzen des dritten Reiches". das von der Borwegnahme ieiner Einnahmen bis etwa 1938 die zwei Jahre seiner Dauer gelebt hat. fann man sich an den fünf Fingern abzählen wie später die Sanierung solcher durch das System banfrott gemachter Kassen aussehen soll.

..Was heißt hier Kameraden?"

die gleichgeimhallese Prejie Dentide toni"... Leber 10 Jahre Dürre as noch 1 Jahr Darrer

"

Saarbrüder Abendblatt"." Saarbrüder Zeitung"," Saar­brücker Pandeszeitung" Saarzeitung" und die vielen an­deren kleinen Blätter auf dem Lande), die Subventionen an die sogenannte Kultur- und Sportorganisatio= nen. die sich der besonderen Fürsorge des Regierungsrats Watermann erfreuten, die Zuwendungen an das soge­nannte Winterhilfswerf u w.

Das Reich bezahlt seine Schulden nicht. Die Privatgläu­biger in der ganzen Welt jammern über die Verluste, die ihnen durch die Devisenpolitik des Herrn Schacht entstehen. Aber Hunderttausende, nein Millionen französische Franken werden in eine psychologiich wirkungslose und politiich ver­fehlte Saarpropaganda gesteckt, und das Volk drüben hungert!

Wir fragen uns weshalb der Auswand?

Tas Volk ist dentico. Seine Rückkehr nach Deutschland   ist unzweifelhaft, wenn dort Freiheit Recht, Ordnung und Sitte herrichen Wir fragen und für was diese Verschwendung, wenn die Ziffern der Herren Röchling  , Pirro, Riefer und Ronforten richtig sind. Weshalb dann? Nur um einigen Bon­zen einen guten Tag zu beicheren. Epißel und Agenten zn be olden, eine Journaille die ebenso gut rechts wie linfs schreiben kann, auszubalten? Sind dafür die Steuergroschen des deutschen   Volkes da?

Ist das die Ausgabenwirtschaft, die ung erwartet, wenn ftait der Regierungsfommission Gerr Pirro am Schloßplay refidiert?

Sollen die Steuergroichen der Bevölkerung verludert und verschleudert werden? Das kann fein vernünftiger. verant­wortlicher Mensch wollen. Wie können die honorigen Bürger - wir müssen sie imer wieder so nennen- die Röchling  , Schmelzer. Riefer Revacher, die Männer mit den Bürger­ehren hoch zu baut nur dulden, daß eine solche Luderwirt­schaft getrieben wird?

Aber sie tun es Deshalb sagen wir, wer jo handelt, wie die verantwortlichen Männer der deutschen Front", ist ein Idiot eder ein Verbrecher!

Beide Kategorien haben jest in Teutschland das Heft in der Hand. Das sieht jeder, der sehen will Wer sich freiwillig unter ihre Bormäßigkeit stellt gehört dazu pie ein Giel zum andern Dem geschieht recht er fann nicht Prügel genug be­kommen Wer aber deutsch   in wer national denkt und seine fünf Sinne zusammen hat der wird sichs überlegen.

Jawohl, zurück zum Reich Aber nicht gleich! Das heißt. wenn es- hoffentlich sehr bald drüben wieder so ist daß man fret atmen, ein offenes Wort wagen und sich ungestört bewegen kann, ohne Gefahr zu laufen, sich selber auf der Flucht erschießen. Dem national deutichen Wähler hat Pater Dörr mit dem Worte des Propheten den Weg gezeigt: Halte fest, was du hast!

Aus dem Zuch'hauss'aat Wer seinen Arbeitsplatz aufgibt, kommt nach Dachau  

Frankenthal   22. Dez. Wie das Bürgermeisteramt mit­teilt, wurde dieser Tage ein Einwohner aus Frankenthal  in das Konzentrationslager nach Dachau   verbracht, weil er seine Arbeitsstelle aus eigenem Verschulden verloren hat, seine Familie der Gefahr des Notstandes aussette und er selbst der öffentlichen Fürsorge zur Last fiel. Es ist fennzeichnend, daß man dem Manne feinen ehren­rührigen Vorwurf macht, wie man es sicher getan hätte, wenn es möglich wäre.

Warum muß er also nach Tachau  ? Weil er seinen Arbeits­plas wechseln wollte.

Verboten' Verbo´en!

Schweizer Zeitungen

Berlin, 21. Dezember.

Die Verbote der bekannten schwetzerischen Blätter Neue Züricher Zeitung  . Bailer Nationalzeitung und Bund". find für das Reichsgebiet bis auf weiteres verlängert worden.

Für eine Wiederzulassung jollen die erforderlichen Voraus­jezungen nicht gegeben sein.

Das heißt, die beiden Zeitungen haben sich der Verpflicht­tung, nie und nimmer die Wahrheit über das dritte Reich" zu berichten, nicht unterworfen.

Der Thurgauer Zeitung"( Nr 292) wird aus Berlin   geschrieben

Im Zirkus Busch in Berlin   haben fürzlich Borfämpfe stattgefunden, während deren die Beleuchtung des 3u. schauerraums ausgeschaltet wurde, und nur von der Kuppel des Gebäudes herab einige Scheinwerfer ihr Licht auf den Borring warfen. Sowie die Zuschauersitze in Dunkel gehüllt waren, vernahm man von der Höhe des 3irfus her Rufe: Nieder mit der Hungerregierung!" Tes Publikums be­mächtigte sich ziemliche Erregung, und das Licht flammte wieder auf. Da aber eine sofort angestellte Untersuchung fein greifbares Resultat ergab, ließ man den Saal wieder verdunkeln. Sofort wurde aber wieder der gleiche Sprech­chor hörbar. Abermals flammte die Beleuchtung wieder auf; diesmal aber durchsuchte die Polizei sehr sorgfältig die Gegend, aus der das Nieder"-Geschrei gekommen war. Niemand der Befragten wollte etwas wisen, keiner beob­achtet haben, daß etwa sein Nachbar den Mund aufgetan habe. Und so verhaftete man schließlich der Einfachheit hal­ber und des Erempels wegen gegen hundert Besucher aus den oberen Zirkusregionen.

Auch Frau Magda Goebbels  , die Gattin des Reichs= propagandaministers wurde kürzlich m nicht gerade ange= nehmer Weise apostrophiert. Sie besuch.e eine Vorstellung des zum Befehlsbereich ihres Mannes zählenden Deutschen  Opernhauses; da sie eine elegante Frau ist, die sich gern gut fleidet, so trug sie ein Hermelincave. Aber böhnische zu rufe: für unser Geld!" und dergleichen nötigten fic, fich in den Hintergrund der Loge zurückzuziehen. Vor der Belegschaft oder vielmehr Gefolgschaft" der Allgemeinen Elektrizitätsgesellschaft, die zu des Führers liebsten Kin­dern gehört, sprach statt des verhinderten Führers selbst dessen Stellvertreter Rudolf Heß  . Als er aber nach gutem nationalsozialistischem Brauch die Arbeiter mit Kamera­den" anredete, mußte er sich aus der Versammlung heraus iagen lassen: Was heißt hier Kameraden"! Du hast drei Autos, und wir haben nichts!"

In einem Arbeitsdienstlager, von dem aus eine Strecke der Reichsautobahn gebaut wird, machte der Unwille sich besonders bemerkbar. Die Lente bekommen dort eine wöchentliche Entlohnung von sechzehn Mark. Bei den Ver­heirateten werden von diesem Betrag sofort zehn Mark ab­gezweigt und an ihre Frauen gesandt; von den verbleiben­den sechs Marf gehen dann zunächst siebzig Pfennia für Quartiergeld, eine Mark jür die Beförderung mit Last­fraftwagen zur und von der Arbeitsstätte und außerdem 2,10 Marf für Verpflegung ab, so daß der Mann ganze 2,20 Marf als Wochenverdienst buchen kann. Aber auch die= ses Geld erhält er nicht ausbezahlt, sondern es wird ihm gutgeschrieben; man erzieht ihn also zur Sparsamkeit. Das paßte einem der so Bedachten in dem erwähnten Lager nicht, und er eröffnete dem Lagerführer, daß er seine wenig nuß­bringende Tätigkeit einstelle. Die Antwort war die Drohung mit dem Konzentrationslager, worauf die gesamte Beleg= schaft von 210 Mann sich mit dem Aufbegehrenden solidarisch erklärte und abmarschierte. In Schleswig- Holstein   ver­anstalteten die Bauerngutsbesitzer einen Umzug mit schwar­zen Fahnen und Inschrifttafeln auf denen stand: Lieber zehn Jahre Türre als noch ein Jahr Tarre!"

So ließen sich die Beispiele über die gärende Stimmung noch beliebig vermehren. Man fann wohl sagen, daß heute fein einziger Gau des Deutschen Reiches mehr geschlossen hinter dem nationalsozialistischen Regime steht. Das Nationalsozialistische Kraftfahrerforps ist angeblich wegen einer notwendig gewordenen Neuorganisation beur­laubt" worden; ein großer Teil von ihm wird aus diesem unerwarteten Urlaub nicht wieder zurückkehren, nämlich alle die, an deren Zuverlässigkeit im nationalsozialistischen Sinn man zweifeln zu müssen glaubt. Auch in den Reihen der SA. und SS., die doch erst im vergangenen Sommer peinlichst gesiebt wurden, soll wieder einmal strenge Muste­rung gehalten werden, weil sich auch da wieder neue Zer­iegungserscheinungen bemerkbar machen.

12 Jahre Zuchthaus für unbewiesene Beschuldigung

Ein deu sdier Gerichtsber d, der de Rachejus iz illusir ert

Wir entnehmen der gleichgeschalteten Preise:

Vor dem Schwurgericht, das für diesen Fall in Langen­ salza   tagte war eine Verhandlung gegen den Kommunisten Arthur Hilbig aus Langensalza  , der an einer fommu­nistischen Demonstration am 29. Januar 1932 in Nägelstedt  bei Langensalza   beteiligt war, bei der es zu einer großen Schlägerei zwischen Kommunisten und SS.  ­Leuten fam in deren Verlauf der SS  .- Mann Frizz Beubler aus Marrleben durch einen Beckenschuß so schwer verwundet wurde. daß er am 4 Februar an den Folgen dieies Schunes it a r b. Der Verdacht der Täterschaft lenfte sich zunächst gegen den Kommunisten Erich Hart= mann aus Pangenialza, der von 19 unter 23 3eugen, die den Vorfall mitgemacht hatten, als der Mann bezeichnet wurde, der den Schuß auf Beubler abgegeben habe, während die vier anderen 3eugen den jetzt unter der An­flage des Mordversuchs vor dem Schwurgericht stehenden Arthur Hilbig als den Schützen bezeichneten, der den töd­lichen Schuß abgegeben habe.

Nach den Aussagen Hilbigs und des Kommunisten Wil­helm Sentabrt. der seinem Leben am 12. März durch Erhängen im Erfurter   Untersuchungsgefängnis ein Ende machte. haben beide mit einer Militärpistole M 08 einen Schuß abzugeben versucht. Ob das tatsächlich geschehen ist oder ob die Pistole, wie beide behaupteten, ver­sagt hat, konnte nicht einwandfrei festgestellt werden. Den Versuch zu schießen, haben aber beide gemacht. deshalb ist nach der Anflage Hilbig der Mittäterschaft an cinem Mordversuch schuldig.

Der der Tat früher verdächtige Erich Hartmann   hatte von Anfang an behauptet, während der Vorgänge in Nägel­ stedt   mit seiner Frau einer Kinovorstellung in Pangenialza beigewohnt zu haven was von einer Reihe von Zeugen bestätigt wurde. Ferner hatte Hartmann in dem Ver­fahren, das im Jahre 1932 gegen ihn eingeleitet wurde, etwa zwei Monate nach der Tat zum Nachweis seines Alibis den genauen Inhalt der in der Mordnacht zum ersten Mal in Panaenialza vorgeführten Filme niedergeschrieben zur Nachprüfung seiner Angaben wurde Hartmann von dem Marburger   Universitätsprofessor Jaensch in dessen Institut für psychologische Anthropologie genau untersucht und auf Grund dieses Gutachtens außer Verfolgung gesezt.

In dem Prozeß gegen den Angeklagten Arthur Hilbig erstattete der Marburger   Universitätsprofessor und Direktor des Psychologischen Instituts der Universität Marburg  , Dr. Jaensch, ein Gutachten, durch das das Alibi des an= fänglich des Mordes an Beubler beschuldigten Erich Hartmann   wissenschaftlich gestützt wurde. Hartmann hatte, nachdem er bereits zwei Monate in Untersuchungs­hait gesessen hatte, als Alibibeweis die genaue Schilderung zweier Filme schriftlich niedergelegt, die er an dem Abend, an dem Beubler in Nägelstedt   die tödliche Schußwunde erhalten hatte, im Kino in Langensalza   mit seiner Frau gesehen hatte. Da die Staatsanwaltschaft Bedenken hatte, ob Hartmann nicht etwa von dritter Seite die genaue Kenntnis der beiden Filme übermittelt worden sei, hat sie ihn durch Proi. Jaenich genau auf seine Gedächtni it är fe untersuchen lassen. Dabei hat nun der Sachverstän= dige festgestellt, daß Hartmann zu der kleinen Gruppe von Menschen gehöre welche die Fähigkeit befißen, etwas vor­gestelltes wieder plastisch vor sich zu sehen. Und zwar besitze Hartmann diese Gabe in besonders hohem Grade. Zum Vergleich wurden sechs Personen mit besonders gutem Ge­dächtnis herangezogen. Aber diese Vergleichsperionen konnten höchstens 50 Prozent der Einzelheiten angeben, die Hartmann anzugeben vermochte. Für nur Gehörtes, nicht Geichenes, geht sein Gedächtnis über das Normale hinaus. Die beiden Filme wurden an jenem Abend, da Hartmann sie sah, zum erstenmal in Rangensalza aufgeführt; bei der zweiten Aufführung war Hartmann bereits in Haft. Es sei also, meinte Professor Jaenich. mit 100 Prozent Wahr­scheinlichkeit anzunehmen, daß Hartmann tatsächlich an dem fraglichen Abend im Kino in Langensalza   war. Das Gericht schloß sich diesem Gutachten an. Damit war Hartmann als Täter ausgeschaltet.

Der Oberstaatsanwalt erklärte in seinem Plädoyer, es sei einwandfrei festgestellt worden, daß der durch Selbst­mord" aus dem Leben geschiedene Wilhelm Seyfarth mit der Pistole Hilbigs den tödlichen Schuß ab= gegeben habe. Er beantragte die Todesstrafe gegen Hilbig do dieser als Mitt äter anzusehen sei.

Das Gericht fam aber nach dreistündiger Beratung zu der Ueberzeugung, daß sich Hilbig nur der Beihilfe zum Mord, welchen Seyfarth ausgeführt habe, schuldig gemacht habe, und erkannte auf eine 3uch thausstrafe von 12 Jahren.