Sir John Simons politische Weihnachtsvisite

Rüstungsfragen

Durchs Gucklodi

Auch in Köllen, der heiligen Stadt, hat man, wie überall in Deutschland  , das angestammte, altväterliche und höchst gemütliche ,, Daag zesamme!" durch das stramme ,, Heil

und Nordamerikas   Stellung nach dem Scheitern der Flottenkonferenz Hitler  !" zu verdrängen versucht. Wer auch nur ein Weniges

Parts, 22. Dezember.

( Von unserem Korrespondenten) Die Aktivität der französischen   Außenpolitik, die in der Tezten Zen feine Ruhepause gefannt hat, erfährt eine neue Steigerung durch den Bejuch, den der englische   Außenminister Sir John Simon heute dem französischen   Ministerpräsidenten Flandin   und seinem Kollegen Laval abgestattet hat. Gewiß. Sir Simon macht auf der Fahrt nach Cannes   nur einen Abstecher" in Paris  , aber es ist doch mehr als nur ein Ab­stecher, denn die Unterredung zwischen Laval   und Simon war von ziemlich langer Dauer. Dabei ist es nicht uninteressant zu wissen, daß der englische   Außenminister vorher sich mit den. Ministern die für Frankreichs   Verteidigung verant­wortlich sind, unterhalten wird. d. h. mit dem Kriegs-, dem Marine- und dem Luftfahrtminister.

Gerade für die Entwicklung des französischen   Militärflug­wejens zeigt England im Augenblick besonderes Interesse. Solange nicht auf diesem Gebiet von England das nachgeholt ist, was es trotz aller Warnungen über die hitlerdeutsche Ausrüstung in den letzten beiden Jahren versäumt hat hat England ein außerordentliches Interesse daran, daß Franf= reich über die erforderlichen Verteidigungsmittel in der Luft verfügt, die nicht nur von Frankreichs   Grenzen einen Angriff fernhalten können.

Die Frage der Rückkehr Deutschlands   nach Genf   und das Rüstungsproblem hat einen wesentlichen Teil der Unter: haltung der beiden Außenminister gebildet.

Vor allem galt aber, wie man zuverlässig erfährt, die Unter­redung der Tatsache, daß nach dem Scheitern der Flotten­fonferenz in London   Roosevelt   sich zu dem Grundiaß der Freiheit der Meere bekennt.

Nun hat vor einigen Tagen in einer Pressekonferenz in Washington   der amerikanische   Staatssekretär für das Aus­

Jevtitsch

und die Verhandlungen in Rom  

Paris  , den 22. Dezember.

Von unserem Korrespondenten.

Auch in der Politik zeigt es sich oft, daß das Wort von der Kraft, die das Böse will und das Gute schafft", eine gewisse Berechtigung hat. Als der jugoslawische Außen­minister Jevtitsch seine Demission gab, haben, wie der Berliner   Korrespondent des Paris- Midi" zu melden weiß. gewisse Leute in Berlin   geglaubt, daß nunmehr aus der von Lava! so eifrig betriebenen Annäherung zwischen Italien   und Jugoslawien   nichts würde, daß damit also auch das Ende der französisch- italienischen Verständigungs­aftion gekommen sei. Sie haben sich geirrt, wie sich die Außenpolitiker in der Wilhelmstraße in den letzten beiden Jahren so oft geirrt haben. Und wenn sie das nicht glauben wollen, dann mögen sie sich in den Pariser   politischen Kreisen umsehen, wo die vergnügten Gefichter sie bald eines besseren belehren werden.

Tatsächlich glaubt man hier in maßgebenden Kreisen, daß die Verhandlungen zwischen Frankreich   und Italien  dadurch nur eine Förderung erfahren können, daß Jev­titsch an die Spitze der jugoslawischen Regierung tritt. Man weiß, daß er bereit ist. sich mit Italien   zu verständigen, und damit ist eine wesentliche Voraussetzung für die fommende französisch- italienische Entente erfüllt. Die Verhandlungen zwischen Paris  und Rom   erleiden auch in diesen Tagen feinerlei Unter­brechung, sie werden sogar im Gegenteil im Augenblick be­sonders intensiv fortgeführt, und man kann ruhig sagen, daß in den letzten vierundzwanzig Stunden französisch­italienische Verständigungsaftien" außerordentlich im Kurse gestiegen sind.

E'n englischer Oberrichter

Er steht für das Recht ein

Die englische   Regierung hat dem Hause der Lords einen Gefeßentwurf vorgelegt, der eine Neugestaltung des Ver­fahrens vor dem Obersten Gericht bezweckt. Dessen Präfi­dent, Lord Hewart, der erste Richter des Reiches, hat darin eine Bestimmung gefunden, die nach seiner Ueber­zeugung gegen ein Mitglied des Gerichtshofs, den früheren sozialistischen   Abgeordneten Henry Sheiser, gerichtet ist. Er nannte das ein gehässiges Manöver und erklärte, er werde den Geießentwurf im Oberhaus Zeile für Zeile, ia Wort für Wort bekämpfen.

Er wird deshalb, wenn jene Bestimmung nicht geändert wird, den Kampf im Parlament führen und für diese Zeit den Gerichtshof vertagen. so daß ein Stillstand des Rechtsgangs zu erwarten ist. Das Verhalten des Höchstrich­ters ist ohne Vorgang und hat großes Aufsehen erregt. Man versetze diesen Fall nach Deutschland  : ein Höchstrichter, der den Mut aufbringt eine Unaerechtigkeit als solche zu be­zeichnen, und der alle Kräfte für ihre Bekämpfung einsetzt! Was würde einem in chen Mann im dritten Reich" wider= fahren? Aber feine Sorge! Der Fall kommt doch nicht vor.

Der Fall Ciroën

Ein Artikel von Léon Blum  

Die soziale Bedeutung des Falles hat auch die sozialistische, Fraktion der Kammer unter Führung von Leon Blum   ver­anlaßt, eine Interpellation einzubringen, in der eine sofor­tige Besprechung der Affäre Citroen" gefordert wird.

Im Populaire" kommt Leon Blum   selbst auf die Angelegenheit zu sprechen. Er fordert die Sequestrierung der Citroen- Werke, also mit anderen Worten ihre Ueberführung in 3wangsverwaltung durch den Staat. Dieser würde wohl zunächst zur Wiederflottmachung des Unternehmens eine größere Summe hineinstecken müssen. dafür aber würde er

wärtige, u II, in Gegenwart von Roosevelt   erklärt, die Regierung suche gegenwärtig ihre Stellungnahme der Neu­tralität im Falle eines Krieges in den Seefragen zu formu= lieren. Amerika   würde im Prinzip nicht auf die Freiheit zur See verzichten, aber es gebe zu, daß die restlose Verteidigung dieses Grundsaßes es in Komplikationen verwickeln könne, weshalb eine Reglung notwendig sei.

Amerika   würde also geneigt sein, im Kriegssalle ,, Kriegszonen" zu bestimmen; es würde den Ameri­fanern von ihrer Regierung mitgeteilt werden, daß sie innerhalb dieser Kriegszonen auf eigene Gefahr handelten. alles in dem Wunsch, gegenüber den friegführenden Par­teien in feine prefäre Lage zu kommen.

Roosevelt   will das ist sein Beweggrund in feinen europäischen   Krieg verwickelt werden. Er will die frete Ausübung der unumschränkten Neutralität" sichern. Dazu gehört die Kontrolle der Waffenfabrikation in den Vereinigten Staaten   im. Krieg und im Frieden, die verhin= dern soll daß die amerikanischen   Staatsmänner unter irgendwelchem Druck zur Teilnahme am Kriege gezwungen werden könnten.

Man nimmt hier an, daß alle von Amerika   vorgesehenen Maßnahmen dazu gehört auch das geplante Verbot der Verproviantierung der friegführenden Länder oder der der Anwerbung von Freiwilligen auf amerikanischem Boden- die Wirkungskraft internationaler Sanktionen und im Not­falle einer Blockade durch die englischen Seestreitkräfte stei= gern werden. Diese Maßnahmen würden aber auch das größte Hemmnis beseitigen, das dem Eintritt Amerikas   zum Völkerbund im Wege stehe, und gerade Amerikas   Eintritt in den Völkerbund sei es, an den sehr häufig einflußreiche Kreise in Washington   im Augenblick dächten.

... Und diese letzten wichtigen Fragen bilden heute Gegen= stand der Unterhaltung zwischen Sir John Simon und Laval.

..Man hat eine Frau gehängt...

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Deuvre" kommentiert die Hinrichtung von Mrs. Major in Hull  , die wegen Giftmordes, begangen an ihrem Gatten, zum Tode verureilt worden war, mit packen­den Worten:

Seit 8 Jahren hatte man feine Frau in England gehängt. Die Zeit schien lang. Es ist niemals zu spät, um etwas gut zu machen. Derart ist wenigstens die Ansicht des Innen­ministeriums gewesen. Und die Ansicht des Königs. Und die Ansicht der Königin. Der Lordmajor von Hull   hatte vor­gestern abend ein Telegramm an den Buckingham- Palast gerichtet: Möge Ihre Majestät die Königin in dieser elften Stunde fich einer Frau und Mutter erbarmen."

Die Antwort lautete, der König könne von seinen Vor­rechten nur auf den Rat seiner Minister Gebrauch machen. " In diesem Fall hat sich der Staatssekretär des Innern gegen cinen Aufschub ausgesprochen. Es kann nichts mehr getan werden."

Der Bürgermeister von Hull   hatte ebenfalls an den Staats­sekretär des Innern telegraphiert: Die 300 000 Einwohner meiner Stadt flehen Sie an. Ueben Sie aus Menschlichkeit Gnade! Denken Sie daran, daß Weihnachten nabe ist, und denken Sie an die Botschaft des Wohlgefallens", die diese Zeit uns bringt."

Der Staatssekretär für das Innere antwortete nicht. Er weiß sehr gut, was er zu Weihnachten zu tun hat: natürlich das Fest recht schön zu feiern.

Vorgestern abend wurde Frau Major- die ihren Gatten vergiftete, deren Eheleben aber so war, daß fast die Gesamt­heit der Einwohner ihrer Stadt und der Pastor ihre Be gnadigung nachgesucht hatten, benachrichtigt, daß es mit ihr zu Ende ging. Sie unterhielt sich einige Augenblicke mit ihrem Sohn, einem jungen sechzehnjährigen Burschen, und hielt sich während dieser Zusammenkunft ziemlich gut. Aber der Junge sollte weggeführt werden. Da wurde er ohnmächtig. Der Henfer fam etwas danach in das Gefängnis von Hull  . Man hatte Vorsorge treffen müssen, um zu verhindern, daß er erfannt wurde um seine Eigenschaft" zu verbergen... Er besuchte Ethel Major. Er ist ein gewissenhafter Mensch. Er wollte nicht, daß das Königreich unnüße Ausgaben für den Strick habe. Darum nahm er genau Maß. Wir wollen jagen, er maß Ethel Major. Dann wog er sie. Für ihn war das schon kein Lebendgewicht mehr.

Für einen Tag war das genug. Für den nächsten Tag

ſtanden die ernſten Dinge bevor. Man hatte Ethel Major

in ihrer Zelle aufgefordert zu schlafen. Sie wurde zweimal ohnmächtig. Man brachte sie enerigsch wieder zum Leben. Sie durfte nicht zu früh sterben. Und dafür hatte man erst 9 Uhr morgens festgesetzt..

Draußen war die Polizei auf dem Posten. Niemand durfte dem Gefängnis nahen, wo man den Wunsch hatte, unter sich, nur unter Freunden zu sein. Um 8 Uhr 30 erschienen der Gefängnisdirektor und zwei Geistliche. Das Tor des Gefäng= nisses schloß sich hinter ihnen. Auf die Minute um 9 Uhr entblößten die Arbeiter auf den Docks und Werften von Hull  ihre Häupter.

Ethel Major verließ ihre Zelle.

Fünfzehn Sefunden später war sie tot, und die Vapiere fertig. Völlig fertig. Der Arzt hatte selbst unterschrieben. Der Lauf der Gerechtigkeit war endlich beendet. Mit einer Leiche Kühl wie der Morgen.

Um 9 Uhr 5 erschienen drei Polizisten. Ihre Aufgabe war es, die Papiere anzuschlagen.

Wenn man diese Art von Papieren an den Toren der eng= lischen Strafanstalten anschlägt, dann pflegen dort stets viele Leute zu stehen, um sie zu lesen. Es sind oft Leute, die nicht weitab vom Gefängnis wohnen, die mit dem Verurteilten gezittert und gebetet haben, als er vor seinem Ende betete. Darmuter gibt es auch manchen, der sant: Ich hätte nicht Geschworener sein wollen..."

arcße Beträge eriparen, die sonst für die Unterstützung der Erheitsfron bewegung in Be'ofen

erwerbslos werdenden Arbeiter und Angestellten des Unter­nehmens erforderlich würden. Außerdem seien die in den Werfen investierten Werte an Maschinen Gebäuden usw. so groß, daß der Staat feinerlei Risiko eingehen würde. Unseres Grachtens besteht aber keinerlei Aussicht, daß für diesen Plan sich in der Kammer eine Mehrheit findet.

Wie der Populaire" weiter mitzuteilen weiß, foll, falls es zur acrichtlichen Liquidation der Werke kommt, der be= fannte Automobilfabrikant Renauld als Liquidator vorge= sehen sein. Das Blatt ießt hinzu, das wäre parador; denn Renault   habe seit langem an Gitroens Untergang gearbeitet. Geschehe es aber doch, dann würde das die geheimnisvollen Hintergründe der Finanzkatastrophe erklären,

Die Kommunistische Partei   hat en den Vorstand der Arbeiter­partei( SP.) eine Aufforderung zu gemeinsamer Aftion ge= richtet. Der Vorstand hat sich einverstanden erklärt, falls die KP. bereit ist, den Arbeitsplan, der vom Partei­kongreß am 25. Dezember 1933 beschlossen wurde, anzuneh= men. Gegenstand des Arbeitsplans ist die Machtergreifung durch die Arbeiterbewegung behufs Einführung der Plan­wirtschaft. Nur bei Einverständnis dieser Frage ver= möge die Arbeiterpartei ein fruchtbares Zusammenarbeiten zu erwarten.

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unternommen

von der kölschen Seele weiß, der fühlt, daß hier ein Attentat auf die Unveräußerlichkeiten von zwei tausend Jahren so alt ist nämlich uns Kölle wurde, so daß man nur tiefstes Mitleid heute schon mit den ..volksfremden" braunen Sturmgesellen haben kann. die diesen schnöden Anschlag auf das Brauchtum" und diesen mörderischen Leerhieb in die rheinische Luft verschuldeten. Im Hinblick auf den Tag der süßen Rache nämlich, der ein­mal kommen wird.

Einstweilen ist dort. in Köln  , ein neuer klassischer Fall von Reverenzverweigerung vor dem Geßlerhut des dritten Reiches" zu verzeichnen. Der stellvertretende Vorsigende der Kölner   Anwaltskammer, der Rechtsanwalt beim Ober. landesgericht, Dr. Legers, wurde aus dem Nationalsozia­listischen Juristenbund ausgeschlossen, weil er statt ,, Heil Hitler  !" mit konstanter Renitenz Alaaf Kölle!" dienstlich und außerdienstlich zu sagen pflegte. Herr Legers ist da­durch einstweilen existenzlos gemacht. Aber Herr Legers wird auch daran denken, daß ja auch auf die schmähliche Apfelszene im Tell" später das Intermezzo in der hohlen Gasse von Küẞnacht   folgte. Man muß nur ein wenig warten können. Die Situation in Deutschland  , und auch gerade in Köln  , ist zur Zeit: Wilhelm Tell   von Friedrich von Schiller  Zehn Minuten Pause zwischen dem 4. und 5. Akt! Herr Legers   ist übrigens nicht der einzige Jurist, dem es einstweilen! ergangen ist. Vor einem halben Jahr wurde der Leipziger   Anwalt Meltzer aus dem ehrbaren Stand der Advokaten ausgeschlossen. weil er im Verhand­lungssaal bei Eintritt des Gerichts auch die rechte Hand unter dem Talarärmel versteckt hielt. Herr Melzer ist und war alles andere als ein subversives marxistisches Subjekt. Er war es, der den ersten Schuß auf Erich Zeigner   und seine angebliche Weihnachtsgans loste und dem seitdem die Be­rühmtheit anhängt, Sachsen   durch ein Eingesandt in den Leipziger Neuesten Nachrichten vom Räteschreck befreit zu haben. Wenn also das schon einem quasi Arminius   passiert, darf sich dann ein weniger blondes, urkölsches Gemüt bei gleichem Schicksalsschlag beschwert und bedrückt fühlen? Nein, es tut es nicht! Köln   sagt nur das eine: ,, Waaht, Pööschje!"

SO

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Aber zur Zeit ist wirklich noch Aktpause.... Einstweilen leben wir noch in der Zeit der Gesinnungsschnüffelei, in der das Hitlerregime einen schlechthin unüberbietbaren Welt­rekord aufgestellt hat. Wer dort kein privilegierendes Ro­settchen im Knopfloch trägt, wer lieber die Rasenbank am Elterngrab" als das vorgeschriebene Die Fahne hoch, die Reihen fest geschloooßen!" singt, wer die Farbe eines Schlippses nicht der Staatskulör anpaßt, wandert ins Ka­schöttchen oder in Acht. Hitler   hält zwar den Rekord. Aber anderswo ist's auch schlimm!

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Da hatten sich die Oesterreicher autoritären, will sagen brachialen Systems den Bundesbahndirektor Novak zum Präsidenten ihres Staatsrates bestellt, der, ein Panoptikum von feierlich ernannten und nicht mehr gewählten Wachs­puppen, das verfassungsmäßig absolvieren soll, was früher dem Parlament vorbehalten war. Herr Novak ist sicherlich ein wendiger und tüchtiger Herr; sonst hätte ihn Herr Schuschnigg nicht bestellt. Aber was hilft einem heute schon Wendigkeit und Tüchtigkeit, wenn eben die zutätliche gute Gesinnung fehlt?! Drei Tage nämlich nach der Bestellung stellte sich heraus, daß der p. p. Novak Zeitgenosse, halte Dich fest! in einer Sever- Ehe sozusagen glücklich seit mindestens zehn Jahren lebt. Eine Sever- Ehe ist, so würde der leider verstorbene Ringelnat sagen, eine Ehe, wo quasi wild ist. Eine Ehe, die nur der Fiskal und nicht der Dechant gesegnet hat. Man weiß zwar nicht recht, warum der Herr Novak nicht ein ganz erfolgreicher und system­gerechter Staatsratspräsident sein soll, selbst wenn er die Flitterwochen..severisch" und nicht kanonisch vor einem Jahrzehnt verlebt haben sollte aber so ist das schon so in dieser Welt unserer herrlichen Tage: Wehe, dreimal wehe, wenn Du kein anerkanntes Sacktuch vorweisen kannst! F. E. Roth.

Koke'tteren mit, frontkämpfern" Der ,, Führer" sucht Gimpel

( Von unserem Korrespondenten.) Wieder einmal find Führer einer französischen   Front­fämpferorganisation bei Adolf Hitler   gewesen, und dieser hat zu der Unterredung seinen Stellvertreter" in der Füh­rung der nationalsozialistischen Partei, Reichsminister Rudolf Heß  , hinzugezogen. Frontfämpfer", so heißt es in dem offiziellen, vom DNB. verbreiteten Communique, wollten mit Frontfämpfern" reden."

Die französische   Preise gibt mit wenigen Ausnahmen diese Meldung des offiziösen Deutschen   Nachrichtenbüros ganz oder im Auszuge wieder, aber die Kommentare zu dieser Meldung sind nur sehr wenia zahlreich. Hier und da spricht man seine Verwunderung darüber aus, daß es jetzt zu diesem Besuch bei Hitler   kommen fonnte, wo doch eine bedeutende Frontfämpferorganisation die Einladung nach Berlin   mit der Bemerkung abgelehnt hatte, daß man erst nach der Saar­abstimmung zur Verfügung stehen könne...

Sehr unzufrieden über die neue Aktion ist der Figaro", wo es heißt, man fönne nur wiederholen, was der Figaro" bereits gesagt habe: die ehemaligen französischen   Front­fämpfer hätten feinerlei Auftrag, mit den Männern der Reichsregierung zu verhandeln. Frankreich   habe einen Bot­schafter in Berlin  . Das Reich habe einen Vertreter in Paris  . Auf dem Wege über sie mükten die beiden Regierungen verhandeln, wenn sie Verhandlungen beginnen wollten.

Im übrigen hängt, wie wir erfahren, die 3urückholtung der französischen   Preise damit zusammen, daß man erst einmal den Bericht abwarten will, den Hitlers Bektcher   ihrer Re­gierung erstatten werden, die diesmal von diciem Schritt der von ihnen vertretenen französischen   Frontkämpferorganisa­tion vorher unterrichtet war.

Paris- Midi" verweist darauf, in welcher außenpolitisch ungünstigen Lage Hitler- Deutschland Frankreich gegenüber in dem Augenblick sei, wo dieses vor einer Entente mit Sowjet- Rußland und mit Italien   stehe. Indem das Reich den früheren französischen   Frontfämpfern einen feierlichen Empfang bereite, mache es seine Notizen für seine eigenen Verhandlungen mit Paris  . Neben den Besprechungen mit Rom   und den Verhandlungen mit Moskau   stell es seine Visierstangen auf französisch  - deutsche Unterhaltungen