Volk und Schriftsteller in Sowjetrußland
Eine Unterredung mit Gustav Regler
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Gustav Regler. der Autor des Verlorenen Sohnes" und des Saarbuches Im Kreuzfeuer", nahm gemeinsam mit einigen anderen prominenten deutschen Schriftstellern an dem Schriftstellerkongreẞ in Moskau teil. Regler ist in diesen Tagen von Moskau nach der Saar zurückgekehrt, um am Abstimmungskampf unmittelbar teilzunehmen. Sein Name ist in letzter Zeit besonders viel genannt worden, da er wegen der Unterzeichnung des bekannten Statusquo- Aufrufes in offener Verletzung des Genfer Juniabkommens ausgebürgert wurde, obwohl er abstimmungsberechtigter Saarländer ist. Redakteur hatte Gelegenheit, mit Regler eine Unterredung über seine Eindrücke auf dem Moskauer Schriftstellerkongreß zu führen. Im nachfolgenden Bericht geben wir dieses Interview wieder, dessen Inhalt für unsere Leser, die die Vorgänge in Sowjetrußland verfolgen, von besonderem Interesse sein
dürfte.
Frage: Ich habe die Berichte über den ostaner Schrift stellerfongres ziemlich eingehend geleien. Was auf mich besonderen Eindruck machte, war die Tatsache daß zahlreiche Delegationen verschiedenster Berufsgruppen, darunter auch eine Delegation der Roten Armee deren Sprecher im übri gen eine ganz ausgezeichnete Rede gehalten hat. den Kongreß aufsuchten und verschiedene Forderungen an die Schriftsteller stellten. Der Beiuch dieier zahlreichen Delegationen hat auf mich den Eindruck gemacht, daß zwischen Volk und Schrift steller in der Sowjetunion eine enge, für unsere Begriffe vielleicht unerklärliche Verbundenheit, besteht. Könnten Sie sich zu dieser Tatsache äußern?
selbst in Kirchen verboten sind, wo die Regierung ihr zweites Herrschaftsjahr abschließt mit einem Gefeß gegen jedes fritische Wort, das als„ heimtückischer Angriff auf die Partei" von jedem Dummfovi denunz.crt werden kann. Zeigen Sie mir außerdem in einer deutichen Fabrik auch nur einen einzigen der lebendigen Literaturzirtel, wie wir fie in der Union in jedem Werk antrafen. Zur Zeit des Ronarenes gab es dort in den russischen Fabriken literarische Wettbewerbe. Leseabende, Diskussionen Wir famen in das Kugellagerwerf, in die Bibliothef; die Arbeiter hatten sich gerade auch faichistische Piteratur angeschafft, diskutierten über Fallada und Geline, zeinten die Sonderausstellung deutscher Literatur; Vlivier, charrer, Vecher. Weinert standen da. Am gleichen Taa wurde bekennt, daß Görina die Werte von Marim Gorfi dem Nachrichter überneben habe
Wir waren im Schacht der Untergrundbahn. In Wildweitern, wunderbar anzuschauen standen die fräftigen, begeisterten Komsomolsen bald um uns herum Und während die Poren rollten die Preßluft zischte und die Pumpen stampiten in dem Verkehrsbau, den gonz Moskou liebt wie ein sind. stellte man uns Fragen über Bucharins Referat zur Sowietlnrif. über Pasternaf, den Milfeichier, frogte on uns, mas mir von Demian Biednn wüßten. und ob wir nicht ein Gedicht von Goethe einmal aufsagen fönnten. ollein der Alona müe schon ich sein.
Frese: Aus den Berichten über den Konereß babe ich den Eindruck gewonnen. daß man in Sowietrusfond die Größte Achtuna den besten Vertretern der westeuropäischen Piteratur entgegenbrinat. So wurde. wenn ich mich nicht ire, u, a ouch auf Heinrich Mann als einen der besten Bertreter der bürgerlichen Literatur hingewiesen, non der man lernen müse um das Niveau der eigenen Piteratur zu beben. Rönnten Sie mir in diesem Zusammenbong iacen. welche orde rungen eigentlich in Sowjetrußland an einen Schriftsteller gestellt werden?
Antwort: Dazu ist zunächst einmal zu sagen, daß das Schriftstellertum in Rußland em außerordentlich geachteter Beruf ist. Der Schriftsteller ist dort im Gegensatz zu zahlreichen Berufsgenossen in Westeurova materiell aut aeitefft.
Antwort: Ter Schriftstellerfongreß hat nur dos bestätigt. mas bereits seit langem betannt ist. Zwischen dem Schrift: stellertum und den breiten Boltsmaßen besteht in der Sow: jetunion die engste Verbundenheit. Tas Interesse der britten Maifen für den Kongres war außer ordentlich. In jenen Tagen beschäftiate ich die Preie fast nur mit dem Schriftstellertongreß. alle anderen Fragen wurden zurückgedrängt. Insbesondere hat sich das Interene für den Kongreß in der Tatsache geäußert, daß sich spontan zahl reiche Telegationen gebildet haben, die vor den Schriftstellern sprechen wollten. Das Präsidium des Kongresses hatte alle Hände voll zu tun, um die Entiendung der Delegationen zu regulieren. Es liefen täglich Anfragen aus den verschieden= sten Moskauer Betrieben ein, man fonnte. um die Arbeit des Kongreses nicht zu sehr zu hemmen, nur einen Teil der Delegationen einführen Die Ausleie mußte fich auf die wichtig= sten Berufe beschränken. Sie erwähnten eben selbst die Abordnung der Roten Armee, die den Kongres begrüßte und ihre Wünsche aussprach. Klaus Mann in seinem Essay in der Sammluna" fand es störend, dok plöslich Militär in den Saal der Literatur eindrana". Ich aber wollte, wir wären bereits soweit. Man muß nämlich Klous Mann erinnern, daß der junge Kommandeur. der im Gewerkschaftshaus von seinen Freunden Schriftstellern Romane über den Heroismus der Arbeiter in den Bürger friegen forderte, im Saal geblieben ist, als Radek die reucite riegsliteratur der fapitalistischen Länder, diese„ Reflame für die Fabriken fünftiger Zeichen" anprangerte, daß dieser rote General sich identifizierte mit dem Kampf gegen den Krieg, daß er mit den Schriftstellern und für den ganzen ab der Roten Armee ein Bekenntnis des Friedens ablegte. Im deutschen Konzentrationslager fist Oifießfn. Warum war er schon vor Hitler von den Generälen verfolgt? Weil er über den bürgerlichen Pazifismus hinausgegangen war, weil er fämpferisch die Hintergründe der Kriene angeprangert und nicht, wie Remarque , refioniert nur die Schrecken der Schüßengräben gezeigt hatte. Ich glaube, Klaus Mann ist hier noch im Bann des bürgerlichen Vazifismus, dieses Opiats der Nachfrieasiabre". mit dem man die wochsende revolutionäre Wel. abzuleiten fuchte. Deshalb fieht Mann, der sich tapfer in die Reihen der Antifaschisten gestellt hat, einen Augenblick noch unter altem Gefichtswinfel. hört in Moskau nur die Stiefel von Uniformierten in den Saal der Piteratur itampien". hört nicht das Referat des Solihrer Stadt Moston te drängten nicht; ie wissen, daß aroße daten, das nicht nur im Niveau des Stils, sondern auch in den Gedankenoängen wirklich die neue Welt vertrat, die allein den Frieden erholten und neues Massenmorden verhindern fann ich meine die marristisch geschulten Massen aller Länder mit den Werftätigen Rußlands , zu denen auch der rote Kommandeur gehört.
Frage: Sie sagten vorhin. daß in ienen Tagen die Presse in der Hauptsache sich mit dem Schriftstellerfonoreß beschäftigt hatte. Wie war aber der Widerhall bei der Mañe? Wie reagierte sie auf die Tagung des Kongresses und auf seine BeSchlüife?
Autwort: Mir veriönlich fiel zunächst einmal auf, deß das Gebäude, in dem der Kongres taate. bis inät in die Nacht von Arbeitern. Angestellten. Beamten und Intellektuellen bela gert war, Sie wollten entweder veriönlichen Rontaft mit dem einen oder anderen russischen oder ausländischen Schriftsteller finden oder interciierten ich für die eine oder andere Frage. die auf dem Ronores erörtert wurde.
Bie aros der Kontakt zwischen dem Schriftstellerfongreẞ und den Massen war. zeraten in jenen Tagen fämtliche a- brifen Mostaus: Große Vlafate iah man überall, in denen die Werfe verichiedener Schriftsteller angeführt wurden. Aber domit nicht genug: mon hot oleichzeitia bei den einzelnen Werfen die Nummern der Zeitungen und Reitschriften angegeben, in denen diese Werfe fritisch besprochen wurden Und über dem ganzen Fabrifeinaana hina ein Transparent: Wenn du lie it. Arbeiter. Ties fritisch!" Berleichen Sie daneben Hitlerdeutschland. mo eine Diskuñion schon dem Landesverrat gleichgesezt wird, wo Aussprachen
seine Gristenz ist röflin gefchert: die Verlage und Zeitungen sorgen dafür. daß ihm die Möslichfeit neaeben wird, ungestört seinem Beruf nachzugehen. Andre Malroour hot nach der Püfehr ans der Union erflärt:„ Der Schriftsteller in der Union ist ein Könia," in treffen des Wort, menn mon daran denft. wie der Schriftstoffer in den kapitalistischen Pändern periffant iit mie seine Prodrtion abaeichnürt wird. wenn er fich nicht in den Dienst der Kriecahehe und der Ausbeuter stellen will. menn er her mortation Kloffe, den Siegern non moraen. die Treus hält. Ar For Union ift er ein Rönia, aber feiner der foul auf seinem Thron fißen form Denn has Rolf gibt seine Piebe vur dem, der ihm neue ichafit. Sie famen offe mit orderungen, die ationen: die olchosbär rin monierte, dok die Schriftsteller dem Bilde der neuen rau noch nicht nahene fommen wären: die Metroburichen reflomierten das Evos über den arondivien Aufbau
Werfe ausreifen müfen, ober e nertrauen den Tichtern ihre Wünsche mit den immer aleichen Forderungen: seichnet unier Peben. fommt zu uns. seis unier Gait, aebt ein Bild von un= seren Kämpfen, unseren Schmieriafeiten und der Kraft, mit der wir sie überwinden, 1nd jaat uns darüber hinaus neue Ziele, neue Methoden, wie wir unsere Welt aufbauen sollen. Was mich dabei sehr acfeielt hat, ist die Achtuna vor der individuellen Freiheit, die sie jedem Talent zunestehen. Ga denkt niemons Saron, iemand in die wanasjacke einer schablonifierten Meinung zu stecken. Man hot einen ganz unpolitischen Schriftsteller, wie Pa it ernaf, einen großen Sprachfünstler, her Rilfe viel von seiner Musik abaewonn, itürmisch gefeiert. Man hat( i ahrenbura, dessen Spezialität es neworden ist von allen Schwieriafeiten zu sprechen. Reipeft vor dem Einlichicksal zu fordern, der in jenen Tagen gerade dumme Monieren ron Intourist beamten öffentlich angriff durch leuten Reifall beitätiat, dan men feire un richrodene@ritif billine und als bolichemistisch oniche Man hat dem Satiriferolom eine besondere Onation dergebracht, als er den selbstfritischen Humor pries. Frage: Sie waren in Mostan auf diciem Kongres iom men mit anderen onenen els deutscher Schriftsteller! Welche ( indungen bemächtinten ich hrer, als fie in ienen Tagen in Mosfau waren? Seben Sie nicht unwiff fürlich Veraleiche mit dem traurinen Schicksal der deutschen Piteratur und des deutschen Schriftiteffertums, dem sie im„ dritten Reich" ausgriezt find, one?
Antwort: Wüß'en wir nicht, dok Sitlerdeutschland nicht Deutschland ist, es wäre beschämend für uns gewesen, daß die
Unser Schw..
einzige Nachricht zu diesem Kongreß, die aus Deutschland fam, die Nachricht vom Verbot der Werke Gorkis war. Aber wir wissen, daß der Tag kommt, da wir die Werke, die einer Welt so starte Lebensströme zuleiteten, wie die Mutter" von Gorfi, feierlich wieder in den deutschen Bibliothefen ausstellen werden. Ich muß da noch zu einem letzten Vergleich ein Wort sagen, gerade für die Kollegen des Westens, für alle, die so ängstlich auf die scheinbaren Freiheiten des Individuums in der kapitalistischen Welt sich berufen, wenn sie fich. sonst schon inmpathikerend, hierin aber noch abgrenzen. Im neuen Rußland gab und gibt es feine Gleich chaltung im erbärmlichen Sinn, wie die Nationalsozia= listen sie nun seit zwei Schreckensjahren praktiziert haben. Ein so hochbegabter Schriftsteller, wie Oleich a, der nicht der Partei angehört. legt nun nach siebzehn Jahren ein B fenntnis ab wie er zum neuen Staat langiam ein Verhältnis aewonnen, wie feiner ihn gezwungen, wie er selbst are Phasen seiner Gutwicklung zur Arbeiterflasse durchleben durite. Denken Sie an Hitlerdeutschland, das Männer wie: Heinrich Mann, Brecht sofort hinter die Stacheldrähte gesperrt hätte; das jeden Schriftsteller gezwungen hat, die Sazungen der Reichsfulturfammer anzuerkennen oder aber zu verhungern. Die Diftatur des Proletariats, das habe ich nun selbst erlebt, braucht feinen Gleichichaltungszwang der Geister, sie hot feine Diskussion zu fürchten, fie erichien mir selbstbewußt und würdig, während die Tiftatur des Faschise mus täglich sich entpuppt als brutale Unterdrückung, als feiger gemeiner Terror eines Snstems, das niemand überzeugen fann, sondern nur durch Drohung oder Hunger das Schrifttum zu willigen Dienern machen will. Denfen wir immer wieder an die Entwicklung hüben und drüben. 3. V. des Zeitungswesens. Im dritten Reich" ist die Presse einem langiamen Sterben geweiht. Die Zeitungen werden immer langweiliger und immer weniger gelesen. In Sowjetrußland vollzieht sich die Entwicklung in genau entgegengesetter Richtung. Dort steigt die Auflagezahl der Zeitungen und Reitschriften von Jahr zu Jahr, immer neue Millionen von Leier werden gewonnen. Ein anderes Beispiel! Während im „ dritten Meich" die Volksbibliothefen gereinigt" worden sind, ja selbst Klassiker, wie z. B. Leising, aus den Bibliotheken entfernt wurden werden in Sowjetrußland immer neue Bibliothefen eröffnet, wird noch diesem Kongreß besonders der ausländischen Literatur die größte Beachtung ge= schenft Ein drittes Beispiel: In der Sowjetunion werden reue Arbeiteruniverfitäten gegründet, die bestehenden e weitert und die malität der missenschaftlichen Arbeit erhöht. Im dritten Reich" wird die Universität in die Arbeitsdienstlarer verlegt.
SID
Sowietrußland ist ein Nationalitäteritaat. Gerade die Einstellung zur Internationalität dieles Stontent= bundes hat den Nationalitätenhaß hejeitiat und die fece eines jeden Rolfstums defördert. Alle Nationalitäten behen in Sowietrußland die Möglichkeit, ihre Sprache und ihre fulturellen Eigenarten zu pflegen. In Moskau gibt es jogar ein Riaennertheater. Wir besuchten mit einigen ausländischen Kongreßteilnehmern das Moskauer jüdische Theater. Ter sie Peiter des Theaters bearüßte uns mit den stolzen, Worten: h Genossen, ich möchte Ihnen nichts onderes sagen, als nur diese vier Worte: Jiddisches Staatstheater in Moskau." Ter Staat unterdrückt die nationalen Minderheiten nicht, sondern fördert ihr kulturelles Leben.
Vor allem ist es aber ein ganz anderer Geist, der in Moskau das fulturelle Leben erfüllt. Im„ dritten Reich" und auch hier an der Saar werden jetzt Weihnachtsbücher für die Jugend verkauft, die voll von Kriegshetze sind. Blutine Weih= nachten. Das ist der Geist des dritten Reichs"! Auf dem Schriftstellerfongreß in Mosfau wurde aber an Romain Roland, den Vorfämpfer gegen den imperialistischen Strica, ein Bearüßungstelegramm gesandt. Das ist der Geist Sowjetrußlands! Der Schriftstellerfongreß befundete damit den Aufbau- und Friedenswillen eines großen Vandes. während im„ dritten Reich" die wahren Kämpfer für den Weltfrieden, Schriftsteller wie Ludwig Renn und Karl von Offießfi, hinter dem Stacheldraht schmachten. Wir sind zurükgefehrt mit dem noch stärkeren Willen, alles zu tun, m unsere Freunde zu befreien, nicht nur die Schriftsteller. sondern auch Ernst Thälmann, Mierendorff und alle Einceferferten. Mein Tag ioll veraehen. on dem wir nicht unsere Stimmen erheben und die Werftätigen der Welt aufrufen zum Kampf gegen den Faschismus und den imperialistisch Krieg. Wer die Versammlung der Sowietichriftsteller ich, meiß, daß der Kampf jede Mühe lohnt und daß bei uns die Idee ist, die das Jahrhundert verändern wird.
Mittelalter im dritten Reich"
Nirgends aber blüht der Aberglaube wieder mehr und umfassender als im heutigen Deutschland unter der Regierung von Adolf Hitler. Der Wotans-, Edda- und Yggdrasil- Kult, der dort offiziell groß gezogen wurde, das verderbliche Neuheidentum in der sogenannten Reichsfirche in Verbindung mit der amtlich geduldeten Diffamierung der bisherigen Religionsgebräuche in der evangelischen und fatholischen Kirche, haben dem Aufkommen einer wahren Flutwelle des Aberglaubens den allerbesten Nährboden bereitet. Die dagegen erlassenen scharfen Verbote der Wahr= fagerei aller Art, auch der unentgeltlichen, angefangen von den Künsten der Kartenlegerei bis zu den geheimnisvollen Offenbarungen massenhaft aufgesuchter Hellseher, haben diefen neuen Unglauben nicht im allergeringsten einzu-= dämmen vermocht; er blübt heute im neuen Deutschland mächtiger denn je!
Die Bermüstungen, welche der deutiche Nationalsozialis mus auf geistigem Gebiete innerhalb von fnapp zwei Jahren in Deutschland angerichtet hat, übertrefien alle Vorstellungen. Der Salt, den die hergebrachten Religions Thefen den Massen des Volfes gab. find längst zu einer morschen Stüße geworden. Der feste Anter, der dem Volke in Zeiten großer Notzustände die Beruhigung einer immerhin relativen Geborne- heit gegeben hat. fehlt heute im Dritten Reiche" vollüändia. Der Drana, zu wissen und zu erforschen, was die nabe und fernere Rufunit bringt, überraat alles andere Denfen und Handeln. Ter Mystizismus feiert zur eit in Tutschland wahre Triumphe. Die Sucht. hinter die Geheimnisse der allernächsten Zukunft zu fommen, ist unter der Diftatur Adolf Hitlers zu einer Manie ge= worden. Tas deutsche Bolt ist unter Goebbels auf das Niveau des finstersten Mittelalters herabgefunken. Mit dem
Wotan- und Edda- Glauben hat zugleich auch der Herenund Aberglausn im„ dritten Reiche" seinen Einzua ge= halten. Ein Stück Mittelalter ist im zwanzigsten Jahrhundert in dem ehemaligen Deutschland der Dichter und Denken auferstanden. Um Jahrhunderte haben Hitler, Goeb bels und Göring die einst hohen deutschen Kulturwerte zurückgeschraubt. Die Uhr wurde zurückgedreht anstatt vorwärts. Die Früchte treten schon ganz allgemein in die Ericheinung..
Es ist öffentliches Geheimnis, daß Adolf Hitler trampfhaft versucht, sein verhängnisvolles Horoskop durch Kunstgriffe aller Art im Sinne von Jupiter und Venus zu forrigieren. Er sucht den Halt, die Richtung, in den Konstellationen der Sterne. Sein Prestige zerbrödelt mit jedem Tag mehr, den er erlebt Er wacht ängstlich über sein Leben und ist überaus nervös, wenn der 7. oder der 18 eines jeden Monats an den Himmel fommt. Seine Leibwache bildet Tag und Nacht einen undurchdringlichen Kordon um ihn. Dr. Goebbels wird besinnlich, wenn ihm auf seinen vielen Autofahrten ein schwarzer Kater über den Weg läuft oder ihm ein Reichenzug begegnet. Und von Göring ist bekannt, daß er neben dem Morphium auch ganz dem heidnischen Kult der alten Germanen verfallen ist. Hitler, Goebbels und Göring zittern heute mehr um ihr Leben, als das jemals bei den blutigsten Raren des russischen Kaiserreiches der Fall war. Die breite Maie des deutschen Volkes weiß das. Eine Aera furchtbarer Ungewißheit, vor allem was fommt, ist in Teutichland angebrochen. Und so ist es kein Wunder, daß auch das Volk selbst diesem Taumel mittelalterlichen Aberglaubens zum großen Teil verfallen mußte!
Die ländliche Bevölkerung in Deutschland glaubt heute wieder mehr denn je an Sput. Der verwirrte Baner in ab
gelegenen Gegenden holt nicht mehr den Tierarzt, wenn ihr ein Stück Vich erfranft, sondern die weiße Frau, die durch allerlei Hofuspofus den bösen Geist im Stall beschwört. 2lc fleinstädtische Bevölkerung sucht Zuflucht bei den Kart= frauen. Vif Aẞ. Kaffeesatz, das siderische Pendel, die Han linien und die Graphologie müssen Einblicke in die Zufu it gewähren.„ Wann wird es endlich besser, wann nimmt de alles ein Ende?" ist die Frage. die stereotyp wiederkehrt! den Großstädten haben die Astrologen und Hellscher überfüllte Warteräume.„ Was bringt die Zukunft?" ist auch hor die ewig wiederkehrende Frage. Und je mehr die Regieru das alles verbietet und zu unterdrücken versucht, desto größer wird die Manie der Bevölkerung, erst recht in fahrung zu bringen, was für die Zukunft bevorsteht. Aberglaube ist so alt wie die Menschheit selbst. Mit boten, mit Gefängnis und Konzentrationslager ist er ne mals auszurotten. Hier hilft nur Aufklärung. Geflärte. rubiae und ausaeoliane Verhältnisse nehmen einer sof Manie jegli Grundane. Im neuen Deutschland aber Her Abersten die Sucht zu erfcha mas S bringt, wie lange das doch der Hitlerei noch ertro werden muß. bereits staatsgefährlich geworden. Korte frauen und Astrologen werden als Staatsfeinde bezeich weil sie dem Volfe die Wahrheit" permitteln. Damit ist Regierung Hitler nicht nur bildlich, sondern effektiv auf à primitive Vorstellungskraft des finstersten Mittelalters q funten.
Im Mittelalter wurden die Frauen, die eine eigene M nung hatten, von der Inquifition als staatsgefährliche Sec lebendigen Veibes verbrannt. Heute werden in Deutsch unter Hitler Männer mit eigener Gesinnung in den sentrationslagern zu Tode zeimürbt. Das Mittelalter ift Deutschland wieder erstanden. Nur die Methoden haben si geändert. Sonst ist alles wie im 15. Jahrhundert!
Bon Albert Laurent- Eccardi