Englischer Brici

O. G. London  , 20. Dezember. Das Problem Indien   wird in den kommenden Monaten nicht aus der öffentlichen Debatte verschwinden. Die Verhandlungen über das noch nicht im Wortlaut vor liegende Gesetz, das die Reform der indischen Verfassung bringen soll, werden den Hauptteil der kommenden Bar­Enmentsperiode ausmachen. Nachdem es Baldwin ge­lungen war, auf der konservativen Partei­konferenz die Widerstände des rechten Flügels geren hie Reform niederzuzwingen, war die politische Lage in bieser Frage geklärt. Trotzdem gab es in beiden Häusern des Parlaments Aussprachen, die sich über mehrere Tage hinzogen. Die Debatte stand im allgemeinen auf sehr be­achtlicher Höhe, im Oberhaus beteiligten sich sogar drei ehemalige Vizekönige von Indien   an der Aussprache- alle drei traten für die Reform ein. In beiden Häu­ern erhielt die Regierung eine starke Mehrheit, etwa im Verhältnis 4: 1. Jm Unterhaus fand sich bei der Schlußabstimmung eine seltsame Ge­meinschaft zusammen. Die rund 50 Labourabgeordneten, denen die Reform nicht weit genug geht, stimmten ge­meinsam mit zirka 80 Rechtskonservativen, denen die Reform zu weit geht. gegen die Regierung. Jm Oberhaus enthielten sich die paar Labourlords der Stimme, dort blieben die Rechtskonservativen unter sich. Wenn es sich auch nur um Vorabstimmungen handelte, so ist doch in dem jetzigen Parlament eine starke Mehrheit für das Reformgesetz gesichert. Die Versuche der Rechtskonser vativen mit Hilfe der indischen Fürsten   die Reform doch noch zu Fall zu bringen, scheinen nicht sehr aussichtsreich zu sein.

Lloyd George   stößt vor

Jahrelang hat sich Lloyd George   im Hintergrund gehalten. Er verfaßte seine Kriegsmemoiren voller gif­tiger Attacken gegen die Generalität, ja gegen alle Sach­verständigen. Er baute auf seinem Gut preis: gekrönte Kartoffeln an und züchtete preis­gekrönte Aepfel. Fast niemals erschien er im Parlament. Zweifellos ist er die markanteste politische Persönlichkeit, die England während des ersten Jahrhundertdrittels her­vorgebracht hat. Vor dem Kriege hat er als liberaler Schazkanzler gegen gemaltige Widerstände die englische Sozialgesetzgebung durchgesetzt; während des Krieges und einige Jahre danach hat er England fait diktatorisch regiert, wobei er immer mehr ins reaktionäre Fahrwasser geriet. Und dann verschwand er plötzlich im Hintergrund. Gelegentlich ließ er seine Stimme ertönen, gelegentlich versuchte er sogar neue Borstöße, stets aber ohne Wirkung und Erfolg. Schließ lich zog er sich ganz zurück. Nun plötzlich kündigt er einen neuen Vorstoß an. Im neuen Jahr will er mit einem großen Plan zur Umformung der eng lischen Wirtschaft und zur Beseitigung der Arbeitslosigkeit herauskommen. Er scheint dabei vor allem Roosevelts Politik vor Augen zu haben und spricht sogar ausdrücklich von New deal  ". An Einzelheiten er bisher nur die Verstaatlichung der Bank von England   erwähnt, die bis heute noch ein rein privates Institut ist. Er hofft auf die Unterstützung durch die Labour Party   und durch die planvirtschaftlich eingestellten Jungkonservativen. Er rechnet da­mit, daß im nächsten Parlament Labour   und Konser­/ vative etra gleich stark sein werden und daß er mit den auf Grund seines Planes gewählten Abgeordneten das Zünglein an der Waage sein werde. Dann will er offen­bar die Annohme seines Reformplanes zur Bedingung der Unterstützung einer Regierung machen. Sein Plan ist gewiß nicht aussichtslos, da im Lande zweifellos eine starke Sehnsucht nach kühnen, konstruk tiven Vorschlägen besteht. Aber hat der über 70­jährige noch die Spannkraft, seine Kampagne durchzu­führen?

*** Wie steht es mit dem englischen Faschismus?

Nach dem 30 Juni war Mosleys Stern im Sinken. Heute ist die Lage für ihn wieder etwas besser geworden, obgleich nach wie vor noch keine akute faichi stische Gefahr in England besteht. Aber Mosleys Ver­sammlungen sind nicht mehr so leer wie im Juli und August und er hat wieder etwas mehr Publizität. Bon Bersammlung zu Versammlung legt er mehr Gewicht auf den Antisemitismus, einmal, weil Antisemitismus bei einer bestimmten Sorte des Mobs stets anspricht- auch in England; sodann aber weil er damit rechnet, daß diese in England' ungewohnte Parole eine leidenschaftliche Diskussion auslöst, in der sein Name und der Name seiner Partei immer wieder genannt werden wird, und daß ihm feine Gegner durch Angriffe die ersehnte Publizität ver­eschaffen. Ganz Unrecht hat er mit dieser Rechnung nicht gehabt. Freilich hat er auch auf anderem Wege Publi­zität erhalten und zwar durch eine Reihe von Pro 3.effen. Da gab es einen Beleidigungsprozeß. Moslez gegen die liberale Zeitung Star". Der Star" hatte eine angebliche Aeußerung Mosleys in sehr zahmen Worten als hochverräterisch bezeichnet. Mosley kiagte. Run ist die englische Beleidigungsrechtsprechung von einer geradezu unfaßbaren, aber im allgemeinen segensreichen Schärfe. Pressebeleidigungen haben phantastische Geld­ftrafen im Gefolge; daher ist die englische Presse frei von persönlichen Schimpfereien und Verleumdungen. Ueber Beleidigungsprozesse wird in der ganzen Presse immer ausführlich berichtet. So auch diesmal. Mosley, der feine Legalität nach bekannten Mustern beschwor, hat den Prozeß gewonnen, dazu eine Ent­schädigung von 5000 Pfd. Sterling und die gewünschte Publizität: Dieser Tage kam ein anderer Prozeß ihm zu statten, in dem er der Angeklagte war. Nach einer Mosleyversammlung in einer südenglischen Küstenstadt war es zu einer Schlägerei gekommen, an der u. a. auch Mosley persönlich teilnahm. Die Polizei klagte ihn des Aufruhrs an, obgleich sie nicht gerade über besonders wirkungsvolle Zeugen verfügte. Es war eine leichtsinnige Anklage. Mosley und die Seinen wurden glänzend frei gesprochen wie nach der Beweisaufnahme nicht anders zu erwarten wat. Sie sonnen sich jetzt in der Rolle der verfolgten Märtnrer, die sich nur ihrer Haut gewehrt hätten, und hoffen, daß ihre eigenen Roheiten... und echt faschistischen Brutalitäten in der Olympia versammlung im Frühjahr vergessen werden

Oesterreichisches Heldenbuch

Paula Wallisch   veröffentlicht die Lebens- und Sterwehrende Handbewegung gesehen haben, mit der er den Bes bensgeschichte ihres Mannes Koloman.*)

Drei Revolutionen sind in dieses Leben verknüpft. Nach Lugos, einem kleinen deutsch  - siebenbürgischen Städt­chen, der Vaterstadt Koloman Wallischs, kam ein Matrose des Panzerfreuzers Potemfin". Durch ihn lernte der fünfzehn­jährige Maurerlehriing die Gedanken des Evozialismus fen­nen Zarismus und österreichisch- ungarische Monarchie stan­den damals wie unstürzbare Mächte, als der junge Wallisch im Arbeiterbildungsverein, den der Emigrant vom Potem­fin" gegründet hatte die Ge, ezze zu verstehen strebte, die diese fapitalistische Welt regieren. Es ist ein Symbol für das Heldenleben Wallichs, daß er weder in der politischen, noch in der gewerkschaftlichen, sondern in der Bildungsorgani sation den Gedanken und die sittliche Größe des Sozialismus zum ersten Mal erlebte.

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Ein reiser und bewußter Sozialist war er, als der Welt­krieg ausbrach; auch als Soldat fühlte er sich den Gesetzen der Arbeiterbewegung und nicht denen der Militärmaschi= nerie verpflichtet und die Uniform hinderte ihn nicht daran, als Vertrauensmann seiner Genossen weiter zu wirken. Der Mann vom Potemkin, muß ein guter Lehrer gewesen sein. Als der österreichliche Feldwebel Wallisch in seiner dienst­freien 3eit mit den Unternehmern als Vertrauensmann der Arbeiter verhandelte, lag die Monarchie im Sterben. Sie, die vom Blut der unterdrückten Nationen gelebt hatte, in Schanden gelebt hatte, zeigte damals bereits jedem, der zu sehen und Todessymptome zu deuten verstand, ihren Tod an; der Unteroffizier Wallisch war damals bereits hellsichtiger als die ihm vorgesetzten Offiziere und sie wehrten sich gegen seine überlegene Klugheit, indem sie ihn vor das Militärgericht stellten. Aber man wagte nicht mehr, ihm ans Leben zu gehen. Die Bestie des österreichischen Militarismus, an deren Lebensbahn hunderte von Galgen stehen, wagte es nicht mehr den Galgen für Koloman Wallisch   zu errichten. Sie gab ihm Urlaub für etliche Jahre, sie wartete, bis sie wieder fräftig genug war, um in der modischen Tracht der Heimwehr   ihr dreckiges Gewerbe aufzunehmen.

Das Habsburger  , Regiment verreckte. Die ungarische Revo­lution foderte auf; Koloman Wallisch   übernahm das Sekre= tariat der sozialdemokratischen Partei in Szegedin  . Als Sozialdemokrat hielt er bis zum letzten Augenblick der un­glücklichen ungarischen Räterepublik auf seinem Posten aus. Als er dann später in Desterreich der Führer der ober= steirischen Arbeiter wurde, als man aus ihm den bolschewiſti­schen Bürgerschreck machte, erzählten die Heimwehragenten Lügenmärchen über Walliichs Tätigkeit während der ungari­schen Kommune. Jahrelang mußte er sich mit seinen Ver­leumdern vor den Gerichten herumschlagen, bis er die Lügen der Klassenfeinde zerstört hatte

Aber die Verleumdungen klebten mie zähes Pech- an ihm, es war gelungen, aus dem fachlichen, nervenruhigen Wallisch, den das Vertrauen der Genossen trug, den Bluthund zu machen, gegen den jede Niedertracht erlaubt schien.

Nach dem Zusammenbruch der ungarischen Arbeiterbewe­gung, ging er nach Südslawien, nach Maribor   und von dort in die Steiermart. Als ein unbekannter Genosse mußte er sich mühsam das Vertrauen erwerben; aber dann, als die Massen den Mann erkannt hatten. seine unbedingte Hingabe an die Sache, seinen nie ruhenden Fleiß, seine Bescheiden­heit, die durch keinen äußeren Erfolg zu verführen war, da galt ihm die ganze Liebe, nicht nur der obersteirischen, son­dern der österreichischen Arbeiter überhaupt. Je schmutziger der Feind diesen reinen Menschen möchen wollte, desto inniger wurde die Liebe der Arbeiter für ihn; aber auch diele Liebe vermochte nicht; ihn überheblich zu machen, brachte ihn nicht dazu, der Masse nach dem Munde zu reden und ihr nur das zu sagen, was sie hören wollte. Man muß die ab­*) Tas Buch: Paula Wallisch   Ein Held first" fit durch die Ver­waltung des Kampf", Prag   2, Lüzowova 37, zu beziehen.

Simon und Laval  

grüßungssturm beantwortet hatte, wenn er zu sprechen be= gann um diesen Mann zu begreifen, der so ganz anders war als ihn die heutigen österreichischen Machthaber schildern. Als Koloman Walliich am 12. Februar von Graz nach Bruck   an der Mur   fuhr, weil er den Brucker Arbeitern ver­sprochen hatte, in der Stunde des Kampfes bei ihnen zu sein. da wußte er, daß er in eine Schlacht ging, die wenig Erfolg versprach Paula Wallisch  , die ihren Mann begleitet hatte, bezeugt die Erfenntnis ihres Mannes. Ehe er von dem per= sönlichen Schicksal sprach, das ihn erwarten mußte, denn nicht ohne Absicht hatte man aus ihm einen Bluthund gemacht. redete er von dem Schicksal und den Möglichkeiten der Ar­beiterbewegung in dem Kampf, den die verfassungsbrecherische Regierung erzwungen hatte. So nebenbei jagte er: Ich weiß auch daß ich nach dem Zusammenbruch eines der Opfer sein werde. Mir ist schon lieber ein rasches Ende, als dieies aufreibende Dasein..."

Wie Wallisch es vorhergesehen hatte, so ist es gekommen. Paula Wallisch   schildert den Kampf und den Rückzug der obersteirischen Arbeiter, schildert wie die meineidigen Ver­fassungsbrecher die Verfassungsverteidiger mit aller Aus­nüßung der überlegenen Ausrüstung des staatlichen Macht­apparates niederwerfen, schildert, mit welchem Heldenmut, der über jedes Wort erhaben ist, die Roten angreifen und sich verteidigen.

Und dann erzählt sie das furchtbare Ende: Wallisch war vor dem Standgericht. Wallisch vor Richtern und Henfern. Die Auszeichnungen die Wallisch sich für seine Anklagerede vor Gericht machte, sind dem Buch faksimiliert beigegeben; sie sind mit fester Hand niedergeschrieben, auch im Angesicht des Todes hat Wallisch nicht gezittert. Kein. Pathos war in seiner Rede Sie ist von fast nüchterner Sachlichkeit. sie geht auf sozialpolitische Details ein, die deutlich machen sollen. daß die Begriffe der Freiheit und des Rechtsitaates, die zu verteidigen sich die Arbeiter erhoben hatten, von brennender Realität für die Arbeiterklasse waren..

Als Sozialdemokrat ist Wallisch seinen Weg zu Ende ge­gangen, als Sozialdemokratin hat sich Paula Wallisch   wegen Beihilfe zum Hochverrat vor Gericht verteidigt. Mit rühren= der Bescheidenheit erzählt die Gefährtin von ihren eigenen Schicksalen.

Daß dieses Buch so ganz ohne Pathos ist, macht seine Größe und Wirkung aus. Jedes Wort darin lebt und wird leben. Auch jedes Wort der Anklage, die es ausspricht; da wird von dem Heimwehrführer Wazek- Mischan erzählt, der, gewissermaßen im Nebenamt, Richter war; da hören wir von dem Henker Spizer, der vor dem Reichnam Walli che eine Verbeugung machte und sagte: Herr Wallisch, bei Ihnen war es mir ein ganz besonderes Vergnügen,"

Diese Helden selbst haben sich all ihrer Gemeinheiten ge­rühmt, damals als die Diktatur so jung und blutig war. Heute, da das unterirdische Leben der Illegalität immer mächtiger wird, erzählt man, daß sie nervös sind und sich faum auf die Straße wagen.

Von dem Grab des Koloman Wallischs, das die Macht­haber zuerst dem Erdboden gleich machen ließen, das aber immer wieder wie von Geisterhänden mit Blumen bedeckt und so kenntlich gemacht wird, strahlt ein unheimliches Licht aus. Alle Macht die Menschen haben können, liegt in den Händen der Herrichenden, sie haben Waffen und Polizei­tanks, Flugzeuge und Gerichte; alles hat man den Arbeitern genommen, in ihren Häusern, in ihren Organisationen, in ihren Gewerkschaften, in ihren Arbeiterfammern sitzen die blutigen Ueberwinder In ihre Sicherheit und in ihren Schlaf, in ihre Festbankette und in ihre Waffenparaden springt der letzte, Schrei der Februartoten, der letzte Ruf Koloman Wallische und das große Licht, das von seinem Grabe ausgeht über ganz efferreich und für die oonze Melt der kämpfenden Arbeiterschaft

Das Kabinett Jevil'sch

Fortsetzung der Gespräche nach dem 13. Januar Paris   zufrieden

( Von unserm Korrespondenten)

Paris  , 24: Dezember.

Die großen Fragen der Außenpolitik waren Gegenstand der langen Unterhaltung, die Sir John Simon und Laval am Samstag am Quai d'Orsay geführt haben. Wir fonnten schon vorher auf die Bedeutung dieser Unterredung hinweisen, und ihr Ausgang gibt unserer Voraussage recht. Dabei müssen wir bemerken, daß der englische   Außenminister nicht etwa mit festen Vorschlägen für bestimmte Fragen zu seinem französischen Kollegen gekommen ist. Am Samstag handelte es sich vor allem darum, in einem allgemeinen Ueberblick über das gesamte Gebiet der Außenpolitik, so weit Frankreich   und England dadurch direkt oder indirekt berührt werden, in einen Meinungsaustausch einzutreten.

Ein wesentlicher Teil der Aussprache war dem Saar­problem gewidmet. Beide Staatsmänner verhehlten sich nicht, daß mit der Abstimmung am 13. Januar die Saar­frage durchaus noch nicht gelöst ist. Laval   betonte noch einmal, daß Frankreich   keinerlei Sonderinteressen an der Saar   ver­folge, daß es aber Wert darauf legen müsse, daß die Wertung des Abstimmungsergebnisses im Sinne und Geiste des Ver­failler Vertrages geschehen mitise.

Der englische   Staatsmann gab unirmwunden zu, daß Hitlerdeutschlands Aufrüstung, zumal in der Luft, eine Ge­fahr für England. bilde. und dies alles tun werde, um dieser Gefahr zu begegnen. Während er die Auffassung vertrat, man müsse die bisherigen Rüstungen Deutschlands   anerkennen und sie auf das vorhandene Maß bearenzen, vertrat Laval zwar die Auffassung, daß man der deutschen   Aufrüstung ein Ende machen müsse. aber dies nur fönne, mein Deutschland  durch seinen Beitritt zum Oitvalt eine Verpflichtung zu gegenseitiger Hilfe im Kricasfalle und zu Sanktionen gegen den Friedensstörer einginge.

Wie wir hören, söllen die englisch  - französischen Gespräche nach der Saara bitimmung fortgesetzt werden.

Englische Justiz

Die englische Justiz ist mit Recht angesehen. Das Wort Klassenjustiz hört man kaum, das Wort Parteijustiz nie. Es gibt nur wenige Richter, diese wenigen aber genießen hohe Achtung bei jedermann und wachen eifersüchtig über ihre Unabhängigkeit. Ein kleines, aber bezeichnendes Beispiel. Als kürzlich im Oberhaus eine an sich un­bedeutende Justizvorlage zur Debatte stand, ergriff der Oberste Richter Englands, Lord Hewart, das Wort zu einer leidenschaftlichen Anklage gegen die für diese Frage zuständigen Regierungsmitglieder. Und zwar aus folgendem Grunde. Die Vorlage sah die Schaffung eines Vizepräsidenten beim Appellationsgericht vor; dadurch konnte sich der Richter beim Appellations­gericht gekränkt fühlen, der nach der bisherigen Rechts­lage als Stellverteter des Vorsitzenden in Frage gekom

Von unserem Korrespondenten

Paris  , 24. Dezember. Die Kommentare der französischen   Presse über die Lösung der jugoslawischen Regierungsfrise sind durch us optimistisch gehalten. Ueberall äußert man seine reitloje Genugtuu darüber, daß es Jevtitch gelungen, iit, in jo furzer Zeit ein Kabinett zu bilden, in dem sogar einige Führer der Oo: tion vertreten sind. Man spricht die Ueberzeu una aus, daß der neue jugoslawische Ministerpräsident in Cürzester Frist bereits ans Werf geben wird, um die friedliche Politik fest zu verankern, deren Vorkämpfer er bisher als Außenminister seines Landes im Sinne Alexanders 1. gewesen ist

Ein Kabinett Jevtitch in Belgrad  , so sagt der der fran­zöfifchen Regierung naheitehende Temps", afft eine Situa= tion, die geeignet ist, die französisch- italienische Entente zu fördern; deny nach Lage der Dinge ist diese von der Verstän dioung Italiens   mit der Kleinen. Entente abhängia. Tie­jenigen, die auf die Störung der innoilow chen Politif ge= rechnet haben und davon eine Schwächung der Kleinen Entente   und der franzöftschen Politik in Europa   erwarteten, werden zweifellos enttäuscht sein. aber die Sache des Friedens und der internationalen Zusammenarbeit wird da­durch in glücklicher Weise eine Kräftigung erfahren.

Im übrigen clanben mir, aus beiter Quelle mitteilen au fönnen, daß im Augenblick die Verhandlungen zwischen Frankreich   und Italien   ruhen. Der italienische Staatsiefre tär im Außenministerium. Suvich, hat am Sonntag für vier bis fünf Tage Weihnachtsurlaub genommen, und vor End der Woche werden die Verhandlungen mit dem französchen Botschafter in Rom  , de Chambrun, faum ihren Fortgang nehmen. Es ist nicht ausgeschlpien, daß a val. noch vor dem 10. Januar, wo er zu den Wölferbundsverhandlu zen nach Genf   reisen wird, seinen so oft vertagten Besuch in Rom   ab­zustatten gedenkt.

men wäre. Das war der Richter Glesser, der, bevor er Richter wurde, Abgeordneter und Minister der La= bour Regierung gewesen war. Der Oberste Richter sah in dem Gesetz eine Benachteiligung Slessers wegen feiner politischen Gesinnung. Dagegen protestierte er mit einer im Oberhaus ganz ungewöhnlichen Leidenschaft. Dabei ist Lord Hewart Konservativer und war, bevor er Richter wurde, konservativer Abgeordneter und Minister gewesen. Er kämpfte gewissermaßen für seinen politischen Gegner, aber er kämpfte vor allem für die Unabhängigkeit der Justiz von politischen Ermä­gungen. Und er stegte auf der ganzen Linie. Die Regie­rung gab nach...

Wird der Faschismus in einem Lande zur Herrschaft kommen können, wo es auf allen Gebieten des öffent­lichen Lebens Männer gibt, die wirklich Männer sind und keine Knechte?