Karl Barth

Seine Absetzung und ihre Wirkungen

Das Kölner Gericht, vor dem das Disziplinarnerfahren gegen den Bonner Theologieprofessor Karl Barth ver= handelt wurde, haf, wie wir schon furz berichteten, seine Ab­setzung ohne Pension verfügt. Nur die Hälfte des Ruhe­gehalts für die Dauer eines Jahres wurde ihm zugesprochen. Die erwartete Maßreglung ist nun perfeft. Deutschland ver­Itert seinen bedeutendsten it nd char after

vollsten Theologen, der vermutlich bald nach seiner schweizerischen Heimat auf einen ehrenvollen Posten berufen werden wird. Schon macht die Universität Basel den Versuch, ihn für sich zu gewinnen. Barth hatte sich aus religiösen Gründen gemeigert, den Eid auf Hitler zu leisten. Hinter thm stehen weite evangelische Kreise, die nach seinem Beispiel den Willen Gottes gegenüber dem Staatswillen, der Totalt tät über Sachen und Seelen beansprucht, auseinander­halten. Die gesamte deutsche Presse nimmt die Ab­sezung Karl Barths ohne ein Wort des Widerspruchs hin. Sie sagt, gut gedrillt von Goebbels , überhaupt nichts dazu, damit ihr nachher nichts zustößt...

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Die Neue Zürcher Zeitung " bemerkt zur Disziplinierung Karl Barths:

In unserer letzten Nummer berichteten wir, daß der be­rühmte Bonner Theologieprofessor Karl Barth vom Diszi­plinargericht mit Dienstentlassung bestraft worden ist. Zu dem Falle Barth macht die Neue Zürcher Zeitung " folgende intereffante Ausführungen:

Die Entlassung Prof. Karl Barths von seinem Lehramt an der Universität Bonn wird in der deutschen Presse mit Stillschweigen übergangen, so daß es der ge= sprochenen Zeitung" überlassen bleibt, die Aufsehen erregende Nachricht weiter zu verbreiten. Die Trennung die der Staat zwischen sich und dem Hochschullehrer vornimmt, der wie menige unter der jetzt lebenden Generation zum Weltruf der deutschen Wissenschaft beigetragen hat, ist so brüst mie nur möglich vollzogen worden. Mit der Berhängung der schwersten Strafe, die das Disziplinarstrafrecht vorsieht, be­meisen die Behörden, daß sie am absoluten und unbe= dingten Charakter der Gidesleistung auf Hitler festhalten wollen. Auch ein stillschweigender Vorbehalt, mit dem sich Prof. Barth begnügt hätte, wenn ein solcher von der Staatsjeite aus als zulässig anerkannt worden wäre, konnte nicht mehr als Brücke zu einer Verständigung dienen.

Der Klaffende Gegensatz zwischen politischen und religiösen Auffassungen, der damit entstanden ist, läßt bereits ermessen, was für Stürme ausbrechen merden, wenn auf dem Ge­biete der evangelischen Kirche die vorgeschriebene, aber noch nicht durchgeführte Vereidigung der Geistlichen auf den Na­men Hitlers verlangt werden sollte.

Der Reformierte Bund für Deutschland, dem 300 Gemeins den angehören, hat bereits offen für Prof, Barth Partei genommen und den Reichskultusminister wissen lassen, daß die Entscheidung eines jeden evangelischen Chriften in Deutschland auf Grund des Gotteswortes nicht anders ausfallen fönne, als wie fie von Karl Barth getroffen worden sei.

Die Herabjeßung der finanziellen Abfindung an den gemaß-­regelten Hochschullehrer auf ein Minimum steht mit der Tendenz, den die ganze Sanktion ausströmt, im Einklang. Prof. Barth hat die Möglichkeit, an das preußische Oberver­maltungsgericht zu appellieren; ob er davon Gebrauch machen will, ist aber noch nicht befannt geworden.

BRIEFKASTEN

Illegale Freunde. An Euerem diesmaligen Briefe ist besonders interessant, mie gering Ihr die Mederer und Kritikaster einschäst. Ihr bedankt Euch dafür, Euer wertvolles Material, das unter so großen Gefahren hineingeschmuggelt mird, an Beute zu verschwenden, die gerne kritisieren und schimpfen, aber niemals für eine wirkliche Aufbauarbeit zu haben sind. Ihr tut recht daran, die illegalen Schriften nur solchen Volksgenossen zu geben, die sich irgendwie aktiv gegen das Regime betätigen merden. Lustig ist Eure Erfahrung, daß so mancher, der die Diftatur des Proletariats" fordert, fich absolut nicht diftieren lassen mill, menn ihm eine illegale Arbeit zugewiesen wird, die unter den jezigen Verhältnissen von dem führenden Vers trauensmann nur als Anordnung meiter gegeben werden kann. 31 Diskussionen über die illegale Arbeit und ihre Verteilung habt Ihr jest weder Seit noch Gelegenheit.

Literatur

Weißbuch

über die Erschießungen des 30. Juni 1934 Authentische Darstellung der deutschen Bartholomäusnacht . ( 3irfa 250 Seiten, gebunden, mit zahlreichen Illustrationen. Preis: Frankreich 15,- Fr., Schweiz 4,- Fr., Holland 2,- Ft., Tschechoslowakei 20,- Kr. Editions du Carrefour, Paris VI, 83 Bld. du Montparnasse.

Die Zuspizung der innerpolitischen Lage in Deutschland , die Ab­sehung des schlesischen Oberpräsidenten Brüdner und sein Aus­schluß aus der nationalsozialistischen Partei, die Vorgänge in Dan zig, der durch den Reichswirtschaftsminister Schacht erzwungene Rücktritt des nationalsozialistischen Wirtschaftsführers v. d. Golz sowie die Amtsenthebung des Staatssekretärs Feder, des Schöpfers des nationalsozialistischen Programms, Tassen überall die Frage auf­tauchen: Steht Deutschland vor einem neuen 30. Juni? Was aber bedeutete die Bartholomäusnacht des 30. Juni 1984? Die von der deutschen Reichsregierung mehrfach in Aussicht gestellte authentische Darstellung der blutigen Vorgänge ist niemals erfolgt. Jetzt endlich wird die Wahrheit über die Erschießungen und Morde des 30. Juni in einem aufsehenerregenden Dokumentenwerk Weiß­buch über die Erschießungen des 30. Juni 1934" enthunt. Der be fannte schwedische Jurist Senator. Dr. Georg Branting- Stockholm hat die Einleitung zu diesem Buche geschrieben, das von dem Kollek tiv der Autoren des Braunbuches über den Reichstagsbrand auf Grund von zahlreichen Augenzeugenberichten, von Dokumenten und Recherchen zusammengestellt ist. Troz äußerster Nüchternheit, tros völliger Beschränkung auf die fachliche Darstellung der Vorgänge ist hier ein Werf entstanden, das jeder Leser mit atemraubender Span­nung von Anfang bis Ende verfolgt. Gerade der dokumentarische Charakter dieses Buches verleiht ihm eine so außerordentliche Wir fung. Wir hören den Bericht eines hohen Beamten des Münchener Polizeipräsidiums über seine Erlebnisse in der Mordnacht. Ein Hotel­gast des Hotels Gaffelbauer" schildert, wie er als Augenzeuge den Verhaftungen in Wiessee beiwohnte und miderlegt damit die von dem Propagandaminister Goebbels um diesen Aft des Dramas ges wobene Heldenlegende. Ein Beamter des Zuchthauses Stadelheim stellt die letzten Stunden und das Ende von Röhm und seinen Ge fährten dar.

Das Weißbuch beweist an Hand authentischer Dokumente, daß Hit­Ier, als er sich ins Flugzeng seßte, um die blutigen Erefutionen des 30. Juni vorzunehmen, nicht nur in feiner Weise überrascht, sondern im Gegenteil wohl vorbereitet war, da die Aktion durch SS . und Reichswehr bereits weitgehend eingeleitet, eine Reihe von Verhaf­tungen schon durchgeführt war und die entscheidenden Plätze schon besetzt waren.

Von eindringlicher Bucht und außerordentlicher politischer Be deutung sind die im Weißbuch großenteils fotografisch wiedergegebe nen Dokumente. Sie führen zurüd auf die Ursprünge des Dramas vom 30. Juni, die zugleich die Ursprünge des dritten Reiches" sind, mit der Wiedergabe des von Karl Ernst , dem Berliner Gruppen­führer der A. verfaßten und eigenhändig unterzeichneten Einges

tänantes feine Beteiligung an der Brandstiftung im Reichstag, das nicht nur die Namen seiner Mittäter und den genauen Hergang der Tat schildert, sondern auch die Anstifter dieses politischen Ver­brechens mit ihrem Namen nennt. Einen tiefen Einblick in die hef tigen Auseinandersetzungen innerhalb der nationalsozialistischen Partei gewährt ein persönlicher Brief des SA .Führers Karl Ernst an seinen Freund, den schlesischen Gruppenführer Heines.

Entscheidende Wichtigkeit aber hat- besonders im Hinblick auf die gegenwärtige innen und außenpolitische Lage des dritten Reiches", der im Weißbuch wiedergegebene Auszug aus jener unter dem Namen Blaubuch" befannten vertraulichen Denkschrift von: Reichswehrgenerälen und Offizieren des Reichsmehrministeriums, die nach der Ermordung des Generals von Schleicher an den Reichs­präsidenten von Hindenburg gerichtet wurde und mit ihren mili­tärpolitischen Betrachtungen von größter Aftualität ist, und vollste Aufmerksamkeit verdient. Zum erstenmal ist auch im Weißbuch der schlüssige Beweis für den Zusammenhang zwischen den Worden am 30. Juni und dem blutigen Putschversuch des 25. Juli in Wien geführt.

Die nene Weltbühne, Prag 10, 3izkova 4c. Friede auf Erden". heißt der Leitartifel der legten Nummer des Jahrgangs 1984. lteber. den zweiten dreißigsten Juni in Deutschland , die 330 Dezember morde, berichtet Heinz Pol . Max Seydewiz gibt unter dem Titel Englische Perspektiven" eine Schilderung der Politik der Labour­Party. Heinz Konrad schreibt über Schachts Neuen Plan". F. C. Weiskopf kritisiert deutsche Sowjetbücher. Kurt Hiller setzt die Artikelserie Schußhäftling 231" fort. Außerdem enthält die Nummer eine Filmkritik von Friedrich Wolf u. a. m.

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