Die Axt des Henkers

Aufruf für die Unschuldigen in den Todeszellen

Soeben hat das höchste deutsche   Gericht das Todesurteil der drei im Bülowplatz- Prozeß verurteilten Antifaschisten, Friedrich Bröde, Karl Matern und Klause, bestätigt. Man erinnert sich an diesen Prozeß, der nicht nur zu der Frei sprechung des Hauptangeflagten Albert Kunz führte, son­dern in dem auch die Untersuchung durch das Welthilfs­fomitee für die Opfer des Hitlerfaschismus wie auch der Prozeßverlauf selbst klar den Beweis der völligen Unschuld der Angeklagten und der gänzlichen Haltlosigkeit des An­flagegebäudes erbrachte. Trotzdem sollen jetzt die drei Arbeiter auf ausdrücklichen Befehl der Hitler- Göring hin­gerichtet werden. In der Todeszelle von Plößensee marten Hans Ziegler   und Sally Eppstein, die unschuldig Verur­teilten des Horst- Wessel- Prozesses, auf ihre Hinrichtung. Der schlesische Arbeiter Pischon ist ebenfalls nach Ablehnung feines Gnadengefuches unmittelbar vom Tode bedroht. Der Gießener Antifaschist Becker, unschuldig wie alle anderen, wurde fürzlich zum Tode verurteilt. In dieser Stunde, in der 7 Menschenleben auf dem Spiele stehen, erheben die größten Intellektuellen zweier Kulturländer ihre Stimme gegen die unerträgliche Häufung der Todesurteile, gegen die bar­barische Mordjustiz des dritten Reiches". Diese Stimmen müssen millionenfachen Widerhall finden.

Am 2. Juni 1933 antwortete der Arbeiter Lütgens dem Staatsanwalt, nachdem gegen ihn das Todesurteil aus= gesprochen worden war: Danfe. Die Verurteilung durch die Klassenjuftiz ist die höchste Ehre für einen revolutio= nären Arbeiter."

Lütgens wurde am 1. August 1933 enthauptet.

100 000 Antifaschisten befinden sich immer noch in den deutschen   Gefängnissen. Es sind dieselben, die vorausgesagt hatten, daß ein Tag fommen würde, an dem die Arbeiter

in Deutschland   das Wort für alle anderen Arbeiter führen

würden. Es sind dieselben, die für getötete Nationalsozia=

zialisten, deren Mörder unbekannt sind, büßen mußten,

( Schade, daß niemand bisher auf den Einfall gekommen ist, zehn Marristen für den Tod von Röhm verantwortlich zu machen.) Es sind dieselben, die ihren verfolgten Genossen Unterschlupf geboten haben. Es sind dieselben, die man als Geisel festhält, weil ihre Männer aus dem Konzentrations= lager geflohen sind. Es sind dieselben, die vor zwei Jahren, vor fünf Jahren, die Arbeiter organisierten.

Die Prozesse gehen weiter, laut verkündet durch Propa­ganda, geheimgehalten durch Zensur.

Und hier liegt der nationalsozialistische Widerspruch, und hier liegt die Basis für unsere Aktion.

Hitlerdeutschland   will, daß diese Prozesse bekannt wer= den, um durch Terror den revolutionären Willen der Massen zu lähmen daher die Aushängung der Propa panda. Andererseits will Hitlerdeutschland, daß diese Brozesse nicht zu einer Waffe der Weltmeinung gegen ihre Herrschaft werden, daher die Exzesse der Zenjur. Heute ist, infolge der Macht, die die deutsche Regierung der Nationalsozialistischen   Partei in die Hände gelegt hat, der Terror ein Propagandamanöver.

Es liegt an uns. daß diese Manöver scheitern. Denn ein solches Manöver hat aus dem bulgarischen Revolutionär Dimitroff  . den vorher nur wenige Ein­geweihte fannten, eine große Figur, einen Helden gemacht, den die Welt nennt. Endlich hat, wie in alter 3eit, der Henfer seine Art wiedergefunden," sagte der Staatsanwalt

im Prozeß gegen die Kölner   Arbeiter. Aber wenn dieser Henfer seine Art vor dem tödlichen Schlag in die Höhe schwingt, spiegelt die blanke Scheide vor der Welt die wahren heutigen Heidengestalten wider, die fünf Erdteilen

unbekannt waren.

Deswegen werden die Massen weiter demonstrieren, Telegramme an eure Gesandtschaften schicken, Hundert­tausende von Menschen sich versammeln. Deswegen erhebt sich die Stimme der Menge, der ihr von eurem Volks­

nissen für mindestens die gleiche Zahl von Flüchtlingen aus Deutschland  . Die Mitglieder der Abordnung forderten erner, daß den jüdischen Organisationen die Vollmacht gegeben werden solle, sich mit dem Schicksal der über die genannte Zahl hinaus überschüssigen Flüchtlinge zu befassen und diesen Visen und Auswanderungsmöglichkeiten zu beschaffen.

Ministerpräsident Flandin, der die Ansprachen der Mit­glieder der Abordnung mit Interesse anhörte, jab der Hoff­nung Ausdruck, daß sich eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Franzosen und Juden zum Besten des moralischen und wirtschaftlichen Wiederaufbaus der Welt.ntwickeln werde. Er versprach, zu versuchen, daß den vom Komitee ge­stellten Forderungen nach Möglichkeit entsprochen werde.

gericht erzählt, und die euch antworten, daß ihr diese Un- RIEFKASTEN

schuldigen nicht vor ein ordentliches Gericht stellen könnt weil niemand, der Königsberg   nie verlassen hat, einen Nationalsozialisten in Köln   getötet haben kann diese Unschuldigen nichts sind als Geiseln.

meil

Romain Rolland  , Schritsteller, Villeneuve; André Malraux  , Schriftsteller, Prix Goncourt  ; Professor Jean Perrin  , Nobelpreis für physikalische Chemie, Vizepräsident der Akademie; Professor Charles Richet  , Nobelpreis für Physik  , Mit­glied des Institutes;

Professor Charles Seignobos  , Präsident der philolo­gischen Fakultät der Sorbonne  , Paris  ;

Jean Piot, Abgeordneter der französischen   Kammer, Chefredakteur der Zeitung' Oeuvre";

Marc Sangnier  , Präsident der katholischen pazifistischen Gruppe Foyer de la Pair". Chefredakteur der Zei­tung' Eveil des Peuples";

Francis de Miomandre  , Schriftsteller, Paris  ; Claude Aveline  , Schriftsteller, Paris  ;

F. W. Pethick Lawrence, Kandidat des englischen Unter­hauses, ehemaliger Minister; Virginia Woolf  , Schriftstellerin, London  .

Jüdische Abordnung

beim Premierminister Flandin

Paris, 27. Dez. Die ZTA, meldet: Der französische  Ministerpräsident Flandin   empfing eine Abordnung des Komitees für Schutz der jüdischen Rechte in den Ländern Oft und Mitteleuropas  , die sich aus dem Führer der fatho= lischen Pazifisten und Deputierten Marc Sangnier  , Professor Haamard, dem Generalserfetär des Komitees Boris Gure­vitch, dem Mitglied des Zentralfonsistoriums der fran­ zösischen   Juden George Leven und dem Führer der russisch­jüdischen Gemeinde in Frankreich   Baron de Gunzbourg zu= sammensetzte. Dem. Empfang wohnte auch der europäische  Direktor des American Joint Distribution Committee, Dr. Bernhard Kahn  , bei.

Die Mitglieder der Abordnung brachten dem Premier­minister gegenüber die Gefühle der Sympathie der Juden in Frankreich   zum Ausdruck und erklärten, die Juden in den verschiedenen Ländern unterſtüßten Frankreichs   Kampf für den Frieden und für die Gleichheit der Nationen und Rassen. Sie lenkten aber auch die Aufmerksamkeit des Premier­ministers auf die Tatsache hin, daß die letzten administrativen Maßnahmen gegen Fremde in Frankreich  , verbunden mit effektiven Ausweisungen, fich katastrophal für die jüdischen Flüchtlinge in Frankreich   ausgewirkt haben und die iüdische Meinung in der Welt mit Sorge erfüllen. Die aus Deutsch­ land   nach Frankreich   übersiedelten jüdischen Industriellen haben etwa 12 000 französische Arbeitslosen wieder in Arbeit gebracht; dies rechtfertige die Ausgabe von Arbeitserlaus­

Aus Südfrankreich erhielten wir diesen Brief: Gestatten Sie mir, daß ich zu Ihrem Artikel Auswandern, aber wohin?" mit Folgen dem Stellung nehme. Als Einkäufer im Karstadt  - Konzern verlor ich, da Jude, troß meiner fast vierjährigen Frontzeit, trotz E.K. und zweimaliger Verwundung, meine Stellung und stand mit Frau und Kind vis- a- vis dem Nichts. Ich ging nach Paris  , wo ich nach sechs­wöchentlichem Aufenthalt sah, daß für den Kaufmann wenig Ver­dienstmöglichkeit bestand. Kurz entschlossen reiste ich nach Südfrank­ reich   und fand nach längerem Suchen eine Gampagne. Und damit komme ich zum Kernpunkt meiner Sache. Ich lernte einen ehe­maligen Juristen kennen, der schon eine cinjährige Ausbildung als Landwirt und Kleintierzüchter durchgemacht hatte. Wir gingen zu­sammen, singen eine Hühnerfarm mit 30 Hühnern an und haben heute etwa 210 Stück. Dazu Kaninchen, Tauben, eine Ziege. Wir be­wohnen ein schönes Haus und führen einen gemeinsamen Haus­halt. Wir haben zusammen bei weitem nicht das Kapital von 15 000 Mart investiert, sondern bedeutend weniger. Für den Aufbau einer Elewage sind m. E. für eine Familie von drei bis vier Personen 20 000-25 000 Franken erforderlich um ein Jahr durchzuhalten.( Die Hühner geben ja erst nach etwa acht Monaten Ertrag, ebenso der Garten.) Objekte, wie das unsrige sind hier genügend vorhanden. Man kann für 800-1000 r. jährliche Pacht ein schönes Anwesen mieten. Ich bin gern bereit, falls Sie dieses Schreiben ganz oder teilweise in Ihrer Zeitung veröffentlichen, etwaigen Interessenten bei präziser Fragestellung unengeltliche Auskünfte zu erteilen, bitte jedoch ein Freikouvert jeder Anfrage beizufügen."

H. R., Nizza  . Ihre Mitteilung, daß die langen Kerle" in dem neuen Jannings- Film Der alte und der junge König" von der Leibstandarte Adolf Hitlers   gestellt werden, ist interessant. Die Gardespielerei der langen Kerle lebt also wieder auf. Der Dekora teur in dem Manne ist nicht zu überwinden.

Süddeutscher. Sie erklären sich aus der Beobachtung eines größeren Gebietes gewisse Massenverhaftungen so: Tie Gestapo   muß ihre Tüchtigkeit beweisen. Defter schon wurden Beamte strafversetzt, wenn es ihnen nicht gelang, Marristen ans Messer zu liefern. Da wird denn ab und zu mal durchgegriffen". Wahllos werden ehemalige Marristen verhaftet, und sehr oft solche, die mit der illegalen Arbeit gar nichts zu tun haben. Es genügt, daß sie früher einmal margistische Funktionäre waren und sich nicht gleichgeschaltet haben.

Nordland". Ihr schreibt uns: Als bei den Heringsfischereien vor einiger Zeit ein Waggon neuer Fässer aus dem Inlande angerollt kam und die Lagerarbeiter den Waggon öffneten, fiel ihr Blick auf ein großes Plakat, das den 30. Juni folgendermaßen glossierte: 3mi­schen Hitlers Beinen stehen Heß, Göring   und Goebbels   als Signum eine erhobene Faust und das Wort Freiheit  ". Die Arbeiter riefen die Belegschaft zusammen und entrüsteten sich an dem Plakat, bis es nach einem halben Tage einige SA.- Leute entfernten." Hoffent lich habt Ihr noch öfter Gelegenheit, Euch zu entrüsten".

Für den Gesamtinhalt verantwortlich: Johann is in Dud. metler; für Inferate: Ctto Kuhn in Eaerbrüden. Rotationsdrud und Verlag: Berlag der Volfsstimme Gmb0. Saarbrüden 3, Schützenstraße 5.- Echließfach 776 Saarbrüden.

6-001

Was ist's mit dem Arbeitsdienst?

Lies ,, Jungens im Moor" und du weißt es!

Ein erschütterndes Dokument! In seinen einfachen Worten zeigt es, wie der Idea­lismus der deutschen   Jugend von unfähigen Kommißknechten erschlagen wird. Was die Nazis anfassen, wird Zwang, Sklaverei und Militarismus. Das beste an jeder Sache erstirbt: Die Freiwilligkeit!

Man muß das Wort ,, freiwillig" vom deut­ schen   Arbeitsdienst streichen.

M. M. ein alter Lagerführer.

JUNGENS

GER  

IM MOOR

Mer unter diesem Beichen diente, hat bewiesen, daß er bereit ist, zu wirken für den Wiederaufbau

unferes Vaterlandes!

Dies Buch müssen alle Eltern und Jugendlichen lesen!

48 Seiten

Preis 2,- Fr. Bestellungen erbeten an

"

Verlag der ,, Volksstimme"

Saarbrücken 3, Schützenstraße 5, Telefon 207 31 und seine Buchhandlungen: Saarbrücken  , Trierer Straße, Neunkirchen   rnd Saarlouis  .

SAARLANDER   BEIM ARBEITSDIENST