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13.
JANUAR
Was verdien! Röchling bei der Rückgliederung?
Röchling sichert sich 300 Prozent
Saarbrücken , 28. Dez. Die Weltfront" von Henri Bar busse bringt folgende Meldung über Röchling , den Rück gliederungsgewinnler:
„ Eine fleine Notiz einer großen Zeitung ist dieser Tage unbemerkt geblieben. Es handelt sich um den Börsenbericht, den das französische Handelsblatt Information" am 29. November aus der Feder seines Berliner Korrespondenten brachte. Da heißt es:
" Bedeutende Käufe wurden gestern in internationalen Werten für Rechnung saarländischer Industrieller und vor allem für Herrn Röchling durchgeführt. Da nach dem in Kraft befindlichen Devisen- System die Saarländer als Ausländer betrachtet werden, wurde der Ertrag der Käufe auf Sperrkonto eingezahlt."
Man muß dieses Börsengeheimnis entschleiern. Man muß der ganzen Welt zeigen, welch ein gaunerhafter Wucher hier von Röchling und der ganzen„ DeutschenFront"-Führung betrieben wird. Gemeinhin ist eine deut sche Reichsmarf gleich sechs französischen beziehungsweise jaarländischen Franken. Da die Berliner Regierung bei der Brüchigkeit der deutschen Marf, bei ihrer nichtvor handenen Deckung unter allen Umständen zur Herbeischaffung von Devisen gezwungen ist, so hat sie die sogenannte Sperrmarf geschaffen. Für wenig mehr als 2 Franken zahlt die Regierung eine Mark, wobei Bedingung
Status quo bedeutet:
Zurück zum Reich,
aber net gleich!
ist, daß die so eingehandelten Beträge nur in Deutschland umgesetzt und angelegt werden.
Und nun stellt euch vor: Während die Hitler und Röch= ling euch die wankende Mark statt des stabilen Franken bringen wollen, während die Röchling- Banf in Saarbrücken seit dem 4. Dezember der Gestapo über jeden Sparer Bericht erstattet, der aus berechtigter Furcht vor der Umwandlung in wertlose Marf seine ersparten Franken aball holt, währenddessen verdreifacht Hermann Röchling seine Jo Profite durch ein schamloses Börsenmanöver.
Der Ertrag feiner Käufe ist auf ein Sperrfonto einge: zahlt. Aber die Sperre über sein Guthaben hörte in dem Augenblick auf, wenn die Saar an Hitler fiele. In diesem Falle wird Röchling die Millionenwerte, die er in den letzten November: und ersten Dezembertagen an der Berliner Börse für einen Spottpreis faufte, für den dreifachen Betrag losschlagen. Wollt Ihr jetzt endlich ver= stehen, warum Röchling zu seinem sitler will, warum er für den Anschluß an das Deutschland des Börsenwuchers mobil macht? Nationalist aber nur gegen bar! Seine französischen Geschäfte vernachlässigt er allerdings dabei nicht. Mit Recht fann Bourson in seinem Buch ,, Autour de la Question Sarroise"( Rings um die Saar
frage) die Röchlings als„ angestellte Lieferanten der fran
zösischen Handelsmarine" nennen. Der Nazipatriot Röch ling hatte die Schamlosigkeit, in einer Reflame einer Pariser Filiale zu erklären:„ Unsere Betriebe haben im Jahre 1925 in Frankreich für ungefähr 25 Millionen Franken Spezialstahl abgefeßt."
Spezialstahl? Für den Krieg! Für Frankreichs Panzerschiffe und Festungen!
Das ist der Führer der deutschen Front".
Pfarrer Bungar.en
Sein Abschied
von der ,, Saarbrücker Landes- Zeitung"
Einer der führenden fatholischen Priester des Saargebiets hat einen wichtigen politischen Schritt unternommen. Pfarrer Bungarten hat den Vorsitz im Aufsichtsrat der früher fatholischen, heute gleichgeschalteten„ Saarbrücker Landes- Zeitung" niedergelegt. Er war der letzte Vorfigende der faarländischen Zentrumspartei und vertrat in der Leitung der„ Saarbrücker Landes- Zeitung" die Interessen des fatholischen Klerus.
Längst war Pfarrer Bungarten als scharfer Widersacher des„ dritten Reiches" bekannt. Die Abgesandten des Herrn Goebbels und die nationalsozialistischen Katholiken haben viele Versuche gemacht, den charakterfesten Priester von Saarbrücken- Malstatt für sich zu gewinnen. Sie blieben stets vergeblich, obwohl es auch an Drohungen nach den Methoden des„ driten Reiches" gegen ihn nicht fehlte. Die Terroristen genossen schon im voraus ihre falte Rache. Jetzt gibt Pfarrer
Bungarten durch seinen Austritt aus dem Aufsichtsrat der „ Saarbrücker Landes- Zeitung" dem gesamten Saar - katholizismus ein unzweideutiges Zeichen. Er hat auch an der Gründungsversammlung des„ Deutschen Volksbundes" teil
genommen.
Die„ Neue Saar- Post" schreibt: Ueber jiebzig katho= liche Geistliche haben mit vielen Laien den„ Deutschen Volksbund" aus der Taufe gehoben. Diese und viele andere Geistliche an der Saar versichern dem Deutschen Volksbund" immer wieder ihre Sympathie. Sie, diese Geistlichen und der „ Deutsche Volksbund " lassen sich leiten von der Liebe zur Kirche und zum Vaterlande Die Geistlichen sind mehr als betrübt darüber, daß sich das katholische Volk an der Saar io verheßen läßt sie sind entsetzt, daß nicht mehr mit den Waffen der Sachlichkeit der Gerechtigkeit und der Liebe gekämpft wird, sondern mit den finsteren Waffen der Lüge, der Verleumdung, der Niedertracht, der Ebrabichneidung und der rohen Gewalt
An die Presse der deutschen Front"
Reichsministerium für
Volksaufklärung und
Propaganda
Aktenzeichen 27/ 14/ B II
STRENG VERTRAULICH
Berlin W., 26. 12. 1934 6. Januar 1935: Wilhelmsplatz 1
NACH KENNTNISNAHME VERNICHTEN
An die Herren Parteigenossen Schriftleiter im Saargebiet! In der Falte beigebogen behändigen wir Ihnen den hierorts ausgearbeiteten Entwurf für die Schlagzeilen Ihrer Blätter in den letzten Tagen vor der Abstimmung. Gleichzeitig haben wir uns mit den zuständigen Abteilungen der SA., SS. und des Freiwill. Arbeitsdienstes in Verbindung gesetzt, um eine 100prozentige Durchführung unserer Vorschläge gewährleisten zu können. Wir erwarten von Ihnen strengste Disziplin in bezug auf Befolgung unserer Vorschläge im Geiste des nationalsozialistischen Idealismus. Ihre Belohnungen sind vom 14. 1. 1935 ab an der Kasse unseres Ministeriums auszahlbar.
Anlagen
1. Januar 1985:
Mit Hitler Heil! Frig Tropf, Wirkl. Geh. Reichspropaganda- Rat.
Zehn als Arbeitsdienstler verkleidete Marristen verprügeln in Neunkirchen einen italienischen Offizier. 2. Januar 1935:
Enthüllungen über den für die Abstimmungsnacht geplanten Putsch der Freiheitsfront. Diebstahl der Urnen, Berhaftung der Abstimmungsfommission, Vergiftung der Besatzungstruppen geplant. Ausrufung der Sowjetrepublik Saarabien vorgesehen. Ministerliste: Ministerpräsident Maß Braun, Innenminister Fritz Pfordt. Kriegsminister Leo Troßfi, Justizminister Dr. Sender, Kultusminister Pater Dörr, Postminister Hoffmann, Verkehrsminister Prinz Hubertus von Löwenstein . Rus sische Truppen sind bereits auf dem Seeweg in Anmarsch.
3. Januar 1935:
Ein entlassener Arbeiter der Röchlingwerke, Mitglied der Löwensteinschen Katholikenpartei, schießt auf Röch ling . Der Führer der Deutschen Front bleibt wie durch ein Wunder unverlegt.
4. Januar 1935:
Hitler enthebt den Saarkommissar Bürdel seines Postens, weil er Angriffe der Pfälzer Presse auf den Präsidenten Knor geduldet hat.
5. Januar 1935:
Ein Marrist umzingelt zwölf Mitglieder der Deutschen Front, die Plcfate fleben, und wird in Notwehr getötet.
Die Ak'enbeschlagnahme
Beschwerde der ,, deutschen Front" abgewiesen
Vor dem Oberverwaltungsgericht in Saarlouis fand heute die Verhandlung über die Beschwerde der deutschen Front" wegen der seinerzeitigen Aftenbe= schlagnahme des Präsidenten der Regierungskommission statt. Es handelt sich um die beiden Beschlagnahmen vom 19. und 24. Juli 1934.
Die„ deutsche Front" wurde vertreten durch Landgerichtsrat Freudenberger, die Regierungsfommission wurde vertreten durch den Direktor des Innern und des Kabinetts. Heimburger. Die Ausführungen des Vertreters der Regierungsfommission fanden in dem Urteil des Oberverwaltungsgerichts die Zustimmung dieser höchsten Instanz. Die Beschwerde der deutschen Front" wurde in jeder Hinsicht als unbegründet abgewie sen. Die Beschlagnahme stützt sich auf Artikel 10,§ 2 Abj. 17 des allgemeinen preußischen Landrechts. Das Urteil des Oberverwaltungsgerichtes erkennt an, daß der Präsident der Regierungsfommission zu der Aftenbeschlagnahme im Interesse der Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit in seiner Eigenschaft als Polizeiminister berechtigt war.
Es ist ohnehin lustig, wenn die deutsche Front", die Geldschrank- knacker in ihren Diensten arbeiten läßt, sich über eine behördliche Haussuchung beschwert.
Aschermittwoch- Stimmung in der Pfalz
Wegen der Saarabstimmung
Der stellvertretende pfälzische Gauleiter Legier erläßt eine Bekanntmachung, in der sämtliche Faschingsveranstaltungen bis zum Tage der Saarabstimmung einschließlich für den Bereich des Gaues Rheinpfalz untersagt werden. Darüber hinaus drückt die Gauleituna den Vorständen der Karnevalsvereine gegenüber den dringenden Wunsch aus, daß auf alle jene Geschmacklosigkeiten bei der Programmgestaltung und in Presseverlautbarungen verzichtet werde, die dem„ endgültig verflossenen liberalistischen Zeit alter den Stempel aufgedrückt" hätten. Den Parteigliederungen wird die Abhaltung eigener Faschingsveranstaltungen untersage
Zu der heute stattfindenden Kundgebung der Separatisten in Saarbrücken haben die Besatzungsbehörden fostenlos Transportmittel zur Verfügung gestellt. 7. Januar 1935:
Beim gestrigen Aufmarsch der Separatisten, an dent höchstens 6000 Mann teilnahmen, kam es zu schweren Ausschreitungen. Etwa 20 Mann stürmten den Sitz der Regierungskommission und steckten ihn in Brand. Bei sämtlichen Verhafteten, die nur mit Hose und Hemd bekleidet waren, wurden kommunistische und sozialdemokratische Mitgliedsbücher gefunden.
8. Januar 1935:
Leute mit gefälschten Mitgliedskarten der Deutschent Front mißhandeln mehrere Juden in Dudweiler . 9. Januar 1935:
Ueberwältigender Sieg des Nationalsozialismus in Saarlouis : bei einer Probeabstimmung stimmen von 13 536 Stimmberechtigten 13 916 für Deutschland ! 10. Januar 1935:
Durch einwandfreie Dokumente wird bewiesen, daß die Separatistenblätter„ Deutsche Freiheit",„ Deutsche Volkszeitung“ und„ Neue Saar- Post" monatlich je 200 000 Franken Subventionen vom Quai d'Orsay erhalten.
11. Januar 1935:
Ein Fingerz eig Gottes: Emigrantenfommissar Machts trägt bei einer harmlosen Schlägerei mit harmlosen Straßenpaijanten eine geringfügige Verlegung davon, an deren Folgen er verstirbt.
12. Januar 1935:
Russische Flugzeuge, von französischen Piloten gesteuert, werfen deutschfeindliche Flugblätter ab. 13. Januar 1935:
Alle Züge nach Frankreich überfüllt! Tausende von Juden und Separatisten bereits abgereist! Maz Braun in Paris , Frizz Pfordt in Moskau eingetroffen! In Sulzbach werden gefälschte Urnen entdeckt, die bereits Hunderte von Status quo- Zetteln enthalten. Der Präsident der Regierungsfommission, Mr. Knox, jüdischen Ursprungs! Sensationelle Enthüllungen des „ Stürmer"!
Katholische Pfarrer beim Stimmentauf entlarvt. In St. Ingbert gehen Pfarrer von Haus zu Haus und faufen Status- quo- Stimmen für 500 Franken pro Stimme!
Der Führer an der Saargrenze, zum Einzug bereit! Börsenfrach in Paris ! Der französische Franken von 16 Pfennig auf 2 Pfennig gefallen! Inflation! Zurück zur Reichsmart! Deutsch die Saar nur gegen bar!
immerdar
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Eine unerhörte Beleidigung Was einen Führer der ,, deutschen Front" in Wolle bringt
In der„ Saarbrücker Zeitung " lesen wir folgende Greuelgeschichte:
In den letzten Tagen wurde Vertrauensleuten und Mitgliedern des Gewerfvereins christlicher Bergarbeiter Saar von Saarbrücken ein Rundschreiben durch die Post zugestellt das von einem gewissen Franz Spicker aus Schwalbach Bierstr. 21 unterzeichnet ist. In diesem Rundschreiben wird versucht, die Herren Imbusch und Kuhnen den Saarbergleuten als„ aufrechte und tapfere" Kämpfer vorzustellen, während der jeßige Vorsißende des Gemerfvereins, Peter Kiefer, in der übelsten Weise verleumdet wird. Es heißt da u a.:
„ Was da Kiefer in Saarbrücken über Kuhnen gesagt hat, ist allerhand. Der Peter Kiefer ist gerade der richtige Mann, der das sagen muß. Ich weiß positiv, daß er sich an ständig bezahlen läßt, wenn er jetzt io loslegt der ist ja selbst nicht von dem überzeugt, was er sagt, und daß Kuhnen und Imbusch ehrliche Kerle sind, weiß der Peter io gut wie wir beide."
An anderer Stelle heißt es:
Man müßte von Mund zu Mund sagen, daß Mit gliederversammlungen einzuberufen sind, in denen über die Ausschlüsse von Kuhnen und Imbusch gesprochen wird. Peter Kiefer darf nicht mehr das Vertrauen der Gewerkschaftler haben, denn er nimmt von der NSDAP . Gelder an und läßt sich vor Hitlers Parteifarren spannen." Es ist selbstverständlich, daß es sich hier um glatte Lügen handelt. Peter Kiefer wird dem Unterzeichner des Rundschreibens vor Gericht Gelegenheit geben, seine ungeheuerlichen Anschuldigungen zu beweisen.
Es fällt uns schon seit einiger Zeit auf, daß die gleichgeschaltete Presse des Saargebietes den teuren Namen Hitler nur noch wenig erwähnt und dafür mehr an Deutschland erinnert. Man hat auch in diesen Redaktionen etwas ge
merft.
Zum ersten Male erfährt man nun, daß es eine strafwürdige Beleidigung ist, wenn jemand die ungeheuerlichen Anschuldigungen" nachgesagt werden, er stehe in den Diensten der NSDAP., des Parteikarrens Adolf Hitlers .
Noch ein Schritt weiter, und man handelt in berechtigter Abwehr, wenn man einem in die Fresse haut, der mit Heil Hitler!" grüße