Auch ein Jägermeister
Der Aufstieg eines alten Kämpfers"
Ein recht interessanter Fall, derjenige des Parteigenossen Berens, beschäftigt in Trier seit längerer Zeit die Deffentlichkeit. Berens, früher einmal Inhaber einer Kneipe und Chauffeur, nahm, nachdem er bis zum letzten Hosenfnopf ausgepfändet worden war und den Offenbarungseid geleistet hatte. den unter solchen Verhältnissen jelbstverständlichen Weg zur NSDAP . Im Augenblick der Machtergret fung war er älterer. wenn nicht gar alter Kämpfer und hatte demgemäß einen Anspruch auf die ihm mangelnde Futterstelle. Man gab ihm die Leitung der NS.- Wohlfahrt und Winterhilfe, eine Aufgabe, der er sich mit allen Mitteln des Bettels, der Verächtlichmachung und Erpressung und demgemäß nicht ohne Erfolg unterzog. Kaum hatte er diesen Posten, da erwachte in ihm wieder der Kavalier, der ihm in früheren Jahren das Schießgewehr in die Hand gedrückt und ihn dem edlen Waidwerk zugeführt hatte. Hatte er bis dahin die Bezahlung einer verschwindenden Jagdpacht seinem Bürgen überlassen, so faßte er jetzt die Sache gleich anders an. Er übernahm eines der teuersten Hochwildreviere, in dem er außerdem mit unbegrenztem Wildschaden zu rechnen hatte. Ein im Revier befindliches Jagdhaus übernahm er gegen Barzahlung verschiedener 1000 Mark. Alle Welt wunderte sich und fragte, wie das möglich sei; nur die Parteileitung fand nichts darin. obwohl man schon bald die Fest= stellung treffen mußte. daß es bei der von B. geleiteten Dienststelle mit den Finanzen nicht stimmte. Man suchte sich ein paar andere Sündenböcke, die sich recht sehr dagegen verwahrten, die Spitzbuben zu sein, die man an anderer Stelle suchen möge. Das half ihnen aber nichts; sie mußten ins Konzentrationslager einer gerichtlichen Klarstellung ging man, getreu der allgemeinen Uebung, aus dem Wege- kehrten dann aber alsbald wieder in ihr Land zurück und haben zwischenzeitlich mit anderen Pöstchen den Mund gestopft be= fommen
Dann kam das neue Jagdgesetz, das die Bestellung ehrenamtlicher Kreisjägermeist er vorsieht. eine Stellung, für die nur der beste, ehrenwerteste Waidmann mit der saubersten Weste gerade gut genug ist, die aber dem zweifelhaf= ten Bruder wieder die beste Gelegenheit zu selbstsüchtigen Klüngel und unsauberen Machenschaften gibt. Nach diesem Posten streckte dann Berens, der von anständiger Jägerei nur eine untergeordnete Vorstellung hat, gleich seine Finger aus und zwar, dank der Bemühungen mehr oder weniger gleichwertiger Zwischeninstanzen, auch mit Erfolg. Damit erlebte seine Kavalierseele einen neuen Auftrieb. Er pachtete ein halbes Dugend weiterer Gemeindejagden zu allerdings nicht hohen Preisen, sondern im Wege des Klüngels unter Schädigung der Grundbesitzer von seinen Pg.- Gemeindevor= stehern hinten herum für einen Apfel und ein Stück Brot, aber immerhin unter der Möglichkeit, in einigen dieser Ge
meinden zum Wildschadensersatz in erheblichem Umfang herangezogen zit werden, auf den er verschiedene 1000 Mark Vorschuß leistete. Er schaffte sich einen größeren Hundebestand an, darunter ein Tier zu dem geradezu phantastischen Preise von 1500 RM. Des weitern erwarb er einen neuen, hocheleganten Kraftwagen und verschiedene Quyuspferde, da er sich auch dem Reitsport zuzuwenden beabsichtigte. Daneben vergaß er aber auch die Sorge für die Zukunft nicht, wie die Tatsache beweist, daß er sich ein Banffonto anlegen ließ, auf das er ganz bedeutende Summen einzahlte. Alle Welt fragte, und zwar mit Recht: Woher dieser, gleich mit seiner Bestellung zum Reiter der NS.- Wohlfahrt in die Erscheinung tretende Wohlstand? Für jeden, der nicht mit Blindheit geschlagen ist, war die Antwort sehr naheliegend. Ein Kunststück, zu Wohlstand zu gelangen, wenn einem an jedem Sonntag zahllose verschlossene Sammelbüchsen und fortlaufend der Geschäftswelt und den Privaten diskret abgepreßte unkontrollierte andere Gelder durch die Hände laufen. Es fehlte auch nicht an Versuchen, die Parteigewaltigen mit der Nase auf diesen Unrat zu stoßen. Die Antwort war die, daß in den Zeitungen unter Androhung der schwersten Represalien vor der Verdächtigung nicht genannter be= währter Funktionäre der NSDAP . gewarnt wurde. Je mehr sich die Oeffentlichkeit mit der Angelegenheit beschäftigte, desto mehr wurde B. von den Parteibonzen, insbesondere dem ihm anscheinend sehr nahestehenden Gauleiter Staatsrat Gustav Simon in Schutz genommen, der Ende September, wie sämtliche Zeitungen bekannt geben mußten, den verdienstvollen Kreisamtsleiter der NS. Volkswohlfahrt Pg. Berens zum Gaubeauftragten ernannte.
Unter solchen Auspizien beginnt die Partei zur Zeit den Kampf gegen die Wintersnot. Man hat allerdings Berens wohl in der richtigen Erfenntnis, daß das Publikum doch nicht so dumm ist, sich weiter Geld für die noblen Passionen eines Minderlings abpressen zu lassen, von seinem Posten beurlaubt, nimmt ihn aber vor der Oeffentlichkeit ausdrücklich gegen die gegen ihn erhobenen Vorwürfe weiter in Schuh und bestreitet die gegen ihn erhobenen Vorwürfe. Weshalb liefert man ihn nicht dem Staatsanwalt aus, weshalb sorgt man nicht für eine gerichtliche Klarstellung vor aller Oeffentlichkeit? Man ist doch sonst nicht so. Auf einen Oberbürgermeister oder sonstigen Beamten des alten Systems braucht nur irgend ein beliebiger Schmiersink, sei es auch ohne jeden Schein der Berechtigung, mit Dreck zu werfen: sofort ist der Monstre prozeß da. Daß nichts dabei heraus kommt, zerschlägt ja weiter nichts; der Zweck ist erreicht, wenn das dumme Volf gesagt hat: aha, da sieht man es wieder! Aber ein Parteibonze dari um feinen Preis bloßgestellt werden, mag er auch ein noch so großer Lump sein; denn in dem Loblied auf die Sauberkeit des neuen Systems würde ein Mißton entstehen
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