Volker in urmzelfen Nr. 145

Völker in Sturmzeiten

Im Spiegel der Erinnerung- im Geiste des Sehers

Eine Utopie wird Wirklichkeit

Judenfrage, Zionismus  , Palästinaaufbau- Von Josef Dünner

Mehr denn je ist die Judenfrage aktuell. Wirtschaftskrise, nationalistische Beschränktheit und Verhetzung haben dazu beigetragen. das Problem des über die ganze Erde verstreuten Volkes erneut auf die Tagesordnung zu stellen. Wir geben daher in den folgenden Artikeln einem guten Kenner der Materie das Wort. Der aus der deutschen Arbeiterbewegung hervorgegangene Verfasser, Dr. Josef Dünner hat Palästina bereist und uns seine Eindrücke über mittelt.

1. Fortsetzung Und sie schienen nicht mehr fern die Tage des Mes­ sias  . Die Losung des 3. Standes, der die Feudalfesseln zer­rissen und den Gesetzen seiner Produktionsweise allgemein verbindliche Geltung erzwungen hatte ,,, Freiheit, Gleich­heit und Brüderlichkeit", diese große, diese herrliche Losung, entsprang sie nicht uralten jüdischen Ideen? Hatten die Propheten nicht von jener Zeit geschwärmt, in der die Völker sich verbünden, alle Menschen frei und in Frieden leben würden? Sprachen nicht die Werke eines Kant, eines Goethe, eines Hegel, eines Humboldt Grund­gedanken biblischer Verheißung aus? Der Jude schnitt sich den Bart und die Schläfenlocken ab. Die Welt war besser geworden. Die Welt war weiser geworden. Jetzt durfte er getrost den Zaun abtragen, den seine Väter um die Lehre bauten, damit sie den kommenden Geschlechtern zum Heil unverfälscht überliefert werde. Das Heil war draußen in der weiten Welt, und mit der Inbrunst eines Gefangenen, dem sich nach langen langen Jahren Freiheitsberaubung plötzlich die Kerkertore öffnen, warf sich der jüdische Mensch in diese Welt.

Er gab zum Dank für seine neue Freiheit, was er ihr geben konnte. Seinen an der jüdischen Philosophie des Mit­telalters geschulten Geist, alle jene Fähigkeiten, deren der Frühkapitalismus zu seiner Ausbreitung bedurfte und um derentwillen nicht zuletzt seine Träger die Ghettotore sprengten. Er wurde ihr Pionier in Handel und Industrie, in Wissenschaft und Kunst. Er gab ihr sein überströmendes Gefühl für jene humanistischen Ideale, die in ihm lebten. Er stellte sich an die Spitze sozialer Bewegungen, im Glau­ben, in ihnen und mit ihnen die Worte der Propheten zu erfüllen. Manch ein Jude dankte mit dem Herzblut.

Und er spürte nicht, wie diese Welt ob seiner Leidenschaft erschrak. Er spürte nicht, wie sie sich vor ihm verschloß. Vom Fortschritt besessen, glaubte er, vorwärts, immer vor­wärts stürmen zu müssen, wo die Welt schon stille stand und Wurzeln schlug. Nicht vielen Juden gelang es, sich ihr wirklich anzupassen. Nicht vielen so englisch zu werden wie die Engländer, so französisch wie die Franzosen  , so deutsch   wie die Deutschen. Die Mehrheit blieb Staat im Staate, Fremde, die man haßte. Manche unter den Nicht­

juden sprachen ihre Abneigung bald offen und brutal aus. Aber der Jude hörte nichts und merkte nichts von alledem. Er merkte auch nichts, als aus dem Osten die Kunde von den Judenverfolgungen eintraf. Hielt er sie doch für ein letztes Aufflackern der Barbarei, ohnmächtiges Sichzurwehr­setzen gegen die siegreich vordringende westliche Kultur.

Auch in der bedrängten Judenschaft des Ostens verhallte der Pinskersche Ruf. Trotzdem dort in den 6 000 000 eng beieinander wohnenden russisch  - polnischen Juden die hebrä­ische Sprache weit verbreitet und das Nationalbewußtsein noch nicht erloschen war. Aber wie gebannt starrten sie nach dem Westen. Wie gebannt starrten sie nach jenen Ländern, in denen ihre Brüder Menschen geworden waren. Die Kinder der alten Ghettojuden lasen den Faust, und das Licht des jüdischen Schrifttums verblaẞte ihnen. Als Vorkämpfer der Haskalah  , der Aufklärung, gingen sie- den Narodniki gleich ins jüdische Volk. Der Tag, an dem das absolutistische Regime stürzte, an dem die Ausnahme­gesege fielen, sollte assimilationsbereite Juden finden.

Nur ganz Wenige, von Perez Smolenskin   und David Gordon  , zwei hebräischen Schriftstellern und Vorläufern Pinskers vorbereitet, horchten auf. Der Jude ist überall anwesend und nirgends zuhause, für die Lebenden ein Toter, für die Eingeborenen ein Fremder, für die Einheimi­schen ein Landstreicher, für die Besitzenden ein Bettler, für die Armen ein Ausbeuter und Millionär, für den Pa­trioten ein Vaterlandsloser, für alle Klassen ein verhaẞter Konkurrent." 20 jüdische Studenten hatten bereits die Hochschulen verlassen und waren nach Palästina gegangen. Am 30. Juli 1882 hatten sie die erste Kolonie in Palästina, Rischon lezion  ( die erste in Zion), einige Kilometer südlich von Jaffa   begründet. Jetzt folgten einige hundert nach den Anfangsbuchstaben ihres biblischen Mottos Beth Jaakow lechu wenelchah( Haus Jaakow laßt uns aufbrechen) Bilu genannt. Ohne landwirtschaftliche Kenntnisse, des Klimas und der harten Arbeit ungewohnt, wurden sie fern von allen Annehmlichkeiten und Bequemlichkeiten Europas  die ersten jüdischen Bauern im alt- neuen Judenlande. Die große Masse jedoch wollte vom Zionismus   nichts wissen. Sie hatte die Assimilation auf ihre Fahne geschrieben und zog diese Fahne auch nicht ein, als 1894/95 der jüdische Hauptmann Dreyfuß des Hochverrats beschuldigt, degradiert wurde, und eine antisemitische Welle sondergleichen fast das ganze französische   Volk ergriffen hatte. Mochte Theodor Herzl  , der Feuilletonist der Wiener Neuen freien Presse", der in seinem Judenstaat" die Pinskerschen Gedanken auf­genommen hatte, schreiben und reden und aufpeitschen, mochte er an den Höfen Europas   antichambrieren und um den Judencharter, um die Erlaubnis einer großen jüdischen Einwanderung in Palästina, werben, das jüdische Volk hatte ihm keinen Auftrag erteilt. Die Mehrheit des jüdischen Volkes fühlte sich nicht mehr als Volk.

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Und die Zionisten, die Herzl   um sich scharte? Selbst diese Zionisten zogen nur zum Teil die Konsequenz aus ihrem Denken. Die wenigsten Zionisten des Westens gaben ihre schwer erworbenen Positionen, die endlich errungene Ruhe auf, um in der Fremde noch einmal zu beginnen. Als Rechts­anwälte, Aerzte, Literaten, Regierungs- und Kaufleute blieben sie im englisch.- französisch.- deutschen Vaterlande und nährten sich redlich. Sie besuchten die zionistischen  Versammlungen und Kongresse, sie spendeten Geld für die

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selbst Jude

zionistischen Bodenfonds, sie fühlten sich mit den Verfolgten solidarisch, aber nach Palästina gingen sie nicht. Die Juden­frage war für sie noch nicht akut.

Wer wirklich übersiedelte, das waren ein paar tausend junge Menschen aus Galizien  , Polen  , Rußland  . Mit ihrem eigenen Einsatz wollten sie die Anomalie", die bisherige gesellschaftliche Funktion des jüdischen Volkes überwinden. Von den Wirtsvölkern jahrhundertelang auf die Händler- und Intellektuellenberufe verwiesen, hatten die Juden die physische Arbeit fast verlernt Nur in den Massensiedlungen des Ostens, im polnisch- jüdischen Kleinstädtchen, gab es noch jüdische Handwerker und Arbeiter. Aber auch diese standen meist als Gerber, Zigarettendreher, Textilarbeiter, Schneider und Schuster am Rande der Produktion. Je weiter ein Beruf von der Natur entfernt ist, um so mehr wird gerade in diesem Beruf die jüdische Arbeit konzentriert," bemerkte Borochov  , ein hervorragender Theoretiker der Arbeiter­bewegung im Zionismus  . Diesen Zustand, diese ,, Exterritoria­lität der Arbeit galt es zu beseitigen. Zurück zur Land­wirtschaft, zurück zur Urproduktion war darum die Parole der Pioniere.

Die Pioniere

II.

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J. D. Mit fast religiösem Fanatismus gingen die Pioniere ( Chaluzim) an ihr Werk. Zunächst versuchten sie, als Lohn­arbeiter in den Kolonien jener Einwanderer der neunziger Jahre Fuß zu fassen. Doch das mißlang. Die Kolonisten hatten sich daran gewöhnt, in ihren Pflanzungen arabische Fellachen zu beschäftigen, die auf Grund eines äußerst nied­rigen Lebensstandards nur minimale Löhne forderten. 3-4 Piaster( 48 Cts.) für eine tägliche Arbeitszeit von 12-15 Stunden genügten ihnen, um so mehr, als sie fast durchwegs kleinbäuerliche Hilfswirtschaften besaßen, die ihre Frauen und Kinder zu besorgen hatten. Mit diesen Fellachen konnten die jüdischen Pioniere nicht konkurrieren, so sehr sie auch bereit waren ,,, um der Eroberung der Arbeit" willen auf ihre bisherige Lebensweise zu verzichten. Aber einmal besaßen sie keine Nebenerwerbsmöglichkeiten wie die Araber, dann waren sie den Arabern zunächst auch in der Arbeitsqualität nliche Tätigkeit nur vom Hörensagen auch machte ihnen bei weitem unterlegen die meisten kannten eine körper­das ungewohnte heiße Klima schwer zu schaffen, und schließ­lich waren für sie, fast alles Akademiker, zwei ,, luxuriöse" Gewohnheiten, die wenigstens etwas Freizeit erforderten, beinahe unumgänglich: ab und zu ein Buch, eine Zeitung zu studieren und die Korrespondenz mit den Freunden und Verwandten im Ausland aufrecht zu erhalten. Die Kolonisten waren nicht gewillt, die billigere arabische Arbeitskraft mit der teueren jüdischen zu vertauschen. Schon darum nicht, weil ihre eigenen Verhältnisse alles andere als rosig waren. Noch immer waren ihre Betriebe nicht rentabel, fast jedes Jahr pilgerte eine ihrer Delegationen zum Baron von Roth­ schild   in Paris  , Geld zu schnorren. Die wenigen Wohl­habenden unter ihnen schätzten die eigene finanzielle Bilanz höher als die nationale ein. Die Chaluzim mußten also einen anderen Weg einschlagen, wollten sie ihr Ziel nicht aufgeben.

Sie fanden ihn Eine kleine Gruppe von Pionieren bildete im Jahre 1908 in Sedgerah in Galiläa ein Kollektiv, dem bald ein zweites in der Nähe von Petach Tikwah  , nördlich vom heutigen Tel Aviv  , folgte. Der erste Gedanke dabei war, Boden zu pachten, darauf eine kleine Landwirtschaft zu be­treiben und nebenher in Lohnarbeit zu den Kolonisten zu gehen, sich also den Arabern in wirtschaftlicher Hinsicht anzugleichen. Aber bald ging man unter dem Einfluß Oppenheimers dazu über, die Idee der Siedlungsgenossen­schaft in den Vordergrund zu stellen. In den Farmen Dagan­jah und Merchawiah bildeten sich die beiden Typen der neuen Siedlung heraus: Die wirtschaftskommunistische Land­arbeiter- Kollektive, Kwuzah, die sich durch beispielhafte Technisierung und Modernisierung der Landwirtschaft sehr bald eine feste Position als Produzent auf dem Warenmarkt errang und jenen, die sich nicht entschließen konnten, für die ganze Dauer ihres Lebens in der Gemeinschaft der Arbeitskameraden zu verweilen, adäquat, die auf indivi­dueller Arbeit beruhende Bauerngenossenschaft, Moschaw­Owdim, mit kooperativem Ein- und Verkauf der Produkte. Später ging man auch daran, den ursprünglichen Gedanken zu verwirklichen und schuf Arbeitstrupps, Plugoth, die die Bearbeitung von Kolonistenboden im Gruppenakkord und in eigener Verantwortung übernahmen und mit dieser ,, Außenarbeit" eine eigene Hilfswirtschaft verbanden.

Die Kwuzah, als reinste Form der kollektiven Siedlung, stellt eine großartige Leistung jenes von Gustav Landauer  und Martin Buber   inspirierten evolutionären Sozialismus dar. Es verlohnt sich, einiges über sie zu sagen. Wie die beiden anderen Siedlungsformen auch beruht sie auf dem Prinzip des Gemeineigentums am Grund und Boden. Der Boden, auf dem sie wirtschaftet, gehört dem jüdischen Nationalfonds, einer Institution, die die Sammelgelder aller Juden zum Bodenankauf verwendet und nach Möglichkeit verhindern. soll, daß sich privater Kauf und Bodenspekulation im Lande breitmachen. Die übrigen Produktionsmittel gehören der

National:

Wer irgendeinem Land für gute Bezahlung dient. Wahrspruch durch Umstellung: Gemeinster Eigennutz geht vor.

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Sonntag- Montag, 30. u. 31. Dez

-war es

Kwujah, nicht dem einzelnen, der selbst an der Wohnung, an den Kleidern, an Wäsche, Schuhen, Büchern kein Privat­eigentum begründen kann. Jeder Arbeitsgenosse der Kwuzah erhält, was er braucht für Reisen, Erholung usw. auch Privatgeld aus der gemeinsamen Kwuzahkasse. Es war ein langer Weg, bis sich die heute feststehenden, aber immer noch im Werden begriffenen sozialen Formen der Kwuzah entwickelt haben. Früher in der Vorkriegszeit noch allgemein anerkannter Grundsats, daß die Frauen und Mädchen in den Kwuzoth( Plural von Kwuzah, Gemeinschafts­siedlungen) nur die Hausarbeit zu besorgen, auf dem Felde aber nichts zu suchen hätten. Als insbesondere die Mädchen, die als Pioniere nach Palästina gekommen waren, sich da­gegen sträubten, die Rolle der europäischen   Frau auch in Palästina übernehmen zu müssen und hier und dort streik ten, verzichtete man lieber überhaupt auf ihre Mitwirkung, als daß man nachgab. Heute ist die Frau dem Manne in jeder Hinsicht gleichgestellt. Sie arbeitet mit ihm auf dem Felde, in der Werkstatt, während umgekehrt die Männer sich be­quemen mußten, von Zeit zu Zeit Hausdienst zu versehen, zu kochen, Geschirr zu waschen, aufzuräumen. In fast allen Gemeinschaftssiedlungen wurde mir von den Männern ver­sichert, daß diese Arbeit die bei weitem schwerste ist. Einer für alle und alle für einen dieses Wort wird hier zur lebenskräftigen Wahrheit. In reinster Demokratie wird die Arbeit verteilt, wird das Leben nach der Arbeitszeit geregelt. Der Stärkere hilft dem Schwächeren, für die Kranken und Arbeitsunfähigen sorgt die Gemeinschaft. Familien, die Kinder wollen, brauchen sich um ihre Ernährung keine Kopf­schmerzen zu bereiten. Die Gemeinschaft kommt für sie auf. Und wie sie aufkommt. Wenn die Eltern sich besonders in der ersten Zeit mit dem knappsten Lebenskomfort be­gnügen mußten, den Kindern wird alles gegeben. Sie wohnen in gesunden Steinhäusern, haben ihre besondere Verpflegung, Aerzte, Kindergärtnerinnen und einen ausgesuchten Unter­richt. Man hat sich oft die Frage vorgelegt, ob diese Kinder, denen so viel geboten wird, später ein Interesse haben werden, die Arbeit ihrer Eltern fortzuführen, ob sie nicht vielmehr versuchen werden, sich den harten Bedingungen des Landlebens zu entziehen und auszuwandern. Die ersten Er fahrungen sprechen gegen diese Annahmen. In Daganjah, der ältesten Kwuzah, fahren heute schon die 17jähriger Söhne und Töchter der ersten Ansiedler die Traktoren übe das Feld, und wer sie sieht, weiß, daß sie mit diesem Lande, mit diesem Stückchen Erde   eng verbunden sind. Es war ein langer Weg, his aus den romantischen Anfängen derer, die die Sümpfe rodeten und sich mit den räuberischen Beduinen herumschossen, die großen landumfassenden Organisationen von heute wurden: der Kibbuz Hameuchad, die Zusammen fassung aller Gemeinschaftssiedlungen der palästinensischen Arbeiterpartei, der Kibbuz Arzi, die Vereinigung aller Sied­lungen des Haschomer Hazair  , eines Jugendbundes, der mehr als di Arbeiterpartei auf gleiche Weltanschauung und persön liche Bindungen seiner Menschen sieht.ed

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Aber dieser Weg war nicht umsonst. Die 75 Kwuzoth mit ihren 3354 angesiedelten Familien, die 51 Dorfgemeinschaften mit 3092 Arbeitsbauern, die 8-10 000 Landarbeiter in den privatwirtschaftlich orientierten Kolonien haben die Funda­mente geschaffen, die in dem Augenblick, da die Juden­frage auch im Westen akut gewordenes 10 000den von Westjuden ermöglichen, in Palästina eine neue Heimat zu

finden.

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III.

Juden und Araber J. D. Schon einmal nach der Zerstörung des salomo nischen Tempels- wanderten Juden in größerer Anzahl nach Palästina zurück. Als Cyrus ihnen freistellte, im babyloni schen Exil zu verbleiben oder heimzukehren. Die meisten blieben ,, an den Strömen Babels", den Heimkehrern aber gab der König seine Reiter mit, die inzwischen eingewanderten fremden Volksstämme zu vertreiben. Das war vor 2500 Jahren.

Auch heute finden die Juden ein fremdes Volk in Palästina vor, die Araber. Und schon mehren sich die Stimmen im jüdischen Lager, die nach dem Cyrus rufen oder die Rolle seiner Reiter am liebsten selber übernehmen würden. ,, Die zionistische Kolonisation muß man entweder einstellen oder gegen den Willen der einheimischen Bevölkerung weiter führen," schreibt Jabotinsky  , der Führer der Revisionisten. ,, Sie kann daher nur unter dem Schutze einer von der ein­heimischen Bevölkerung unabhängigen Macht einer eiser­nen Wand, die die einheimische Bevölkerung nicht durch­brechen kann, weitergeführt und entwickelt werden." Wäh rend die Türkei  , die in der Vorkriegszeit die Verwaltung Palästinas   innehatte, eine jüdische Einwanderung mit Rück­sicht auf die im Lande lebenden Araber nur in äußerst be­grenztem Umfange gestattete, hob England, das nach dem Kriege Mandatarstaat Palästinas   wurde, manche der drako­nischen Einwanderungsbeschränkungen auf. Es hatte in der an den englischen Lord Rothschild gerichteten Balfour deklaration   vom 2. November 1917 erklärt: ,, Seiner Majestät Regierung betrachtet die Schaffung einer nationalen Heim­stätte in Palästina   für das jüdische Volk mit Wohlwollen und wird die größten Anstrengungen machen, um die Erreichung dieses Zieles zu erleichtern, wobei klar verstanden werde, daß nichts getan werden soll, was die bürgerlichen und religiösen Rechte bestehender nichtjüdischer Gemeinschaften in Palästina oder die Rechte und die politische Stellung der Juden in irgend einem anderen Lande beeinträchtigen könnte! Aber es hatte sich auch nach dieser in das Völker­bundsstatut aufgenommenen Deklaration um die bürger lichen und religiösen Rechte der im Lande wohnenden Araber zu kümmern und dachte gar nicht daran, um der jüdischen Einwanderung in Palästina   willen, den Unwillen der ge­samten arabischen Welt gegen sich heraufzubeschwören. Es hatte die Balfourdeklaration erlassen, weil es ein Interesse an einer Durchindustrialisierung und Kapitalisierung Palä­ stinas   hatte, und die Juden durchaus geeignet schienen, diese Mission zu übernehmen. Es dürfte überdies diplomatische Interessen und was unbezweifelbar ist den ehrlichen Wunsch gehabt haben, den Notleidenden des jüdischen Volkes in großzügiger Weise behilflich zu sein. Aber zur eisernen Wand" gegen die Araber konnte und kann es sich nicht hergeben,

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