Durdis Gucklodi

Das sind so die täglichen Sorgenfalten des dritten Reiches", das um unsere ach so deutsche Rasse bemüht ist: In der Münchener Medizinischen Wochenschrift Nr. 46 hatte Herr Dr. med. Tirala die Behauptung aufgestellt: ,, Hochgradig Schwachsinnige müssen sterilisiert werden, wenn sie in offener Fürsorge stehen. Bei dieser Sterilisation ist gleichzeitig die Unterbrechung der Schwangerschaft vor­zunehmen, nachdem die Interruptionskommission ihre Ein­willigung dazu gegeben hat..." Herr Dr. Tirala antwortet in förmlich beschwörender Form jetzt in der neuesten Nummer des gleichgeschalteten medizinischen Fachblattes ( Nr. 48) Herr Medizinalrat Prof. H. Merkel, München , Schillerstraße 25: ,, Der Antwort des Herrn Kollegen Tirala vermag ich mich als Gerichtsmediziner und als Mitglied eines Erbgesundheitsobergerichtes unter gar keinen Um­ständen anzuschließen. Die Erfahrung zeigt ja, daß nament. lich leicht- und mittelschwachsinnige Mädchen vorzeitig ge­schwängert werden, weshalb die Sterilisation aller frei. lebenden erblich Schwachsinnigen bei freiwilliger An­tragstellung des gesetzlichen Vertreters schon nach dem zehnten Lebensjahr sich empfehlen dürfte. Im vorliegenden Falle ist das versäumt worden und, nun hat das Verhängnis seinen Lauf genommen, so daß die beiden schwachsinnigen Mädchen geschwängert worden sind. Sie können und müssen sterilisiert werden, aber erst, nachdem sie ihre Schwanger­schaft ausgetragen haben.... da ich es für ein heiliges und unantastbares Recht der Mutter erachte, das Kind, das sie unter dem Herzen trägt, sich zu erhalten."

Ja, man kann Lyrik etwa wie Mostert( wie der letzte Sats aus jenem braunen Gelehrtenstreit beweist) auf eine Sache schmieren, die so mittelschwachsinnig" ist, wie diese! Ob es nicht genau mit demselben Pathos auch ein heiliges und unantastbares Recht eines zehnjährigen(!) menschlichen Lebewesens auf seine unverstümmelten Organe gibt, wenn man schon solche Weißbier- Moral in die düstere Angelegen­heit hineintragen will? Aber so knuft das dritte Reich" an der Rasse herum, ungefähr wie der Radioamateur an seinem Fünfröhrenapparat herumbastelt! Wann endlich kommt die große, die politische ,, Interruptionsmission", und macht dieser Schwangerschaft eines ganzen Volkes mit Un­menschlichkeit und Bestialität, die sich auch noch gebildet und wissenschaftlich gibt, den Abortus?

rung seines treudeutschen Zwerchfells, mit dem bekanntlich jede Art von Zorn erzeugt wird, einen Kokainisten­Musiker; sein Werk sei musikalischer Bolschewismus in Reinkultur", kastrierte Musik, die um eine Dirne herum­geschrieben wurde"....

Oh Paul, oh Zschorlich? Denkst Du noch daran, wie Du in jener Zeit, zwischen der und unserer jetzigen die be­rühmten vierzehn Jahre der Schande liegen, dereinst in Warschau eintrudeltest, bei der Presseabteilung des da­maligen Kaiserlich Deutschen Generalgouvernements? Solltest Du es nicht mehr wissen, Baule, wie die Preußen Dir eine Kommißhose verpaẞt hatten, die hinten geradezu siebenhäutig war? Weißt Du nicht mehr, wie Du Deine Knarre nahmst, sie in die Ecke knalltest mit der historischen Bemerkung, für Dich sei nun der ganze Mist erledigt. Immerhin war das das Jahr 1916 und die Kameraden mußten noch länger als zwei Jahre warten, ehe auch sie den Mist so radikal erledigten, wie Du. Du warst kerngesund und dick gefuttert; draußen aber lag mancher, den sie schon krumm geschossen hatten, und auch mancher, der schon auf halber Lunge pfiff. Keiner war so kavau wie Du, germa­nischer Edeling! Weißt Du gar nicht mehr, wie Du für den Bolschewismus damals schwärmtest, wie Du dem Trotski den Daumen hieltest, als er in der Nachbarschaft Brest- Litowsk mit den Kühl- und Hoffmännern nicht mit dem Frieden zu Rande kommen konnte? Du solltest Dich nicht mehr er­innern, wie Du später, als Du trotz Deiner ganz gemeinen" Soldatenfunktion doch als Pressemann sozusagen für be. dingt hoffähig erklärt worden warst, oben im Kasino die Front der Frieden.um.jeden- Preis- Männer gegen die immer noch siegfriedenswütigen Majore wacker gehalten hast? Lebte Karl Busse noch, unser liebster Kamerad von damals, der Dichter so herrlicher deutscher . Lieder, er würde Dich eher am Karl- Marx- Institut in Leningrad , denn in der Bal­tikumredaktion der Deutschen Zeitung vermuten, wo Du, ausgerechnet Du, jetzt den Kulturbolschewismus" tötest! Und das mit der Dirne". Baule, Baule, sei um Gottes­willen vorsichtig gerade bei diesem heiklen Thema! Die Warschauer Mädchen könnten sonst reden; ob sie alle arisch wären, die da aufständen, wäre noch sehr die Frage. Dies schreibt Dir einer, lieber Paul, der Dich damals so genau kennen gelernt hat, daß ihn nichts mehr wundert, auch nicht Deine Anti- Berg- Kritik! Wir legen Dich und Deinen Fall mit zu den Akten derer, die uns die große Verachtung der Menschen Deiner klebrigen Sorte gelehrt haben.

Herr Martin Spahn hat in Köln die Studentenunruhen BRIEFKASTEN

gegen die Tschechen angeführt. Ausgerechnet Herr Spahn, der in Straßburg als kaiserlicher Professor als erster ausriß, als die Franzosen anno 1918 sich dem Rhein bedenklich näherten. Als ein weiterer Germanenherzog solcher Sorte wendet sich jetzt Herr Paul Zschorlich, Kunstkritiker der , Deutschen Zeitung", die sich übrigens bald zu all den an­deren schon Verschiedenen zur legten Ruh' begeben wird, gegen den Musikbolschewist" Adam Berg, einen Oester­reicher, dessen großer Begabung die Opern Wozzek" und ..Lulu" entsprangen, beide Ereignisse moderner Musikalität. Mit Hindemith hat die Hat gegen alle, die auch noch andere musikalischen Schmäuse als das Horst- Wessel- Lied schätzen, angefangen. Mit Alban Berg , den Zschorlich aufs brauné Korn genommen hat, solls nun weiter gehen. Herr Zschor lich nennt den Komponisten unter beträchtlicher Strapazie­

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F. E. Roth.

Werner und andere. Es freut uns, von drinnen so gute und ein­mütige Urteile über die Deutsche Freiheit" und die Sozialistische Aftion " zu hören. Ihr schreibt u. a.: Wer unsere Zeitungen einmal bekommen hat, lehnt meistens gewisse primitive rein hetzerische und schlecht informierte Druckerzeugnisse ab, die in Deutschland selbst illegal hergestellt werden." Wir möchten dieses scharfe Urteil nicht ganz übernehmen. Immerhin ist richtig, daß geistig und technisch in der Emigration bessere Seitungen hergestellt werden können als drinnen. Wir wünschten uur , die Emigration leistete theoretisch zur Vorbereitung der kommenden Dinge mehr, als es bisher geschieht. Daß Ihr Euch so gut und erfolgreich gegen die Gestapo und ihre Epizzel abdichtet, ist erfreulich. Euer Ehrgeiz ist nicht, mehrere Garnituren Illegale in die Gefängnisse und Zuchthäuser zu schicken, sondern sie in der sehr begrenzten Freiheit" des dritten Reiches" arbeiten zu laffen.

Briefkasten

Bernhard Diebold . Nach der jüngsten Nummer der Deutschen Presse" hat man sie feierlich aus der Mitgliederliste des Reichs verbandes der deutschen Prene" gestrichen. Nichts ehrt sie mehr. Sie haben sich im Zuge der Gleichschaltungsaktion als charakterfest ermiesen, obwohl man Ihnen troß nichtarischer Gattin Gelegenheit gegeben hatte, Ihre Arbeit als Theaterkritiker der Frankfurter Zeitung " für Berlin fortzusetzen. Ihr kulturbolichemistischer Kollege Herbert Jhering bewährt sich täglich mehr im Berliner Tageblatt" als treuer Diener seiner braunen Herrn. Wenn dieses Blatt jetzt durch seinen Verkauf offen nationalsozialistisch wird, so wird Herbert Jherings, Vertrag nach Verdienst unangetastet bleiben.

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