Nummer 1

Die Wählerin

- Blätter zum Reichstags- Wahlkampf

Nur nicht verzagen!

Will man euch drüden,

Duden und büden,

Richtet cmpor euch, seid stolz und feid frei, Trotz aller Laften

Dürft ihr nicht raften.

Trotzt doch dem Schichal, wie schwer es auch sei.

Krieg oder Frieden?

Bon Clara Bohm- Schuch  .

Am 4. Mai soll mit dem Stimmzettel das Schicksal des deutschen   Boltes und damit jedes Einzelnen von neuem ent­schieden werden. Früher im faiserlichen Deutschland   konnten bekanntlich nur die über 25 Jahre alten Männer die Abge­ordneten zum Reichstag wählen. Und sie taten es in ihrer großen Mehrheit so, daß in Deutschland   eine Politik geführt wurde, die uns schließlich in den verlorenen Weltkrieg brachte. Seit der Revolution wählen auch die vorher rechtlofen Frauen und all die jungen Männer und Mädchen, die das 20. Lebensjahr vollendet haben. Bei den Reichstagswahlen im Juni 1920 hat es sich aber leider gezeigt, daß auch diese neuen großen Wählermassen politisch nicht riel geschetter waren, als die Masse der wählenden Männer im alten Kaiserreich. Auch sie gaben zu einem großen Teil ihren Stimmzettel für Parteien ab, die natürliche Gegner der arbei­tenden Klassen sind, weil sie die Interessen des Kapitals und der Kapitalisten vertreten. Diese fapitalistischen Kreise( Groß­grundbesitz und Großindustrie) hatten aber vor der Revo­lution, also auch während des Krieges, die Staatsmacht in Händen und sie möchten sie um jeden Preis wieder haben. Darum machen sie der Arbeiterschaft vor den Wahlen Versprechungen, die sie nicht erfül­len können und auch garnichterfüllen wollen. Das haben wir vor den Wahlen von 1920 erlebt. Sämtliche bürgerlichen Parteien: Demokraten, 3entrum, Deutsche Volfspartei und Deutschnationale Boltspartei führten den Wahlkampf für die frete Wirtschaft, d. h. für Aufhebung der letzten Rationierun­gen und staatlichen Sicherstellung von Lebensmitteln und Be­fleidung. Sie versprachen damals, daß bei freier Wirtschaft alle Not vorbei sein würde, daß jeder wieder kaufen könne, soviel er wolle und daß darum jeder wieder Arbeit haben würde. Und die Wählerschaft, vor allem die Frauen, folgten diesen Lockungen. Sie wählten die Deutsche   Boltspartei oder gar die Deutsch nationale Volkspartei und schwächten da durch die Arbeitsmöglichkeit der Sozial demokraten im Reichstag. Der Rest der Zwangs­bewirtschaftung wurde gegen den Willen der Sozialdemokratie aufgehoben und die Folge war, daß bei der Knappheit der Waren die Preise stiegen und stiegen.

Gleichzeitig wurde von der bürgerlichen Mehrheit im Reichstag eine Außenpolitik geführt, die die Verständi­gung mit unseren Kriegsgegnern auch nun, nach dem Kriege, immer von neuem erschwerte. Das Vertrauen zu Deutschs land fiel immer mehr und mit diesem Bertrauen fiel der Wert unseres Geldes. Da feine Familie der Arbeiterschaft und des kleinen Mittelstandes mit dem geringen Einkommen. auch nur das Notwendigste an Lebensmitteln und Kleidung noch kaufen konnte, verringerte sich auch die Arbeitsmöglichkeit immer mehr. Und so famen wir wieder in die furchtbare Hungersnot der letzten Kriegsjahre; Kleider und Wäsche zer­fumpten und Taufende verhungerten und verkamen. Also genau das Gegenteil des Bersprochenen trat ein.

Und nun heißt es: ,, Das ganze Elend hat euch die Revo­lution und die sozialistische Regierung gebracht". Nein, nicht die Revolution, nicht die Sozialdemokraten, sondern der Krieg mit seinen Folgen und die verkehrte Politik der bürgerlichen Parteien nach innen und nach außen tragen Schuld an dem schlimmsten Elend.

Aber diese verhängnisvolle Politik in Deutschland   wurde ja erst möglich durch den Ausfall der Wahlen von 1920. Und auch die Putsche der Hitler und Ludendorff, die der deutschen  Republit in der Welt wieder so geschadet haben, wurden erst möglich, weil das deutsche   Volk sich eine Mehrheit in den Reichstag gewählt hatte, die nicht fest und start zur Republit stand, sondern immer wieder rüdwärts liebäugelte mit der ,, verschwundenen Macht und Herrlichkeit" der davongelaufe­nen Hohenzollern  .

Wie aber war es möglich, daß die Masse des Volkes so wählen konnte? Sie folgte lediglich dem Gefühl der Unzu­friedenheit und Verbitterung, weil in Deutschland   12 Jahre nach dem Kriege das Leben noch nicht wieder in solchen Bahnen lief, wie vor der großen Verwüstung. Sie wähle so, weil sie den Versprechungen der bürgerlichen Parteien auf ein gutes Leben unter der freien Wirtschaft blind glaubte, ohne zu überlegen, daß die Erfüllung des Versprechens bei den Lasten, die uns die Kriegsverwüstung und der Friedens vertrag des verlorenen Krieges auferlegt haben, gar nicht möglich war. Es fehlte der Masse der Wähler­schaft 1920 an leberlegung und politischer Reife.

Soll es nun wieder so kommen oder gar noch schlimmer? Soll in Zukunft eine bürgerliche Mehrheit im Reichstag   Ge­fete machen können, die alle Lasten auf die Schultern der arbeitenden Massen legen und sie ihrer letzten Rechte berau­ben? Soll eine Politik gemacht werden können, die uns noch schlimmeres bringt als das Ruhrabenteuer mit seinen furcht­baren wirtschaftlichen Folgen? Soll das entsegliche Spiel von neuem beginnen, so wie die Deutschvölkischen und die Deutschnationalen es wollen: neuer Krieg und Bürgerkrieg mit allen Elends- und Hungerfolgen?

Oder soll es werden, wie die Kommunisten es er­streben: Weltrevolution mit allen blutigen Schrecken für Deutschland  , wie Rußland   sie durchlebt hat, um eine Diktatur aufzurichten, die sich wieder nur durch brutale Gewaltanwen­dung behaupten kann? Dieser Weg wäre derselbe wie jener der Hitler und Ludendorff.

Mütter, Frauen, Mädchen, geht als flar überlegende Menschen an die Wahlurne. Nicht der Verbitterung des Augenblicks sollt ihr Ausdrud geben. Ihr alle seid mit der= antwortlich dafür, wie sich Deutschlands  , das heißt auch euer und eurer Kinder, Geschick entscheidet in den nächsten vier Jahren. Ihr müßteuch klar sein, daß kein neuer Krieg uns helfen kann. Ihr müßt euch für die Politit der Verständigung und des sozialen Aufbaus entscheiden. Und diese Politit führt

unbeirrt nur

die

die Vereinigte Sozialdemokratische Partei  .

Das Schwert und der Pflug.

Bon Minna Todenhagen  .

Auf einem Felde lagen ein Schweri und ein Pflug beieinander. Das Schwert hatte einem Reiter gehört, der fiel in der Schlacht, auf dem Felde tobte.

Der Pflug war von seinem Besizer zurückgelassen worden als er entfioh, da aus dem Ackerfeld ein Schlachtfeld wurde.

Schwert und Pflug sehnten sich nach Lätigkeit und kamen Sar­über ins Gespräch. Das Schwert hielt den Pflug für einen Rame­