Nummer 2

Die Wählerin

Blätter zum Reichstags- Wahlkampf

Frauen! Ihr habt zu fordern!

Die bevorstehende Neuwahl zum Deutschen Reichstag ist für die weibliche Wählerschaft von außerordentlicher Bebeu tung. Nicht nur deshalb, weil der Wahlausfall das Schicksal Deutschlands   für die nächsten vier Jahre gestaltend beein­flussen wird. Mehr noch deshalb, well die Wählerinnen dem gefamten Bolte verantwortlich sein werden für die Politit, welche in dem nächsten Zeitabschnitt getrieben werden soll. Die Verfassung des republikanischen Deutschlands   sagt:

Die Staatsgewalt geht vom Volke aus! Das Volk handhabt diese Gewalt durch seine gewählte Ver. tretung, das Parlament. Das höchste, in feiner Bedeutung ausschlaggebende Parlament ist der Deutsche Reichstag. Des halb haben die Wählerinnen, um deren Stimmen gegenwärtig alle Parteien werben, ernsthaft zu prüfen, wem sie ihre Stimmen geben wollen. Denn der weibliche Teil der Bevöl. terung stellt den weitaus größten Teil aller Wahlberechtigten! Es lastet also auf den Wählerinnen eine sehr große Berant­wortung. Der weibliche Teil der Bevölkerung muß seine ganze Kraft einsetzen, um den Wahlrerlauf bestimmend zu beein­flussen und seinen Ausgang zu einem für das deutsche   Volk glücklichen zu machen.

Das Schicksal der Frauen wird von dem Ergebnis

der Reichstagswahl auf das tiefste berührt! Wem sollen sie ihre Stimme geben? Den bürgerlichen, reaktionären Parteien, die mit der Schuld am Kriege, der Wurzel alles Elends, auf das schwerste beladen, sich nicht scheuten, durch die Inflationswelle auch noch die Kreise des Boltes aufs schwerste zu schädigen, denen sie die Männer und Söhne raubten, die Hinterbliebenen derselben aber durch die unaufhaltsame Geldentwertung bei ihren fargen Renten dem Hungertod überantworteten?

Können denkende Frauen diesen Parteien ihre Stimme geben und sich dadurch mitschuldig machen, wenn Elend, Un­gerechtigkeit und Unterdrückung der breiten Massen des chaffenden Boltes verewigt werden sollen durch jene, die bis­her nichts taten, um von ihrem Reichtum dem Staate zu geben, was er braucht, und damit die besiglosen Bevölkerungsschichten

zu entlasten. Nein!

Die Frauen geben ihre Stimme der Vereinigten

Sozialdemokratischen Partei.

Die Sozialdemokratte gab den Frauen das Recht, durch die Wahl ihr Schicksal selbst zu bestimmen. An den Frauen flegt es nun, von diesem Recht den richtigen Gebrauch zu machen.

Die Frauen dürfen am Wahltage nicht vergessen, daß die besitzende Klasse noch teine ernsthaften Opfer gebracht hat, um das Wirtschaftsleben wieder in Gang zu bringen. Ihr Profit­interesse stand ihr höher als die allgemeine Not des Volkes, bie in der Massenarbeitslosigkeit, unter der auch die Frauen, feien sie nun Hausfrauen oder Industriearbeiterinnen, fo schwer leiden, ihren sichtbarsten Ausdruck findet.

Die Sozialdemokratie verlangt schärfste Heran­ziehung des Befihes zu den Steuerleistungen. Die Politit der Besizenden hat aber bewirkt, daß die Schultern der wirtschaftlich Schwachen am stärksten belastet

wurden, daß die meisten Steuern von den Lohn- und Gehalts­empfängern aufgebracht werden. Warum? Weil die Wähler­schaft es bisher verabsäumte, der Partei der Besiklofen bie Macht im Barlament zu geben, weil die Massen der Wähler leider den Wahllügen der bürgerlichen Parteien Glauben schenkten.

Frauen! Ihr habt sehr viel zu fordern!

Ihr habt zu fordern, daß die Frauen als Persönlichkeiten im öffentlichen Leben voll zur Geltung fommen! Ihr habt zu fordern das Recht auf Arbeit! Gleichen Cohn für gleiche Leistung!

Ihr habt zu fordern: gesunde Ernährungs-, Wohnungs- und Steuerpolitik! Ihr habt zu fordern eine Schulpolitik, die allen Kindern die gleichen Bildungsmöglichkeiten gibt! 3hr

habt zu fordern: Mutter und Kinderschutz!

Diese Menschheitsforderungen vertritt allein die Vereinigte Sozialdemokratische Partei  .

Die Frauen haben es in der Hand, den Reichstag so zu sammenzusehen, daß diese Menschheitsforderungen zur Er füllung tommen, Wer die letzten Jahre denkend erlebt hat, mußte zu der Erkenntnis kommen, daß die Feinde der minder bemittelten Boltsschichten niemals die Menschheitsforderungen erfüllen werden. Sie haben nur zu deutlich zum Ausbruck ge­bracht, daß sie das Bolt entrechten wollen, daß sie alle Macht wieder an sich zu reißen bestrebt sind, um das nach Freiheit verlangende Bolt wieder rechtlos zu machen.

Frauen, erwehrt Euch der Heuchelei

der bürgerlichen Parteien!

Einsichtslosigkeit der Frauen, und glauben damit Geschäfte zu machen. Sache der Frauen wird es sein, ihnen gehörig heim­los sind, um sich selber ihren Feinden auszuliefern. Als freie zuleuchten und zu beweisen, daß die Frauen nicht so einsichts­Staatsbürgerin fann jede Frau mit entscheiden über thr eigenes Schicksal, das zugleich Schicksal ihres Volkes ist. Jede muß aber als Wählerin ihre Pflicht tun, das heißt, von ihrem Wahlrecht auch den richtigen Gebrauch machen. Klares Denten, Masse des Boltes gelegen ist, wird jede Wählerin richtig leiten, warmes Empfinden, Erkenntnis dessen, was im Interesse der wird es ihr flarmachen:

Sie spekulieren mit ihren schmeichelnden Reden auf die

Nur eine sozialdemokratische Mehrheit im Reichstage Fann uns retten!

Das Frauenwahlrecht hat sich leider bis jetzt noch nicht zum Vorteil der entrechteten Boltsmassen ausgewirkt. Noch haben wir niemals eine sozialdemokratische Mehrheit im Reichstage gehabt. Es liegt in den Händen der Wählerinnen, diese Mehrheit zu schaffen. Möge deshalb keine Wählerin ver­geffen, daß sie dem ganzen Volke verantwortlich ist für die Zu­sammensetzung des Reichstages und für die Politit, die von diesem Reichstage während der nächsten vier Jahre getrieben werden soll.

Daher folgt der Parole:

Alle Frauen wählen am 4. Mai die Lifte der Sozialdemokratischen Partei( BSPD.)!