Cemerl
Zwei Welten.
Mutter:„ Der Hund hat's beffer als meine Kinder." Die Damen:„ Aber, liebe Frau, wir beneiden Sie so um Ihre lieben Kinder."
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Mutter:„ Ich tausch auch gar nicht mit euch, ihr seid mit eurer Liebe auf den Hund gekommen aber daß meine Kinder auf den Hund kommen, weil's eure Hunde zu gut haben Schande!"
Gaffenjunge.
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Seh' ich im Staub der Gaffen ihn spazieren, So schmutzig und so schön,
Mit Kleidern, die aus Fliden nur bestehn, Zerriff'nen Schuh'n und pfiffigen manieren,
Seh ich ihn mitten auf dem Straßenpflaster Mit Lumpen an den Beinen,
Wie er die armen Hunde wirft mit Steinen, Schon frech und schon vertraut mit jedem Cafter.
Seh' ich ihn springen, hör' ihn lachen helle, Das arme Dornenreis,
Das Jeine Mutter in der Werkstatt weiß, Die Hütte leer, den Bater in der Zelle,
Dann greift die Angst um ihn mir an die Seele, Wie findst du," frag' ich mich,
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So ausgestoßen und so fchuhlos dich
das ist eine
Jurecht in dieser Welt voll Schuld und Fehle?...
Was wirst du wohl, du muntrer Hungerleider In zwanzig Jahren sein?
Ein Gauner und Betrüger schlau und sein, Ein fleiß'ger Arbeitsmann ein Beutelschneider?
Trägst du dereinst des Handwerks Ehrenkittel,- Des Sträflings rauhes Kleid?
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Treff ich dich bei gesunder Tätigkeit,- Verdammt zum Kerfer, oder gar im Spittel?..."
Ach sieh, ich möcht zu ihm herunterffelgen Und ziehn ihn an mein Herz;
Ich möchte, ihn umarmend, meinen Schmerz, Mein Mitleid, meine Traurigkeit ihm zeigen.
Und warme küsse möchte ich ihm drücken Auf Stirn und Wangen gleich, Und flüstern ihm, an Bruderliebe reich, Die heil'gen Worte zu, die mich erstiden: „ Auch mir ist stets das Unglüd treu geblieben, Ein Dornenreis bin ich gleich dir,
Die Mutter schafft auch in der Werkstatt mir, Ich kenne jedes Leid... ich muß dich lieben."
,, Nur Arbeit tann uns retten!" Go rust das Unter nehmertum, und es sperrt Tausende von Arbeitnehmern aus, wenn fie sich Unternehmerwünschen nicht willenlos fügen.
Zurück zur Einfachheit und Sparsamfett!" So rusen die Besitzenden, und sie überbieten sich gegenseitig im Zurschaustellen von Lurus und Verschwendung verlangen aber Beschränkung des Einkommens der Lohn- und Gehaltsempfänger.
Diese Schlagworte, die auch im Wahlkampfe eine Rolle spielen, sollen dazu dienen, die Gründe für die Notlage unseres Volkes und unseres Landes zu verschleiern, sie sollen helfen, Wah stimmen zu fangen, damit in Zukunft die Durchführung arbelterfeindlicher Abfichten gesichert ist.
Arbeiterinnen, feid auf Eurer Hut!
Das Unternehmertum ist energisch bemüht um die Zusammenfegung der Parlamente nach ihrer Richtung, die eine Garantie bietet für arbeiterfeindliche Politik. Es unterstützt die Parteien mit großen Geldmitteln, die sich verpflichten, gegen Arbeiter. schuh und Sozialpolitik zu wirken.
Pro Kopf der beschäftigten Frauen und Männer sollen 2 bis 4 M. für den Wahlkampf von der Industrie aufgebracht werden. Dafür ist Geld vorhanden. Wenn die niedrigen Löhne aufgebessert werden sollen, heißt es: Die Wirtschaft leidet Not und fann eine größere Belastung nicht tragen.
Mit der gleichen Begründung wird der Achtstundentag abgelehnt. Daß durch Verlängerung des Arbeitstages die Zahl der Erwerbslosen um Tausende vermehrt wird, spielt keine Rolle. Ebenso wenig wird danach gefragt, was aus den verheirateten und unverheirateten Frauen wird, die heute mehr als zuvor nach Feier abend und ehe sie zur Arbeit gehen, Hausarbeit verrichten müssen. Heute reicht das, was weibliche Arbeitnehmer in Industrie- und Handelsbetrieben verdienen, noch viel weniger als früher aus zur Dedung des Lebensbedarfs. Da heißt es denn für unendlich viele, neben der Erwerbsarbeit selber waschen, nähen, fliden, stopfen usw., Wirtschaft alles selber besorgen für sich selber und für den Mann und die Kinder und auch in der
Arbeiterinnen! Ein langer Arbeitstag, wie ihm das Unternehmertum wünscht, würde Euch geradezu zu Lafttieren machen. Er würde Euch die ohnehin schon knappe freie Zeit noch mehr be schränken und damit auch das bischen Freude am Leben.
Mit der Verlängerung der Arbeitszeit steigt die Zahl der Er. werbslosen. Damit erhöht sich die Unsicherheit Eurer Existenz. Es steigt damit aber für die Unternehmer die Aussicht auf Berschlechterung Eurer Löhne und anderer Arbeitsbedingungen mit Hilfe der arbeitslofen Reservearmee.
Diese Aussicht ist schon ein Opfer wert. Die 2 bis 4 M. Wahlgelber pro Kopf der beschäftigten Arbeitnehmer fommen wieder heraus, wenn dadurch arbeiterfeindliche Politik gesichert ist.
Arbeiterinnen! Das dürft Ihr nicht ruhig hinnehmen. Da gegen müßt Ihr Euch wehren am 7. Dezember durch Abgabe Eurer Stimme für die sozialdemokratische Partei. Tut Ihr es nicht, müßt Ihr und müssen alle auf Erwerbsarbeit ange wiesenen Bolfsgenossen es büßen durch Verschlechterung Eurer Lebensbedingungen.
Schon in den letzten Monaten war es der bürgerlichen Mehrheit möglich, zu erreichen, daß Reichs- und Staatsmittel für die Unterftügung Erwerbslofer so gut wie gar nicht mehr hergegeben werden. Die Mittel hierfür müssen jetzt durch Beiträge von den Arbeitnehmern felber aufgebracht werden. Trotzdem haben sie feinen Rechtsanspruch auf Unterstügung. Nur wer als bedürftig betrachtet wird, erhält Unterstützung.
Die Wirtschaft kann sich den Lupus einer Erwerbslofenunter. früßung mit Rechtsanspruch nicht leiften, erklären die Unternehmer. Und damit sie sicher gehen, daß eine solche Einrichtung nicht doch getroffen wird, geben die Unternehmer große Mittel her für Unter stützung der Rechtsparteien.
Für die auf Erwerbsarbeit angewiesenen weiblichen Arbeitnehmer ist dies von ganz besonderer Bedeutung. Bei ihnen wird bekanntlich besonders fireng verfahren bei der Beurteilung der Frage, ob Bedürftigkeit vorliegt. In manchen Orten werden arbeitslofe Frauen bis zu 21 Jahren überhaupt nicht unterstüßt, obg'eich auch diesen Beiträge für die Erwerbslofenfürsorge vom Lohne abgezogen werden. Jetzt sollen die weiblichen Hausange. ftellten gänzlich aus der Erwerbslosenfürsorge herausgenommen werden. Solche Maßnahmen treffen die auf Erwerbsarbeit ange. wiesenen Frauen hart, und sie erhöhen die Gelegenheit, die Löhne niedrig zu halten und auch die sonstigen Arbeitsbedingungen zu verschlechtern.
Eine Aenderung zum Bessern kann nur eintreten, wenn der Einfluß der Rechtsparteien gebrochen wird. Das