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Zieht Lehre daraus...!

Sehr viele Frauen, die am 7. Dezember 1924 den Rechtsparteien zu den Reichstagswahlen ihre Stimme gegeben haben, haben sich von den Versprechungen dieser Parteien irreführen laffen. Besonders voll nahmen die Rechtsparteien den Mund im letzten Wahlkampf über das Aufwertungsproblem. Bei den kleinen Sparern, zu denen ganz besonders auch die Frauen gehören, wurde der Eindruck er­wedt, daß man eine Auswertung ihrer während der Inflationszeit entwerteten Sparguthaben beabsichtigt. Nach den Wahlen stehen insbesondere die Deutschnationalen nicht zu ihren Versprechungen. Am 5. Februar 1925 lehnten die Deutschnationalen ihren eigenen Antrag vom 4. Dezember 1924 in dieser Sache ab mit der Begrün­dung, daß die Regierung binnen kurzem den Entwurf eines neuen Aufwertungsgefeßes vorlegen folle. Der von den Deutsch­nationalen zum Reichskanzler bestimmte Dr. Luther forderte jedoch:

" Dem Boite müsse die unmögliche Borstellung, eine Berzinsung der Anleihen zu erhalten, mit allen Mitteln vernünftiger Ueber redungskunst ausgeredet werden. Auch die Volksbewegung, die fich jetzt der Aufwertung bemächtigt habe, fönne uns nicht weiterbringen, fei vielmehr dem Staatswesen abträglich. Ruhe im Wirtschaftsleben fei die Grundlage für jede Gesundung. Zu dieser Ruhe und zur Feftigung der Stabilität der Verhältnisse gehöre, daß unter das Auf­wertungsproblem endlich ein Strich gemacht werde."

Die Deutschnationalen haben also die Führung in einer Reichs. regierung, die sich der Aufwertung schroff widersetzt. Deshalb will auch die deutschnationale Reichstagsfraktion jetzt keine Aufwertung mehr.

Das wurde noch deutlicher in der Reichstagsfigung vom 7. März. Die Debatte über die Auswertung mußte erst von den Sozialdemo­fraten und Demokraten gegen den Widerspruch der Rechtsparteien erzwungen werden. Die Reichsregierung entschuldigte die Nicht­innehaltung der dreiwöchigen Frist mit dem Hinweis, daß bisher eine Mehrheit für ihren Gefeßentwurf nicht gewonnen werden konnte. Das bestätigt, daß die bürgerlichen Parteien, die doch über die Mehr­heit im Reichstag verfügen, nicht an die Einlösung ihrer Wahl­versprechungen denken.

Die Debatte lieferte die Bestätigung dafür. Hergt, der vor Jahresfrist die 3. Steuernotverordnung in den Orfus werfen wollte und angeblich einen fertigen Gefeßentwurf über die Aufwertung in der Tasche hatte, benutzte jetzt die Argumente der Kapitalisten, um die Schwierigkeiten der Aufwertung ins unendliche zu vergrößern. Sprach Hergt für die deutschnationale Fraktion, so vertrat Dr. Best nur feine eigene Meinung. Seine Rede war eine Anklagerede gegen die eigene Bartei.

sprechens der Regierung fanft bedauerten, so find fie doch mit ihm in der Verzögerung der Aufwertung einverstanden. Das zeigte sich bei der Abstimmung über den fozialdemokratischen Antrag auf Auf­hebung der 3. Steuernotverordnung. Diefer, früher von den Deuts.h nationalen gestellte Antrag, der das einzige Mittel ist, den Wider stand der Regierung und der Kapitalisten gegen die Aufwertung zu brechen, wurde durch Ueberweisung an einen Ausschuß begraben. Das Ergebnis der Debatte ist also: Im Kampf um die Auf­wertung ist auf die Deutschnationalen nicht mehr zu rechnen. Für die Wahlgelder der Schwerindustrie und Agrarier haben die Deutsch nationalen die geldlichen Ansprüche der Millionen Sparer an die reichgewordenen Inflationsgewinner verkauft.

Ein anderes Kapitel aus der Arbeit einer Rechtsregierung ist

das Millionengeschenk an die Ruhrindustriellen. Als der Ruhrkampf unter ungeheuren Opfern und Leiden der arbeitenden Bevölkerung abgeschlossen wurde, bewilligte die Regien rung in der Zeit, in der der Reichstag nicht tagte, den Groß­industriellen, also den reichsten Leuten, eine Entschädigungssumme Don 700 000 000 Mart, während die Arbeiter, die von ihren Heim ftätten während der Zeit des Ruhrkampfes vertrieben wurden, kaum mit der fargen Unterstützung, die ihnen gewährt wurde, in die Heimat zurückgelangen fonnten. Was in jener Zeit die ganze übrige deutsche Bevölkerung infolge der Arbeitslosigkeit bei völlig umzu reichender Erwerbslosenunterstützung gelitten hat, das wiffen ja die Frauen am besten.

Aus folchen Gegenüberstellungen aber sollten die Frauen lernen. Die Sozialdemokratie deckte die ungerechte Beschenkung der Ruhr industrie durch die Regierung in Abwesenheit des Reichstages auf. Die Sozialdemokratie mußte auch jetzt wieder die Schließung des Reichstages während des Wahlkampfes verhüten. Die Regierung, die fich als Vertretung der Rechtsparteien fühlt, wollte die Schließung des Reichstages und während dieser Zeit die Ermächtigung selbst. herrlich regieren zu dürfen. Diese Ermächtigung follte in allererster Linie auch umschließen die Einführung eines neuen Zolltarifes mit erhöhten Sägen auf Lebensmittel und Gebrauchswaren. Das hätte bedeutet eine abermalige Berfchärfung der Teuerung und Bereiche rung der Reichen.

Die Rechtsparteien sind die geschworenen Feinde des demo. fratischen Systems, weil es die Maßnahmen der Regierung der Auf ficht und Mitarbeit der Boltsvertretung( Reichstag) unterstellt. Einen Mann, den diese Parteien vorschlagen, wählen, hieße sich selbst der Auswucherung ausliefern. Das kann keine Frau des arbeitenden Bolkes wollen.

Wenn auch sämtliche bürgerlichen Parteien den Bruch des Ber­Die Frau muß mit der Sozialdemokratie kämpfen mit allen Mitteln gegen die Rechtsparteien, gegen die Regierung des Großgrundbesitzes zur Ausbeutung des Volkes! Sie muß kämpfen mit allen Mitteln für die Erhaltung der demokratischen Republik  . Für sie gibt es nur eine Wahl- den

Kandidaten der Sozialdemokratischen Partei Otto Braun  !

Ein Urteil über Otto Braun  .

Otto Braun   war auch später als Ministerpräsident nicht nur der fluge Politifer und zähe Berteidiger und Ausbauer der republifa

Die Frankfurter Zeitung  " Ichrieb über den Kandidaten der nischen Position, der oft genug auch in fritischen Momenten die Sozialdemokratischen Partei folgendes:

Otto Braun   diente feinen Ideen mit einer Energie, von der man nur fagen kann, daß, hätten alle republikanischen Politiker und Minister etwas davon gehabt, wir heute um die Republik   nicht in Sorge zu fein brauchten. Er fämpfte für den republikanischen Ge­danken und für foziale Gerechtigkeit. Aus den Jahrzehnten feines Kampfes in der agrarpolitischen Bewegung, als Berfämpfer ins­besondere der Forderung der Landarbeiterbefreiung, brachte diefer Ostpreuße  , der stimmungsgemäß seelisch sehr fest im Boden feiner Heimat wurzelt trotz der vielen Jahre, die er im politischen Kampfe auch im Rheinland   verbrachte, ein starkes Kampfgelüft gegen das durch und durch unsoziale ostelbische Großagrariertum mit. Sein heftiger Streit gegen den Reichsiandbund, der im Land­wirtschaftsminister Braun mit sicherem Instinkt den gefährlichen Feind und Sachkenner erkannte, fein scharfes unerschrockenes Auf­freten gegen den Anfturm der Reaktion auf allen Gebieten zeigten, daß dieser Mann nicht, wie so manche andere, in der Zeit seiner Ministerpraris das vergessen oder gar verleugnet hatte, was ihm vordem Leitstern seines Lebens war. Der große Erfolg der Land­arbeiterbefreiung ist denn auch das Werk diefes Mannes gewefen. Schon in Weimar   hat er den Deutschnationalen zugerufen, daß er, ber nicht wie die föniglich preußischen Landwirtschaftsminister nach der Pfeife der Großagrarier tanzen wolle( und den sie deshalb den Minister gegen die Landwirtschaft" nannten), stolz darauf fei, von ihnen gehaßt, aber dafür der Vertrauensmann der Millionen bis dahin gefnechteter Landarbeiter zu sein.

Reichspolitik entscheidend im republikanischen und demokratischen Sinne beeinflußt hat. Er wußte auch den Staat zu repräsentieren. Ein troydem nie, in Selbstüberhebung ausartendes Selbstbewußtsein, eine förperlich imponierende Erscheinung, die Kunst, Distance au halten, und seine persönliche Untadeligkeit, an die auch in dieser ver. leumdungsreichen Zeit fein Schmußiprigerchen herankam- all das ftempelte ihn zum wirklichen Regierungschef, der nicht gezwungen oder linkisch, sondern mit zielbewußter Selbstverständlichkeit auftrat und Respekt erzwang."

Kapitalistische Lebensregeln.

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Gut Effen hält den Leib zusammen, und viel Trinken die Seele. Gedanken find zollfrei; Grundsätze muß man durchschmuggeln. Wer's Gold schon im Maule hat, darf die Morgenstunde ruhig verschlafen.

Doppelt gibt, wer schnell gibt! Und wer doppelt nimmt, foll Ihnell nehmen.

Durch ein fanftes Ruhefiffen erzielt man ein gutes Gewiffen.

Die Wahrheit zu fagen, ist Eadhe der Kinder und Narren.