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der Hand der Frau Picquart stamme. Das ster der Frau Picquart vermuten. Warum haben Täschchen selbst war allerdings in geheimnis- die Geister aber das Medium nicht lieber von boller Weise verschwunden. Uebrigens verschwander Falle verständigt, die ihm gestellt war? Die den während der Verhandlung noch zwei Hand- Angeklagte wurde bedingt zu vier Monaten Kertäschchen. Man könnte da das Wirken der Gei- fer verurteilt.
3ur Kritik der guten Gesellschaft.
Sie wird auch den Lauf ihres zu tragischem Ende gelangten Ehelebens schildern. Man hai von dem Selbstmord gelesen, den fürzlich ihr Gatte, der russische Dichter und Staatsbeamie Sergius Essenin, beging. Sie lebte mit ihm in Scheidung. Die Ehe tam 1922 zustande. Isa dora Duncan war nur der englischen Sprache mächtig, ihr Gatte Sergius Essenin nur der russischen. Sie verständigten sich durch Zeichen sprache, und die eheliche Gemeinschaft war am innigsten, solange beide leine sprachliche Gemein Die Feierabendfirene heult und den ge-( Am stärksten noch dort, wo man sie am wenig schaft hatten. Dann traten Schatten dazwiſchen. öffneten Toren der Fabrik entströmen Arbeiter sten merken sollte: im Theater.) Auf dem großen Es kam zum Bruch, die Scheidungsklage wurde und Angestellte, Werkführer und Profuristen. Jahrmarkt der Eitelkeiten, den man Gesellschaft eingereicht. Isadora Duncan gründete in Moskau Tagsüber bildeten sie eine Arbeitsgemeinschaft, nennt, findet jeder seine Schaubude, in der er eine Tanzschule. Vor einem Jahre hörte man ein vollkommen ineinandergreifendes Räder- fehen kann und gesehen wird. Und selbst der, bereits, daß sie am Ende ihrer Mittel sei. Warwert, ein jeder ist Mitarbeiter am Ganzen, der einsam sein will, ist hier in der glüdlichen um soll sie nicht tun, was viele ihresgleichen durch das sie miteinander lebendig verbunden Lage, nicht aufzufallen. Anders in den Klein- längst getan haben, Es soll einige namhafte find. Nun aber, mit dem Glockenschlag, ist diese und Mittelstädten: hier fordert die Gesellschaft Persönlichkeiten geben, die diesen Enthüllungen Einheit hundertfach gespalten, der Abend schafft ihre Rechte und rächt sich, wenn man ihr nicht mit Unbehagen entgegensehen. Aber vielleicht Rangordnungen, Klassen und Kreise, die nicht genug tut. Das möchte noch hingehen, aber sie wird es ihnen gelingen, Jiadora Duncan den die mindeste Berührung mehr haben. Aus der ist überdies tyrannisch und verlangt, gleichsam Mund zu verbinden, wie ihr Gatte ihr an Arbeitsgemeinschaft des Tages ist die Gefell - als Eintrittsausweis, eine gewisse politische geblich die Augen verband. Mit einer goldschaftsspaitung des Abends geworden, eine ganz lleberzeugung. Die Gesellschaft der Großstadt farbigen Binde. strenge Hierarchie der Geselligkeit, die mitunter ist vorwiegend blutokratisch gegliedert, gesinbis ins Lächerliche spezialisiert ist. Sie, die mungsmäßig aber gesund verwischt, die Gefellmorgens alle dem gleichen Ziele zustreben, schaft der Kleinstadt jedoch übt unausgesprochen fennen mun leine Gemeinschaft mehr; Rang, einen politischen Drud, einen Druck auf die GeGhaltsklasse, politische lieberzeugungen schaffen finnung aus: und das ist weit gefährlicher. In ebenso viel Schattierungen der gesellschaftlichen der kleinen Stadt gehört zur guten Gesellschaft, Zugehörigkeit. So parador es flingt: Die Ar- wer als rechtsgerichtet" abgestempelt ist. Wer beit eint, aber der Feierabend trennt. fich sträubt, diesen Stempel zu empfangen, bleibt aus den besseren Birkein ausgeschlossen und muß bereit sein, das Martyrium eines heimlichen Boykotts auf sich zu nehmen. Wir fennen Fälle von geradezu tragischen Gesellschaftsopfern, unvergleichlich schlimmer als die kleinen harmlofen zugeftändnisse, die man der Geſellſchaft auch in der Großstadt machen muß.
Nehmen wir an, wir finden am Abend die gesamte Belegschaft dieser Fabril, vom jüngsten Kontoristen bis zum Chef, im Theater wieder. Das Theater hat schon vorgesorgt. Es ist in Ränge geteilt, genau wie im feierlichen Rolofo und im 18. Jahrhundert der Hofgeſellſchaft. Es betont durch den Ausbau die gesellschaftlichen Unterschiede immer noch so, wie zur Zeit der Feudalgesellschaft, als in den Hoftheatern genau darauf geachtet wurde, daß der Hof, der Adel, die hohe Beamtenschaft in den ersten Rängen saßen und von ihnen gesondert, in den entdegeneren Teilen des Hauses, die Mittelstände untergebracht wurden. Die hösische Rangordnung ist beibehalten und reguliert sich durch den Eintrittspreis. Die Tradition sitzt zäh im Blute der Gesellschaft. Eitelkeit und Ehrgeiz sind die Stüßen dieses peinlich gegliederten Baues, dessen Bewohnern es Vergnügen macht, auf die, die unter ihnen sind, herabzuschauen. Carl Sternbeim hat diesen Gesellschaftsaufbau, bei dem jeder nach unten stößt und nach oben giert, in feinen dramatischen Satiren umrissen. Aber vielleicht ist diese Doppeltätigkeit: nach unten treten und nach oben wollen, das dynamische Gesetz des gesellschaftlichen Aufstieges. Es muß wohl so sein, wiewoh: man wünschen möchte, es gäbe Gelegenheiten, wo die gesonderten Ränge und Kreise ineinander überfließen und ihre verschiedene Blutwärme zu fühlen bekommen. Viel leicht kommt einmal ein Architekt, der zugleich Soziologe ist, auf den gar nicht neuen Einfall, unsere Theater nicht nach dem Schema der alten, in Ränge geteilten Hoftheater zu bauen; vielleicht wird man eines Tages das von so vielen cricbnte Gemeinschaftstheater errichten, ein Rolkstheater mit völlig aufgelockertem Gesellschaftsgefüge, wie das griechische Theater eines war. Mit Einheitspreisen und ohne Ränge und Logen, wo die Direktoren neben ihren Arbeitern fisen, was beiden nicht schaden könnte, und wo man nicht hingeht, um sich zu zeigen, sondern um, des gesellschaftlichen Sonderranges ledig, ais Volk und Einheit ein gemeinsames Erlebnis zu baben
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Mörder und Henter.
In einem der schauerlichsten Dokumente menschlicher Grausamkeit, den Tagebüchern der Henker von Paris ( Gustav Kiepenheuer Ver lag , Potsdam ), heißt es u. a:„ Die Furcht vor dem Tode ist eine rein förperliche Empfindung welche mit dem Triebe der Lebenserhaltung zu sammenhängt. Hoffe nicht, den Menschen durch die Aussicht auf einen fernen, ungewissen, von tausend verschiedenen Umständen abhängenden Tod zu erschrecken und zu zügeln! Ist dieser Mann verderbten Herzens, so wird die Berjuchung zum Verbrechen immer den Sieg über die Furcht vor einer zufälligen Gefahr, die sich vermeiden läßt, davontragen."
Das Gefährliche an dieser Gesellschaftsstruk tur der Klein- und Mittelstädte( man findet sie übrigens weniger ausgeprägt auch in manchen Das sagt der Henfer von Paris , der noch Großstädten) besteht in dem Mißbrauch der das Todesrad zu bedienen und an der Her guten Gesellschaft" als politischer Köder. E3 stellung der Guillotine mitgewirkt hatte, seinem geht ein Zwang. eine Suggestion von ihr aus, Sohne, dem es vergönnt war, nicht weniger als der wer fönnte es ihnen verübeln-- auch hundert Menschen zu guillotinieren. Dieser Andersdenkende erliegen; denn der Kaufmann. Schwäching" aber, der gleich dem Stammder selbständige Gewerbetreibende, fann einfach halter seines Henfergeschlechts, das fünf Genediese Gesellschaftskreise wirtschaftlich nicht entrationen hindurch Frankreich mit Henkern verbehren. So kommt es, daß sehr viele, um dem Boykott zu entgehen, unter Selbstverleugnung den gleichen Ton anschlagen, den dieses Korps anstimmt. In Wahrheit spiegelt sich in der maßgebenden Gesellschaft" gar nicht die tatsächliche politische Ueberzeugung. Ein jeder fürchtet nur, in der seinen erkannt zu werden und macht deshalb die des anderen mit. Auch der Ehrgeiz, zur„ maßgebenden Gesellschaft" zu ge hören, spielt eine große Rolle bei der Verleugsnung der politischen Ueberzeugung. So kommt in diese bevorzugten Kreiſe" niemals ein frischer Luftzug, den sie so nötig hätten, sie bleiben beim überlieferten Schema, leben nach rückwärts urd treiben mit ihrer politischen Topsguckerei eine Art gesellschaftliche Feme .
Ifas Liebesbriefe.
sorgt hat, bei der ersten Exekution, die er vor zunehmen hatte. beinahe in: Ohnmacht gefallen war, segnet den Tag, an dem er einem der achtzehn Bewerber seine Henkersvollmacht übers geben durfte. Er hinterläßt seinen Nachkommen das Testament: Fort mit der Todesstrafe! Frei lich sind die Testamentsvollstrecker diesem Rufe nicht nachgekommen. Noch heute wird nicht nur in Frankreich die Todesstraie vollzogen, und jüngst erst wurden in Italien in Verbindung mit dem„ Attentat" auf Mussolini Stimmen laut, die die Wiedereinführung der Todesstrafe forderten.
Es ist eine alte Erfahrung, daß die Todes, strafe um so wirkungsloser wird. je häufiger von ihr Gebrauch gemacht wird. Die Statistik zeigt, daß gerade einer Zunahme von Todes urteilen in den nächsten ahren eine vermehrte Zahl von Morden soigte, während in den Län dern, in denen die Todesstrafe abgeschafft iſt, die Zahl der Kapitalverbrechen nicht zugenom men hat. Einen schlagenden Beweis für die Wirkungslosigkeit der Todesstrafe bilder Sowjet rußland. Dort folgte den Raubüberfällen und Raubmorden die Erschießung der Täter fast automatisch auf dem Fute, aber die Zahl der Verbrechen nahm nicht ab. Die Todesstraße hatte durch ihre übermäßige Anwendung den schreckhaften Charakter verloren und wurde ge wissermaßen als Geschäftsrifiko betrachtet. Die
Isadora Duncan , die alt gewordene, einst viel umschwärmte Tänzerin, befindet sich in Net. Sie trögt sich mit der Absicht, alle ihr einmal zugeflogenen Liebesbriefe zu veröffentlichen, um aus dem Erlös der Publikation eine Zeitlang ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können. Sie wird, wie das so üblich ist, den dramatischen Verlauf ihres Lebens schildern, und als Höhe punkte der Sensation wird sie den Wortlaut jener zärtlichen Versprechungen veröffentlichen, Dies nur als Erempel. Die gesellschaftliche die ihr von Persönlichkeiten verschiedener NatioHierarchie und Inzucht tritt in den Großstädten ralität gemacht worden sind. Not kennt kein Ge-| Todeskandidaten gingen leichmütig ihrem täg übrigens nicht so augenfällig in Erscheinung. bot, sagt Jfa.
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lichen Gefangenenleben nach, und erst, wenn