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dienen. Freude, Erhebung und Begeisterung, neuen Möglichkeiten des Ausdruces unserer| Den 28. Oftober. Die Höchsttemperatur das ist der Sinn unseres Festes. Das sind die Sehnsucht, nach neuen Menschheitsideen für beträgt 17 Grad Celsius unter Null, die nie Feste, durch die man schon heute Sonne in das den Sozialismus suchen.- Arbeitsgemeinschaf drigste 23 Grad. Das ist keine strenge Kälte, Getriebe der Arbeit bringen kann. Wir als ten, Vorträge, Kurse für das Hirn der Ar- aber für die Jahreszeit ausreichend. arbeitende Jugend müssen auf dem Wege zur beitenden, Feste für das Gefühl, für die Seele Den 27. Oktober. Der Schneesturm tobt neuen Festkultur vorangehen, wir müssen nach der Schaffenden. Karl Birnbaum. wie am Jüngsten Tag; es ist unmöglich, das Zelt zu verlassen. Mein Doppelzelt ist ganz eingeschneit. Drinnen ist es selbst zu Mittag fast ganz dunkel. Neben mir liegt ein Stüd chen Eis, von dem ich von Zeit zu Zeit kleine Stückchen abbreche, um meinen Durst zu stillen. Der Raum zwischen meinem inneren und äußeren Zelt ist voll Schnee.
Schiffbruch im Schneesturm.
Heute habe ich mein Testament gemacht, da Unser Kleines Schiff, das nicht mehr als einer verlassenen öden Küste, von allen anderen ich es für unmöglich halte, lebend von hier 10 Tonnen Laderaum hatte, war schwer be- Menschen weit entfernt, völlig abgeschnitten fortzukommen, wenn das Schneetreiben noch frachtet und kam gegen die starken Gegenwinde bis zu der Zeit, wo sich die Flüsse mit festem einige Tage anhält. Man kann bei dieſent nur langsam vorwärts. Meine eigene Aus- Eis bedeckten. Wetter in einem kleinen Zelt, wo man feinen rüftung, die aus Instrumenten, Pemmilan Naß, erfroren, hungrig und schlaflos Play hat, um sich Bewegung zu machen, feine ( getrocknetem Rehfleisch) und anderen Konzen mußten wir trotzdem weiter gegen den grim- Seizvorrichtung und nichts Warmes zu essen, trierten Lebensmitteln bestand, wog kaum mehr migen Schneesturm ankämpfen. Es gelang das Blut nicht in mlauf erhalten. Ich bin als 2 Tonnen. Meine Eskimomannschaft war uns endlich, durch die Brandung zum Boot zu in meinem Zelte gefangen, ohne Brennstoff und jedoch sehr groß; die wild aussehenden Matro- waten und nach mehreren Versuchen den Rest ohne Nahrung. Die Kleider auf meinem Körsen mit ihren Frauen, Kindern, Schwieger- meiner Foräte ans Land zu bringen. per sind gefroren. Ich werde in meinen Schlafmüttern, Hunden, ihrem Robebntran und an- Glüdlicherweise waren meine wissenschaftsad friechen und versuchen, meine gefrorenen deren Siebenfachen überfüllten das Schiff derlichen Instrumente zum größten Teil unbe- Bumpen aufzutauen. artig, daß ich kaum darauf Play hatte. schädigt und meine Gewehre und Munition, die
Ich hatte nämlich die notwendige Mann schaft für die Reise längs der Küste der Hudsonbucht nur zusammenbekommen, indem ich ihnen gestattete, ihre Frauen und Kinder und andere Verwandte mitzunehmen.
Auf dieſer gefährlichen und unbequemen Reise war es mein Hauptvergnügen, das Nordzu betrachten, das den ganzen Himmel in Brand setzte. Dus Farbengemisch war sehr seltfam; Orange, Grün und Violett herrschten vor. Vor einem Gewitter veränderte sich das Licht auf sonderbare Weise das Ganze sah aus wie der mitternächtige Tanz wilder Gespenster. Die Eskimos sagen dann, daß die
Seelen der Toten tanzen.
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Nach zweiwöchentlichem langsamen und beschwerlichen Segeln, während dessen wir hauptsächlich von norwegischen Pemmikan, einer Robbe, einer wilden Ente oder irgendeinem anderen Tier lebten, das wir töteten und meist roh und kalt verzehren mußten, fand unsere Fahrt ein katastrophales Ende. Als wir uns gerade an einer gefährlichen Stelle befanden,
in luft- und wasserdichten Behältern versiegelt Es wurde November, bevor ich mich mit waren, noch in gutem Zustand. Die Lebens- meinem Hundeschlitten nach Churchill auf den mittel dagegen waren fast alle fort. Weg machen konnte. Meine Begleiter waren ein halbverrückter Eskimo aus dem Innern
Mein Doppelzelt war gerettet worden, aber ich lebte eine Zeitlang nach dem Schiff- des Landes, namens Illatnak, ein Bursche, der bruche mit den Eskimos, die es trotz des furcht- auf den Namen Attornak hörte, und ein Mischbaren Wetters fertiggebracht hatten, ein paar blutindianer mit seiner Frau, denen ich beim ihrer Hirschhautzelte zu retten und aufzustellen. Schiffbruch in der Nähe unseres Lagers das Aus irgendeinem Grunde schlugen sie ihr La- Leben gerettet hatte. Unterwegs sahen wir ger drei Meilen vom Wrack entfernt auf. Später große Herden von wilden Renntieren und empgelang es mir, mein eigenes Zelt dorthin- fingen manchmal weniger angenehmen Besuch zutragen und aufzuschlagen. von ganzen Rudeln Heidewölfen.
Den 12. November. Gestern abend beim Meine Kleidung bereitete mir entsetzliche Qualen. Alle meine Kleider, mit Ausnahme Lageraufschlagen sahen wir viel Rehwild und des Anzuges, den ich am Leibe trug, waren Heidewölfe und fanden frische Spuren von verloren, und der war nicht aus den Fellen der einemt ziemlich großen Polarbären. Ich nahm Velzrobbe, sondern denen der gewöhnlichen mein Gewehr und verfolgte die Spur des Robbe verfertigt, eignete sich also im Norden Bären ziemlich weit, mußte aber zurück, ohne nur für den Sommer. Bei Eintritt des ihn gefunden zu haben, weil es bald dunkelte. es Illatnak erntahnt uns, ſehr auf der Sut Winterwetters setzt sich innen an den gewöhnvor Bären zu sein, da sie um diese Zeit im lichen Robbenfellen Eis an; außerdem waren meine Kleider während des Schiffbruches naß Innern des Landes. sehr hungrig, und dann, geworden, und ich hatte kein Feuer, um ſie zu lieb" find. Heute haben wir etwa 20 engliſche wie er sich ausdrückt, pittao- angitok, nicht
trodnen.
gerieten wir in ein fürchterliches Schneetreiben. Nachts konnte ich sie nicht ausziehen, sonDer Schneeesturm begann furz nach Mittag des 9. Oktober. Wir strengten uns an, das dern froch wie ich war in meinen Schlafsack Hauptsegel zu reffen; keine leichte Aufgabe, und ließ sie dort auftauen. Dadurch war ich denn es war steif gefroren. Das überlastete, die ganze Nacht durchnäßt und den ganzen mit Eisfruften bedeckte Boot wäre beinahe Tag durchfroren. gefentert.
Boot beginnt Wasser zu nehmen. Mein EskimoFurchtbare Wellen und Brandung! Das steuermann zittert vor Kälte oder auch Angst. Er richtet den Bug des Schiffes nach dem Lande, wo Klippen und Brandung uns erwarten. Die See schäumt um uns herum, von dem entsetzlichen Orkan zu feinem Staub zersprüht. Die Eskimos wollen meine Ausrüstung über Bord werfen, um das Schiff zu erleichtern.
Dieses Elend dauerte sechs Wochen, bis der
zu bauen, und die Flüſſe einfroren, so daß ich Schnee hart genug wurde, um Häuser daraus mit einem Hundeschlitten zurück zu den Indianern fahren und mir Pelze zu Winterkleidern holen konnte. Alle Sommerhäute waren beim Schiffbruch verloren gegangen.
Meilen zurückgelegt und sind bis an einen namenlosen Fluß gekommen.
Wir reisen nicht längs der Küste der Hudsonbucht, sondern weit im Innern, um abzuschneiden. Es ist äußerst schwierig, mit Hunden und Schlitten hier durchzukommen.
reiben den Lehm und die Eispolitur von den Der Boden iſt voll von ſpißen Steinen und Felsen, die aus dem Schnee schen; diese Steine
Schlittenfufen und der Schlitten wird dadurch sehr schwer.
Die Eskimos des Innern, die kein Fischbein für ihre Schlittenfufen haben, nehmen statt dessen gefrorenen Lehmt. Auf dem Lande Mein Tagebuch, das ich unter Schwie- tut er wirklich bessere Dienste, weil man ihn rigkeiten und nicht regelmäßig führte, gibt cher ausbessern kann als Fischbein, wenn er hr konnten nichts sehen und gegen den einen Begriff von unserer Lebensweise während auf den vielen Steinen zerbrochen wird. Außerfurchtbaren Sturm, der vier Tage anbielt, der ersten Wochen nach dem Schiffbruch. dem gleitet bei faltem Wetter ein Schlitten nichts unternehmen. Während der zweiten Mittwoch, den 15. Oftober. Der SchneeNacht, vom 10. zum 11. Oktober, wurde das sturm ist ein richtiges Schneetreiben geworden Boot durch die tobende See über die vielen und wütet heftiger als je. Ich kann nicht hinRiffe und Felsen getrieben und endlich von der aus. Es wird täglich unmöglicher, in Zelten Brandung mehrere Fuß über die Hochwasser zu leben, aber um Schneehäuser zu bauen, linic an die Küfte geworfen. Glücklicherweise ist der Schnee noch nicht hart genug. Unsere gingen keine Menschenleben verloren, aber die Ausrüstung war zum großen Teile beschädigt oder über Bord, das Boot selbst an den Seiten und unten voll von Löchern.
mit Lehm und Eis auf den Kufen viel leichter als einer mit Fischbein. Sobald der Lehm, den man bei Anbruch des Winters auf die Kufen streicht, sest gefroren ist, glättet mon ihn; die Kufen erhalten dann jeden Morgen vor dem Aufbruch einen Ueberzug von Eis oder sozuHunde liegen draußen und brüllen vor Kälte fagen eine„ Eispolitur". und Hunger wie Menschen, wenn sie Schmer- Man taucht nämlich ein Stück Bärenhaut zen haben. Wenn uns das Wetter nur gestatten in Wasser und reibt damit die Kufen ab, bis sich wollte, draußen nach Renntieren zu jagen! cine Eishaut bildet, auf der dann der Schlit Meine Eskimogefolgschaft und ich waren Wir brauchen das Fleisch bitter nötig für Men- ten leicht nud reibungslos über den Schnee in einer bejammernswerten Lage allein auflichen und Hunde. dehingleitet.