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Einöden der Wüste. Schimmernd, sternen- des Zündholzes sah er mich an. Good ja oder nein."" Es ist kein Geschäft," glanzüberwoben streckten sich die verdurfteten, evening! Do you ipoak English, Sir? Brau- brummte er, aber ja. Come on!" in Todesruhe erstarrten Flächen unter dem chen Sie einen Führer? Ich bin konzessio- Jetzt begann im Finstern eine Sand funkelnden Himmel. niert. Hier meine Nummer, fiebenundvierzig. waterei und Steinfletterei, die durchaus nicht Ich stelle Sie zufrieden, und mache es billig!" angenehmt war. Er erklärte mir die Bauarr Well, mein Junge," sagte ich ruhig, ich der Pyramiden, ihr Alter und ihre Erbauer, gebe dir den guten Rat, deine Zeit nicht mit zeigte mir den aus dem Sande gegrabenen mir zu verlieren. Ich bin tein Tourist, son- Sphingtempel, allerdings nur von oben, und dern ein armer Teufel und besite genau führte mich an die Sphinx. Meinen eigenen Brot zu kaufen. Es ist also durchaus fein Wortschwall nicht Zeit. Manches, was er fieben Piafter. Die brauche ich morgen, um Gedanken nachzuhängen, blieb mir bei feinent Geschäft mit mir zu machen."-" Sie, ich mir fagte, war mir doch noch unbekannt; führe Sie für drei Schilling. ise sollen alles einen Frank war es immerhin wert. Schließ­sehen. Ich werde-"" Stopp, ich sagte dir lich waren wir ringsherum gelaufen, aber schon, daß ich keine drei Schilling habe. Die ich hatte nicht viel gesehen, dafür sorgte die Sache ist für mich erledigt Jetzt geh', bitte," Dunkelheit. Da fragte er unvermittelt: Sind sagte ich kurz und wandte mich ab. Aber Sie Amerikaner, Sir?" Nein, Deutscher." er ließ sich nicht so leicht abschütteln. Sir,- ,,, das freut mich sehr. Ich habe vor hier oben gibts allerlei Gesindel. Man wird drei Jahren einen Deutſchen geführt; er hat Sie belästigen; ich wäre auch mit zwei Schil- fehr gut bezahlt und schickt mir jedes Jahr ling zufrieden!"" Jetzt fage ich dir mein ein Geschenk und schreibt oft. Er heißt Hain­letztes Wort," antwortete ich ärgerlich, ich tis."" Wie?" fragte ich.-Saintis." habe hier einen französischen Frank, den sollst Ein merkwürdiger Name für einen Deuts du haben, feinen Milliem mehr. Bist du einschen. verstanden. Aber keine lange Rede, sondern ( Fortsetzung folgt.)

Ich war allein hier oben und war froh barüber. Die Tagestouristen waren längst heim und für Mondscheinbesucher wars noch zu früh. So fetzte ich mich auf einen der Blöcke, die verfluchte Hände von der Verklei­bung des Cheopsriesen herabgerissen haben, und träumte eine knappe Weile. Von ameiſen gleich wimmelnden Sklavenscharen, die Steine Schleppten und türmten, harten, finstern Auf­chern mit Nilpferdpeitschen, hiroglyphen­mütigen Jispriestern in weißen, wallenden Gewändern und dem in steinerner Ruhe lächelnden, kupferrötlichen Gesicht des Pha­Taos Chefren mit der goldenen Königsschlange am die Stirn und dem heiligen Starabäus uf der Brust. Ein Traum, der, viertaufend Jahre zurüd, einmal Wirklichkeit war.

Da stapften Schritte im Sande. Ein Araber fam, blieb vor mir stehen und Brannte sich eine Zigarette an. Beim Schein

Dem Arbeiter.

Du sollst stolzer durch die Straßen gehen, denn aus deines Lebens tiefstem Sinn wird die Erde einstens auferstehen, Feuer werden in die Sterne wehen wie Gericht, wie Tod und Urbeginn. Deine Hände, die den Hammer schwingen, werden fälter, härter noch als Stahl in bie götterlojen Himmel dringen und das Gold von seinem Throne zwingen, daß es jäh erbleicht vor deiner Qual... Deine Hände, das sind Marmorstufen, bie uns aufwärts aus dem fleinen Traum dieser Menschen, die sich Götter schajen, ihnen ihre Schwäche zuzurufen, aufwärts tragen in den Westenraum... Mit den schweren, dunklen Arbeitshänden und der Seele, die wie Feuer brennt, fchreibst du zwischen beide Himmelsenden, daß es leuchtet wie von Sternenbränden: Fretheit"... Freiheit" in das Firmament...

Edmund Finfe.

Das Mädchenhaar und das Maffengrab.

Von Max Barthel .

Der Grenadier Karl Haas vom Regiment 124 fuhr an einem Frühlingsabend aus dent Urlaub in die Front zurüd. Zehn Tage lang hatte er die Freiheit schöner Tage und Nächte erlebt, zehn Tage lang waren die fleinen Wolten am Himmel unschuldig und nicht Gewölt zer­þlahender Schrappnells, zehn lange Tage fonnte man aufrecht durch die Straßen gehen, fein Granatenüberfall donnerte in den Frieden, die Menschen lebten menschlich in wohlgeordneten Zimmern mit Stühlen, Betten, Tischen, Bildern, Schränken und Teppichen. Es gab faltes Wasser, helle Fensterscheiben, wehende Gardinen, schöne Mujit, Blumen, lachende Mädchen, ernste Frauen und spielende Kinder. Wie goldene Kugeln tanz­ten diese zehn Tage vorüber. Auch die Nächte waren voller Süße.

Am letzten Urlaubstage hatte der Soldat, als er am Flusse spazierte, ein Begräbnis erlebt. Der Friedhof lag nahe am Wasser, und Karl ftieg, als die Gloden läuteten, nach den Gräbern, Schloß sich unbewußt dem kleinen Zuge der Männer und Frauen an, die nach dem Grabe wandelten. Kart tannte den Toten nicht; er

kannte nur den Tod, den Schüßengrabentod, den| das Begräbnis in der Heimat denken, an die hilf­Schlachtentod und konnte es zuerst gar nicht lose Trauer der kleinen Gemeinde, an die Glof­fajjen, daß eines einzigen Menschen wegen soviel ken, an den schönen, friedlichen Tag, an die Trauer sei, soviel Gloden geläutet und soviel Kränze und an die vielen Blumen. Unbegreiflich Stränze gebunden wurden. schien ihm jetzt jenes Begräbnis, das so feierlich war wie das letzte Kapitel eines gelebten Ro­manes.

Noch ehe die Männer und Frauen ihren Toten begraben hatten, verließ der Soldat die Trauergemeinde, lief wieder planlos nach dem Flusse zurück und dachte an das Leben, dachte an seine Geliebte. Das Mädchen, das ihn sehr liebte, war noch jung und hieß Glja. Als nun der Abend kam und die letzte Umarmung und ben allerlegten Seufzer, als die bittere Abschieds­stunde schlug, da weinte das Mädchen.

,, Ach," flagte sie ,,, wann kommst du wieder? Könnte ich dich festhalten! Rönnte ich dich unlös­bar mit dem Leben verbinden!"

Karl hatte, als das Mädchen jo klagte, die Sand in ihrem Haar. Und als er die große Trauer der Geliebten sah und ihre Rede hörte, da zuckte sein Mund, da zuďte seine Hand und riß einige Haare aus der vollen Krone. Elsa jdyrie leise auf, aber Karl lachte.

Du fannst es", sagte er, du kannst mich an das Leben binden. Mit deinem Haar bindest du mich fest, bis ich wiederkomme! Und ich komme wieder zu dir. Ich fomme."

Du kommst wieder", sagte das Mädchen ganz befreit ,,, ja, und mit meinem Haar binde ich dich fest. An mich. An das Leben."-

Dann sah er das Massengrab und die zwei­undjiebzig Toten vor sich, die von den Maschi­nen des Krieges grausam zugerichtet und nur noch blutiges Fleisch, zerstückelte Glieder und eine einzige Mezclei waren.

Für die zweiundsiebzig Mann vom 124. Re­giment wurde ein einziges Grab geschaufelt. Ein Massengrab. Da lagen sie nun, einer neben dem andern, blutig verkrampft oder puppenhaft starr, cine wohtausgerichtete Reihe, damit der himmlische Feldwebel beint letzten Appelt seine Freude habe. Die Soldaten aber, die ihre Brü­der begraben, hatten keine Freude daran.

Auch an diesem Grabe wurde gesungen. Es täuteten aber keine anderen Glocken als die einer fernen Schlacht bei Verdun . Tarl Haas, vont schönen Leben in der Heimat an den Abgrund des Todes gestellt, wollte verzweifeln. Da erin nerte er sich, als die ersten Schollen dumpf auf die Toten fielen, daß er mit dem Leben unlös bar durch das Haar seiner Liebsten verbunden war. Und da jammerten ihn die Gefallenen, deren Mädchen umsonst auf Frieden und Heimfehr hoff­An all das dachte der Grenadier, den der ten. Damit aber die Toten ein letzter Gruß des Bug durch die linde Nacht an die Front brachte. Lebens berühre, die unzerreißbare Kette an die Am nächsten Tage war er in Frankreich . Die er- Quelle allen Daseins, an die Geliebten und die sten zerschossenen Häuser und Dörfer tauchten Frauen, ihren falten Leib streife, darum nahme auf, armselige Trümmerhausen, verwüstete Felder Grenadier Karl Haas das zarte Papier, der. Und an den Wagen und an den Dörfern zwischen dent das seidene Haar seiner Freundin lagen viele Gräber. Soldatengräber, deutsche ruhte und ließ es in das Massengrab fallen, und französische. einige Strähne Lichtes vom ewigen Feuer

Das Regiment 124 lag in den Argonnen. der Welt. Einen Tag, bevor Karl Haas in die Stellung lam, hatte das Bataillon gestürmt, der Kampf Aussprüche bürgerlicher Denter über Religion, ging um die Tote Tochter", einem verdorrten Christentum und Kirche. Höhenzug im Meurissontal. Nun lag der kahle Höhenzug graujig in grellen Licht, die Gräben Kirchenzwang kann keinen Menschen bilden. F. Th. Vischer. waren eingeebnet, die Gräber für die Gefallenen waren schon gejchaufelt. Karl Haas kam gerade noch zur rechten Zeit, um aus den zerschossenen Ueber des Menschen sittliche Würde entschei Unterständen und Sappen mit anderen Kamera- det nicht, was er glaubt. H. Treitschte. den die Toten zu bergen und in Zeltbahnen in das Tal zu schleppen. Zweiundsiebzig Soldaten vom Bataillon wurden an dem einen Tage begraben.

Karl mußte, als er die Toten schleppte, an

Die Geistlichkeit war von je eine Stütze der Macht und mußte es sein. Ihre goldene Zeit fiel immer in die Gefangenschaft des menschli dhen Geistes. Friedrich v. Schiller .