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auch nach darüber, weshalb ihm denn und den| tut, für töricht, weil es sich ein Joch auflegen Christus: Es sollte Ihr Beruf sein, Gottes anderen daheim der Adler und der Löwe jo ver- läßt, in dem es ständig geht, weil es nicht dient Wort zu leben. Warum können Sie sich nicht ehrungswürig erschienen, das Rindvieh aber als und nüht aus eigener freier Wahl. Ja!-begnügen, überlieferte Handlungen einfach zu ein dummes Geschöpf. Er meinte, auch darin dachte der Reisende weiter, der es liebte, aus wiederholen? Warum müssen Sie noch auslegen? sei etwas Beachtenswertes. Freilich ist es eine allem eine Nuhanwendung zu ziehen- ja, dachte Die Bibel ist in aller Händen, jeder kann sie üble Verkehrung, dachte er, daß wir immer noch er, so sollte es sein im Leben, nicht nur bei den lesen. Sie ist Gottes Wort oder sie iſt es nicht, Gewalttat, Mord und Raub als natürlich, ja Tieren, sondern auch bei den Menschen, daß mit oder ohne Auslegung. vielleicht als ein Zeichen von Größe, als zu be- feiner dem anderen Gewalt antut, daß jeder frei wundern hinnehmen. Wie konnten die Menschen ist, daß einer dem anderen in Freiheit dient und Kriege führen, wenn wir nicht so irrig dächten? nüßt und so eine große, freie, schöne Gemeinschaft Aber Löwe und Adler gefallen uns auch wohl wird, die miteinander aufwärts strebt der Sonne deshalb, weil sie frei sind in Wald und Luft, weil entgegen. Aber dazu fehlt viel. Dann müßte die der Adler aufwärts strebt zur Sonne. Denn Gesellschaft ganz anders werden und die Men­darin ist Schönheit. Und das Rindvich halten schen auch. wir wohl, obschon es gut, sanft und nützlich ist, wie der Häuptling sagte, und niemand ein Leides

Und als er so gedacht hatte, schlief er ein, denn er war sehr müde.

Nachfolge.

Von Walter Bähr.

Christus und ein Geistlicher verlassen eine Fabrik. Der Ingenieur, der sie führte, verab­schiedet sich. Sie gehen über freies Feld der nahen Großstadt entgegen, deren vielstöckige Miet­kasernen von der untergehenden Sonne über­goldet werden. Vor den Häusern zieht sich ein Gewirr von Schrebergärten ins Feld. Ein Fluß belebt die Landschaft. Er ist am Rande mit Gruppen gelöpfter Weiden bestanden.

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Christus: Es betrübt mich sehr, alles, was wir sahen.

Geistlicher: Ich bin bestürzt. Haben Sie das mannigfach Erhebende nicht mitbemerkt? Die ge­jundheitfördernden Einrichtungen.

Christus: Ich habe sie gesehen. Geistlicher: Die Reihenwaschständer. Christus: Aus Blech.

Geistlicher: Die Wärmetische. Christus: Aus Blech.

Geistlicher: Die sauberen Kleiderschränke. Christus: Auch aus Blech.

Geistlicher: Bemerkten Sie nur den Stoff und nicht die Absicht?

Christus: Beide sind mir nicht entgangen. Erinnern wir uns des ersten Raumes, den wir betraten. Sie sind sich alle ähnlich; die Fenster bis über Kopfhöhe abgeblendet. In welchem nüchternen und farblosen Licht müssen die Leute viele Stunden des Tages verbringen.

aber nützlich und weise.

Geistlicher: Eine bedauerliche Notwendigkeit, Christus: Nützlich für den, der Nuhen dar­aus zieht und, wenn sich Weisheit auf Nuzen gründet, wahrscheinlich auch weise. Geistlicher: Werden wir nicht zu hart mit dieser Folgerung?

Christus: Darf die Sonne nur Feiertags Chriſtus: Darf die Sonne nur Feiertags scheinen? Geistlicher: Der unbehinderte Blick in die freie Natur lenkt leicht ab vom Wege der Pflicht. Christus: Ließe sich nicht das Gegenteil be­weisen? Ist ein Sonnenstrahl weniger wichtig als eine Stallatevne, als ein Osenvorsetzer?

Geistlicher: Diese sind heute ebenso note wendig.

Christus: Ihre Bemerkung zielt auf die Gegenwartskultur. Tatsächlich meinen Sie die Technik. Sie geben vor, diese in unerreichtem Maße zu beherrschen. Fühlen Sie nicht, wie un­geheuer Sie von ihr unterjocht werden?

Geistlicher: Wer kann gegen den Stachel löden? Sie sehen zu schwarz.

Christus: Sie entblöden sich nicht, das, was ist, als richtig anzuerkennen, aus keinem Grunde, als weil es ist. Mit anderen Worten, Sie schrek­ken nicht zurück, Auswüchse eines künstlich ge­

steigerten Wirtschaftslebens in die göttliche Welt­ordnung einzubeziehen?

Geistlicher: Welch hohe Worte widmen Sie Verhältnissen, die zu beseitigen nicht meines Amtes ist, noch in meinen Strästen steht, an deren Segnungen wir aber alle gern teilnehmen?

Christus: Mit welchen Halbheiten wollen Sie sich verteidigen? Was sollte nicht in Ihren Kräften stehen? Wozu sind Sie Erlösungsbeam­ter, wenn ich mich so ausdrücken darf?

Geistlicher: Ihre leidenschaftliche Anteil­nahme übereilt Sie zu Herbheiten. Tun wir nicht, was wir fönnen, gründeten wir nicht Männer-, Jünglings- und Jungfrauenvereine? Christus: Es scheint viel, was Sie getan haben. Ich muß bezweifeln, ob es genügt.

Geistlicher: Es scheint, daß wir uns nicht einigen können. Wenn jeder ohne kundigen Führer die Tiefen der Heiligen Schrift durch­forschte, wo bliebe die Religion?

Christus: Aendern wir die Frage: Wo bliebe die Kirche? Beide sind nicht ein und dasselbe, obgleich Sie gern es dafür angesehen wissen möchten. Die Religion an sich ist unantajtbar, anders die Kirche. Mit der Kirche stehen und fallen Sie. Entwickeln Sie die Kirche zur Reli­gion, wie Sie diese zur Kirche entwickelt haben. Geistlicher: Sie scheinen sehr angriffsluftig zu sein. Ich zweifle, ob ich Sie noch weiter an­hören darf.

sieht in ihrem Belieben, mich anzuhören oder Christus: Jch zwinge Sie nicht dazu. Es mich nicht anzuhören.

Geistlicher: Soweit es sich mit meinem Ge­wiſſen vereinbaren läßt, reden Sie weiter.

Christus: Man erblickt in Ihnen die ver­ordneten Vertreter einer Religion der Unter­drückten. Sie sagen dafür gern: der geistig Armen. Es fällt Ihnen nicht auf, daß diese zu­gleich die materiell Armen sind. Was bieten Sie diesen? Bieten Sie mehr als die Hinweise auf eine jenseitige Entschädigung, die in der dar­gebotenen Form vor Jahrtausenden am Blaze gewesen ist? Inzwischen ist die Zeit fortgeschrit ten und Sie selbst bekennen sich nicht ohne Ge­augtuung zu diesem Fortschritt.

Geistlicher: Jch fann ihn nicht leugnen, denn

Geistlicher: Werfen Sie einen Blick auf die amtliche Statiſtik. Es gab nie so viele Christen jer ist beweisbar. als gegenwärtig.

Christus: Nun erbitte ich Ihre volle Auf­Christus: Sie halten die Statistik für die merkjamfeit. Wenn Zeit und Entwicklung vor­Quelle ausreichender Belehrung. Es gab nie wärts geschritten sind, warum nicht auch der so viele Menschen auf der Erde als heute. Er- religiöse Gedanke mit ihnen? Ist dieser auf dent rechnen Sie selbst, ob die Verhältniszahl der Wege über Jahrhunderte unwandelbarer als ein Christen einen beachtenswerten Fortschritt dar- leblojer Stein? Nennen Sie mir den Fortschritt stellt. der Religion?

Geistlicher: Wir schweifen ins Userlose. Hal­ten wir uns am Faßbaren. Sie sahen den Saal mit der Kinderkrippe. Hundertfünfzig Bettchen mit ebensoviel Injajjen unter sorgfältiger, sach­gemäßer Pflege und Aufsicht.

täglich neun Stunden ihr Kind entbehren, weil sie in dieser Zeit dreitausend Teile wie mein gebogener kleiner Finger oder ähnlich stanzen mußten. Ist es nicht traurig, daß der Arme heute ohne Zusammenhang mit der eigenen Scholle leben muß? Genügt es nicht, ihn heimat­los gemacht zu haben? Muß man ihm auch die Familie zu einem unpersönlichen Begriff um­gestalten?

Christus: Ich sah hundertfünfzig Mütter

Geistlicher: Ihre Ansicht redet einer ein­feitigen Romantik das Wort. Wissen Sie nicht, um wieviel größer die Säuglingssterblichkeit war, als man noch keine Strippen einrichtete?

Christus: Man verleiht der Menschheit einen fünstlichen Arm und freut sich über die Beweg­lichkeit seiner Finger. Man hätte ihr besser das natürliche Glied lassen sollen.

Geistlicher: Sie reden in Bildern so unge­jüger Art, daß Sie mir das Verständnis er

schweren.

Christus: Meine Bilder sind der Sache an­gepaßt. Sie sollten damit umzugehen wissen. Erklären Sie nicht allsonntäglich einer aufhor­chenden Gemeinde Gleichnisse, die Jahrtausende zurüdliegen?

Geistlicher: Sie wissen, es ist mein Beruf, Gottes Wort auszulegen.

Geistlicher: Ich deutete ihn an mit der Be­merkung über ihre Ausbreitung.

Christus: Sie beschränken sich auch hier auf Aeußerliches. Halten Sie den christlichen Ge­danken mit dem Tode seines Namengebers für

abgeſchloſſen? Glauben Sie nicht an die innere Bereicherungsmöglichkeit Ihrer Religion? Was haben Sie zu ihrer Verwirklichung unternom­men? Mir scheint, nichts. Was taten Ihre Vor­gänger, was tun Ihre Amtsbrüder in dieser Hin­sicht? Ich befürchte, abermals nichts. Sie zwän­gen Ergebnisse der Kultur, der Technik, der Na­turwiſſenſchaften in die Formel Ihres Bekennt­

nisses, Sie gehen den vorgezeichneten Weg der Dienstanweisung und meinen der Pflicht genügt zu haben. Sie lassen den Baum im Mark ver­borren. Graut Ihnen nicht vor dieser größten Sünde gegen den heiligen Geist?

mein Amt so ungerecht beschuldigen? Geistlicher: Wer sind Sie, daß Sie mich und

über der Stadt. Vom Flusse steigen Nebel auf, Die Sonne ist völlig hinunter. Grau liegt die Zäune der Schrebergärten zu Schemen um­schleiernd. Einzelne Sterne glimmen schwach.

Christus: Die Stunde der Sterne naht. Ich muß Sie Ihren Betrachtungen überlassen.

Geistlicher: Antworten Sie mir! Warum ver­Tajjen Sie mich?

Christus( schon fern, mächtig): Weil du mich verlassen hajt!