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gebrochen. Und endlich gibt es meilenspeite| mern, und überlassen ihn oft mittellos| Bom Augenblick der Preisgabe des GeStrecken an beiden Grenzen, wo keine Wacht fern der Heimat und in einem fremden heimnisses aber hängt ein Damoklesschwert gehalten wird. Bande seinem Schicksal. über seinem Haupte und er ist allen VerräteAuf allen diesen Wegen und Stegen Hat der Einwanderer die Fleischtöpfe reien, Erpressungen und Racheakten schuhlos treibt die moderne Schmugglerromantik ihr Amerifas glücklich erreicht, so mag er sich preisgegeben. Früher fonnte die ungefeßliche Wesen. Der Zufall ist alles. Von ihm hängt nur vor einem Fehler hüten: niemals das Einwanderung nachträglich legalisiert weres ab, wie die Würfel der Einwanderer fal- Geheimnis seiner ungefeßlichen Anwesenheit den. Mit dieser Praxis ist es jedoch vorbei, len. Die launische Dame Fortuna fann viel, preiszugeben, nicht dem besten Freunde, nicht und Deportation und Verlust der Existenz kann alles für ihn fun. Wehr noch aber ein der eigenen Frau. Niemand sieht ihn als sind die unentrinnbaren Folgen. Allerdings bertrauter, lofalfundiger Freund. Lohengrin, als Schivanenritter an und fragt fann er niemals die Bürgerpapiere beantraDoch wehe dem Aermsten, der einem fal- ihn, woher er fami, solange er nicht mit der gen, denn dabei hat er seine gefeßliche Einschen Freunde zum Opfer fällt! Denn auch Bolizei in Konflikt gerät. Davor muß er sich wanderung nachzuweisen. Doch darüber kann folche gibt es. Sie nehmen dem Einwanderer in acht nehmen. Sonst gibt es keinerlei er sich leicht hinwegtrösten. Schweigen ist für das Geld ab, ohne sich jedoch um ihn zu küm Meldepflicht oder polizeiliche Kontrolle. ihn das Gebot des ganzen Lebens.
Gei Hammer!
Du Hammer! in nerviger Arbeitsfaust, wenn du so schlagend niederfaust und flingst
und funkenspringst,
das Lied der Arbeit fingst, wünsch' ich,
sollst du, der du den Hammer trägst, schweißtriefend damit niederschlägst, grad wie dein eig'ner Hammer sein! Zerschlage dir die Not und Bein! Zerschmett're deines Daseins Jammer! Sei du... Sammer!
Ernst Warlig.
Waschlappen bist" Smirnow dachte nach und Bajonetten sind; doch, sich bückend, arbeitet er fand, daß sein Freund Krüger recht hatte. Er hartnädig wie ein Maulwurf, scheint auch ebenbeschloß, seinen Charakter zu ändern... Er so blind. überwand die ihn angeborene Schüchternheit,
März.
febte sich zu einent Herrn in blauer Uniform Auf den Straßen, auf den Wegen des Parks, ( Gendarm) und begann mit ihm ein Gespräch. die zum Volkshaus führen, marschieren langsam Der Herr eripics sich als redelustiger Mensch Hunderte, Tausende von Feldgrauen; manche und begann an Smirnow Fragen zu stellen, die ziehen an Schnüren Maschinengewehre wie hauptsächlich wissenschaftlichen Charakter trugen. eiserne Ferkel hinter sich her. Es ist aus Er fragte Smirnow, ob er mit seinem Le- Oranienbaum das Maschinengewehrregiment; ben zufrieden sei, ob er mit den Gesetzen der mehr als zehntausend Mann, heißt es. Sie Natur und der menschlichen Gemeinschaft ein wissen nicht wohin, ziehen seit aller Früh in verstanden sei, was er über die Sozialisierung der Stadt umher, suchen Unterkunft. Die Eindes Bodens, über politische Freiheiten, wie sie wohner fürchten sich vor ihnen die Soldaten in Europa sind, denke. sind müde, hungrig, böse.
Smirnow beantwortete freimütig die Fra
Reden und Schweigen. gen, er sprach sich für die Sozialisierung des
Ein Märchen von Anton Tschech o w.
Im Archiv der Zensurverwaltung in Petersburg wurde das unten stehende Märchen gefunden, das seinerzeit für die humoristische Zeitschrift Ostolski" bestimmt war und durch den Zensor Swatfolfti tonfisiert wurde. Wir veröffentlichen heute dieses Märchen zum erstenmal in deutscher Uebertragung.
In irgendeinem Lande, in irgendeiner Stadt lebten einst zwei Freunde, der eine von ihnen hieß Krüger, der andere Smirnow.
Bodens, für die Einführung der Freiheiten aus. Wie groß aber war sein Erstaunen, als der Herr in der blauen Uniform ihn bei der nächsten Station beim Arm nahm, giftig lächelte und in barschem Tone sagte:
Kommen Sie mit!"
Da haben sich einige am Rande eines großen, runden Beetes niedergelassen und sich ausgestreckt, nachdem sie ihre Maschinengewehre, Waffen, Rudsäde mitten in das Beet geworfen.
Ohne sich zu beeilen, kommt der Gärtner mit dem Besen in der Hand auf sie zu und mahnt sie zornig:
,, Wo habt ihr euch hingelegt? Hier ist ein Smirnow folgte ihm und verschwand auf Beet, da werden Blumen gesetzt. Seid ihr denit Nimmerwiedersehen. blind? Der Kinderplay. Auf, fort mit euch!" Und die bösen, bewaffneten Menschen fries chen gehorsamt aus dem Beete.
Nach zwei Jahren begegnete Krüger Smirnow auf der Straße. Smirnov war blaß, mager, wie ein Sfelett und sah elend aus.
"
Juli. Wo warst du die ganze Zeit?" fragte Kriger, bist plötzlich von der Bildfläche verschwun- herbeordert, schließen die Peter- Pauls- Festung Soldaten mit Stahlhelmen, von der Front den? Erzähle!" Smirnow lächelte wehmütig ein; ohne Haft gehen sie über die Holztrottoirs, und erzählte all die Leiden, die er in diesen zwei durch den Park dahin, ziehen Maschinengewehre, Jahren durchgemacht hatte tragen unachtsam Gewehre. Ab und zu ruft der eine oder der andere den Passanten zu: Auseinander, es wird gleich geschossen!".
Krüger war ein heller Kopf, der jeder Sie titation gewachsen war, eine geistig hochstehende Persönlichkeit, Smirnow dagegen war eine ,, Siehst du," erwiderte Krüger ,,, das kommt schwache, wankelmütige Natur und dabei ein davon, wenn man nicht im richtigen Moment wenig beschränkt. Eines Tages unternahmen sie schweigt. Ein vernünftiger Mensch darf in Rußaufammen irgendeine Reise. In dem Eisenbahn- land nur zur rechten Zeit den Mund öffnen, abteil, wo fie faßen befand sich auch ein jun- sonst wird er eingesperrt. ges, hübsches Mädchen. Sie beschlossen, das Herz der hübschen Unbekannten zu erobern. Sie septen sich neben das Mädchen. Krüger machte ihr den Hof, erzählte ihr Anekdoten, während Smirnow schmachtend das Mädchen anschaute j und kein Wort sprach Auf einer Station ver
Der Gärtner.
Von Magim Gorki.
Februar 1917.
Häuserwände und Leute mit Kot bespripend, ließ Krüger mit dem Mädchen das Kupee und rafen Autos heulend durch die Stadt. Bollge Tam lange Zeit nicht zurück. Als er zurüdfam, propft mit Soldaten und Matrosen, starren fie zwinkerte er mit den Augen, schaute Smirnow in den Stahlnadeln der Bajonette wie riesige, an, schnalzte mit der Zunge und sagte leise zu gereizte Jgel. Smirnow:
" I
Ab und zu, hart knallend, Schüsse. Das Ich habe das Herz des Mädchens erobert!" russische Volt tummelt sich um die Freiheit, als Das hast du sehr geschickt angestellt!" be- ob es sie irgendwo außerhalb, nicht in sich, merkte voll Neid, Smirnow. Erkläre mir doch suchen und finden müßte. das Geheimnis, wie man so rasch ein Mädchen- Im Alexanderpark arbeitet einsam ein herz erobern kann. Du bist bloß ganz kurze Zeit Gärtner, ein Fünfziger; stämmig, ungeschlacht. bei ihr gewesen und eins, zwei, drei hast du Ruhig fegt er Laub und Unrat von den kleinen ihr Herz erobert... Du Glüdspilz." Wegen und von den Beeten, rechnet den tau,, Lieber Freund, du hast die Gelegenheit end Schnee weg. Ihn interessiert, wie es scheint, nicht ausgenügt. Bist drei Stunden neben die die Bewegung ringsum nicht im geringsten; als fem füßen, entzückenden Geschöpf gesessen, hast ob er das Heulen der Sirenen, das Geschrei, nicht einmal ein einziges Wort gesprochen, nur das Singen nicht hörte, die roten Fahnen nicht fie angeschmachtet. Mit Schweigen erreicht man fähe.
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nichts auf der Welt... Man muß reden, ver- Beobachtend warte ich, bis er den Kopf stehst du, reden... Aber du traust dich nicht den hebt, um die Menschen anzusehen, die an ihm Mund aufzumachen. Weshalb? Weil du ein vorbeieilen, die Bastautos, die voll von blitzenden
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sehen; leise, wie Füchse schleichend, folgen sie den Die Städter aber möchten gern das Gefecht Soldaten auf der Spur, decken sich hinter den Bäumen, strecken neugierig die Hälse vor.
Im Alexander- Park blühen die Blumen in den Beeten, auf den kleinen Wegen geht der Gärtner hin und her. In sauberer Schürze, mis dem Spaten in der Hand, schreit er Soldaten und Neugierige an wie Hammel:
He, wohin? Wohin steigst du im Gras? Habt ihr auf den Wegen nicht Blah?"
Ein bärtiger, eisenstirniger Bauer im Sol datenkittel, mit dem Gewehr unter dem Arme, jagt zum Gärtner:
Schau' dich um, Alter, wir werden
schießen..."
,, Geh, paß auf! Scharfschüz..." ,, Halt, Krieg, Bruder..."
,, Mach' deinen Krieg, ich mach' mein Gr
fchäft."
,,' ist halt so. Nichts zum rauchen?" Seinen Tabaksbeutel ziehend, brummte der Alte laut:
Ihr geht, wo's verboten ist!" ,, Krieg..."
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,, Auch was rechtes! Krieg geführt ist bald, aber ich bin hier allein! Du, schau, das Gewehr da solltest pupen; ganz verrostet, das Gewehr..."