Er wog weiter, Brot für Brot, mit unheil­

-

Wie ein Wechselgesang flang es, ein| Klage und fügte das ihre dazit- aus vol­verkündendem Lächeln. Und der Brotverfäu- Unglücksgesang, den niemand hörte, wel er lem Herzen. Es war ein Neberfluß vor­fer starrte ihn an, zuerst verständnislos, dann allzu bekannt war von Not, Hunger und handen.

-

-

vor Schreck gebannt. Alle Brote waren unter Hoffnung. Herrgott, das war ja die alte Ge- Aber plöhlich schrie er auf, daß es über dem vorgeschriebenen Gewicht. ,, Wieviel schichte: für starke Arme hat niemand Ver- den ganzen Marktplatz scholl. Er schüttelte die haben Sie verkauft?" fragte der Schuhmann wendung-, am allerwenigsten im Winter, geballten Fäuste in der Luft, berief sich auf mit einer Stimme, die der Frau die Tränen und da hatte er gebettelt, und die Frau na- feine Unschuld und seine Armut, erbot sich, in die Augen trieb. Der Brothändler reichte türlich! Und dagegen hatte niemand etwas das Brot nach Gewicht zu verkaufen, denen, ihm mit zitternden Händen den Geldfrug; man gab bloß nichts! Da hatten sie wei- die betrogen worden waren, Entschädigungen der Schußmann zählte den Inhalt nach und ter gehungert; und diese Kunst machen ihnen zu geben und schwur, er werde die Stadt entleerte ihn in seine Tasche. Die verkauften tausende nach, bis sie daran sterben. Aber, niederbrennen, wenn er nicht sein Brot wie­Brote konnte man ja nicht aufsuchen, aber diese beiden hatten also nicht still liegen wol- derbekomme! Dann fiel er unt, getroffen, die das Recht sollte seinen Gang gehen. Er rief len, während der Tod an ihnen sog, sondern Frau warf sich mit lauten Klagen über ihn. einen Efeltreiber herbei und hieß ihn, die hatten eine Idee bekommen. Sie hatten die Die Leute scharten sich unt sie zusammen. Brotförbe auf seinen Esel laden. Der Brot- letzten Reste versetzt und eine Arroba Mehl Was ist los?" fragte man. händler stand wehrlos, gelähmt da und ließ gefauft. Ganze 25 Pfund hatten sie gekauft das alles geschehen. Er rührte sich überhaupt und einen fleinen Ofen aus Ziegelbrocken Brot" zu verkaufen, das nicht das volle Ge­,, Ach, es hat einer versucht, den Armen nicht, sondern stand vornübergebeugt da und aufgebaut und ihn mit Brennholz, daß der wicht hat!" wurde geantwortet. Da hat der starrte den Schuhleuten nach, mit leeren, er- Fluß anschwemmite, gefeuert. Aber den Gewicht hat!" wurde geantwortet. Da hat der loschenen Zügen. Es sah aus, als wäre ihm wichtverinst hatten sie vergessen in Betracht Herrgoit ihn fich mal vorgenommen!" feine Seele entglitten, zusammen mit dem zu ziehen oder vielleicht hatten sie nicht ,, Er liegt, wie er sich gebettet hat, hi!" Costbaren Brot. Sie packten und schüttelten die Mittel dazu gehabt; und nun kam also schrie ein altes Weib, das für einen Bäder hn. Aber er fühlte es nicht, gaffte bloß nichts- die Behörde und nahm ihnen das Ganze weg. verkaufte. ,, Was hat er sich in das Handwerk agend ins Leere. Dazu ließ sich nicht viel sagen. zu mischen!" Und sie begann, über den Mark: hin zu singen:

Aber dann fing er die Klagen der Frau auf, und langfam fehrte das Leben in ihm zurück. Und er begann mitzuflagen, ganz still und mit Tränen bermischt wie sie.

Der Brotverkäufer machte denn auch keine große Nummer daraus, sondern stand bloß da und weinte sein Elend der Frau hin. Und sie antwortete ihm, wiederholte die

,, Brot! Brot! Zwei kleine Schilling für ein großes Brot! Der Segen der Armen! Brot zum vollen Gewicht!"

Wir sind erwacht!

Bollssprechchor.

Von Alfred Auerbach . Dumpf war unser Wort!- Am Tage fraß es

das Surren der Räder, der Schreibstuben Staub.

Abends sank es bleiern,

wie unser Leib, auf das Lager.

Fremd war uns das Wort.

-

Die Schule schwayzte es

an unsern Ohren vorbei, über uns glitt es hinweg, eitel, aufgepust flatterte es

an unseren Sorgen vorüber.

Was galt uns

das Wort

aus dem Reiche der Herren?

In unsere Seele

drang es nicht ein...

auf unsren Lippen

flang es nicht.--

Stumm blieb unser Mund!

Bis wir erwacht...

uns schufsen das eigene Wort- das Wort unseres eisernen Tropes, das Wort unseres eigenen Willens... Brüder, Schwestern, erwacht!"- Wort ist mehr

als das Spiel des Gesanges! Wort ist der Geist,

der unsre Sehnsucht

von einem zum anderen trägt,

Wort ist die Kraft,

die sich staunend erkennt--

-

wenn sie die Glut der erwachenden Masse

zu einem Atem vereint.

O! Die Halter der Sklaven,

die wußten es wohl,

warum sie die Massen

zur triebmüden Stummheit ermtaltet!

,, Wir sind erwacht!" Frei trägt der Atem

den Geist von Lippe zu Lippe... Atem vereint sich

zur Wucht der erkennenden Masse. Ruf fliegt von Stadt zu Stadt... von Land zu Land,

von Volk zu Volk.

,, Wir sind erwacht!"

Und, wie heute elektrische Welle, der alten Schranken spottend, den Erdball umfliegt...

so wird morgen

die geballte Wucht unseres Atems... über die trennenden Sprachen hinweg, über die Erde rufen:

,, Brüder, Schwestern, Schaffende, erkennt eure Kraft!" ,, Wir sind erwacht!"

Mein Schrebergarten.

Von Karl Ettlinger .

der Stelle, an der er mit Markenpapier zit­jammengeflebt war, entzwei. Das Ganze war ein Gelegenheitsfauf, denn ich hätte die Sacherr junfeinagelneu in jedem Geschäft um die Hälfte billiger haben können. Uebrigens hatte ich Gäc, und das ganze Gelump wurde mir schon ant zweiten Tage gestohlen.

In meinem Mietgarten steht auch eine Hütte, da kann man bei Regenwetter hinein­gehen, wenn man recht naß werden will. Eine selbstgezimmerte Bank ziert den Raum, aber ich setze mich nie darauf; denn ich habe mir mit einem der herausragenden Nägel nicht nur meine Hose, sondern auch meine Sitzgelegenheit ernstlich beschädigt. Die Singelegenheit ist vo je: bst wieder geheilt, die Hose nicht. Wenn ein mal wieder im Varietee der Mann mit dent Straußenmagen gastiert, der Glasscherben und rostige Nägel verzehrt, der friegt von mir die Bank geschenkt. Der fann vierzehn Tage vow der Bank leben.

Ein Fenster hat meine Hütte auch. Es ist ein sehr praktisches Fenster; wenn man frische Lust haben will, braucht man es nicht erst auf­zumachen, weil fein Glas drinnen ist. Es darf Ich habe mir ein Mietgärtchen zugelegt. auch keins drin sein, denn sonst könnte man Nicht der Poesie wegen, sondern aus höchst nicht durch das Fenster einsteigen und das muß profanen Ernährungsrücksichten. Rosen, Tulpen, man, weil der Schlüssel zu dem Vorhängeschloß Bechen sind gewiß etwas Herrliches, aber man an der Tür schon längst verloren worden ist. talin sie nicht essen. Wenn ich den Damen einen| Dafür aber ist an der Hütte ein Schild: Villa guten Rat geben darf: Parfümiert euch nicht Behaglichkeit", das heißt, das Schild war daran; mehr mit Blumengerüchen, sondern mit Küchent­gerüchen und die Männer werden euch nicht mehr von der Seite gehen! Friseure, Drogisten, stellt in euren Schaufenstern Fläschchen aus mit ,, Kalbsbratenodeur"," Debernockerfduft", Ham­mefragout- Parfüm" und ihr werdet euch hochverdient um die Heiratsstatistik machen! Die Liebe geht durch den Magen, und je leerer der Magen ist, desto mehr Platz für die Liebe ist darin.

denn gestern ist es mir auf den Kopf gefallen. Aber der Doktor hat die Wunde wieder zu­genäht. Ich bin neugierig, was ich für eine Sypothet auf die Hütte kriege

-

Der Boden in meinent Mietgarten ist sehr gut. Nicht etwa lauter Sand, sondern auch große Steine. Die brauche ich, um nach den Mäusen zu werfen; aber ich habe noch keine er­wischt, bloß in ein Wespennest bin ich getreten jetzt weiß ich wenigstens, wo es ist und kann Also ich bin unter die Mietgärtler gegan- mich in acht nehmen. Ich habe also den Boden gent . Der Mann, der den Garten früher hatte, fachmännisch bearbeitet und habe ihn so tief überließ mir sein Gartengerät wegen Aufgabe umgegraben, bis ich dachte, jetzt kommst du auf fehr billig, nämlich einen Spaten ohne Griff, der anderen Seite der Erdfugel heraus. Je tie­eine Hacke, bei der die Spitze abgebrochen ist und eine wundervolle Gießkanne, die nur den einen Fehler hatte, daß sie rinnt. Von dem Rechen will ich lieber nicht reden, denn als ich ihn das erstemal benutte, brach der Stiel an

jer ich grub, desto inniger habe ich an den Wolf aus den Sieben Geißlein" denken müssen: dent sein Bauch war auch mit lauter Wackerſteinen gefüllt. Wie ich ant nächsten Tage wieder in mein Mietparadies fomme, hatte jemand Schutt