|

2-

-

der weißen Herrin? Ich litt, und da mein Manu mitteilen, daß ich, da ich ihm wegge- rin, durch mein Schicksal gerührt, gibt mir, Mann alles aufbot an Liebe, alles tat, um laufen sei, nach brasilianischem Recht teiner- obwohl es mein Gatte streng verboten, mir den Aufenthalt leicht zu machen, litt ich lei Ansprüche auf ihn und sein Hein mehr die Erlaubnis, sie von Zeit zu Zeit sehen noch mehr... Sie schwieg eine kleine Weile: hätte. In meiner Verzweiflung fuhr ich zu dürfen: das ist mein ganzes, großes draußen brüllte ein betrunkener Neger fin- weiter bis nach Lissabon, aber dori zivang Glück" Sie lächelte inbrünstig, ver­stere Sing- Sangs..." Ich kam dann zum mich mein Herz, umzukehren: die Kinder... flärt wie jene Madonna Murillos, der die zweiten Male nieder, gebar ein Mädchen, Ich kam in dieses unselige Land zurück, fand Empfängnis Jesu verkündet wird. gebar den Bruch zwischen meinem Gatten hier in der Stadt Stellung, doch als mein und mir. Ich wollte, wie nach der ersten Ge- Gemahl davon Mitteilung erhielt, bot er burt Europa aufsuchen( wovon ich wohl seinen ganzen Einfluß auf, um mich unmög­nimmer zurückgekehrt wäre), indessen mein lich zum achen, was ihm durch die Prüderie Mann ahnte dies; es kam zum offenen, bit- der besseren brasilianischen Kreise leicht genug teren Streit. Ich entfloh, verließ die a- gelang. Mir selber stellte er eine hohe Geld cienda mit den beiden Kindern, floh hierher, summe zur Verfügung, so ich das Land für um mich nach Deutschland einzufchiffen immer verließe Aber ich blieb, verzieh doch alles wurde anders. Mein Gatte be- ihm in meinem Herzen und wurde zu nachrichtigte Polizei und Schiff, ein holländer, als die ich dich vorhin gerufen discher Passagierdampfer war es, der Kapi- Deutscher..." Sie deutete in die öde Stube. tän bat mich, ihm keine Schwierigkeiten zu Schwere Jahre für mich, doch ich wurde bereiten und ihre Stimme verschleierte belohnt... Sabe ich es anders verdient? fich, fast daß sie die Tränen gebrochen hätten -und in Pernambuco nahm man die Mädchen von mir. Gleichzeitig ließ mir mein

-

Mann und Weib.

Altdeutsche Weisheiten. Freien ist so süße, wie gebrat'ne Lämmer­füße.

Die Liebe ist eine Zikade, die leicht Eine Haushaltung ohne Weib ist

dem Herzen auf die Zunge hüpft.

Laterne ohne Licht.

Ein aufgezwungener Kuß ist wie

Hühnerang' am Fuß.

Tenseil.

aus

eine

ein

Der Mann das Haupt, die Frau die Krone. Ein Frauenhaar zieht stärker als ein Glot­Man muß seine Frau an einem Sonn­abend und nicht an einem Sonntag wählen. Eine Frau ist keine Geige, die man wieder an die Wand hängen kann, nachdem man dar auf gespielt.

Der Chestand ist eine Prozession, wo immer das Kreuz vorangeht.

Wenn die Eltern Wolken sammeln, so

Tommt das Gewitter über die Kinder.

( Aus einer von W. Oschilewski ausge­wählten und eingeleiteten Sammlung ,, Deutsche Sprichwörter", die bei Eugen Diederichs in Jena erschienen ist.)

Bestattung auf See.

Von Leo Matthias.

Er kam mit jenen an Bord, die nicht auf hören zu hoffen und die Kapitäne und Zahl­meister aller Schiffe der Welt mit Fluch und mit Flehen beschwören, Erbarmen zu haben mit einem Dreimalgeschlagenen.

Meine Mädchen schickte, da sie älter wur­den, der Vater hier in die Stadt zu den englischen Schwestern in Erziehung, die Obe­

Ein blinder Passagier verursacht endlose Schrei­bereien; unter Umständen ist die Gesellschaft verpflichtet, ihn wieder zurückzubringen- nach San Domingo, nach Havanna, nach Santos...

Daß man ihn schon am ersten Reisetage

fand, war ein Zufall. Er fiel während des effens von Stuhl. Im Lazarett stellte man fest, Essens daß sein Name in den Listen fehlte.

Am zehnten Reisetage war er tot. Seine Hinterlassenschaft bestand in 15 Pesos und einem Brief an seine Frau.

Ich blieb stumm; fonnte nur ihre Hände ergreifen, sie wieder und wieder küs­send, dann barg ich meinen Kopf in ihren Schoß und weinte... wie ich den Weg zu der holländischen Kneipe fand, weiß ich nimmer; dort betäubte ich meine Schmerzen wüst mit Cachas, jenem benehmenden Schnaps vont Zuckerrohr; trank bis zur Be-­wußtlosigkeit.

Da war der gute Kapitän, der mich von feinen Leuten suchen ließ, die trugen mich auf das Schiff-- als ich zu Sinnen fam, spät am anderen Tage. lag zwischen ihr und mir das große, weite Wasser... nur mein Her schlägt mitunter gedenkend hinüber.

Eigenschaften.

Von Alfred Hein( önigsberg).

Was ist Tapferkeif?

ger abgeschossen. Wer ihn kannte, sprach von ihm Er hatte den Pour le mérite: dreißig Flie als einem tapferen Helden. Er aber selbst be­

-

sann sich, daß er aus Feigheit, nicht in den vor­liger" zu den Fliegern meldete, dort durch glück­dersten Graben zu kommen, sich als Freiwi liche Umstände befördert wurde, sich zum Ab­In der zweiten Nacht wurde er versenkt. schießen anstellig zeigte und plötzlich dem Der Versuch, durch eine Sammlung die Kosten Zwang gegenüber, Gegner abschießen zu müssen, für einen Zinnfarg aufzubringen, um die Leiche wollte er nicht Ghre und Ruf, furz und gut, was in Spanien zu bestatten, blieb erfolglos. Der man so ein anständiges Leben" nennt, ver Versuch, durch Funkentelegramm die Erlaubnis lieren. Was war der Urgrund seiner Taten? zu erhalten, in Vigo einen Holzsarg einzuliefern, scheiterte an der Hartnäckigkeit der spanischen Behörden.

In der zweiten Nacht, Bunkt halb zwölf fing die Maschine an, langsam zu hämmern. In der Mitte des Ozeans, von einem halben Dut­zend fröstelnder Menschen umgeben, gingen zwei Amerikaner zum Heck, stellten sich an die Enden des Sarges und lasen stumm einige Gebete.

Punkt zwölf kam das Kommando Stop" Seit zehn Tagen stand die Maschine zum ersten Male still. Es war, als ob das Firmament auf hörte, sich zu drehen. Lautlos und schwankend, zerschnitten von den Schatten der Maßte, lag die ungeheure Schiffsmasse im Stevnenlicht.

Reeling.

Ein Seil fiel aus der Rolle.

-

Angst.

Von Kind an hatte er aber unerklärliche Augst vor dent Zahnarzt. Jahrzehntelang tonnie er sie nicht überwinden und ertrug lieber die größten Zahnschmerzen. Als er sich eines Tages doch, wie er zwar schmerzend aussprach, es aber tiefernst meinte: in die Höhle des Löwen" wagte und standhielt, da wußte er: heute war er tapfer gewesen. Es kommt nicht auf die Spannung an, die zwischen der Leistung und der öffentlichen Meinung liegt, um unsere Zaten abzuschäzen, sondern der Pol, zu dem alles in Beziehung tritt, bleibt immer das eigene Jch.

Was ist Güte?

Wie ein Rettungsboot wurde der Sarg Ein junges Mädchen tat, wo es konnte, vom oberen Ded heruntergelaffen. Ruckweise, Guies: in Vereinen, durch tätige Mithilfe und auf leises Kommando, sank er bis zur unteren auf ganz heimliche Weise. Nie aber war sie mit sich selbst ganz zufrieden. Immer konnte fie im Allertiefsten feststellen, daß sie bei jener Guttat erst abgewogen hatte, ob es nicht in unvechte Hände fäme( was doch für das eigene Seelengleichgewicht unwesentlich ist), daß sie bei dieser doch ein wenig sich benuitleidete, daß sie nun selbst darben würde.

Vor unsern Augen schlug eine vieredige schwarze Kiste aus ungehobelten Brettern, schief wie eine zerrissene Schaufel, hin und her. Durch die Wasserlöcher des Deckels sah man die Um risse des Leichnams.

Ihre Geschichte ist immer die gleiche. Sie haben in Europa jahrelang ihre Haut verkauft, um das Unmögliche, den Preis für die Ueber­fahrt zu erschwingen und es ist ihnen schließ Ich geglüdt; aber das Mögliche, in San Do­mingo, in Havanna, in Santos Frau und Wurm vor der Straße zu retten, blieb un- Einige spanische Bauern hatten den Mut, erreichbar. Von der Hize zerfressen, Zeugen je- zuzugreifen. Sie zogen den Sarg an den Seilen der Verzweiflung, liegen sie am Rande des Dze zu sich heran- fo daß es aussah, als ob sie ans wie Deportierte und stieren. Jeder wäre bereit, mit seiner Zunge das Deck zu jäubern, wenn er die Möglichkeit hätte, das Nest seiner Geburt noch einmal zu sehen. Tag und Nacht wechseln für sie mit der Einfahrt und Ausfahrt der Dampfer.

Es waren etwa dreißig Mann, die, wie immer, abgewiesen wurden. Kapitän, Zahl­meister, Offiziere jagten wie Spinnen über das Ded, um zu verhindern, daß sich einer versteckte.

jemanden aus der Folter binden wollten warfen einige Münzen durch die Löcher und drückten dann das Ganze über Bord.

Wie ein Forellenkasten trieb der Sarg quer durch das Mondlicht dann warf ihn eine Welle in das Dunkel, und er fing langsam an zu sinken.

Die Kommandos wurden wieder laut ge­

geben.

Tausend Passagiere septen ihre Reise fort.

Einmal aber gelang ihr ein vollkommenes Wohltun: Ein Bettler hielt auf der Brücke seine Müße hin. Sie sah ihn von weiten und er­innerte sich mit Freude, daß sie in ihrem Täsch­chen viel Kleine Münzen hatte. Eine Handvoll für den Armen, dachte sie. Sie griff im Vor­übergehen hineint und schenkte ihnt, so viel int Augenblick die Hand fassen konnte. Als sie wei­terschritt, sah sie ins Täschchen, Da merkte sie, daß zufällig nur die minderwertigen Geldstücke in die Müze des Bettlers gewandert waren, die filbern blihenden waren noch alle da. Nun aber hatte sie nicht das eigennützige Gefühl: ich habe