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bedienen zehnjährige Kleine Mädchen täglich 12| bracht, die dem Unfug ein Ende seßen wollStunden die Spinnmaschinen und dürfen fich ten; fie verschwanden in den Ausschüssen und während dieser Zeit nicht sehen.- In den tamen nie wieder zum Vorschein. Die wenigen Schuhfabriken von Massachusetts werden die Einzelstaaten, die angehmbare KinderschußgeKinder dazu verwandt, Tennisschuhe mit sege besaßen( Kalifornien, Kolorado usw.) Aether weiß zu färben. Von diesen Kindern konnten sich billig diesen Vorzug leisten, denn Sterben 40 Prozent systematisch vergiftet, bevor ihre Hauptindustrien sind solche, für die Kinfie das 16. Lebensjahr erreichen! derarbeit nicht in Frage kommt.
Das Geheimnis, warum die großen Bar- Auch hierin zeigt sich die Eigenart des teien, mit Ausnahme der Sozialisten, nicht ge- amerikanischen Gewissen: Für Erziehung und gen diese mörderische Art der Kinderarbeit Unterricht wird alles getan- nach außen hin. vorgehen, beruht darin: Alle diese Industrien Von einem bestimmten Zeitpunkt an aber gefind grundfählich auf Kinderarbeit eingestellt. niert man sich durchaus nicht, die Kinder des Einzelne Unternehmer, die aus freien Stüden Proletariats systematisch zu überanstrengen, zu auf die Kinderarbeit verzichteten, waren nach vergiften und zu ruinieren. Es gibt nirgends furzer Zeit konkurrenzunfähig geworden und so viele Kleine, Krüppel, Gelähmte, Blinde, wenig später zugrunde gerichtet. Es wurden hoffnungslos Erkrankte wie im erleuchteten allerdings mehrfach Gesezentwürfe einge- Amerika.
Die Hölle der Wohlgerüche.
Von Ernst Fischer.
Alle Autounternehmungen in Nizza, Monte Carlo, Menton veranstalten von Zeit zu Zeit Touren in das tahle Gebirgsland, das hinter der Riviera olivengrau emporsteigt, nach Graffe, der Stadt der Parfumfabriken.
Der felige, heuer vor allem von Desterreichern und Deutschen billig erworbene Müßiggang der blauen Buchten, der wunderbar beglückende und entspannende Kitsch der Palmen, Villen und Gärten scheint auf einmal unendlich fern, ein aschfarbenes, staubfahles, von Size fieberndes Felsland beginut. Und mitten In trübem Gestein, angeklebt ans Gebirge, raucht und schwitzt die Kleine Fabriksstadt Grasse. Und bei dem Gedanken, daß dieser heiße Simmel aud) über Arbeitenden, nicht nur über Badenden blaut, schrickt man plög lich; das Meer ist für die Menschen, die hier in Fabriken schuften, so weit, als exiftiere es Zaunt und wir haben es vor einigen Stun ben im Automobil verlassen.
Neajdem wir die unterirdischen Räume dieser primitiven Fabrik mit ihren altertüm lichen Apparaten verlassen haben, führt mais uns in das elegante Verkaufslokal. Am Eingang verläßt uns die Arbeiterin, die uns bisher geleitet, gleitet wie ein Schatten lautlos zurüc; eine hübsche, gutgekleidete Frau empfängt uns, begrüßt uns liebenswürdig, sprüht uns Parfum ins Gesicht und über die Hände, fordert uns auf, zu taufen. In tausend und tausend geSchliffenen Flaschen sind nun die Wohlgerüche gebannt, aufgelöft in gelbe, grüne, violette, orangefarbene Flüssigkeiten, bunte, duftende Seifen türuen sich rings, heitere Fülle, zärtlicher Luxus überall. Das ist die Welt, aus der wie im Auto tamen, Monte Carlo und Flirt und feliger Müßiggang. Und braune Frauen lärmen und lichern und kaufen
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Zehn Schritte nur und die Hölle beginnt. Riechen die deutschen und die englischen Bürgerinnen, die de ihren Bedarf an Parfum decken, nicht mehr die Exhalation der schwitzenden Blumen, der in Del kochenden Rosen, des in Kalbsfett erstidenden Jasmins, der für zehn den Mädchen? Ist ihnen die Luft an all dem Franken täglich in dünstender Hiße vergehen Duft nicht vergangen-?
verständlich hin, daß aus abscheulichen und ver Aber sie kaufen und nehmen es als selbstruchten Elementen das Aroma ihres überflüf figen Lebens steigt
Ausdünstung der toten Blumen bis zum Erbrechen faft; einige Damen preffen sich das Sacktuch unter die Nase, fächeln sich Kühlung zu. Fronisch verzieht sich der Mund der Arbeiterin, dann spricht sie weiter mit ihrer sanften und monotonen Stimme. Ihre graue, blutlose Anmut wirft einen sonderbaren Schatten über die braune, prahlende Gesundheit der Ausländerinnen, die hier Seide, Parfum und Müßiggang taufen, lärmend und Spruchsvoll. Und dieser Schatten weicht nicht mehr, wird zur Flagenden, drohenden Seele Der von Graffe, der Stadt der tausend Wohlgerüche.
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In großen Defen voll siedendem Del wird ein Teil der Blumen ausgefocht; das Del entreißt ihnen langsam den Duft, nimmt ihn auf, hält ihn fest. Durch einen mehrfachen Destil lationsprozeß werden die wohlriechenden Effenzen langsam gereinigt und als Parfum in den Handel gebracht, während man aus den FettDie Luft über Grasse ist dick und süß und abfällen Seife herstellt. Andere Blumen müssen fett, wie vom Dunste schwißender Blumen mit faltem Fett behandelt werden; das Fett schwer. Die Vorstellung: schwitzende Blumen wird über seine Neye gestrichen, die Blüten, wirkt beunruhigend, beängstigend; frankhafte vor allem Jasmin, werden darübergestreut Geilheit lauert in dieser Impression. Aber es und in das weiche Material gepreßt, das den riecht auch nach Früchten, nach überreifen, Duft verschlingt, verdaut. Es ist zum Kotzen; von Zuder und Fäulnis strobenden Früchten die penetranten Gerüche stauen sich in der - und noch ein penetranter Geruch mischt sich fatanischen size, blähen sich geil und widerdarein der Geruch von Kohle und Arbeit und lich durch den Raum, friechen schläfrig hinaus Armut, der über allen Fabriksstädten stockt. in die Stadt. Junge, schmale, graue ArbeiteWeiterfahren! wünscht man minutenlang in- rinnen stehen an den Destillationsöfen, schütten tensiv; mian will sich durch solchen Eindruck die träge Bläue, die fatte Vollkommenheit des Lebens nicht stören lassen.
Dann hält das Auto vor einer Fabrik, einem fleinen Gebäudekomplex, den wir besich tigen sollen; nur ein Brunnen mit schmalen Wasserstrahl erinnert traumhaft daran, daß es irgendwo flutende Kühle gibt. Es ist unge fähr drei Uhr nachmittags, der Sommer liegt nackt und teuflisch auf nacktem Stein. Und über uns her stürzt ein Chaos von Wohlgerüchen: Rosen, Jasmin, Reseda, Heliotrop, Maiglöckchen, Veilchen, verwirrendes Uebermaß. Unnatürlich und ekelhaft ist diese zuchtlose Duftmasse, die nicht lebendigem Blühen, sonDern einer fetten, aufgedunsenen Verwesung entquillt. In dieser Atmosphäre werden Essen zen gekocht, die den Geruch des Menschen ins Märchenhafte verwandeln, verwischen sollen,
Eine Arbeiterin mit seltsam unpersönLichent erloschenen Antlik führt uns durch die Fabrik, erklärt uns mit sanfter und monotoner Stimme den primitiven Betrieb. Nach fünf Minuten würgt uns die Hize, die bestialische
Blüten in farbloses Fett, verlieren den Duft ihrer Jugend und ihres Lebens wie die Rosen, wie der Jasmin, um künstlichen Wohlgeruch für andere zu produzieren. Schweißtropfen rollen von Mädchenstirnen in das werdende Parfum; das tut nichts zur Sache, das schadet den kostbaren Fabrikaten nicht. Man riecht den Schweiß nicht mehr, wenn man sich parfümiert. Der zarteste und füßeste Lurus wird aus dieser Atmosphäre von Fett und Schweiß und Gestank geboren.
Nach zwanzig Minuten meint man, sich maßlos erbrechen zu müssen, wanft man betäubt aus dieser Hölle. Die fahlen Gesichter der Arbeiterinnen wenden sich der Tür zu, durch die man emporsteigt in die verhältnismäßige Kühle eines südfranzösischen Sommertages; dann beugen sich die Mädchen wieder über die Blütenkadaver, die sie in Fett begraben, um die Auferstehung der hundert Düfte vorzubereiten
bunten Abend hinein, dem salzwindatmenden Und später fahren wir in den pfauenhaft Paradies der sommerlichen Riviera entgegen.
Tod auf drei Ebenen.
Von Frank Crane( Neuhork). Nebertragung von Max Hayek.
In Los Angeles starb dieser Tage der Weltmeister im Spaghetti- Effen.
Er hatte angekündigt, daß er zwölfhundert Pfund Spaghetti im Jahre verzehre. Er hatte mitgeteilt, daß er viermal im Tage Spaghetti esse, und zwar je eine Meile in der Minute. Eine Weile zur anderen getan, würde- dessen hatte er sich gerühmt die Menge Spaghetti, die er alljährlich verzehrte, achtmal um die Erde gereicht haben.
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Er wurde in seinem Zimmer aufgefunden, umgeben von Spaghetti.
Die Doktoren erklärten als Todesursache: atute Magenschwäche. Er hatte sich mit 33 Jahren zu Tode gegessen.
Das war der Fod auf der einen Ebene auf niederer Ebene.
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Auf einer nächsten Seite der Morgenzeitung war von einem anderen Tode zu lesen.
Ein Farmer im westlichen Texas hatte feine Frau, die gerade Truthühnereier ein sammelte, aufschreien gehört. Er war zu ihr hingeloufen eire Klapperschlange hatte sie gebissen.
Der Farmer fog das Gift aus der Wunde seiner Frau und rettete ihr das Leben.
Aber durch eine offene Stelle an seiner Sippe war das Gift in sein System getreten. Sein Zustand verschlimmerte sich immer mehr am nächsten Tage war er tot.
Das war der Tod auf einer anderen Ebene einer weit höheren Ebene.
Der erste Tod war ein Tod auf animalischer Ebene der zweite war der Tod auf der Ebene des heroischen Menschen.
Auf einer anderen Seite der Morgenzeitung tonne man von einer Art Tod lesen, der sick auf der dritten Ebene vorbereitet.
eingemanext in den glühenden Kellern einer glühenden Felsenstadt, zermürbt und zerrüttet Eite Forscher, der ein Mittel zur Be von ungeheuren Wohlgerüchen. fämpfung einer Krankheit suchte, war ge Dafür bekommen fie täglich zehn Franken. zwungen, gefährliche Versuche anzustellen. Da