عليا

Feiera

tr. 45.

Enterhaltungsbeilage.

Feierabe

1926.

Die Erstbesteigung des Ancohuma.

In das Wunderland Südamerikas | lich langen Stunde der nächtlichen Wande-| Sternengefunkel glitzernden unzähligen Gipfel führt uns das soeben im Verlage Strecker rung der Ruf auf den Lippen: Kehren wir gen Süden schwarz, unheimlich dunkel die und Schröder in Stuttgart unter dem um! Wozu das alles? Unmöglich wird es Puna. Kein Lichtlein durchdringt mit tröst­Titel Im dunkelsten Bolivien " sein, der Kälte oben zu widerstehen!" Aber lichem Strahl die feindliche Nacht, zu stärken erschienene, reich bebilderte Buch von Ru int letzten Augenblick erstirbt mir immer das die zwei einsamen Wanderer, die, abgetrennt dolf Dienst( Preis 8 Mart). Wir sin- Wort auf der Zunge. Was gewännen wir von aller Verbindung mit dem Menschen­den den Verfasser im geheimnisvollen auch, wenn wir uns jetzt abwärts wendeten?| geschlecht, da oben stehen. Düster der tropischen Urwälder, wandern Nichts! Wir haben unsere Schiffe verbrannt. mit ihm über die 4000 Meter hoch gelegene Die Träger, nahmen die wärmenden Decken Pampa und begleiten ihn mit noch drei mit ins Tal, die Lebensmittel sind zu Ende. deutschen Bergsteigern auf vorher nie be- Eine Flasche mit Statao, etwas Schokolade, stiegene Kordillerengipfel, die bis zu 6600 Stets und Coca ist alles, was wir mit uns Meter über dem Meere liegen und alpine führen. Auf jeden Fall gäbe es eine schlechte Höchstleistungen erfordern, die denen der Nacht. Besser also versuchen, den Gipfel zu englischen Mount Everest - Expedition fei- erreichen! Vorwärts, in Bewegung bleiben! neswegs nachstehen. Die dabei zu über- Sonst bringt der falte Wind die Glieder windenden Schwierigkeiten gibt ein furzer zum Erstarren. Ausschnitt aus dent Buche anschaulich wieder.

Nur zu schnell verging der Tag. Die Nacht fam und mit ihr der Frost. Auf dem nachten Boden ausgestreckt versuchten wir noch ein Weilchen zu schlafen, aber bald trieb unts der eisige Wind hoch.

Und dann erstirbt all das Drängen und Fragen in der Eintönigkeit der Wanderung. Mit langsam abgemessenem Schritt, mecha­nisch heben sich die Beine aus dem Schnee. Mechanisch steigen wir in die Höhe. immer in der Mitte des Gletschers. Später schwenken wir hinüber auf die linke Talseite. Der Wind Still und gedrückt trafen wir die letzten wird immer stärfer. Er seufzt und stöhnt Vorbereitungen. Ganz anders als heute früh unheimlich in langgezogenen Tönen, auf- und bei flarem Sonnenschein nahm sich jetzt unser absteigend, doch immer lauter und wilder bei klarem Sonnenschein nahm sich jetzt unser fingt er uns sein nächtlich Lied. Wie ein Vorhaben aus. Es war doch ein eigen Ding, Bann legt sich die Unendlichkeit der Eis­in der Dunkelheit, bei dem starken Wind und der Kälte, zu zweit nur den Gang über die wüste, die Einsamkeit auf uns. Trotzdem der Kälte, zu zweit nur den Gang über die wir unausgesetzt weiterschreiten, fühlen wir, ungeheuren Gletscher anzutreten. Die Fleischivie langfam die Glieder erstarren: der Frost konserven waren uns gar nicht aut bekommen, hat uns bis zum Mark durchkältet. Aber beide fühlten wir Magenbeschwerden.

Schauernd unter den Windstöken legen wir das Seil an, flettern den Fels hinab auf den Gletscher. Die langsame, gemessene Bewegung aufwärts, immer aufwärts, bringt Befferung leber uns steht der Mond, er leuchtet mit seinem silbernen Licht die weißen Halden der Berge, die unnahbar in faltem Stolz das Tal einschließen. Unzählige manten alitern im Schnee.

ist in uns der Wunsch erwacht, zu liegen, die immer vorwärts, immer hinauf! Aufs neue Spitze zu erreichen Bunkt, den nie vorher ein menschliches Wesen als Erste betrat.

den

Schutz eines großen Eisblocks nieder. Aber Für kurze Minuten feben wir uns im dann treibt uns die Kälte weiter, der fürchter Dia- liche Wind, der die Gedanken im Sirn er­starren läßt, bis nur noch ein Riel wie in Stein gemeißelt bleibt: Hinauf!

Welch unsinniger Gedaufe, abends um sieben Uhr, im Juni, dem fältesten Monat, zur Besteiguna des höchsten Berges in Boli vien aufzubrechen! Das Schweigen des Todes bedrückt mir die Brust. Rit es ein Traum oder ist es Wirklichkeit? Bin ich es, der hier die müden Glieder den Gletscher hinaufschleppt, oder ist es eine zu ewiger Un rast verdammite Seele, die mit unruhigem Flügelschlag die schneeigen Hänge umflattert?

Wie oft lag mir in diefer ersten unend

Allmählich erklimmt der Mond seinen höchsten Bunft und neigt sich auf feiner Bahn gen Westen. Soll diese nächtliche Wanderung tie ein Ende nehmen? Sind wir verurteilt, hier oben in der Einöd vor stälte zu sterben? Nur automatenhafi noch jetzt sich ein Fuß vor den anderen.

Die Uhr zeigt beinahe eins. Wir sind am Bak. Zu unseren Füßen wieder die weite Schneefläche, die unsicher im Mondschein und

Mit unheimlicher Wut fällt uns der Wind an. Unbezwingliche Müdiafeit über­mannt mich. Ausstrecken möchte ich mich und schlafen, träumen von grünen, lachenden Landschaften und den Schnee veraessen, die Kälte, den Sturm, der hohnlachend uns be drängt, dem Abgrund zuſtökt.

Höchste Zeit ist es, einen Ort zu finden, wo wir uns vor dem Wind schüßen, ein paar Stunden ausruhen können!

Ein großer Schrund zur Linken zieht unsere Aufmerksamkeit an. Wir freuzen bin über und dringen nach einigen vergeblichen Verfuchen durch eine Art Tunnel ins Funere des Gletschers ein. Eine kleine Höhle tut sich auf, ein Vorsprung lädt zum Siben ein. Die steigeisenbewehrten Füße an die gegenüber­liegende Wand, den Rücken an das Todes­fälte ausströmende blaue Eis aeftemmt, fibent wir dazu unseren Füßen schwarz aähnend den halb schneeüberdeckten Schrund.

Im ersten Augenblick fühlen wir uns beinahe behaglich. Vollkommen vor dent Wind geschützt, hören wir mit einem kleinen Scheln der Zufriedenheit zu, wie es draußen stöhnt und klagt, wie die Windſtöße heran­Asyl zerschellen. brausen, in ohnmächtigem Zorn an unferent

müde sind wir, daß wir trotz der Unsicher Dann sinkt der Kopf auf die Brust. So heit der Lage für kurze Augenblicke ent zufahren, felbst erstaunt, daß wir während schlummern, um mit einem Ruck wieder auf des Schlafes nicht vom luftigen Sitz fielen.

Die Uhr zeigt fünf ein Viertel. Noch eine Stunde, und die Tonite wird fomment, das Licht, die Wärme. Allein die Kälte wird immer stärker. Durch dringender. Von der Eiswand, an die gelehnt wir dajiben, geht ein so tödlich erstarrender Frost aus, daß es nicht möglich ist, unbeweglich zu bleiben. Wir schlagen uns gegenseitig den Rücken mit den Sänden, flopfen die Scheufel, die Füße mit den Fäusten, dem Pickel. Es hilft nichts. Langsam friech; die Kälte von den Beinen in die Höhe. Vor furzen Monden erst stieg ich aus der dampfenden Treibhausatmosphäre