der bolivianischen Tiefebenen wieder nach La Baz hinauf. Zu groß ist der Unterschied! Wir zählen die Minuten. Wird diese Nacht nie ein Ende nehmen
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Endlich erscheint draußen ein schwaches graues Licht, drinat in die Söhle herein, er leuchtet die grimmigen blauen Eistände. Seßt muß doch die Sonne kommen, das Leben! Aber das Licht draußen bleibt grau, ber Tag erhellt sich nicht. Dichter Nebel bebeckt die alten. der Berge aus vollen Lungen bläst der Wind, dicke Wolfen staubigen Schnees hüllen alles in ihre Schleier
Wir halten die Kälte nicht mehr aus! Wir müssen uns bewegen, sonst bleiben wir für immer erstarrt in dieser Eishöhle!
Hinaus! Nichts zu sehen! Gleich einer Band erhebt sich das einförmige Grau des Rebels vor uns, hüllt alles in unsicheres Bicht. In einem Augenblick läßt uns der Wind derart erstarren, daß wir froh sind, von neuem in der Höhle unterkriechen zu Tonnen.
Frostschauernd warten wir eine Viertel stunde. Dann wieder hinaus mit dem selben Ergebnis. Wieder müssen wir uns in die Höhle flüchten. Unmöglich ist es, dent Wind zu troben.
Beim dritten Ausfall aus unserem Zufluchtsort hat sich der Nebel ein wenig geheben. Die Umrisse der nächsten Berge werden schattenhaft sichtbar.
Also vorwärts! Den Kamm, der sich vom Pak nach Norden hinanzieht, versuche: ch, in unseren alten, noch teilweise sichtbaren Fukipuren hinaufzusteigen, doch der Sturm stößt mich beinahe in den Abgrund. Bei dem Wind kommen wir nicht hinauf", sage ich zu Schulze.
Doch er ist anderer Meinung. Am Hang versucht er in die Höhe zu kommen, wo die Gefahr, hinabgeschleudert zu werden, geringer ist. Gegen den Wind geftemmt erheben wir uns, drehen um eine Ede des Berges, stehen auf der Ostseite. Hier erreicht uns der Sturm nicht. Die Sonne hat die winterlichen Früh nebel besiegt, empfängt uns mit wärmenden Strahlen. Schneller pulst das Blut wieder durch die Adern. Mit der Wärme tehrt die Unternehmungsluft zurüd; als erfter steige ich die Wand zum Haukana hinan. Immer mehr flaut der Wind ab, und schon stehen wir zum zweitenmal auf dem Gipfel des Haukana, faum hundertfünfzia Meter
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tiefer als der Ancohuma.
Zu dem Einschnitt hinab! Meinen Rudfack nehme ich auf, und anstatt den zweiten Borbudel des Ancohuma anzugehen. schwen Ten wir in die Ebene des groken Blateaus auf der Westseite des Berges hinaus. Aeußerst weich ist der Schnee. Während drei unendlich mühsamer Stunden bricht Schulze Bahn
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Weitaus unterschätzt haben wir den Höhenunterschied, der uns vom Gipfel trennt. Nur Schritt für Schritt fämpfen wir dem Berg die Neigung ab. Rum erstenmal auf allen unseren Touren sehe ich Schulze matt in den Schnee sinken. Kommen wir hinauf?" fragte er angftvoll. Und wenn's Mitternacht wird", antworte ich.
In einer Hand den Bickel, in der anderen den leichten Bambusstab. den wir von unten heraufgebracht, und der als Fahnenstange dienen soll, ziehe und schiebe ich mich mehr mit Armkraft als mit der Arbeit der Beinmuskeln hinauf.( Das Gehen mit zwei Stäben wurde in der Schweiz auch bei Sommertouren schon in früheren Jahren des öfteren empfohlen, da beide Arme hier durch vom Körper entfernt bleiben, und weder Lunae noch Herz durch die niederhängenden Arme beschwert werden.)
Um drei Uhr sind wir endlich in der Scharte, südlich unterhalb des Gipfels, der fich gleich einem rundlichen Domt über uns erhebt rechts zu unseren Füßen der steil ansteigende Grat, an dessen Fuß wir vor zwei Tagen fehrtmachten. Eine fleine Vorspite gen Often, zu der ein baarfeiner Grat hinaufführt, zieht ihrer Luftigkeit wegen unsere Aufmerksamkeit für einen Augenblick an. Dann streben wir inter möglichster Ausnutzung der vom Wind gehärteten Schnee schilder dem Gipfel zit. Der Schnee ist an manchen Steffen weich und vulveria, allein
Die Nähterin.
Čech, geboren 1846, gestorben 1908, einer der bedeutendsten Dichter des tschechischen Volkes mit Stark sozialer Tendenz. Seine gesamtmelten Werke zählen über 30 Bände.
Letter Sonne Prangen Dringt durchs Fenster ein, Webt um Mädchens Wangen Gold'nen Heil'genschein. Draußen liegt der Abend Mit dem Tag im Streit, Sie näht, acht nicht habend, Einer Braut das Kleid.
Näht mit Fingern wunden, Nnd gesenktem Blid Lichtlos trübe Stunden Für ein fremdes Glück. Schwälbchen zwitschern heiter Draußen im Gefild,
Sie horcht auf näht weiter, Tau ihr Aug' erfüllt.
die Schneeschilder helfen uns weiter, sonst hätten wir vielleicht noch an dieser Stelle dent Kampf aufgeben müffen.
Am 11. Juni 1919, um drei Viertel vier Uhr nachmittags, stehen wir endlich auf dem Gipfel des höchsten Berges von Bolivien, an dem so viele andere in ihren Besteigungsversuchen gescheitert waren.
Rajender Sturm empfängt uns. Noch verteidigt sich der Ancohuma, will die Eindringlinge in den Abgrund werfen. Ein Wind von unglaublicher Stärke fällt uns an.
Mit frosterstarrten Händen pflanzen wir den Fahnenstock auf, binden unsere kleine Fahne an. Eine Bildaufnahme nach Norden zu, wo der vielzadige, langgestreďte Illampit sich erhebt, und eine nach Süden auf den Gipfel des Haufana.. Mit peinlicher Aufmerk famkeit lefen wir Barometer und Thermometer ab. Einige Beilungen, ein Blick auf die rundliche Kuppe des Gipfels, die gänz lich verschieden von den scharfen Grat des Illimani, der feinen Schneide des Caca- Aca ist. Den Kamm, der in allmählicher Verengerung nach Sorata hinabführt, schweift das Auge entlana, doch dann müssen wir uns fofort an den Abstieg machen. Wir sind schon ganz erstarrt. Nur wenige Minuten duldet uns der Ancobuma auf feinem Scheitel. Zu schnell müssen wir den Gipfel verlaffen, dessen Bezwingung uns so viele Opfer, so viele Mühe gekostet.
befommen. Kein Baum, soweit der Blick reicht bis hinüber nach Ypern. Die zerschossene Tuchhalle ragt wie ein Zahn aus dem zerfallenen
und einer alten Frau in den Sommertag. Ein paar Kartoffeläder, einige Ziegen mit scheuen Augen am Straßenrand.
Die ganze Gesellschaft steigt mit dem Führer einen schmalen Weg hinan zu einer zerwühlten, zerhackten Bodenwelle, die in den Heeresberichten auf beiden Seiten unzähligema
Höhe 60" genannt worden ist. Meine Lady balanciert mit ihrem John, fröhlich lächelnd, wenn sie strauchelt, auf den schmalen Graten zwischen den ungeheuern Trichtern, die Minen und schwere Geschüße in die Erde gerissen haben. Ein gekrümmtes, kilometerbreites Sieb! In einem Loche liegt eine ntit gelben Sand umfrustete Bombe, weiter drüben ein Stacheldrahtbündel. Die Damen heben sich Souvenirs in Gestalt von fräftigen Granatsplittern vom Boden auf und stecken sie in die Handtasche. Nachher stehen sie mit fummervollem Gesicht vor den beiden englischen Soldatendenkmälern aus weißem Sandstein, die von Opfern bei den Kämpfen um die Höhe berichten. Drüben, jenseits des Bahndamms liegt ein leiner Teich, ganz tief im Boden, rund und träumerisch. Der blaue Himmel spiegelt sich im Wasser. Das
burch das trügerische weiße Element. Um Mit- Die Ameise auf Höhe 60. Bert einer Mine! Mit Hunderten von Kubik
tag sind wir endlich am Fuß des Ancohuma. Auf eine Stunde berechnen wir den Rest der Besteigung. lassen Rucksäcke und alles Ueberflüffige im Schnee, nehmen nur den Kodak, Aneroid, Kompaß usw. mit.
Die Neigung des Westhanges des Ancohuma dürfte kaum dreißia Grad überschreiten, aber trotzdem erheben wir uns sehr langjam. Die durch die Höhe, die verdünnte Luft, die Starke Sonnenbestrahlung hervorgerufene Müdigkeit macht sich wieder fühlbar. Die Stunden vergehen, schneckengleich nur nähern wir uns dem Gipfel. Schulzes Augen sind der ungeheuren Blendung der weiten Schnee flächen nicht mehr gewachsen- er fühlt sich -er fithlt sich unwohl; von der Stelle ab, wo wir die Ruckfäce zurückgelaffen haben, ist die Reihe an mir, vorzugehen.
Von G. Beyer.
Die reizende Engländerin steigt aus dem Auto der Blue- Queen- Gesellschaft. John," sagt sie mit schmelzendem Blicke. Der Bräutigam reicht ihr die Hand. Sie zeigt die feinsten Seidenstrümpfe an den Beinen, die Schuhe find aus schwarz- und weißüberkreuzten Lederriemen geflochten. Dann springt sie herab und schmiegt sich an ihn.
metern Erde sind Hunderte von Menschenleibern in die Luft geflogen. Der Führer er zählt Kriegsgeschichten: an dieser Stelle hätten eine englische Bäckerei und ein Hospital gestanden, und 300 Verwundete seien bei der nächtlichen Explosion ums Leben gekommen.. John," haucht es hinter mir.
Aber das ist nicht das Furchtbarste dieses Nachmittags; ich sehe, daß überall tief in den Löchern dieses grauenvollen Siebes AmeisenDas Auto hält an einem elenden Häuschen. Menschen stecken und emfig arbeiten. Was finWirtschaft zur Höhe 60". Es ist ganz neu, den sie hier, jeden Tag, jede Stunde? Soldatenmit einem grellen roten Dach wie seine went helme mit preußischen Adlern und Inschriften gen Nachbarn, die zusammen das neuaufgebaute Mit Gott für König und Vaterland" aus den Dorf Zillebeke in Westflandern bilden. Rings- ersten Kriegsjahren. Offiziersdegen, Seiten umher hat die geschändete Erde, auf der jahre gewehre, Patronen. halb und ganz zerplaste lang Minen und Granaten tanzten und zer- Granaten, Taschenmesser, Uniformknöpfe, Geldplatten, wieder einen schmalen grünen Kammmünzen mit edler Patina. Sie graben in flei
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