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Sie

nen Gesellschaften, anscheinend in ganz exakter. Arbeitsteilung, und die Beute legen sie in Haufen an die Trichterränder. Mit Holzkreuzen martieren sie sich den Weg der Spaten. stoßen auf Knochen, vermoderte Uniformteile. Junge Burschen rauchen schwitzend Zigaretten, während sie den vom Blut zusammengebackenen Sand zerteilen. Diese Menschen leben von den metallischen Abfällen des Mordens. Auf dem Wege von der Höhe zum Dorfe hinunter figen fie, proletarische, vergrämte Männer, Frauen und Kinder. Auf der Erde oder auf Holzbänken stellen sie das rostende, zerfallende Gerüntpel zum Verkauf. Angeblich deutsche Offiziers­helmte sind Prunkstücke. Sie stehen hoch im Preise. Jeden Tag kommen Duyende von engli­fchen Autos aus Brüssel , Antwerpen , Brügge , Ostende , Blankenberghe mit hochgeladener Menschenfracht über die einstige serfront hierher. Andenken an die Battle- fields" für die Vitrine oder über den Diwan. Der Boden ist ergiebig, denn diese ganze breite Höhe 60 steckt noch für viele Jahre voll von metallischen Dokumenten, daß hier gekämpft und gestorben wurde zur ruhmvollen Erin­nerung für die lebenden Käufer, die einen gut­erhaltenen Degen schon für lumpige fünfund­zwanzig Inflationsfranken erhandeln können.

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Der Führer mahnt zur Rückfahrt. Doch zunächst bringt er die ganze Gesellschaft im Eiltempo zur Wirtschaft zur Höhe 60" zurück. Er hat uns eine besondere Sehenswürdigkeit bis zuletzt aufgespart. Er geht in den kleinen Gorten am Hause, in dem ein paar armselige Blumen im Winde stehen. Nun hebt er ein Holzbrettchen von einer Grube, wir bliden hinein: eine Sammlung von Menschenknochen, die von den Aeckern und Wegen ringsherum stammen. Nein, die Eisenstücke von Zillebeke genügen nicht! Ein Eckchen des grinsenden Todes muß die lehte Gegenleistung sein für achtzig Franken, die die Blue- Queen- Gesellschaft von jedem Fahrgast bekommen hat.

1811.

Aus dem Drama ,, Napoleon ". Bon Wilhelm Speyer .

Spätnachmittag im Herbst. Straße in der Umgegend von Fontainebleau . Napoleon in grüner Hofjagduniform. Rechts ein Wald Links ein Feld.

Ein Bauer auf dem Feld. Ein Holzfäller im Wald. Ein Steinhauer auf der Straße: Napoleon : Für wen zerklopfst du Steine?" Steinhauer: Für den Kaiser der Franzo­sen, damit er Wege bauen kann." Napoleon : Für wen legst du die Eiche nieder?"

Holzfäller: Für den Kaiser der Franzosen, damit er Schiffe bauen kann."

tmt?"

Napoleon : Für wen pflügst du den Acker

Bauer: Für den Kaiser der Franzosen, damit er Brot essen kann."

Napoleon : Mein Sohn, lebst du gut und würdig von deinem Verdienste?" Bauer: Nein."

Napoleon : Woran fehlt es dir?" Bauer: Immer an 5000 Franken, damit ich meinen Sohn loskaufen kann, daß er nicht nach Rußland zieht."

Napoleon : Lebst du gut und würdig, mein Sohn?"

Holzfäller: Nein."

Napoleon : Woran fehlt es dir?" Holzfäller: Immer an 5000 Franken, damit ich meinen Sohn loskaufen kanit, daß er nicht nach Rußland zieht."

Napoleon : Nun? Und du, mein Sohn?" Steinhauer: Immer an 5000 raufen. damit ich meinen Sohn von den Soldaten los­kaufen kann."

du?"

Bauer: Mann, der uns fragt, wer bist

Jagd?"

Steinhauer:

Rod. Bist du von seiner Garde?" ,, Du trägst einen grünen reichs. Der Holzfäller des Abendlandes. Der Napoleon : Ich bin der Bauer Frank­Steinhauer in die Zukunft."

Holzfäller: Sie jagen auf afrikanischen Das Auto saust durch das einstige Kampf- Schimmeln hier im Busch. Bist du von seiner gebiet. Die neuen Gespensterhäuser stehen im kahlen Lande. Dort ein zersprengter Unter­stand, dort zerkrümelnde Mauerreste. Man raft durch Langemark, wo die jungen deutschen Freiwilligen zu Tausenden starben. Mit dem Gesang Deutschland , Deutschland über alles", wie es damals im Heeresbericht hieß. Soldaten­friedhöfe mit soldatisch geordneten weißen Steinen und Kreuzen leuchten hinter spärlichen Büschen auf. In Boelkapelle das Denkmal des berühmten französischen Fliegers Guynemer und ein riesiger Tant, mitten auf der Straße.

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Gebanken- Gplitter.

Schwer ist die Zeit und wird jeden Tag Ichwerer. Ich meine nur für das Leben, für das gewöhnliche Erdenleben, daß ein Mann ehrlich sein tägliches Brot gewinne und effe. Ehrlich ist ein hohes Wort und bedeutet sehr viel, viel mehr, als die meisten gewöhnlich da hineinlegen. Es bedeutet nicht bloß, daß einer nicht stehle noch lüge; nein, es bedeutet die schwere Tugend, daß er für das Bedürfnis und die Not des Lebens nie die Erstgeburt des geistigen Adels um in Gericht Linsen ver­Taufe wie der Esau weiland, daß er nie das Edle dem Gemeinen, das Hohe dem Niedrigen dienstbar mache, daß er nie und in keinem Augenblick ein Knecht werde.

Ernst Morig Arndt.

Bauer: Das verstehen wir nicht." Napoleon : Wie ich ein Jüngling war, bab' ich den Pflug geführt wie du, damit Frankreich wieder essen kann. Wie ich ein Mann wurde, habe ich die Wälder des Abend­landes gerodet, damit Europa wieder atmen fann. Wenn ich Greis sein werde, will ich die Steine zerhämmern wie du, damit die Mensch­heit auf meiner Straße vorwärts marschieren fann."

deinen und deinesgleichen Soldatenschuh, häm< mert die Erde gegen ihr eigenes Herz."

Napoleon : Solang ich ein Mann bin, muß ich ein Raiser des Krieges fein! Meine Väter, zum letztenmal gebt mir eure Kinder! Und gebt mir mit euren Kindern Zeit genug, ein Greis zu werden! Dann sind Frankreich und Deutschland und Italien und Desterreich und Bolen und der Ballan und die Schweiz und Spanien und Portugal und Holland und Stan dinavien find eines, ein einziges Stüd, ge­schnitten aus der Natur, freisrund, lebendig und ohne Haß!"

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Bauer: Was ist das, wovon du sprichst, Kaiser? Wie nennt man das?"

Napoleon : Burimft!"

Baner: Du bist ein sehr großer Mensch, Kaiser. Alle sagen es. Deinesgleichen kommt niemals wieder. Deine Zukunft aber das ist ein Sirngespinst von ench großen Menschen. Du wirst ein Greis werden wie ich!"

Solzfäller: Wie hast du das Wort gespro chen: Zukunft? Das ist das Lied, mit dem die deine Zeit einfallen willst. Du wirst aber ein Greis werden wie ich!"

.. Steinhafer: Wie hast du es ausgespro chen: Zukunft? Das ist die Menschenfalle, die du auf deinen Schlachtfeldern aufstellt für unsere Söhne. Du wirst aber ein Greis werden wie ich!"

Napoleon : Ich will nicht ein Greis werden wie ihr! Ich schmiede unsterbliche Ein­heit durch meine unsterblichen Kriege! Die Milchstraße schreibe meinen Namen an ihre Himmel! Mögen zu jedem Sonnenaufgang meine erzenen Standbilder erklingen, über Völker hinaus, deren Grenzen vermodert sind, über freie Ströme und Meere!"

Bauer( mit Trauer): Du redest Uniinn, Kaiser. Du bist ein großer General gewesen, und dann bist du ein gewaltiger Konful ge wesen. Hand und Fuß hatte da alles, was da tatest. Jezt aber verstehen wir dich nicht mehr."

Holzfäller( mit Trauer): Du hattest auch ein ganz braves Weib. Wir hatten sie recht lieb. Du hast sie verstoßen. In dein Bett hast du die blöde Fürstin aus dem Stamme der tüdischen Herren genommen. Jetzt verstehen wir dich nicht mehr."

du

Steinhauer( mit Traiter): Und nun wirst untergehen."

Eine Stille.

Bauer: Es ist jest Abend geworden und wir sind recht müde-"

Holzfäller: Recht müde geworden-" Steinhauer: Müde geworden" Sie entschwinden in der Dämmerung des Herbstes wie Nebekbilder. Und 00000000 000000000000 Giẞfugeln.

000000

Holzfäller: Das verstehen wir nicht." Napoleon : Meine Kinder, seit Jahrtau­senden steht ihr da auf derselben Stelle, pflügend, rodend, Steine zerhämmernd! seit Jahrtausenden fordern die frechen Könige des Abendlandes eure Söhne zu ihren Kriegen. Ich aber führe euch die letzten Kriege Euro- Mancherlei Osten gibts, auch ein Often in pas! Nie wieder werden Söhne nach euren Söhnen Soldaten sein! Keine Aushesung mehr! Keine Waffe in Europa , nur die des Hüters der Fluren!"

Bauer: Du redest Unsinn

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-( sieht ihn bedeutungsvoll an) Kaiser! Solang es einen Pflug für dich und deinesgleichen in meiner Faust gibt, gibt es in deiner Faust den Krieg."

Preußen aber in diesem geht unsere Sonne nicht auf.

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Macht dich der Zufall arm, sind hin die polis Nicht was du bist, was du haft, macht dich tischen Rechte. zum Menschen im Staat.

Holzfäller: Du redest Unsinn- Kaiser! Solang meine Art für dich und deinesgleichen, wie schreit ihr so laut, daß das Vaterland in dem Walde erffingt, flingt Haß und Zwie­tracht von Volk zu Volk." Wie patriotisch! und doch

Steinhauer: Unsinn redest du- Raiser! Solang mein Hammer Weg' hämmert für

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in Gefahr ist! seid ja nur ihr in Gefahr.

Hoffmann von Fallersleben .