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schnitten, mit glüenden Zangen geriffen, die Sohn der Maria Theresia , mochte mit dem verbrannt werden. Der Kaiser milderte diese Finger und Zehen abgeschnitten, gespießt, Herannahen des 19. Jahrhunderts das Strafe dahin ab, daß der Verbrecher drei gebiertheilt und gerädert". Die hohen Herren Pfählen, Rädern, Hängen, Verbrennen und Tage auf der Schaubühne ausgesetzt, nach­hatten dann die Gewißheit, daß der Verur- Vierteilen nicht mehr ganz zeitgemäß er her auf beiden Backen gebrandmarkt, und teilte wirklich tot war. Aber im deutschen scheinen. Er führte als härteste Abschreckungs- 3 Tage nach einander jedesmal 100 Prügel Mecklenburg richtete man noch 1692 einen Strafe das Schiffziehen an der Donau ein. bekommen sollte. Wenn er diefe Strafe über­Mörder und Brandstifter nich weniger Die Verurteilten mußten, am Ufer wan - lebte, alsdann soll er auf seine übrigen Le­barbarisch: hm wurde anfänglich mit dernd, die schweren Transportschiffe die benstage treuzweise geschlossen, in ein unters glüenden Zangm das Feiste aus dem Leibe Donau auf und abwärtsziehen. Sie trugen irdisches Loch gesteckt, und jährlich nur ein­geriffen, das Herz umbs Maul geschlagen, vom Hals herniederhängend Ketten, die mal herausgezogen werden, um 100 Brügel und hernacher geviertheilt. Die Studer an den Füßen angeschlossen wurden, näch zu erhalten." ( Stücken) seynd an der Heer- Straffen aufftigten nachts meist im Freien und bekamen Und von dieser zweifelhaften Art sind gestecket worden." täglich 4 Kreuzer zur Beföſtigung, aus viele Milderungen" gewesen, die in den reichend für Wasser und Brot. Sie letzten hundert Jahren in der Justiz einge­Die Geistlichkeit sah zivar mit verbrauchten die Strafen meist nicht voll abzu führt wurden. In Wirklichkeit ist sie immer hränkten Armen zu, wenn Fürsten und büßen, da sie häufig Adel den gemeinen Mann zu Tode quälten, Joseph II , war den Klerikern und Juristen alters. Nominell wurde die Folter abge­sie häufig vorher starben. noch grausamer als die Justiz des Mittel­aber wenn dieser aus Verzweiflung Hand an Fich selber legte, verfiel er dem von der verhaßt, weil sie fürchteten, daß seine Wilde- schafft, aber in unsern Strafanstalten bre­Kirche gelenkten Armen der Justiz. Noch rung der Justiz ihre Autorität untergrabe. chen immer noch Häftlinge zusammen, gei­Kirche gelenkten Armen der Justiz. Noch Aber wie fah diese Milde aus? 3u Graz stig und häufig auch förperlich 1786 berichtet man aus Desterreich von einem jungen Selbstmörder, der sich hier hatte 1786 ein Wahnsinniger sechs Menschen Verhältnissen, die nichts anderes als Folter bor kurzem erschoß, hat das Gericht zum umgebracht und ihre Herzen gegessen in der sind. Noch gibt es in Deutschland einen Fenster hinunterwerfen, auf den Schinder abergläubischen Meinung, er würde dadurch Strafvollzug, der einer langsamen Todes­farren legen, und auf den Anger hinaus Glück im Spiele bekommen, sich unsichtbar strafe gleichkommt, noch gibt es Verurteilte, farren legen, und auf den Anger hinaus machen und verborgene Schätze entdecken die von dem Spruche im Gerichtssaale bis zu schleifen lassen". können. Nach dem Gerichtsurte 1 sollte er ihrer Todesminute das unfaßbare Grauen lebend mit glühenden Zangen gezwickt und durch machen müssen, das eine zur beſtimm­drei Riemen aus seiner Haut geschnitten, ten Stunde festgelegte legale Ermordung danach sollte er enthauptet und schließlich ihnen auferlegt.

Die Geburt eines unehelichen Kindes, bei den geistlichen und weltlichen Mächtigen häufig und selbstverständlich, wurde dem niederen Volte als ein verabscheuungswür diges Verbrechen hingestellt und zog neben tirchlichen und weltlichen Ehrenstrafen auch die soziale Aechtung nach sich. Die uneheliche Mutter aus dem Volke wurde also mit der drohenden Geißel untilgbarer Schande häufig zum Kindesmorde getrieben. Aber dieser Zwang durch die gesellschaftlichen An­schauungen wurde bei der Strafzumessung nicht berücksichtigt. Die Todesstrafe traf sie unerbittlich, meist unter den grausamsten Begleitumständen. Im Jahre 1665 nod) wurden sie ,, mit dem Pfahl hingerichtet, das Herz aus dem Leib gerissen und verbrandt, und( die Tote!) zum Spectacul gerad auff ihren Füssen stehend mit dicen Ketten veste gemacht". In Halle wurde eine Kindes­mörderin 1723 nach eingeholten Urtheil und Recht gefädet und ersäuffet." In Col stein um 1730 nach dem Henken am Galgen ,, nach ihrem Tode entblösset auf einer Horde durch die Stadt geschleiffet". Wenn es nicht eine grundlose Beleidigung der Tiere ent­hielte, würde man die Mischung von kirch­Ichem Ritus und Justiz, der diese bedauerns werten Opfer der Gesellschaft ausgesetzt wurden, viehisch nennen. Sie war leider nur zu menschlich. Man sehe das an dem folgen ben Fall, der sich 1686 zu Gelle ereignete: Vor einigen Tagen wurde die bekandte Kindmörderin justificiret( gerichtet), dieselbe lamentierte und schrye Ach und Weh über demjenigen, so sie zu solcher Tat verleitet, and forderte ihn vor Gottes Gerichte. Als nun der Scharfrichter die Todesfarcht an ihr gewahr wurde, sprach er ihr fräftig zu, sie möchte ihr( sich) nur Zeit nehmen, ihr Ge­bät zu verrichten, er wolte sie nicht über­ehlen, welches sie trauete, und ihr Gebät fortsetzte. Ehe sichs aber jemand versahe, schlug er ihr den Kopf im Gehen jo glücklich schlug er ihr den Kopf im Gehen so glücklich herunter, welches wunderlich anzusehen war. Und schiene es gleichsam, als wenn der Leib selber darüber erstaunete, und nicht wußte, wie ihm geschabe, indem er noch eine gute wie ihm geschabe, indem er noch eine gute Weile ohne Kopff bestehn blieb, ehe er zur Erden fiel, und sprüßete in solchen Stehen. das Blut gleich einer Kunst- Wasser: öhre oben heraus. Endlich fiel er rüdlings ganz steiff zur Erden, und ward von ihren unbiteben­den Freunden begraben."

Herbstlied eines Chinesen. Von Hoffmann v. Fallersleben . Wir sind nicht reif?

Das ist das Lied, das sie gesungen haben Jahrhunderte lang uns armen Weijentnaben, womit sie uns noch immer beschwichten, des Volkes Hoffen immer vernichten, den Sinn der Bessern immer betören und uns're Zukunft immer zerstören. Wir sind nicht reif?

Reif sind wir immer, reif zum Glück auf

Erden,

wir sollen glücklicher und besser werden. Reif sind wir, uns're Leiden zu klagen, reif sind wir, euch nicht mehr zu ertragen, reif, für die Freiheit alles zu wagen.

56 Millionen Lichtjahre.

Es war lange eine Streitfrage der Astro­nomen, ob das Weltall mit der Milchstraße sein Ende erreicht, das heißt, ob alle am Him mel sichtbaren Objekte

Sterne, Sternhau

unter

apparat, Photographie und Analogieschtüffe mußten zusammenarbeiten, um hier einiger maßen feste Ergebnisse zu gewinnen.

Schon lange waren dem Astronomen die Spiralnebel verdächtige Objekte, von denen man annahm, daß sie, unserer Welt gleichende Systeme seien. Man kann sagen, daß diese An­nahmic jest o gut wie bewiesen ist. In der Tat handelt es sich bei den Spiralnebeln, von denen man jetzt mindestens eine Million kennt, um Weltsysteme weit außerhalb unseres Milch straßensystems. Eine ganz ausführliche und zu­verlässige Untersuchung über dieses Problem ist kürzlich von dem schwedischen Astronomen Knut Lundmark veröffentlicht worden, der auf verschiedenen Wegen übereinstimmende Werte für die Entfernung einiger der größten INID lichtstärksten Rebel gefunden hat. Sie übertres­fen weit die Ausmaße unseres eigenen Welt­systems Die Entfernung des schon dem bloßen Auge als verivaschener led sichtbaren Spiral­nebels in der Andromeda z. B. schätzt Lund­mark auf eine bis anderthalb Millionen Licht­jahre( su je etwa 18 Millionen Kilometer). Gin Nebel im Triangel hat ungefähr den gleichen Abstand, ein drittes, fugelförmiges, teleskopi­iches Objekt ist 8 Millionen Lichtjahre von uns entfernt. Den Rekord hält aber ein bekannter Rebel in der Jungfrau, der wegen des eigen tümlichen dunklen Randes, der ihn umgibt, und der uns einen Teil des spiralförmigen Kernes verbirgt, oft abgebildet wird. Lundmark beträgt die Entfernung dieses Nebels von uns nicht weniger als 56 Millionen Licht­jahre, der Durchmesser des Rebels 100.000 Lichtjahre, und seine Gesamtntasse ist dreißig­

Nach

einer Vielzahl milliardenmal so groß wie die Connenmasse.

fen, Spiralnebel und Rebelflecke zum Sy stem der Milchstraße gehören, oder ob es in den Tiefen des Weltraums noch mehrere sol cher Milchstraßensystemte gibt. In den letzten Jahren ist man aber zu der Ueberzeugung ge fommen, daß die zweite Auffassung zu Recht besteht. Unser Milchstraßensystem bildet nach dieser Auffassung nur eine feine Injel in einer Unendlichkeit gleichartiger Weltsysteme. So hat der Gedanke des Astronomen Lambert recht behalten, der schon 1760 das Bild eines unendlichen Universums mit von Milchstraßen " entwarf, die sich zu einem System höherer Ordnung vereinigen, das mit anderen gleichen Systemen wieder ein Sy stem dritter Ordnung bildet und so fort. Die Aufgabe war nun, diese fremden Welten zu entdecken. Den älteren Aſtronomen mit ihren primitiven Instrumenten war das nicht mög­lich; denn nur durch die stärksten, vollkommen­sten Instrumente und subtilsten Rechnungs­und Beobachtungsmethoden läßt sich entschei­den, ob ein Nebelfleck in Milchstraßen Entfer­nung steht oder weit außerhalb dieses Sy­stems seine unendlichen Kreise zieht. Uumittel­Dem deutschen Kaijer Joseph II. , dem bare Beobachtung mit Fernrohr und Spektral

zu solchen unsaßbaren Entfernungen war die astronomische Forschung bisher nicht einmal annähernd gekommen; eine Distanz von etwa 700.000 Lichtjahren galt noch vor kurzem als die äußerste Grenze, bis zu der die Forschung den unendlichen Weltenraum visuell und rech­nerisch zu durchdringen vermochte.

Die Größenverhältnisse dieser fremden Welt stimmen aber nach der Schäßung Lund­marts mit der unseres eigenen System, eben dem unserer Milchstraße, überein. Und auch die Entfernung entspricht den Forderungen, die der Mathematiker Charlier im Anschluß an die Hypothese von Lambert aufgestellt hat.