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und mit unglaublicher Geschwindigkeit. Nichts fann ihn töten. Eine derartige Pflanze braucht feine Empfehlung mehr.
Ich schreibe hier feinen Prospekt, ich selber habe nicht eine einzige Pflanze zu verfaufen, seit vielen Jahren nicht. Ich wollte nur erzählen, welch ein erstaunliches Experiment es war und wie reich es sich für mich gelohnt hat, durch neue Erkenntnis und unendliches Interesse, von allem anderen ab
begann sie innerhalb von zehn Tagen wieder zu wachsen. Ich legie das Blatt einer Raftee auf ein Bord, das vier Fuß über dem Boden stand, und entdeckte eines Tages, daß dies Blatt neue Blätter trieb und daß Wurzeln sich an der Wand entlang tasteten zu der Erde, die so weit entfernt war. Wiffen Sie, man fann nicht sechzehn Jahre lang jich intensiv mit einer Pflanze, ihrer Geschichte und den intimen Details ihres Lebens beschäftigen, ohne eine gewisse Bewunderung gesehen. für sie zu gewinnen, selbst dann, wenn man schönheit an den Börsenplägen. sich mit Vergrößerungsglas und Pinzette tagtäglich achtzig bis neunzig fpipe Nadeln aus der Haut ziehen muß.
Man hat anfangs gesagt, daß mein neuer, stachelloſer Rafints praktisch nutzlos fei, aber dieses Gerede ging mir zum einen Ohr herein und zum andern wieder heraus. Ich habe ihn nur hervorgebracht und es ist mir gleich, was die Menschheit damit anfängt und wie sie ihn am besten nußbar macht.
Er fann auf Hunderttausenden von Heft aven wachsen, die jetzt Wüste sind, bei einem Minimum an Pflege und Sorgfalt; er besteht zu mehr als neunzig Prozent aus Was fer, Zucker und wertvollen mineralischen Bestandteilen. Er bringt Mengen von ein hundertfünfzig bis dreihundert Tonnen auf dem Acker hervor und nach fünf bis sechs Jahren ein Drittel dieses Gewichts an Früchten, die nahrhaft und wohlschmeckend sind, sund er vermehrt sich durch Teilung unendlich
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Der junge Bergmann.
Er geht den gleichen Weg wie- seine Väter, So eingebogen ist sein junger Gang. Er ähnelt einem hoffnungslosen Beter, Nichts ist in ihm von Freude und Gesang. Dumpf brüllt der Berg nach seinen jungen Schritten.
Die Essen schleudern Rauch. Sie glühen rot. Er ist durch alles nur hindurchgeschritten. Er weiß den Weg. Er weiß auch das Gebot. Pun hebt er schon in seinen dünnen Händen Die schwere Schaufel, wächsern, heiß und nackt. Er weiß, dies dunkle Leben wird nicht enden, Und wiegt und hebt sich doch in seinem Takt.
Das Menschenpferd.
Von allen meinen Werken sind die Blu men, die ich geschaffen habe, vielleicht das unwichtigste, weil sie zum materiellen Wohl der Welt am wenigsten beigetragen haben. Aber wieder und wieder habe ich gesagt, daß das Streben nach Schönheit und das Bedürfnis nach Dingen, die graziös und lieblich sind, ebenso lebenswichtig ist wie das tägliche Brot.
blicben oder als ein Sonderling betrachtet worden, den man belächelt, wenn ich nicht meine Lehre auch bewiesen hätte.
Philosophie des Gärtners.
Was ist denn das Uebel in der Welt? Nicht Kommerzialismus, Kinos, Krieg, senfationslisterne Zeitungen, unsittliche Litera tur, kurze Röcke, Alkohol und Jazz. Es ist der Geist und die Tendenz, in denen die Menschen befangen sind. Das was wir für unser Gewicht; und wenn ein Automobil, ein Ich und die Welt zu erringen trachten, hat Grammophon und ein Fußball- Abonnement alles sind, wonach wir streben, dann wird das auch alles sein, was wir bekommen, und unser Beitrag zu dem ganzen Lebens- Unters nehmen wird so nichtig sein, als ob wir Hottentotten wären. Der gegenwärtige Stand der Zivilisation fommt nicht aus der Länge der Zeit, während der wir Religionen oder Erziehung, Wissenschaft oder Ideale gehabt haben. Die Zivilisation von heute ist das Ergebnis des Gebrauches, den wir von diesen Faktoren gemacht haben.
Es ivar mir sehr interessant zu beobach ten, daß Schönheit" nunmehr endgültig als ein Wert an den Börsenplätzen der Welt eingeführt ist. Lange, bevor das allgemein ver- Ich glaube an die Unsterblichkeit des wirklicht war, habe ich die Doktrin der Schön- Einflusses. Einfluß ist das Recht, mit heit gepredigt und habe gesagt, daß sie für die dem wir geboren werden, und unsere GrabMenschheit ebenso notwendig sei wie die Erschrift. Er fann uns ephemer und ohne Folhaltung der Art, auch wenn diese Notwendig gen lassen und er ist instande, unen feit nicht so stark und lebendig empfunden Namen vorwärts zu tragen durch die Jahrwürde. Sechzig Jahre habe ich so gesprochen hunderte. und wäre ein Prediger in der Wüste ge- Luther Burbank starb am 25. März 1926.
habe dich ja gemietet! Ich habe dich gemietet zur Arbeit, nicht aber für mehr. Für mich giltst du nicht als ein Mensch, sondern als ein Gaul, und ich will, daß dieses Geschäft für mich zum Vorteil sei. Denn um reich zu werden, wie ich will, brauche ich deine Armut. Deine Gefühle, deine Wünsche, Neigungen und Befähigungen gehen mich nichts an. Was geht es mich denn ant, ob etwa mein Pferd beschaulich nachdenken oder fröhlich auf grünen Wiesen springen will? Ich spanne es gleichviel bei alledem vor den Wagen. Denn zum Ziehen ist es da. Und so auch sollst du dasein zum Arbeiten. Zehn Stunden für mich, acht Stunden für den Schlaf, drei Stunden für Wege, Essen und lala der Rest sei dein. Es sind drei Stunden; abends von 8 bis 11 Uhr. Viel zu viel für dich Roß! do
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Mit Ambrosio ging es zu Ende. Schwer schnaufend lag er im Bett. Am Nachmittag war der Arzt noch einmal gekommen. Aber da war ja wohl nichts mehr zu machen. Gina schlich wie eine Kake lautlos um ihn herum. Er tat, als bemerkte er sie nicht. Aber unter den halbgeschlossenen Lidern hervor verfolgte er jeden ihrer Schritte. In aller Oeffentlichkeit ließ fie ihn verreden. Sie nahm sich nicht einmal Mühe, die Türe nach dem Gastzimmer zu schließen, wo das mechanische Klavier den Tripolismarsch und die Giovinezza stampfte.„ Giovinezza", auch er, Ambrosio, war einmal jung gewesen, so jung wie es Gina noch jetzt war. Aber mit fünfzig Jahren nach dem Ratschluß der Heiligen schon zum alten Eisen geworfen zu werden, hatte er, Ambrosio Bazzi, Wirt zur Osteria Valetta, ein so klägliches Ende verdient?
Von Felix Riemkasten . Wenn ich sechs Hengste kaufen kann, Sind thre Kräfte dann nicht meine, Ich renne hin und bin ein rechter Mann, Als hätt' ich vierundzwanzig Beine." Ich kann mir ein Pferd kaufen und dieses Pferd für mich arbeiten laffen. Gibt es nichts zu tun, so stelle ich es in den Stall. Im übrigen bekommt es sein Futter. Nicht aber kann ich mir einen Menschen kaufen, auf daß er für mich arbeite gegen Stall und Futter. Denn ein Mensch ist kein Pferd. Er verkauft niemals sich selbst, sondern immer nur einen Teil seiner Arbeitskraft. Es wäre gemein von mir, einen hungrigen Menschen zu mieten und ihm zu fagen: Da ich dir zu essen gebe, sollst du mein Gina holte alle Augenblicke ein Viertel oder Arbeitsgaul sein. Sei froh, daß du einen misti- einen Halben Nostrano, Barbera oder Dolce. gen Stall und ein hinlängliches Futter hast. Draußen auf der Boccabahn sprangen die Holz Solltest du ettva Wünsche haben noch hierüber kugeln. Auf dem Steinfußboden des Wirtsbinans, so ist bles unverschämt, denn sieher ziurmers schleiften zwei tragenlose Jünglinge
einen Tanz von fragwürdiger Eleganz zu den Taften glorreicher italienischer Kolnialmärsche. Hin und wieder warfen sie einen Blick in das halbverdunkelte Zimmer, wo Ambrosio wie ein bissiger Stöter sich um einen blutigen Knochen, sich mit dem Tod um ein bißchen Leben herumbiß. Es war schon spät. Die lette Partie Bocca wurde angesagt. Die beiden Tänzer verschwanden.
Endlich war fein Gast mehr im Hause. Gina drehte die Lichter über der Boccabahn aus. Dann machte sie Kasse. An den sterbenden Mann in der Kammer dachte sie nur flüchtig. Die letzte Delung hatte er schon am Spätnachmittag erhalten. Ihm konnte nichts mehr pasfieren. Mit allzugroßem Bedauern sah sie ihn nicht scheiden. Er war fast doppelt so alt wie fie. Sie hatte ihn nur des Geldes wegen genommen. Das wußte er. Aber sie war ihm nichts schuldig geblieben.
Als sie abgerechnet hatte und gerade das Licht ausdrehen wollte, hörte sie in der Kammer ein Geräusch, ein tiefes, schredliches Röcheln, einen zischenden Seufzer, dann war alles still. Sie trat in die Kammer. Antbrosio lag steif und stumm da. Bei seinem Anblid tam eine große Ruhe über sie, aus der erst ein Gefühl der Frende stieg, das plöglich in einen Jubelschrei ausbrach: Er ist tot! Er ist tot! Ich bin erlöst! Ich bin frei! Sie lief in den Gastraum zurück und warf zehn Centesimi in das mechanische Klavier: Giovinezza! begann es zu jauchzen, und Giovinezza! Giovinezza!" jauchzie auch Gina und drehte sich tauzend im Kreise. Immer wenn sie an dem großen Spiegel vorbeikam, der in einer Ecke stand, warf sie sich eine Kußhand zu.
Als sie zum fünften Male sich vor dem Spiegel drehte, weiteten sich ihre Augen vor Entseßen. Sie blieb angewurzelt stehen und sah im Spiegel, wie in der Totenkammer der Tote sich erhob und mit steifer, feierlicher Geste auf sie zuschritt. Sie wollte um Hilfe schreien. Aber fie fonnte keinen Laut von sich geben. Das